18%

Meine Heimatstadt liegt in einem Flussbecken, flach wie Brandenburg und nur begrenzt das, was man landschaftlich reizvoll nennt. Auf der anderen Seite der Donau war bin zum 18. Jahrhundert ein enormes Sumpfgebiet, und die Architektur, die durch leistungsfähige Industrie geprägt ist, macht es auch nicht schöner. Zum Glück ist die Stadt recht kompakt. In München musste ich mich eine halbe Stunde durch die Stadt schlagen, um in Richtung Berge radeln zu können. An der Donau sind es 5 Minuten.



Letztes Jahr bin ich fast jeden Abend am See auf den Berg marschiert, aber dieses Jahr halten mich die Verpflichtungen hier. Hier kann man nicht einfach auf Berge gehen. Aber man kann in den Jura radeln. Als ob ich es geahnt hätte, habe ich im späten Winter meinen Fuhrpark für nachgerade lächerliche Preise aktualisiert, oder besser gesagt, nicht mehr ganz so enorm alte Räder hinzugefügt, die so einigermassen auf dem Stand der Technik sind. Ich frage mich in Radgeschäften der XXL-Kategorie immer, wer denn all die Tausende von Rädern kauft, die dort ausgestellt sind; es sind wohl diejenigen, die tatsächlich ihre Räder alle 3, 4 Jahre austauschen und die alten Exemplare verkaufen, egal wie gut sie noch sind. Das schafft ein Überangebot an guten Alträdern zu lachhaften Preisen, und nachdem das Müsing, angetan mit leichten Laufrädern, lang genug lockend im Gang wartete, ging es hinaus in die Hügel. Zu den neueren Kollegen.



In meiner Jugend galt es schon als ungewöhnlich, wenn jemand mehr als 3000 Mark für ein Rennrad bezahlte. Das waren dann schon Spitzenmaschinen. Heute kamen mir genug Leute entgegen, deren Untersätze in der 4000-Euro-Kategorie angesiedelt sind, mit Karbonrahmen, grazilen Laufrädern und auf weniger als 7 Kilo heruntergehungert. Überholt hat mich trotzdem keiner, und egal, wie neu das Material ist: Ein Anstieg ist immer noch ein Anstieg, und daran ändern auch meine neuen, extrem leichten Laufräder nichts. Man muss nicht weit fahren, dann kommen die ersten richtigen Anstiege. 6% am Reisberg, 10% hinter Böhmfeld hinunter und hinauf, 7% auf den Juraebenen, und dann mit 18% die Mauer von Schambach. 18% ist hart, egal ob nach oben oder unten.



Ich habe dabei nur wieder festgestellt, dass ich die Shimanoschalthebel nicht mag. Die Idee, mit den sicherheitsrelevanten Bremshebeln zu schalten, mag keine reale Gefährdung auslösen, aber es ist immer wieder unerfreulich, wenn man an den Bremsen zieht und der Hebel schwammig nach innen wegrutscht. Manchmal hakelt es beim Schalten, und auf den ersten 10 Kilometern verschalte ich mich dauernd. Bei Campagnolo ist es einfach besser gelöst, da sind die Hebel deutlich getrennt. Man braucht wenig Kraft, um sich zu verschalten und für die Korrektur, aber die reine Freude ist es nicht, dieses Shimanozeug. Dafür halten die offiziell nur bis 75 Kilo freigegebenen Räder locker mein etwas höheres Gewicht aus, auch beim Sturz hinunter zum Schambachtal.



