Aber sie haben es wenigstens versucht
Rottach? Voll, in Kreuth geht vielleicht noch was. Bad Wiessee? Höchstens am Rand, ganz hinten, oder gleich in Abwinkl. Tegernsee? Da bauen sie Villen am Leeberg zu Wohnungen um. Eine Villa kostet 1,5 Millionen, macht man 4 Wohnungen hinein, kann man 3 Millionen verlangen. Gmund? Die letzten Bauplätze sind seit einem Jahr bebaut.
Und dann gibt es noch die Orte, die beim ersten Eindruck auf dem Papier schwerr vermittelbar sind. Wer möchte schon in Öd wohnen. Oder in Niemandsbichl. Gasse klingt auch nicht wirklich mondän, und Ostin könnte dem Namen nach nördlich von Rostock liegen. Aber das sind die kleinen Weiler von der Anhöhe über dem See Richtung Miesbach und Schliersee, alle noch halbwegs in der Nähe des Sees, und die begrenzte Bekanntheit muss kein Makel sein: Diese Orte wurden beim letzten grossen Boom der Region in den 60er und frühen 70er Jahre mitunter übersehen, was allzu schräge Neubauten mit Glasbausteinen und riesigen Fentserfronten verhindert hat. Aber das ändert sich gerade.
Die Bauvorschriften sind recht rigide im Tal, es muss alles alpenländisch aussehen, und jene, die es schaffen, den Vorschriften ein Schnippchen zu schlagen, sind eher selten: Wer hier lebt, will das so. Bei mir in der Strasse sind zwei famose Beispiele, wie es auch anders geht, ein umgebautes Haus aus den 5oern und ein modernes Holzhaus setzen Akzente. Aber hier hinten wird peinlich genau geschaut, dass der Eindruck stimmt. Ostin ist äusserlich immer noch eun Bauerndorf. Das Neuerfinden des Alten geht soweit, dass im hinteren Teil ein Stall mit Holzverkleidung imitiert wird. Aber all die Türen mit den Zugängen zu Garten und Balkon verraten natürlich, dass hier kein normales Haus entsteht, sondern eine Art Wohnblock, der wie ein Bauernhaus aussehen soll.
Es gibt neue Lüftlmalerei und neue Kastenfenster in der richtigen Grösse, und eine Zirbelholzstube ist heute auch wieder erwünscht. Die Dachziegel sind ein wenig fragwürdig und viel zu neu, und es ist ausserdem recht viel Haus für so ein kleines Grundstück. Aber es passt, es sieht ordentlich aus, und es könnte, wenn man hinten am Ödberg vorbei fährt, schon gefallen. Bis man in den Ort kommt. Dorthin, wo auf 3000 Quadratmeter Wiese noch die Originale aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stehen
(Klicken macht gross)
Wie gesagt, sie haben sich bei den Neubauten in der Nachbarschaft bemüht. Man macht heute das beste daraus. Man will den Eindruck zumindest äusserlich erhalten. Und wenn man nicht genau hinschaut und den Vergleich nicht hat, ist es ganz hübsch und nett anzusehen. Und irgendwo muss man ja sein Fluchtgeld hintun, das ist besser als in einen Plattenbau.
Aber das eine ist das, was geht. Und das andere ist das, was sein sollte, Da liegen nur ein paar Meter und doch Welten dazwischen. In Orten mit seltsamen Namen wie Ostin und Gasse.
Und dann gibt es noch die Orte, die beim ersten Eindruck auf dem Papier schwerr vermittelbar sind. Wer möchte schon in Öd wohnen. Oder in Niemandsbichl. Gasse klingt auch nicht wirklich mondän, und Ostin könnte dem Namen nach nördlich von Rostock liegen. Aber das sind die kleinen Weiler von der Anhöhe über dem See Richtung Miesbach und Schliersee, alle noch halbwegs in der Nähe des Sees, und die begrenzte Bekanntheit muss kein Makel sein: Diese Orte wurden beim letzten grossen Boom der Region in den 60er und frühen 70er Jahre mitunter übersehen, was allzu schräge Neubauten mit Glasbausteinen und riesigen Fentserfronten verhindert hat. Aber das ändert sich gerade.
