Unorte

Ich gehe nur sehr ungern in grössere Geschäfte. Manche werden vielleicht sagen, dort begegne man der Realität, aber deren Realität ist nun mal nicht das, was ich darunter verstehen will. Man trifft dort die irrsten Leute, sicher. Aber ich besuche auch nicht die geschlossene Abteilung der Psychitrie oder die Website der digitalen Küngeleischaft.

Aber heute brauchte ich Nägel und Schrauben, und musste in einen Heimwerkermarkt - den letzten Eisenwarenladen haben sie hier längst ruiniert. Und dort, bei der Farbabteilung, wusste ich auch gleich wieder, dass ich hier nicht hingehöre.



Man möchte sich die Leute, die sich von dieser Kunst für ein Portrait begeistern können, lieber nicht vorstellen. Man muss schon sehr preisbewusst sein, um davon nicht abgeschreckt zu werden. Aber ohne Nachfrage wäre da kein Angebot. Muss man sich mal vorstellen.

Um zu verstehen, warum ich dort nicht gerne bin.

Donnerstag, 16. Juni 2011, 01:22, von donalphons | |comment

 
ich denke, die Nachfrage wird durch Verdummung geschaffen. Die Dauerberieselung mit Dreck und Schund à la RTL und B-Zeitung züchtet schon die passenden Nachfrager.

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Vielleicht kann man sich ja auch in irgendwelche Fernsehserien hineinmalen lassen, als Superstar oder Dschungelkönig.

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Die gleiche Kundschaft, die in Fußgängerzonen von Großstädten für die diese "lustigen" Zeichnungen mit kleinem Körper und überdimensional verzerrtem Kopf Portrait sitzt.

Die Anzahl der Abnehmer für sowas ist weiter verbreitet als man sich in seinen schlimmsten Träumen ausmalen mag.

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Schnell ein anderes Thema also.

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Alternativ Themata:
Scamorza. Geräuchert oder nicht?
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Assam oder Ceylon Tee?

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Ja, schön wäre es. Nachher, wenn ich einen Augenblick Zeit haben sollte, lege ich Pilze ein. Fakt ist aber auch, dass sich das Privatleben gerade beim Schlafen oder bei anderthalb Stunden auf dem Rad abspielt.

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WechselrahmenKultur
Ich weiß gar nicht, was Ihr Euch so aufregt? Der gleiche schnellproduzierbare "Schund", bspw. ein "Electric Chair" von Andy Warhol, wirklich nur mal so als Beispiel, obwohl ich manches von AW gar nicht mal so schlecht finde, wird heute von den Elitessen als Kunst hoch angesehen und entsprechend bezahlt. Wenn ich so manchmal im Web sehe, was da heutzutage auf Kunstmessen als Kunst angesehen wird und dann noch zu welchen Preisen, kann ich nicht mehr weiterlesen, da sonst konsumierte Mittagessen umsonst gewesen wären.

Die 68er Studienräte haben halt durch Vorenthaltung von Bildung und kulturellem Verständnis, erfolgreich Generationen von Bürgern geschaffen, für die das eine völlig normale Kunstform und hier, weil halt aus dem Baumarkt, auch bezahl- und bei Nichtmehrgefallen, auswechselbar ist.

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Ich sage offrn, dass man nach meinem Empfinden die Berliner Kunstszene und die Leipziger Schule gern an die Chinesen verkaufen und sie damit von Dingen weghält, die mir zusagen. Würde aber diese Scheusslichkeiten nicht mit 68 begründen.

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nun quatsch lässt sich auch ohne vorhergehende kifferei produzieren.
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wage ja auch den ketzerischen gedanken, dass auch nach 1900 noch aufhängungswürdige portraits produziert wurden, dieses gehört aber zweifellos nicht dazu.

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Wurde eigentlich jemals der Qualitätsabfall auf dem Weg zur modernen Kunst untersucht untersucht?

Was ich meine ist, dass die heutigen Vertreter unter handwerklichen Gesichtspunkten in keiner Weise an das heranreichen, was in früheren Kunstepochen produziert wurde. Somit läßt sich unter dem Deckmantel moderne Kunst wunderbar das eigene Unvermögen verbergen.

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Naja, spätestens seit Dada ist Technik kein Kriterium mehr. Glaube aber nicht, dass Dada das so gewollt hat.

