Überleben in einem vollkommen nichtkompetativen Umfeld

Es ist eigentlich gar nicht so schwer.

Man überlegt sich, was in etwa zum Medium passen würde, bürste das etwas gegen den Strich, damit es nicht langweilig ist, schreibe charmant für die Leser und schmiere nicht nur auf den letzten Drücker runter, wenn man Geld braucht. Man sollte halt mitarbeiten und ein wenig schauen, was sonst in der Welt und im Medium los ist, und die Sache sinnvoll und locker ergänzen.

Dann ist die Sache mit dem professionellen Bloggen gar kein Problem, wie es auch kein Problem ist, nach dem Essen Käse und Trauben anzubieten. Oder beim Strandurlaub mal eine Schifferlfahrt. Oder eine pittoreske Wolke am blauen Himmel.



So mache ich das, so machen es auch andere, und so läuft das auch in anderen Sprachräumen bestens. Das geht ohne Druck und ohne Zwang, und es wird einem, wenn es gut läuft, überhaupt nicht reingeredet. Natürlich ist da auch nicht viel mit Betreuung, aber das ist nun mal so in diesem Job: Das ist kein Stipendium, sondern eigenverantwortliche Arbeit. Ärgerlich wird es erst dann, wenn Leute mal bewusst, mal lässig grobe Schnitzer machen, und sich auch sonst nicht bemühen. Wozu auch. Sie sind ja jetzt die grossen Autoren bei Medium XY, sie haben da ein Blog, sie sind herausgehoben, sie bekommen Geld, und jetzt sagen sie mal dieser Welt, was man in dieser Position alles tun kann. Ist ja so ne Art Urlaub für immer. Qualitätskriterien sind jetzt nicht mehr so wichtig, da man es so weit geschafft hat.

Kein Medium kann dauerhaft so eine Haltung ertragen, und ich denke, das ist auch der Grund, warum so viele Blogversuche in Deutschland eingeschlafen sind, ja, vielleicht auch, warum die Huffington Post bei Deutschland Bauchgrimmen hat: Journalisten haben keine rechte Lust zum Bloggen. Social Media Experten denken immer nur in Geld und Aufwand, und normale Blogger neigen dazu, hier die Hängematte zu erkennen. So weit, so schlecht, für das Überleben heisst das aber nur: Man muss besser als das Subniveau sein.

Irgendwie, nach all diesen Fällen und dem postprofessionellen Bloggen habe ich ein klein wenig den Eindruck, dass da manche trotzdem noch etwas ändern wollen: Dann wird nämlich plötzlich der Elan an den Tag gelegt, der vorher gefehlt hat. Als ginge es darum, den Medien die Bloggerei generell zu verleiden. Als wäre das Ziel, den Eindruck zu hinterlassen, dass man generell besser die Finger von dem Pack lässt.

Und dann winseln sie wieder. Weil niemand ihr Zeug bringen will. Und wie dumm und böse und selbstzerstörerisch doch diese Medien sind, die nicht sehen, was sich im Netz verändert. Ich habe bislang kein einziges Blog von einem sog. Experten gesehen, das irgendwie prima läuft. Ich sehe nur viel Blabla vorher, viel Arroganz dazwischen und keinerlei Einsicht danach. Lauter Eigenschaften, die nicht gerade Lust auf mehr machen. Aber das ist vermutlich auch nicht das Ziel, wenn man am Schluss nochmal Ärger verursachen will.

Mittwoch, 1. August 2012, 20:15, von donalphons | |comment

 
Vielleicht ist die Basis des Erfolgs, den Leser ernst zu nehmen. Und der Leser fühlt sich ernstgenommen, wenn der Blogger regelmäßig nicht nur Beiträge schreibt, sondern auch mitdiskutiert. Natürlich auch ganz wichtig: das zeitnahe Freischalten der Kommentare.

