Hoffen auf den nächsten Umfaller

Der Austrokandier Frank Stronach mit Schweizer Wohnsitz hat so einiges versucht. Manches war erfolgreich, anderes dagegen nicht. Der Versuch etwa, einen Energiedrink gegen Red Bull zu etablieren, war wenig sinnvoll. Eine Unterhaltungsfirma ging pleite. Und aus der Übernahme von Opel wurde nichts. Stronach hat vieles angekündigt, aber bei weitem nicht alles zum Erfolg gebracht. Und jetzt ist er hinter diesen Bergen wieder aktiv. In Österreich. Mit einer Parteigründung.



Stronach hat Geld und durch die Übernahme von Ex-Politikern aus dem Selbstbedienungssystem, das in Österreich "Regierung" und "Parlament" heisst, auch Einfluss. Dabei ist er nicht wählerisch gewesen, ein ausgewiesener FPÖ-Hasskopf wie Westenthaler ist dabei gewesen, wie auch der Ex-Bundeskanzler Vranitzky, und der skandalumruchte Herr Grasser machte in Stronachs Konzern ebenfalls mal Halt. Recht nahe sind die Verbindungen zu den Resten der tief zerstrittenen rechten Parteien in Österreich, und es spricht einiges für Stronach: Die Unzufriedenheit mit den Parteien, die Skandale von FPÖ und ÖVP in Kärnten, und der Hass auf den Euro und die EU - letzteres war Kernthema von Jörg Haider, da kommt jetzt also ein weiterer Nachfolger. Österreich soll raus aus dem Euro, sagt Stronach, und hofft als Spitzenkadidat seiner gerade nach Überläufern sondierenden Partei auf 10%. Und in Österreich gibt es viele, die in den verkrusteten Strukturen nicht recht vorankommen, und hier neue Chancen wittern. Anderen Protest aus der Mitte muss Stronach nicht fürchten: Österreichs Piraten zerlegen sich gerade selbst.



Der Euro ist natürlich ein prima Vehikel, darüber wird geredet, und in einem Land, in dem die anderen Politiker gar nicht anders können, als zur Währung zu stehen, wenngleich auch mit Wut und Ärger, kann Stronach richtig aufdrehen, ohne jede Rücksicht. Der kleine, wütende Mann wird es ihm danken. Und übersehen, was Stronach sonst noch fordert: Eine Flat Tax. Stronach will raus aus dem Euro, und hat damit auch eine Idee, wie man die neue Währung schützt. Man bietet Steuertarife für Reiche und macht aus Österreich eine zweite Schweiz. Ganz legal natürlich. Gleich da hinten, hinter den Bergen. Sollte er damit durchkommen, werden am Tegernsee die Immobilienpreise fallen uns am Achensee hinter der Grenze steigen. Aber Stronach hat schon viel angekündigt, und nicht alles wurde ein Selbstläufer. Als Fussballmanager haben ihn viele Fans nicht sehr geschätzt, das lässt den Euro vulgärdemokratisch hoffen.



Solle Stronach aber erkennbaren Erfolg haben, und sollten die anderen Parteien so opportunistisch sein, wie es in Österreich Tradition ist - dann würde es mich nicht überraschen, wenn hier die Kettenreaktion zum Auseinanderbrechen der EU weiterginge. Die Finnen, und vielleicht die Slowenen werden anfangen, aber von diesem Moment an wird es für die Verbleibenden sehr viel teurer. Scharnagel, der Bayern aus dem Verbund herauslösen will, weiss vermutlich, dass es nur Getrolle ist. Aber Stronach ist nicht abgehalftert, und das Land und seine Wähler sind reif für einen radikalen Umbruch - leider. Man sollte also während der kommenden Wochen genau schauen, wer da alles zu Stronach überläuft, und wie sich Österreich entwickelt. Das ist der Haarriss im Euro. Und der Österreicher findet nachher auch immer einen Grund, um sich zum Opfer zu machen, und den Deutschen im Regen stehen zu lassen. Auch das hat Tradition.

Freitag, 17. August 2012, 01:59, von donalphons | |comment

 
Sie haben recht, da muß man schon genau hinschauen. Zum einen sind uns die Ösis in diesen "Dingen" immer (nur) einen Schritt voraus, zum anderen sind solche Schritte in dem Moment ernst zu nehmen, in dem sie mit reichlich Kohle unterfüttert werden können... Auch die Tea-Party in den USA ist geworden, was sie ist, dank der Kohle der Koch-Brüder...

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Der Hausherr hat es lange vorhergesagt
Ich darf erinnern, daß Sie vor gefühlten 100 Blogeinträgen in den Stützen davon geschrieben haben. Die Staaten könnten es nur von den Besitzenden holen, Letzer Garant des Euros seien die Hausbesitzer in Ingolstadt, Neuburg und am Tegernsee.
Ohne Herr Stronach näher zu kennen oder zu schätzen, frage ich: unterscheidet sich seine Haltung zum Europrojekt und den Transferzahlungen in den Südbalkan sehr weit von der Meinung des Don und seiner Leser? Wollen wir die Griechen, Spanier und Portugiesen dauerhaft in den Länderfinanzausgleich einbeziehen?
Ich habe hier einiges gegen die dauerhafte Alimentierung der Ponaders und der Berliner gelesen.
mit herzlichen Grüßen der Lippenbär

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Ich glaube, der Euro ist am Ende. Aber ich glaube nicht, dass die Antwort darauf Bereicherung der Reichen sein kann, was Flat Tax ist. Flat Tax ist die Giftpille im Euroaustrittsbraten und die Verlegerung der Kosten auf die Schlechtverdiener und das Ausland.

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Sieht ja schon etwas düster aus, dort hinter jenen Bergen.
http://www.zerohedge.com/sites/default/files/images/user5/imageroot/2012/08/Who%20benefits%20from%20Euro.jpg

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Ja, ich denke, das kommt schon einigermassen hin. Ich sehe die Chancen auch gut, dass in Österreich den Leuten der Kragen platzt. Die haben nämlich über ihre Banken auch noch den Balkan am Hals.

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