Die Bauvorschriften sind recht rigide im Tal, es muss alles alpenländisch aussehen, und jene, die es schaffen, den Vorschriften ein Schnippchen zu schlagen, sind eher selten: Wer hier lebt, will das so. Bei mir in der Strasse sind zwei famose Beispiele, wie es auch anders geht, ein umgebautes Haus aus den 5oern und ein modernes Holzhaus setzen Akzente. Aber hier hinten wird peinlich genau geschaut, dass der Eindruck stimmt. Ostin ist äusserlich immer noch eun Bauerndorf. Das Neuerfinden des Alten geht soweit, dass im hinteren Teil ein Stall mit Holzverkleidung imitiert wird. Aber all die Türen mit den Zugängen zu Garten und Balkon verraten natürlich, dass hier kein normales Haus entsteht, sondern eine Art Wohnblock, der wie ein Bauernhaus aussehen soll.
Es gibt neue Lüftlmalerei und neue Kastenfenster in der richtigen Grösse, und eine Zirbelholzstube ist heute auch wieder erwünscht. Die Dachziegel sind ein wenig fragwürdig und viel zu neu, und es ist ausserdem recht viel Haus für so ein kleines Grundstück. Aber es passt, es sieht ordentlich aus, und es könnte, wenn man hinten am Ödberg vorbei fährt, schon gefallen. Bis man in den Ort kommt. Dorthin, wo auf 3000 Quadratmeter Wiese noch die Originale aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stehen
(Klicken macht gross)
Wie gesagt, sie haben sich bei den Neubauten in der Nachbarschaft bemüht. Man macht heute das beste daraus. Man will den Eindruck zumindest äusserlich erhalten. Und wenn man nicht genau hinschaut und den Vergleich nicht hat, ist es ganz hübsch und nett anzusehen. Und irgendwo muss man ja sein Fluchtgeld hintun, das ist besser als in einen Plattenbau.
Aber das eine ist das, was geht. Und das andere ist das, was sein sollte, Da liegen nur ein paar Meter und doch Welten dazwischen. In Orten mit seltsamen Namen wie Ostin und Gasse.
donalphons, 01:45h
Freitag, 10. August 2012, 01:45, von donalphons |
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sterngucker,
Samstag, 11. August 2012, 11:01
Das wird ja eine richtig nette Gegend. Unter der Woche, die zweithöchste Selbstmordrate bei Füchsen in Deutschland und ab Freitag Abend, wenn dann die glücklichen Zeitwohnungsbesitzer SUV-gerüstet angerauscht kommen, beben die Böden.
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2104323/#2105450
Jetzt fehlen nur noch eine Filiale eines bekannten Münchener Party-Service-Löwen, Elektroladesäulen für die massenweise herumfahrenden E-Bikes und -Roller entlang den Hauptstrassen und einschlägigen Radstrecken und schon dürfen sich die Neu-Tegernseer wie dohoam fühlen.
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http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2104323/#2105450
Jetzt fehlen nur noch eine Filiale eines bekannten Münchener Party-Service-Löwen, Elektroladesäulen für die massenweise herumfahrenden E-Bikes und -Roller entlang den Hauptstrassen und einschlägigen Radstrecken und schon dürfen sich die Neu-Tegernseer wie dohoam fühlen.
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 13:04
Der hohe Altersdurchschnitt zeigt eher, dass es bei den Bewohnern andersrum ist: Unter der Woche hier, am Wochenende Flucht.