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...nichtkompetitiven...
nix für ungut

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Das deutsche Journalistenschickal: Fester Freier.
Das deutsche Journalistenideal: Qualitätsprostituierte.

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-lude

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Und deshalb war das erste, was ich für die FAZ geschrieben habe, meine Kündigung. Ich brauche das, um mich frei zu fühlen: Zu wissen, ich muss nur einen Knopf drücken, und bin weg.

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hansmeier555,

man sollte vielleicht einen Bandwurmbeitrag "Schreib-Lude des Tages" kreieren. Wenn ich heute Morgen in Spon die Lobeshymnen und ach so positiven Umfragewerte für den Hosenanzug lese, wüsste ich schon einen Kandidaten für heute...

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Die Arroganz ist die Schutzmauer, die aufgebaut wird, wenn die Leute plötzlich selbst merken, daß ihre Sache doch nicht so toll ist. Keinerlei Einsicht, wenn man nicht zugeben will oder kann, daß man gescheitert ist. Leider alles sehr menschliche Züge.

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Dürfte ich widersprechen ...
... weil mir nämlich in den - sagen wir mal ersten 5 Jahren - diese Arroganz mir eine Menge Schmeissfliegen vom Hals gehalten hat, als ich nach Thailand ausgewandert bin.

Ich kann die "Keinerlei-Einsicht-Meinung" leider nicht teilen, weil ich sehr wohl extremst einsichtig war. Es galt ja auch zu überleben in einer feindlichen, nicht bekannten Umgebung.

Und das Beispiel mit dem Scheitern würde ich auch nicht unterschreiben, da ich gerade am Anfang einer Gold-Ader gebuddelt hatte.

Wie dem auch sei. Arroganz ist eine Schutzmauer - richtig. Aber nicht unbedingt, um Verfehlungen zu beschützen, sondern auch um Schmeissfliegen vom eigenen Lebensraum abzuhalten.

Hat gut geklappt bei mir.

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Ich sage es mal so: Eine gewisse Arroganz ist durchaus hilfreich, weil genug schief laufen kann - dann muss man eben für sein Recht kämpfen.

Aber wenn man ein Jahr nur Müll abliefert und immer die am wenugsten gelesenen Beiträge hat und obendrein keine Kommentare kommen, muss man sich halt auch mal überlegen, was man falsch macht. Und wenn man schwere Fehler gemacht hat, sollte man mal überlegen, wie man die vermiedet.

Will sagen: Arroganz und Lernfähigkeit widersprechen sich nicht.

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@donalphons
Bei meinem Kommentar ging es um den Beitrag von "chiton" und nicht dem Original-Artikel. Hatte vergessen ein "@chiton" voranzustellen. Sorry.

Ich vergaß, daß diese ganzen Blog-Dinger keine thematische Anzeige der freizuschaltenden Kommentare erlauben und somit mein Kommentar aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Ist zumindest bei Wordpress so.

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Schon recht - gilt das Gesagte aber nicht gleichermaßen für Holzhausen? Geschätzt die Hälfte der Probleme dort beruhen auf jener discountartigen 'Verlautbarungssprache', die täglich über den Redaktionstresen geht. Was wiederum ein Synonym für 'fehlendes Engagement' ist. Und wäre der Bedarf an 'Mavericks' im Publikum nicht auch begrenzt ...?

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Früher konnte man die Illusion haben, dass es da draussen ganz viele verhinderte Schreibgenies gibt, die einfach nur keine Chance kriegen.
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Dann wurde das Internet und die Bloggerei erfunden, und jeder kann sich vom Gegenteil überzeugen.
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Es ist genau wie in der Politik: Die Freiheiten sind alle da, nur weiss niemand von ihnen sinnvollen Gebrauch zu machen.

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Schreiben alleine reicht nicht, man muss schon auch ein Gefühl für das Umfeld entwickeln.

