So mag er fallen
Seit etwas mehr als einem Jahr gehe ich regelmässig in die Berge. Wenn ich am See bin, gehe ich eigentlich jeden Tag. Die Neureuth mit ihrem grandiosen Blick bis zu den Zentralalpen ist nur ein paar Minuten entfernt, und rauf und runter schaffe ich inzwischen trotz Heuschnupfen und Tabletten in weniger als 2 Stunden. Zu Beginn habe ich erheblich länger gebraucht, und war nachher tot. Heute ist das der Abendspaziergang. Ich gehe gern als Letzter hoch, dann habe ich den Berg für mich alleine
Gestern brauchte ich sogar etwas weniger als zwei Stunden, weil die klimatischen Bedingungen optimal waren, und ich ausserdem etwas verspätet am Fuss des Berges angelangte. Also rannte ich in einer Stunde und sechs Minuten hoch. Runter ging ich dann beschwingt und locker, bis ich ausrutschte. Es ist unvermeidlich, dass man sich mal gscheid hilegt, und es hat länger als ein Jahr gedauert, und obendrein war es an einer läppischen Stelle - am Leonhardstein, auf dem Wintersteig zum Hirschberg oder im Felsen des Riedersteins wäre es weniger spassig geworden. Obendrein hat es mit einem Jahr wirklich lang gedauert, andere sind da längst erfroren, abgestürzt oder mit Beinbruch im Krankenhaus. Bei mir ist es nur das Knie und eine Sehne am Rücken; nichts, was mich aufgehalten hätte, trotzdem nach zwei Stunden wieder unten zu sein. Und die blutverschmierte Hose sieht dramatischer aus, als es war.
Trotzdem war mein erster Gedanke -oh weh, wenn jetzt was passiert ist, kann ich nicht Autofahren. Ich dachte an die schwergängigen Gaspedale und die LKW-Bremsen meines Altneuwagens, den ich übermorgen abholen und 700 Kilometer weit fahren muss, an Blattfedern und eine Lenkung, die noch einen ganzen Mann und nicht nur einen halben Krüppel braucht. Aber es geht schon wieder.
Vermutlich, sah ich dann daheim, war das Schicksal mit mir so gnädig, weil es für den Tag schon genug Unheil am See angerichtet hat. Die Schockermeldung des Tages kommt aus London und betrifft das berühmte Gebäude "The Gherkin". Kurzversion: 9000 Anlegern der Deutschen und Dresdner Bank "gehört" die Hälfte dieses Wahrzeichens des letzten Booms, und mit ihren ungefähr 200 Millionen Euro hat man einen Kredit mit 250 Millionen aufgenommen, um die Hälfte des Turms zu kaufen. Das Eigenkapital war in Pfund, und der Kredit in Schweizer Franken. Ein Carry Trade. Nun wurde das Gebäude neu - und erheblich niedriger bewertet, und mit dem Aufstieg des Schweizer Frankens stiegen auch die Schulden. Anders gesagt: Das Eigenkapital ist weg, mehr als weg, Dividenden gibt es nicht mehr, und wenn noch weitere Probleme auftauchen, wird man auch über Nachschusspflicht reden müssen. Vermögen verschwunden, Schulden immer noch da. Man sollte mal ein Wort mit seinem Anlageberater reden. Und hoffen, dass man das Projekt nicht selbst geleveraged hat, wie das bei den Ostimmobilien noch üblich war.
Das sind genau die Immobilienanlagen, von denen ich immer abraten würde. Auch die feinste Adresse kann zu teuer gekauft werden. Auch die beste Lage bringt nichts, wenn es zu viel Büroraum gibt. Und wenn man mit Carry Trades ganze osteuropäische Länder ruinieren kann, braucht man sich auch als Investor unten am See nicht wundern, wenn man den Gegenwert von durchscnittlich zwei 911ern erst mal abschreiben kann. Do legst di hi, mei liaba.