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sterngucker,
Samstag, 11. August 2012, 13:24
So wie die High-Potentials heute Sylt unter ihresgleichen nur noch "Insel" nennen, wird es in ein paar Jahren der "See" oder neudeutsch "LakeT" heißen. Sylt ist dafür das Paradebeispiel. Echte Einheimische wurden mehr und mehr von der Insel verdrängt, Arbeitskräfte leben zu 80% auf dem Festland und wenn heute die Schönwetterzeiten vorbei sind, sagen sich bis auf Weihnachten und Neujahr, die Füchse morgens um 9.00 Uhr gute Nacht.
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 13:27
Das Oberland ist dafür zu gross. Eine Insel ist begrenzt, aber wenn man zum Beispiel nach Hausham fährt, ist man gleich im Ruhrgebiet der Region Miesbach (Bergarbeiterstadt, ohne Witz). Und Dörfer wie Waakirchen sind zwar nett und gepflegt, aber überhaupt nicht übertrieben, und immer noch erheblich billiger als München.
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10km_vom_autor_entfernt,
Samstag, 11. August 2012, 15:03
Der Hauptpunkt ist hier: billiger. Nicht Billig. Es ist (bzw. es war schon vor 10 Jahren) nicht mehr für den sagnmamal überdurchschnittlich verdienenden Handwerker (da sind dann so Zimmerer aus Enterrottach dabei, die in der Toskana Häuser renovieren, da trotz vieler Gerüchte auch in Italien die Fachleute dafür rar sind...) möglich war, ein Haus in der Heimatgemeinde zu kaufen.
btw: zum letzten Bild; Wenn ich mich nicht ganz täusche, ist dann auch eine der Töchter des Hauses Restauratorin geworden.
btw: zum letzten Bild; Wenn ich mich nicht ganz täusche, ist dann auch eine der Töchter des Hauses Restauratorin geworden.
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 15:35
In Gmund auf dem Osterberg gab es ja ein gezieltes Ansiedlungsprogramm für jüngere Leute mit weniger Geld, das sich nett entwickelt hat. Dass das Sozialgefüge auseinanderbricht, ist nicht nur am Tegernsee so, aber rund um Rottach halt extrem. Ich merke das als Unterschicht in Relation zum Rest auch, weil hier bei den Umzügen die Kunsttransporte aus Hamburg mit dabei sind (gerade in der Nachbarschaft geschehen) und Makler alles gern verkaufen würden, weil genug Kundschaft da ist. Für einen Dazukommenden ist das Problem der Heimatgemeinde natürlich nicht so schlimm. Aber vielleicht wird der Tegernsee auch mal wieder unmoderner. Ich halte die Preise dort für eine Blase.
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pade,
Samstag, 11. August 2012, 13:21
letztes Bild: Wer lebt da eigentlich rechts unten?
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 13:27
Das dürfte der Bierkeller sein. Also: Der gute Geist des Hauses.
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ilnonno,
Samstag, 11. August 2012, 14:33
Das geschlichtete Holz links davon sieht bezaubernd aus. Ich weiß, es ist nur nützlich, gefällt mir trotzdem sehr.
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 14:59
So bleibt es immer trocken, und die Mäuse haben einen tollen Platz und man seilbst eine Ausrede für Drittkatzen.
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ilnonno,
Samstag, 11. August 2012, 17:35
Bei solchen Details habe ich immer die Filme von Dieter Wieland vor Augen, der sich mit solchen vermeintlichen Kleinigkeiten in minutenlangen Einstellungen beschäftigen konnte.
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chiton,
Samstag, 11. August 2012, 14:52
Mich würde mal ein Bild von den Häusern interessieren, die Sie als besser gemacht einsufen (" zwei famose Beispiele, wie es auch anders geht, ein umgebautes Haus aus den 5oern und ein modernes Holzhaus setzen Akzente").
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donalphons,
Samstag, 11. August 2012, 14:57
Kann ich gern machen. Eines würde ich gern bei der FAZ vorstellen, aber die Besitzer müssen da noch übetzeugt werden. Bilder mache ich das nächste mal.
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