Ich fliege nicht gerne
Fliegen ist nervig. Es fühlt sich lahm an, wenn man drin sitzt, es ist im Zubringer lahm, man muss früh aufstehen und sitzt neben Menschen, die man sich nicht herausgesucht hat. Auf meinem ersten Rückflug von Düsseldorf litt ich auch noch unter einem verdorbenen Kartoffelgratin. Seitdem mache ich Gratin nur noch selbst, und ich habe es nicht mehr mit dem Fliegen. Dass ich nun auch noch eine irische Luftfahrtgesellschaft nehmen musste, ist nichts, was meine Laune heben würde. Bei El Al bin ich immer versucht zu fragen, ob sie auch trejfes Essen haben. Bei den Iren werde ich mein Notkondom daheim lassen, sonst blase ich es bei den katholischen Ayathollas noch auf.
Abgesehen davon: Fliegen hat so absolut nichts vornehmes mehr. Schon bei der Buchung kommt man sich vor, als würde man ein Bild-Abo abschliessen. Es ist gar nicht klug, nebenbei Bilder von der fahrt durch die Toskana anzuschauen, und der Umstand, dass man sich damit wenigestens Regionen nördlich des Mains erspart, hilft auch nicht wirklich weiter. Man ahnt: Das ganze hat eine tiefere Bedeutung, sonst würde ich es einfach nicht tun, und schon gar nicht mit dem Ziel in einem Land, das kulinarisch so ansprechend wie Kacheln aus dem Kühlwasserbecken von Sellafield ist. Aber die Formalitäten sind geklärt, das Geld grösstenteils überwiesen, es gibt eine Kurzzeitversicherung und mein Gefühl, dass mich die alte Dame, die ich abhole, nicht hängen lassen wird. Es ist auch ein gutes Zeichen, wenn man einen Monat nach der inneren Entscheidung, die quasi Liebe auf den ersten Blick war, nichts gefunden hat, was einem besser gefallen würde. Ich bin ansonsten reaktionär genug, jetzt eben mal wieder eine Runde jugendlicher Leichtsinn. ich glaube, ich habe keinen Fehler ausgelassen, es wird schon gut gehen.
Was sehr erstaunlich ist: Ich rechne nicht um. Ich sage mir nicht wie in vielen anderen Dingen, was ich sonst dafür bekommen hätte: Biedermeiertische, Silberkannen, Supraporten, Edo-Emaille, ein paar Dutzend Bücher der Jesuiten und ihrer Feinde. Ich sage mir: Das ist eine langfristige Sache, ich will das auch noch in 30, 40 Jahren haben. Der Verkäufer trennt sich davon, weil er wie schon der Erstbesitzer zu alt dafür ist. Um hier mitzuspielen, braucht man unter 20 Jahren gar nicht erst anzufangen. Es wird ein lahmer Flugauftakt zu einem langen Besitzverhältnis.
Meine Frau Mama liegt mir übrigens schon länger in den Ohren, ich sollte mir endlich mal ein neues Auto kaufen, ein normales Auto mit vier Türen und ordentlichem Kofferraum und einem richtigen Dach. Nur neu ist es nicht, aber man kann nicht alles haben. Und wenn demnächst der Euro gegen das Pfund abstürzt und die Preise durch andere deutsche Käufer wieder steigen, steht man nur da und denkt sich: Hätte ich doch damals. Es gibt wenige klügere Gedanken zur eigenen Dummheit.
Abgesehen davon: Fliegen hat so absolut nichts vornehmes mehr. Schon bei der Buchung kommt man sich vor, als würde man ein Bild-Abo abschliessen. Es ist gar nicht klug, nebenbei Bilder von der fahrt durch die Toskana anzuschauen, und der Umstand, dass man sich damit wenigestens Regionen nördlich des Mains erspart, hilft auch nicht wirklich weiter. Man ahnt: Das ganze hat eine tiefere Bedeutung, sonst würde ich es einfach nicht tun, und schon gar nicht mit dem Ziel in einem Land, das kulinarisch so ansprechend wie Kacheln aus dem Kühlwasserbecken von Sellafield ist. Aber die Formalitäten sind geklärt, das Geld grösstenteils überwiesen, es gibt eine Kurzzeitversicherung und mein Gefühl, dass mich die alte Dame, die ich abhole, nicht hängen lassen wird. Es ist auch ein gutes Zeichen, wenn man einen Monat nach der inneren Entscheidung, die quasi Liebe auf den ersten Blick war, nichts gefunden hat, was einem besser gefallen würde. Ich bin ansonsten reaktionär genug, jetzt eben mal wieder eine Runde jugendlicher Leichtsinn. ich glaube, ich habe keinen Fehler ausgelassen, es wird schon gut gehen.