Dort dann: Die ersten Bremsen. Stechfliegen. Viele davon.So hübsch es aussieht, so wenig kann man verweilen. Schlägt man eine tot, fliegt die nächste an. Und besonders viele sind an der Mauer mit ihren 18%. Nicht nur treten und keuchen, sondern auch wild um sich schlagen ist die Herausforderung an dieser Stelle. Und auch, wenn die 18% vorüber sind, bleiben immer noch 10% bis zur Jurahochebene. Man kann nicht einfach den Viechern davonfahren. Es ist ärgerlich, so ärgerlich wie die verflennten Nachrufde auf den von Beust, der nicht zur Unzeit, sondern zu spät zurückgetreten ist - eigentlich hätte es diese Person nie geben dürfen, man erinnert sich vielleicht an Richter Schill, den er sich ins Koalitionsbett holte. Oder seine unsäglicher Kulturchefin mit ihrer Bild-Biographie. Man sollte froh sein, dass der Mann endlich verschwindet. So wie die Bremsen, wenn man oben ankommt und es wieder laufen lassen kann.



Aber schön ist es trotzdem. Daheim dann gleich wieder Arbeit, Druck, dieses und jenes, um vier Uhr Nachts noch ein Einsatz, es wird noch eine Weile so bleiben, fürchte ich, und es ist nicht sicher, ob ich morgen wieder die zwei Stunden habe, um die 40 Kilometer in den Jura zu fahren.

Mittwoch, 21. Juli 2010, 01:46, von donalphons | |comment

 
18%
Da ist Ihnen was gelungen, was der FDP auf lange Jahre hin nicht mehr gelingen wird.

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18%
sephor, die bayerische SPD hat es fast geschafft; das nächste Mal wird sie sicher hinkommen !
Zum Glück !

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Der bayerische SPD-Chef geht genau deshalb jetzt auch auf Radltour, sogar mit rotem Hemd.

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Für den sehr schönen Radlbericht sei Ihnen auch die mittlerweile langweilige einseitige CDU/FDP Schelte verziehen.

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Gibt es jemanden, der momentan eigentlich nicht auf die Union schimpft?

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Schönes Rad. Und für alle Radfahrer gilt; Es ist viel billiger, selbst ein paar Kilo abzunehmen, als das Rad auf 7 Kilo abzuspecken.

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Naja, den Unterschied zwischen einem Tad mit 7 Kilo und einem mit 12 Kilo merkt man schon enorm deutlich, einfach, weil das Gewicht auf die beweglichen Massen wie Räder geht. Mountainbiker habe ich etliche gefressen.

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"Heute kamen mir genug Leute entgegen, deren Untersätze in der 4000-Euro-Kategorie angesiedelt sind, mit Karbonrahmen, grazilen Laufrädern und auf weniger als 7 Kilo heruntergehungert. Überholt hat mich trotzdem keiner,..."

Wie denn auch, wenn die Ihnen nur entgegen kamen...vielleicht fahren sie die Runde falsch herum ;)?

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Wahrscheinlich so:

Jour de fete

http://www.youtube.com/watch?v=0WWftEnFjYY&NR=1

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Herrlich. Ich liebe J. Tati!!!

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Ich darf vielleicht das hier nachtragen:

http://www.youtube.com/watch?v=a6TfJVxP590&feature=related

(ab 1:30 wird geradelt)

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Dann wäre natürlich auch das hier zu erwähnen:

http://www.youtube.com/watch?v=YfsJ8Ql3ixg

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Ach,
gerade jetzt muss ich so was lesen, wo ich dieser Tage kaum die eine Stunde für den kurzen Ritt um den Busch habe, weil zu den gedrängten Abgabeterminen vor dem Urlaub auch noch die Kindergartenferien kommen.

Was die kleinen Schwächen und Hakeligkeiten des Ultegra-Geraffels angeht, kann ich nicht widersprechen, es ist gewöhnungsbedürftig (ganz gleich ob man aus der Ergopower-Ecke oder der Rahmenschaltung kommt). Das gibt sich aber mit der Zeit. Ich habe mit dem Koga in den letzten Monaten rund 2000 Kilometer runtergestrampelt und fremdle kaum noch mit dem Spiel des Bremshebels.