Gestern brauchte ich sogar etwas weniger als zwei Stunden, weil die klimatischen Bedingungen optimal waren, und ich ausserdem etwas verspätet am Fuss des Berges angelangte. Also rannte ich in einer Stunde und sechs Minuten hoch. Runter ging ich dann beschwingt und locker, bis ich ausrutschte. Es ist unvermeidlich, dass man sich mal gscheid hilegt, und es hat länger als ein Jahr gedauert, und obendrein war es an einer läppischen Stelle - am Leonhardstein, auf dem Wintersteig zum Hirschberg oder im Felsen des Riedersteins wäre es weniger spassig geworden. Obendrein hat es mit einem Jahr wirklich lang gedauert, andere sind da längst erfroren, abgestürzt oder mit Beinbruch im Krankenhaus. Bei mir ist es nur das Knie und eine Sehne am Rücken; nichts, was mich aufgehalten hätte, trotzdem nach zwei Stunden wieder unten zu sein. Und die blutverschmierte Hose sieht dramatischer aus, als es war.
Trotzdem war mein erster Gedanke -oh weh, wenn jetzt was passiert ist, kann ich nicht Autofahren. Ich dachte an die schwergängigen Gaspedale und die LKW-Bremsen meines Altneuwagens, den ich übermorgen abholen und 700 Kilometer weit fahren muss, an Blattfedern und eine Lenkung, die noch einen ganzen Mann und nicht nur einen halben Krüppel braucht. Aber es geht schon wieder.
Vermutlich, sah ich dann daheim, war das Schicksal mit mir so gnädig, weil es für den Tag schon genug Unheil am See angerichtet hat. Die Schockermeldung des Tages kommt aus London und betrifft das berühmte Gebäude "The Gherkin". Kurzversion: 9000 Anlegern der Deutschen und Dresdner Bank "gehört" die Hälfte dieses Wahrzeichens des letzten Booms, und mit ihren ungefähr 200 Millionen Euro hat man einen Kredit mit 250 Millionen aufgenommen, um die Hälfte des Turms zu kaufen. Das Eigenkapital war in Pfund, und der Kredit in Schweizer Franken. Ein Carry Trade. Nun wurde das Gebäude neu - und erheblich niedriger bewertet, und mit dem Aufstieg des Schweizer Frankens stiegen auch die Schulden. Anders gesagt: Das Eigenkapital ist weg, mehr als weg, Dividenden gibt es nicht mehr, und wenn noch weitere Probleme auftauchen, wird man auch über Nachschusspflicht reden müssen. Vermögen verschwunden, Schulden immer noch da. Man sollte mal ein Wort mit seinem Anlageberater reden. Und hoffen, dass man das Projekt nicht selbst geleveraged hat, wie das bei den Ostimmobilien noch üblich war.
Das sind genau die Immobilienanlagen, von denen ich immer abraten würde. Auch die feinste Adresse kann zu teuer gekauft werden. Auch die beste Lage bringt nichts, wenn es zu viel Büroraum gibt. Und wenn man mit Carry Trades ganze osteuropäische Länder ruinieren kann, braucht man sich auch als Investor unten am See nicht wundern, wenn man den Gegenwert von durchscnittlich zwei 911ern erst mal abschreiben kann. Do legst di hi, mei liaba.
donalphons, 01:46h
Dienstag, 28. April 2009, 01:46, von donalphons |
|comment
egghat,
Dienstag, 28. April 2009, 13:49
Haben die Briten doch clever gemacht!
Deutsche Anleger haben den Briten jetzt ein tolles Gebäude finanziert ... Und die Briten müssen *diesen einen* Verlust mal nicht selber tragen ...
OK, ich finde nicht, dass es ein tolles Gebäude ist, aber die Geschmäcker sind halt verschieden ...
OK, ich finde nicht, dass es ein tolles Gebäude ist, aber die Geschmäcker sind halt verschieden ...
... link
donalphons,
Dienstag, 28. April 2009, 14:11
Das Gebäude wurde ja überall sehr beworben. Und in dem englischen Immobilienmarkt steckt noch sehr viel mehr stupid German Money über einen irischen Umweg.
Aber sowas ist natürlich keine Nachricht, wenn die DeuBa 1,2 Milliarden Gewinn macht...
Aber sowas ist natürlich keine Nachricht, wenn die DeuBa 1,2 Milliarden Gewinn macht...
... link
... comment
matsch,
Mittwoch, 29. April 2009, 01:15
Das mit dem 'Rennen' ist jetzt aber ein wenig geschwindelt. Trotzdem: 500 Höhenmeter in einer Stunde sind beachtlich, zumal der gut dokumentierte Tortenverzehr seinen Tribut fordern dürfte
... link
... comment