Was sehr erstaunlich ist: Ich rechne nicht um. Ich sage mir nicht wie in vielen anderen Dingen, was ich sonst dafür bekommen hätte: Biedermeiertische, Silberkannen, Supraporten, Edo-Emaille, ein paar Dutzend Bücher der Jesuiten und ihrer Feinde. Ich sage mir: Das ist eine langfristige Sache, ich will das auch noch in 30, 40 Jahren haben. Der Verkäufer trennt sich davon, weil er wie schon der Erstbesitzer zu alt dafür ist. Um hier mitzuspielen, braucht man unter 20 Jahren gar nicht erst anzufangen. Es wird ein lahmer Flugauftakt zu einem langen Besitzverhältnis.
Meine Frau Mama liegt mir übrigens schon länger in den Ohren, ich sollte mir endlich mal ein neues Auto kaufen, ein normales Auto mit vier Türen und ordentlichem Kofferraum und einem richtigen Dach. Nur neu ist es nicht, aber man kann nicht alles haben. Und wenn demnächst der Euro gegen das Pfund abstürzt und die Preise durch andere deutsche Käufer wieder steigen, steht man nur da und denkt sich: Hätte ich doch damals. Es gibt wenige klügere Gedanken zur eigenen Dummheit.
donalphons, 04:14h
Sonntag, 26. April 2009, 04:14, von donalphons |
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der gaertner,
Sonntag, 26. April 2009, 12:10
Rauhfaser oder was?
Sehr geehrter Don, meine Frau meinte beim Anblick der kahlen Wände Ihres Domizils, dort wo Sie den Engel hingenagelt haben, dass weisse Wände irgendwie nicht zu Ihnen passen. Manchmal mag ja eine goldene Umrandung auf weissem Grund ausreichen, aber Ihnen fehlt eine Stoffbespannung oder zumindest Tapeten zum Glücklichsein. Glauben Sie mir! Da Sie ja jetzt in England sind: ich empfehle Ihnen Farrow&Ball zum Beispiel "Bumble bee" z.B. no 531 tomatenroter Grund mit goldener Biene oder den "Brockhamton Star" no 506 eierschalener Grund mit goldenem Brockhampton Stern. Zoffany hat auch sehr schöne Muster. Besser im Musterkatalog besichtigen als im Internet, der Farben wegen. Auf dem Kontinent kosten die Tapetenrollen derzeit fast doppelt so viel wie in England. Also, wir empfehlen mutiges zugreifen! Ihre Silberkännchen und arangierten Teegedecke wirkten vor solch Hintergrund doppelt entzückend. Sie hätten noch viel mehr Freude!
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 12:15
Ich darf bemerken: Das ist der einzige partiell weisse Raum, den nich habe, und das ist auch mal ganz angenehm. Der Rest ist eher bunt, um es vorsichtig zu sagen, inclusive eines kirschyogurthpinken Empfangsraums. Danach erscheint weiss wieder sehr extravagant. Ausserdem ist es das Sommerzimmer, da mag ich kühle Farben. (Der Sockel ist übrigens grün, und die Decke teilweise hellblau)
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arboretum,
Sonntag, 26. April 2009, 12:55
Guten Flug und eine pannenfreie, vergnügliche Heimreise!
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 19:15
Vielen Dank, aber der spannende Teil zur Mille Miglia nach Rom und wieder zurück durch die Alpen kommt erst noch. Das wird erst mal nur der Spaziergang.
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mark793,
Sonntag, 26. April 2009, 14:34
Meine Frau Mama liegt mir übrigens schon länger in den Ohren, ich sollte mir endlich mal ein neues Auto kaufen, ein normales Auto mit vier Türen und ordentlichem Kofferraum und einem richtigen Dach.
Ganz uneigennützig-selbstlos scheint mir dieser Rat nicht zu sein. Im Subtext höre ich da etwas heraus wie : "Dann musst Du nicht immer meinen Wagen bemühen, wenns um sperrige Güter geht, die nicht in die Barchetta passen."
Ich fliege übrigens auch nicht gerne (zumindest mit Verkehrsmaschinen). Von den drei Flügen in meinem Leben waren zwei beruflich und nur einer zum Privatvergnügen. Ach ja, das war auch England (London). Ganz so wertvoll-elitär wie Dein Sunbeam ist mein Mitbringsel nicht. Aber den schwarzen Ledermantel vom Camden Lock Market halte ich immer noch in Ehren. Inzwischen passe ich ja auch besser rein als vor 15 Jahren...
Ich drück die Daumen, dass alles glatt geht.