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Wie in vielen bist den meisten Lebensbereichen ist es auch hier so: es ist die Selbstdarstellung / -vermarktung, die zählt. Mundus vult decipi...

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nun das pferd kann man auch anders aufzäumen: ein guter handwerker ist noch lange kein guter künstler
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vieles aus der vor-fotoära ist auch schlicht massenware und ich teile die begeisterung mancher für solche ölschinken in keisnter weise.
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Die handwerklichen qualitäten solcher Werke rühren dann auch von stark arbeitsteiligen prozessen her. Für jedes Bildelement gabs einen spezialisten in der Werkstatt des meisters. (etwas verkürzte darstellung zugegebenermaßen und vermutlich auch nicht für den kompletten hier diskutierten zeitraum korrekt)

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Absolut! Die Frage wäre aber dann: Kann ein moderner Künstler einen dieser Spezialistenplätze einnehmen bzw. ist er in der Lage das Gesamtkunstwerk zu komponieren?

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ohne allzu tief in eine kunstdiskussion einsteigen zu wollen, denn was gefällt, ist individuell (ausser baumarktkunscht - die ist in verschiedenerlei hinsicht indiskutabel):

techniken werden von manchen vertretern des hyperrealismus, recht gut beherrscht, s. estes, goings et al.

mel ramos hat in den 80ern einige m.e. sehr beeindruckende landschaftsbilder, z.b. the four seasons: autumn oder the four seasons: winter, geschaffen.

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@ chiton:

"Wurde eigentlich jemals der Qualitätsabfall auf dem Weg zur modernen Kunst untersucht untersucht?"

Ja, wurde er. Hier z.B.:

http://kunstkommtvonkoennen.blogspot.com/

Ist eine recht längliche Lektüre, aber der Autor gibt sich wirklich Mühe. Er ist, das merkt man bei anderen Einträgen, ein großer Anton von Werner-Fan.

Grüße vom Haasen

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Ah, das Internet, wie schön!

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Frage, leicht OT
Weiß jemand der hier anwesenden Kunstfreunde vielleicht, wo ich die Originale der hier benutzten 4 Reiter der Apokalypse finden kann? Ich suche danach schon eine ganze Weile. Es ist auf der Rückseite einer Platte von 1988 zu sehen:

(Achtung, großes Bild)

http://quimby.gnus.org/circus/jukebox.php?wrap=album&image=sleeve-2.jpg&group=Laibach&album=Let%20It%20Be

Der Hinweis PAINTINGS BY IRWIN auf dem Cover stimmt nur für die Vorderseite.

Vielen Dank!

Grüße vom Haasen

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Ich bin durch Zufall über ein Szenenfoto zu "Marie Brand und die Nacht der Vergeltung" gestolpert, auf dem im Hintergrund die Reiter zu erkennen sind. Gedreht wurde im Haus Vorst, dem Atelier von Werner Peiner, was wiederrum gut zur plaktiven Nazi-Symbolik von Laibach passen würde. Frag doch mal dort im Museum nach, ob die Orginale zugänglich sind.

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Ein „Unort“ – sicher.
Weil das Bild in der Werkzeugabteilung hängen müsste. Oder hat Jack Torrance seine Axt gar im ruinierten Eisenwarenladen gekauft?

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Vor allem wegen der Leute, an die sich das wendet.

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So eindeutig sehe ich das nicht. Zwar habe ich mich an den dauerpräsenten Dalis und Warhols und Harings und teilweise auch Lichtensteins längst übersehen und mag auch, um mal eine Fotografie dazwischenzuwerfen, die Bauarbeiter auf dem Stahlträger am Hochhaus nicht mehr sehen; zudem ist das Bild dort oben erkennbar hingeschludert. Und persönlich mag ich mir auch keine Drucke von Ikea oder "handgemalte" Bilder vom Fließband an die Wand hängen.

Bl0ß klingt mir das hier zum Teil sehr nach der guten alten Trennlinie zwischen U und E, zwischen Alt und Neu, High und Low. Interessant wird's für mich nämlich oft dann, wenn die sich begegnen und wenn auch aus der Trash- und Alltagskultur etwas aufgenommen wird - z.B. bei Robert Crumb. Es muss nicht immer Hieronymus Bosch sein.

