Mehr Charme und Geschenke

Ich habe übrigens meine ganz eigene Theorie zum Medienwandel. Ich glaube, dass der Absturz der Zeitungen weniger etwas damit zu tun hat, dass die Informationen im Netz auch so zu haben sind. Der wirklich bedeutsame Faktor könnten auch die Onlineauftritte der Zeitungen selbst sein. Die Leser sagen sich dann nicht "Ah, ich habe das doch schon online gelesen, warum soll ich es kaufen", sondern "Also für das, was die da abliefern, zahle ich nicht". Ich glaube wirklich, dass Spiegel Online dem Spiegel massiv schadet. Und bei der Zeit stehen immer wieder sagenhaft bornierte Stücke im Netz, ganz gross aufgemacht, dass ich mir sage: Das braucht es einfach nicht. Und auch in der gedruckten FAZ gehen manche Beiträge einfach unter, die im Internet voll durchschlagen. Dabei geht es noch nicht mal um die Meinung, die darin transportiert wird, sondern einfach um Rechthaberei, Ignoranz und das völlige Fehlen von Charme. Und das kann in einem Land, die nun mal in den letzten 20 Jahren doch sehr charmant geworden ist, und, was zumindest das Zielpublikum solcher Produkte angeht, auch charmant unterhalten werden möchte, nicht gut gehen. Seit fast vier Jahren zeige ich, wie man reich, verwöhnt, ein wenig dumm und borniert sein kann, auch ein wenig rassistisch und obendrein mitunter sagenhaft ungebildet - aber es funktioniert. Weil es charmant ist, und die Leser das merken. Genauso merken sie es, wenn sie es mit uncharmanten, falschen und bigotten Leuten zu tun haben. Die welt wurde charmanter. Der Journalismus nicht. Damit kann man, wie die Welt, zum Sammelbecken der rechten Spinner werden. Aber das ist keine Garantie für das Überleben.







Uncharmant auch, aber unvermeidlich, dass ich auch mal wieder zurück muss. Ich war jetzt lange genug unterwegs, ich habe die Heimreise oft genug verzögert, aber so ein Haus hat die neigung, zickig zu werden, wenn man sich nicht darum kümmert. Ausserdem müssen Hausabrechnungen geschrieben werden, ich muss mit den Mieter plaudern, ob alles passt, und ganz ehrlich: Für wenig schöne Novembertage ist die eigene, grosse Wohnung mit vielen Möglichkeiten ideal. Nirgendwo ist regen trübsinniger als in Bergen, die man im Sonnenschein kennt.





Daheim ist alles wie immer, man ist so satt und zufrieden, wie man in Griechenland arm und kratzig ist. Im Hausgang ist alles voller Kartons, und eigentlich wäre das ein Anlass, mal mit den Mieterrn über Sauberkeit zu sprechen; leider sind es all die Dinge, die in den letzten Wochen von mir selbst bestellt wurden, und in meiner Abwesenheit ankamen. Die übliche Mischung aus Gemälden, Rennrädern, Stoffen, Glühbirnen (400 Stück, es ist ein grosses Haus, und wir produzieren zu viel Ökostrom, habe ich gehört). Kein Tablet, kein Rechner, keine Elektronik; man kommt sich im Internet ja irgendwie komisch vor, wenn man gar nicht weiss, wie gross diese Dinger sind, und wozu man sie brauchen könnte. Dafür kann ich Nägel in die Wand hauen, Glühbirnen wechseln und Räder herrichten.





Ich brauche das. Ich merke, ich gehe schon wieder ein wenig in Richtung drall, und es reicht, wenn es bei mir die Damen in Öl sind. Und so nehme ich, weil die Mieter ausgeflogen sind und ich nicht an die Daten komme, noch schnell ein paar Kilometer Landstrasse unter die Reifen echt deutscher Wertarbeit, wie man das früher nannte. Das war so ein typischer fall mit schlechten Bildern und untauglicher Beschreibung, und deshalb blieb es günstig: So günstig, dass es beim nächsten Besitzerwechsel sicher wieder sehr viel teurer sein wird. Und es ist auch eine kleine Belohnung. Wofür? Nun... das behalte ich für mich.







Und da stehe ich dann an der Grenze zwischen Tag und Nacht. Um 17 Uhr. Es ist nicht warm, es ist nicht schön, aber es ist das, was gerade möglich ist. Anderes wird sich vermutlich auch noch finden. Das Jahr wird noch etwas kürzer, aber es geht bei mir langsam, in kleinen, charmanten Schritten voran. Am Abend feile ich an einer halben Sexszene mit Blick über Meran. Man sollte immer so schreiben, als blickte man über das sonnige Südtirol, und nicht in die nächste Unwetterfront. Die Leser haben ein Recht darauf.

Freitag, 9. November 2012, 00:20, von donalphons | |comment

 
Selbstbelohnungen sind eine sehr schöne Sache!

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Ja, absolut.

Zumal man dann auch nicht wie bei der Bank oft as gefühl hat, man hätte umsonst gearbeitet.

Und wenn ich mal keine Lust auf Medien mehr habe, weil da zu viele uncharmante Leute rumlaufen, mache ich halt Radlreparateur.

(Für eine Arbeit, die man nicht gern tut, eine lebensversiherung bezahlen, die nichts bringt: Das wäre das Gegenteil)

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Was ist denn das Verbotenes auf dem Schild ?

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Nicht mit dem Kanasutra ins Wasser gehen.

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mhh am tage des herrn (das bin ich) hab ich mir dann auch malselbst gehuldigt und ein neues Laufrad eingespeicht. meditieren ist was für leute die alles zu verkniffen sehen ;)

und ein TSX rahmen mit muffen? auch selten gesehen sowas.