Ganz uneigennützig-selbstlos scheint mir dieser Rat nicht zu sein. Im Subtext höre ich da etwas heraus wie : "Dann musst Du nicht immer meinen Wagen bemühen, wenns um sperrige Güter geht, die nicht in die Barchetta passen."
Ich fliege übrigens auch nicht gerne (zumindest mit Verkehrsmaschinen). Von den drei Flügen in meinem Leben waren zwei beruflich und nur einer zum Privatvergnügen. Ach ja, das war auch England (London). Ganz so wertvoll-elitär wie Dein Sunbeam ist mein Mitbringsel nicht. Aber den schwarzen Ledermantel vom Camden Lock Market halte ich immer noch in Ehren. Inzwischen passe ich ja auch besser rein als vor 15 Jahren...
Ich drück die Daumen, dass alles glatt geht.
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 19:17
Ich habe bisher noch alles auf dem Gepcäträger oder dem Beifahrersitz untergebracht. Es war nicht immer einfach, aber es ging, und ich hatte nachher was zu erzählen.
Danke, wird schon werden. Wie gesagt: Mein Bauch täuscht mich selten.
Danke, wird schon werden. Wie gesagt: Mein Bauch täuscht mich selten.
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stuck-und-dielen,
Sonntag, 26. April 2009, 15:30
1/2 OT: Fragen an den Kannen-Kenner
Hallo, Don. Was bedeutet es, wenn bei einer Kanne der Griff nicht aus Bakelit, sondern aus Geflecht besteht? Hinweis auf den Entstehungszeitraum?
Laut Stempel ist die Kanne von der Berliner Metallwarenfabrik Jürst & Co. Es ist eine Kaffeekanne und ich denke, sie ist nicht aus Silber, sondern aus Neusilber. Flohmarktkauf für 20 Euro...
Wie reinigst Du so alte Kannen von innen? Speziell im Bereich der Tülle?
Laut Stempel ist die Kanne von der Berliner Metallwarenfabrik Jürst & Co. Es ist eine Kaffeekanne und ich denke, sie ist nicht aus Silber, sondern aus Neusilber. Flohmarktkauf für 20 Euro...
Wie reinigst Du so alte Kannen von innen? Speziell im Bereich der Tülle?
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 19:19
Neusilber ist eigentlich seit 1945 aus der Mode, und die mit Geflecht bezeichnet man gerne als Picnic- oder Reisekannen. Vermutlich, weil es eher zum Essen in der Natur passt. Die Hochzeit hatten die Griffe in den 20er Jahren, als der Import von Edelhölzern für Griffe teuer war, und Kunststoffe noch zu anfällig waren.
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anderl,
Sonntag, 26. April 2009, 22:05
Seinerzeit gab es doch aber bereits Bakelit, das man für Griffe verwenden konnte. Ich habe Teeglashalter mit Bakelitgriffen und auch Eierbecher aus Bakelit, die haben die Jahrzehnte ohne Probleme überdauert.
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fdinks,
Sonntag, 26. April 2009, 16:16
Immerhin: der Kontrast ist schön.
Der Flug mit den Iren ist in der Tat eine große Zumutung: die Website, die blinkt und einen drängt, noch zwei, drei Autos dazu zu mieten oder doch zumindest Optionen, die nichts bringen, aber Geld kosten, bietet eine gute Aussicht auf die Dinge, da da kommen. Die Preise spucken auf die Umwelt, was darin resultiert, dass die Mitarbeiter vergleichsweise miserabel bezahlt werden. Sie tragen jedenfalls meiner Erfahrung nach nicht sehr häufig irische Namen.
Abgefertigt wird man dann an irgendeinem Lokalflughafen, der nur von Billigfliegern frequentiert wird und auch dementsprechend tot aussieht. Nichts mehr von dieser Stimmung oszillierend zwischen Ruhe und Gehetztheit, die einen sonst an einem Flughafen umgibt, wenn man ein wenig romantisch-verklärt danach sucht.
Ich bin zweimal mit dieser Linie geflogen. Nicht nur, dass die Farben, das schreiende Gelb, eine Beleidigung ist. Die gesamte Maschine ist mit Werbung geflastert. Und die Sitze wirken klebrig, ekelerregend. Es ist fast so als säße man wieder auf der Schulbank, so abgenutzt und schmierig fühlt sich alles an.
Und die Mitfliegenden? Sie sind wohl das, was einem am ehesten Würgen lässt. Viel zu oft jene bwl-artigen Menschen, die für ein Wochenende mal eben rüber dschätten und sich die ganze Zeit für diese tolle Idee selbst beglückwünschen. Natürlich in einem geschundenen Deutsch.