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Ein alter Befund, der auch Schriftsteller betrifft. Wer von ihnen wird in 100 Jahren 'kanonisch' sein? Etwa Helene Hegemann? Oder Uwe Tellkamp? Benjamin von Stuckrad-Juchhe? Peter Handke? ... Von Tausenden bleiben vielleicht drei oder vier. Alle Pop-Literatur wird ein Thema für rasch vergilbende Dissertationen sein, wenn überhaupt ...

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@ donalphons: Höre ich da einen Hauch Diplomatie heraus?

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Schreiben ist ja nicht das, was der Griffel auf dem Papier macht.
Wir sind alle viel zu sehr geprägt vom romantischen Geniebegriff des 19. Jh., mit seinen Klischees, der schubertähnliche "arme Poet", der einsam in seiner elenden Dachkammer sitzt und dort ein geniales Werk erschafft.
Denken wir lieber ans 18. Jh., mit seinen Salons und Vergnügungen. Plaudern, Klatschen, Briefchen zustecken, anonyme Pasquillen drucken lassen oder eine Enzücklopädie zu redigieren, das ist alles eins.

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Es bedarf Begabung, Leidenschaft, Disziplin. Erstere Eigenschaft habe ich nicht, zweite ein wenig und die dritte durchaus. Ich verstehe beispielsweise nicht, warum so wenige FAZ- Blogger mitdiskutieren.Und sehr zähflüssig freischalten. Oder, wenn sie denn mitdiskutieren, beim kleinsten Gegenwind löschen. Zur Leidenschaft und zur Disziplin gehört, die eigene Ansicht auch verteidigen zu wollen.

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Weil manches keine kleine Kritik ist, sondern an Stalking grenzt, und wir alle keine Lust haben, uns beleidigenm zu lassen. Im Fall von Deus Ex Machina habe ich das auch klar befürwortet, und würde es jederzeit wieder tun.

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Ich bezog mich dabei auch gar nicht auf den jetzigen Fall, sondern auf eine andere Autorin, bei der ich das erlebt habe. Natürlich habe ich auch Kommentare nicht freigeschaltet in der Zeit, als ich mal hobbymäßig unter meinem richtigen Namen gebloggt habe. Aber eben nur dann, wenn ich mich bei Freischaltung des Kommentar strafbar gemacht hätte. Man kann sich ja denken, daß bei meiner politischen Ausrichtung da dann auch Leute erscheinen, die ein völlig ungebrochenes Verhältnis zu einer gewissen Zeit der deutschen Geschichte pflegen.

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Ich weiss, aber ich habe der "anderen Autorin" gesagt, dass sie sich diesen Dreck nicht gefallen lassen muss. Das war nämlich unter aller Sau.

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Ich habe ein Problem mit dem Begriff "professionelles Bloggen". Das ist für mich zu fest mit Auto-Blogger, Mode-Blogger und anderen PR-Huren verbunden.

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Ja, das ist leider oft so (gewesen) (gibt es die überhaupt noch?), aber es gibt auch Ausnahmen.

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ich finde professionelle blogs oft stinklangweilig. da nehme ich kein medium aus. die bornierte haltung vieler autoren drückt sich fett durch jeden buchstaben und killt selbst das kleinste selbstironische augenzwinkern, das wenigstens noch einen sympathiepunkt eingebracht hätte.

und die kommentatoren? entweder besserwisser (gattung: ich hab auch germanistik/bwl/whatever studiert und könnte das alles besser, bin nur leider nicht so weit gekommen) oder schleimige arschkriecher und ja-sager. da sind sogar laien-foren noch spannender. da beleidigen die leute einander wenigstens irgendwann persönlich, weil die verlogene gediegenheit fehlt.

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Naja, bei der FAZ gibt es schon so ein paar Stalker, die alles mögliche verlangen, Psychiater, rumänische Handlanger, eine Abmahnung. Ich habe da gerade einen Stalker an der Backe, der bietet alles, da möchte man am liebsten den kammerjäger rufen.

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