Es wundert mich dann eher, wenn sich bei Sir Walter nichts tut. Angeblich gibt es von imModolo STIs zum Nachrüsten, die mit alten 6- und 7-fachcassetten von Shimano kompatibel sind. Das wäre ja mal eine Option. Oder hattest Du an einem Zeitfahrlenker nicht selber mal was improvisiert?

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Ich habe Propellerschalthebel von Suntour verbaut, als es noch kein STI oder Ergopower gab. Man sagt aber, dass die alten 7-8-fach Ergopowerhebel recht robust sein sollen, was alte Kränze angeht, wenn man etwas rumtrickst.

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"Und besonders viele sind an der Mauer mit ihren 18%."

Gar keine dumme Strategie.

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Ja, sie lernen schnell.

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Wie viel Watt muss man da treten?
18 Prozent ist heftig. So steil sind ja nicht mal die Bergetappen der Tour de France.

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Ich plärre da immer wie ein Jochgeier, aber das ganz steile Stück ist nur 100, 150 Meter lang, das geht schon. Irgendwie. Schlimmer ist eigentlich der halbe Kilometer danach, wenn man ohnehin schon ausser Puste ist.

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Vorsicht in dem (Beinahe-) Alter

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Ausflug?
Lieber Don Alphonso, was wird eigentlich aus unserem geplanten Ausflug?

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@Sterngucker
Das schlägt ja wohl an Geschmacklosigkeit alle Längen. Kategorie Smileys, für die man sich fremdschämt. Und ein weiteres Beispiel, weshalb man meistens und auf Smileys überhaupt verzichten möchte.

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@sterngucker, Mittwoch, 21. Juli 2010, 20:30
Ich bin, wie slothro, schockiert! Heinrich Schmieder RIP!

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mawu, ich hänge die Woche leider noch an der Donau fest, aus unausweichlichen Gründen.

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uaaah! bremsen!
ich _hasse_ bremsen.

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Ich auch.

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Ja dann... halt einfach nicht mehr bremsen. Hö hö.

Autan stinkt aber leider so ekelhaft.

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Wenn man etwas Geduld und eine flinke Hand hat, haben andere Radler später weniger Probleme.

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Oder man trägt Burka.

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Oder mit noch etwas mehr Geduld und anderweitiger Ausrüstung.

Das Problem lässt sich dann eventuell, sofern man einen Vorteil darin erkennen mag, ganz ohne Mord und Totschlag lösen.

Erfolgschancen dabei wie bereits angedeutet vermutlich gattungsabhängig, wobei die Aussicht auf etwas friedlichere, bremsenfreie Welt ein mögliches Scheitern marginal erscheinen lässt.

Nebenbei würden automatisch Ihre gattungsübergreifenden Hypnosefähigkeiten mittrainiert.
Genau besehen scheint also wenig gegen die hier vorgestellte Methode zu sprechen:

http://www.youtube.com/watch?v=mLG7NKBK98M

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A propos "Autan". Ob die anderen auch stinken, weiß ich nicht, aber lt. Testberichten sollen sie genau so gut wenn nicht besser sein als Autan. Offenbar sind die aber schwer zu bekommen, überall steht nur Autan in den Regalen. Also, ein Versuch: "Anti Brumm Forte" (ja, das heißt wirklich so), "Care Plus DEET" und "Nobite" (na, das ist doch mal'n Name!).
Ansonsten, ein tolles Farradliebhaberblog hier, doch doch...

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In Ermangelung von Bergsteiger- und Paddlerfreuden... ich fühle mich wieder wie 18, da war das auch jeden Tag mein Sport. Was anderes hat die Stadt nicht zu bieten.

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jeeves, in Südostasien war Nobite prima; gegen die gemeine deutsche Pferdebremse hat´s leider bei mir nicht geholfen.

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Ausflug
Don Alphonso, kein Problem, ich wollte den Ausflug nur nochmal in Erinnerung rufen...

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