Während man versucht das ganze zu überhören und übersehen, wird jedenfalls de auditive Nerv auf eine abermalige Probe gestellt. Es plärrt die gesamte Zeit Werbung für Lotteriescheine, nebenbei werden einem marktschreierisch Prospekte angedreht. Immerhin als ich im Januar das letzte Mal mit den Iren flog, wurden die Preise Pfund und Euro 1:1 angegeben.
Nein, ich werde nicht mehr mit diesen Teufeln in blau-gelb (!) fliegen. Da zahle ich mit Vergnügen ein Vielfaches und habe zumindest die Hoffnung, dass ich in meinem Flug nicht jene Fratzen finde.
Abgefertigt wird man dann an irgendeinem Lokalflughafen, der nur von Billigfliegern frequentiert wird und auch dementsprechend tot aussieht. Nichts mehr von dieser Stimmung oszillierend zwischen Ruhe und Gehetztheit, die einen sonst an einem Flughafen umgibt, wenn man ein wenig romantisch-verklärt danach sucht.
Ich bin zweimal mit dieser Linie geflogen. Nicht nur, dass die Farben, das schreiende Gelb, eine Beleidigung ist. Die gesamte Maschine ist mit Werbung geflastert. Und die Sitze wirken klebrig, ekelerregend. Es ist fast so als säße man wieder auf der Schulbank, so abgenutzt und schmierig fühlt sich alles an.
Und die Mitfliegenden? Sie sind wohl das, was einem am ehesten Würgen lässt. Viel zu oft jene bwl-artigen Menschen, die für ein Wochenende mal eben rüber dschätten und sich die ganze Zeit für diese tolle Idee selbst beglückwünschen. Natürlich in einem geschundenen Deutsch.
Während man versucht das ganze zu überhören und übersehen, wird jedenfalls de auditive Nerv auf eine abermalige Probe gestellt. Es plärrt die gesamte Zeit Werbung für Lotteriescheine, nebenbei werden einem marktschreierisch Prospekte angedreht. Immerhin als ich im Januar das letzte Mal mit den Iren flog, wurden die Preise Pfund und Euro 1:1 angegeben.
Nein, ich werde nicht mehr mit diesen Teufeln in blau-gelb (!) fliegen. Da zahle ich mit Vergnügen ein Vielfaches und habe zumindest die Hoffnung, dass ich in meinem Flug nicht jene Fratzen finde.
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 17:21
Oh, es ist natürlich nicht diese angesprochene eklige Menschenschinderfirma, sondern eine andere, die aber auch aus Irland kommt. Das Mietwagenblinken ist heute wohl üblich.
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 19:20
Ich werde ohnehin nichts anderes tun als
a) nervös Nägel kauen oder
b) den RAF-Marsch aus "Battle of Britain" vor mich hinsummen.
a) nervös Nägel kauen oder
b) den RAF-Marsch aus "Battle of Britain" vor mich hinsummen.
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 19:24
(Überlege mir sowieso, ob ich nicht eine Kennung und Roundels dran machen soll, und bei der Heimfahrt besoffene Lehrer mit Naziansichten im Sauerland und andere feige Schweine in den Asphalt rubble)
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anderl,
Sonntag, 26. April 2009, 17:15
Ich drücke die Daumen, dass mit dem neuen, alten Auto alles so schön kommt, wie es ausschaut. Leider hatte ich mich mal fürchterlich vertan mit einem Kauf in der Ferne. Lack sehr schön, Interieur auch, Verkäufer freundlich und hilfsbereit. So weit, so gut. Anschließend haben wir die Bodenbleche vorne links und rechts geschweißt. Dann die Achslenkeraufnahmen hinten. Dann einen Teil des Rahmens und die Schweller auf beiden Seiten. An diesme Punkt angelangt, wäre eine Komplettsanierung gescheiter gewesen. Ich wünsche aufrichtig, dass der Sunbeam mit solchen Überraschungen nicht aufwartet.
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donalphons,
Sonntag, 26. April 2009, 17:23
Interieur ist grauslig, Lack ist seit 54 Jahren der gleiche, insofern... ich denke, ich weiss in etwa, was mich erwartet. Und mit einem vollrestaurierten Klassiker nach Rom kann jeder Depp fahren. ich wollte explizit einen Wagen mit Patina.
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egghat,
Sonntag, 26. April 2009, 23:11
Wie viele Teekannen wohl in den Kofferraum passen?
*daran* hat die Frau Mama bestimmt nur gedacht ...
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donalphons,
Montag, 27. April 2009, 01:22
Ich habe mal geschaut, was die in den Silver vaults so verlangen. Dann doch lieber noch einen Sunbeam Alpine Roadster.
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