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Nein, so weit will ich nicht gehen, aber wenn das da oben der Endpunkt ist, will ich näher an den Anfang.

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als endpunkt würde ich dies nicht beschreiben, vielmehr hat dies nichts mit kunst, doch mehr mit kunschtanmutung und schönfinden durch bonschovi-fans zu tun.

gibt es eigentlich noch diese bilder, die auf schrecklichen varianten von flohmärkten angeboten werden, mit heulender zigeunerin oder entsprechendem mohrenkind?

auf einer hübschen pazifikinsel sah man in aufwendig gestalteten 'galerien' bilder im fantasystil, vorwiegend mit schildkröten und delphinen.

gebrauchskunscht?

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Leinwandtabletten gegen Horror Vacui.

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eimerkunscht.

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Willkommen in der Realität.
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@sterngucker: Also auch am schlechten Geschmack - den es schon immer gab, und zwar massenhaft - sind die 68er Schuld? Hackt's noch?
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Was ich besonders frappierend an dem Schund finde: dass gerade ein offenbar eingesperrter zähnefletschender Wadenbeißertyp die Kundschaft animieren soll. Erlebt sich der Durchschnittskunde nur noch in Aggression als lebendig oder was soll das? Wer hängt sich denn sowas an die Wand?

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Jack Nicholson-Fans?
Also, ich find den ja auch nicht schlecht.

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Großartig finde ich alleine schon den Gedanken, die Beratung für Kunstinteressierte in der "Farbenabteilung" zu erledigen.

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Nun, 100% Fachberatung eben - vorausgesetzt, nur die Künstlerpinsel dort sind 50% reduziert.

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@mg midget
Die vier Apokalyptischen Reiter auf dem Laibach-CD-Cover sind sehrwohl von IRWIN.
Sie halten die Bilder sicher für alte Kupferstiche, es sind aber s/w Repros von 4 Bildern - rot auf schwarz - von ca. 60x150. Zu sehen waren sie z.B. in der Austellung "Laibach Kunst Recapitulation 2009" in Lodz/Polen. Den Katalog kann man unter http://issuu.com/hakobo/docs/ausstelung-laibach-kunst-recapitulation-2009 einsehen, die Bilder befinden sich auf den Seiten 158-159.
--
Liebe Kleinbürger, die Ihr hier Eure dürftigen Ansichten über Kunst zur allgemeinen Erheiterung und eigenen Blamage öffentlich kundtut, wieso glaubt Ihr, diese Ansichten unterschieden sich graduell wesentlich von denen des Baumarkt-Prolls, der sich angeblich Jack Nicholson in Latex übers Bett hängt?
Das tun sie nicht.
Nur - der Proll weiß in der Regel, wovon er keine Ahnung hat und hält sich raus, Ihr offenkundig nicht.
Derart abgestandene Meinungen habe ich schon lange nicht mehr in solcher Konzentration gelesen!
Wirklich lustig, macht weiter so!!

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@ kryptart:

Danke für den Hinweis, aber so ganz stimmen kann die Sache nicht: Die LP ist von 1988, aber die Bilder, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind von 2008 (laut Text im Katalog). Und gemalt wurden sie angeblich von:
Eber/Saliger/Dachauer/Keller, und das sind die Namen der MUSIKER ...

Würden Sie mich bitte zu dem Thema anmailen, da das hier doch schnell sehr OT wird - leipziger bei operamail dot com

Vielen Dank!

Grüße vom Haasen

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Von wegen "Porträt"
Das Bild ist ein Filmstill aus Kubricks "Shining", (ein Klassiker des Horrofilms) und nicht etwa ein "Porträt" von Jack Nicholson (der dort gleichwohl zu sehen ist).
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Dazu passt Richard Strauß und eine Landschaft, die dem Don gefallen könnte.

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Drei Zitate aus meiner Sammlung:

"Ich bin jetzt so weit, dass ich es laut sage: Moderne Kunst ist Blödsinn. ..." (Johannes Grützke, an seinem 70. Geburtstag am 29 Sept 2007)
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"...dass es Menschen gibt, die noch ahnen, was Kunst ist. Eines Tages werden sie den Schwindel durchschauen."
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"Ich mache Kunst!"
"Und wer macht sie wieder weg?"
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