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Ist das auch Kamasutra?

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Claus Lauer hat aus Prinzip nur gelötet, und das muss einer seiner späten Rahmen gewesen sein.

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Ich habe keinen Unterleib, ich kenne mich da nicht so aus.

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Aber die Rokokodame mit Hut ist scharf. Finde ich.

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De gustibus non est disputandum.

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ja die lauerräder hatte ich schon ein paar mal unter den fingern, konnte mich aber bisher immer zurückhalten mit dem kauf ;)

rohrsatz und anbauteilen nach zu urteilen warens dann aber überwiegend räder aus den 80ern

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Ich lese immer vom fehlenden Unterleib. Der beste ...... beginnt im Kopf!

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hüte. perlen. brille. dunkler pferdeschwanz. tjaja.

welch eine verschwendung.

so ganz ohne unterleib.

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liebe pade, nun, solange er nicht im kopf steckenbleibt. der platzt doch sonst, der kopf.

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@Don:

Ich habe keinen Unterleib, ich kenne mich da nicht so aus.

Dafür ist das Angebot hier dann doch zu... hüstel... "problematisch". Jedenfalls zu problematisch für manche Netzfilter, wie es scheint.
Ja, "Rebellen ohne Markt" wird mancherorts von Contentfiltern geblockt. Möchtest Du einen Screenshot?

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Ouh, ich fühle mich schwer verrucht. Immer nur her damit!

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Im Süden gibt es kaum Lauer, man bekommt die also so gut wie nie. Das war das erste, das gepasst hat. Ich glaube, rund um Köln ist das etwas anders, aber sie sind schon recht selten.

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(Falls jemand wissen will, wofür ich ganz komische Dinge tun würde. Zum Glück ziehen sich Freudenmädchen heute anders an)

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Ich habe sogar einen Vorschlag gemacht. *röchel*

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donalphons, Dienstag, 13. November 2012, 15:09[..] an der wand ist kein Platz mehr für Gemälde.

Ähem?

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Ich müsste umhängen. Oder ein neues Haus kaufen.

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Stände das Haus in Südtirol, Meran oder an einem See?

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Mantua, Gardasee, Meran, das ist dir Frage. Eigentlich will ich ja wieder eine kleine Stadt, Meran ist mir vielleicht doch etwas zu dfeutsch, aber ich bin auch kein Italiener....

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Beim See und den Bergen, denke ich immer an den Lebensabend von Voltaire und sein Eldorado aus Candide. Ob man wirklich in der Abgeschiedenheit die beste aller Welten findet?

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Nirgendwo ist regen trübsinniger als in Bergen, die man im Sonnenschein kennt.

Moooment, das stimmt aber nicht! Auch in den Bergen kann es bei Regen richtig schön sein. Klar, man sieht sie nicht, oder nur zum Teil. Aber es ist irgendwie doch etwas anderes, als im Flachland. Es ist in den Bergen immer schöner als anderswo.

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Nach 4 Tagen salzburger Schnürlregen sieht man das anders.

Allerdings ist Schnee wirklich toll. Den ganzen Abend in der Wohnung sitzen und zuschauen, wie alles versinkt.

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Schnee! Ja, das wäre jetzt echt toll :)

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Kommt alles nch schneller, als man denkt.

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"Wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz erbärmlichen Anblick bieten, wenn man sich die Berge einmal wegdenkt?" (Loriot)

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Berge sind ja immer da, ob es stürmt, regnet , oder schneit.
Das mag etwas konstant Beruhigendes haben, - kann aber auch beklammend wirken.

Ich war selbst an dem Design einer Spitze bei Meran beteiligt, - die Tatsache das Berge die Namen von Bergbauern tragen betrübt mich stets auf's Neue.
Diese Bausünde würde ich so nie mehr begehen, - der Trend geht ja eindeutig Richtung Ebene(tiefergelegt)nun.

Gut, es gibt Rabatt beim Benutzen der Seilbahn, aber die ehemals kostenfreie Verköstigung am Hofe(der ja auch meinen Namen trägt!) nicht mehr, - da hilft auch kein Zeigen des Personalausweises.
Ruhm verblasst eben schnell, - aber in diesem Falle ist das gut.
Die Erwähnung meiner Verwicklung in dieses damals doch recht fortschrittliche(dachten wir) Projekt unterlasse ich nun g'schamig, - aber der Berg, - er bleibt. Verdammt. Entschuldigung nochmals.

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"Genauso merken sie es, wenn sie es mit uncharmanten, falschen und bigotten Leuten zu tun haben. "
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Sind Sie sicher? Alle? Wieso fallen dann immer wieder Millionen (?) auf "falsche" Leute rein? Weil "Charme" die Chance des Betrügers ist?
Die Realität ist anders, schauen wir uns mal um, hier z.B.: Politik (Wahlen), Wirtschaft (Reklame), Musik ("Volks"musik etc.), Medien (Fernseh'n, Dudelfunk, Boulevardblätter), etc.
Ich glaube, die meisten merken es nicht, wenn sie verarscht werden. Oder es ist ihnen schnurzpiepegal. Weil sie andere Sorgen haben. Oder haben sie diese Sorgen, weil sie nix merken?

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Also bei den FAZ-Blogs sieht man sehr deutlich, dasss schlechte Leistung nur dann gut geklickt wird, wenn man sie tagelang penetrant präsentiert.

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Gerade woanders gelesen:
am stärksten ist Journalismus, wenn er so einfach wie möglich ist: Wenn er die Stimme eines einzelnen Menschen ist, der sagt, was er gesehen oder gedacht hat."
( Constantin Seibt in einer Rede vor schweizer Pressefritzen:
http://bit.ly/RzkDi6 )

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Das ist eine schöne Illusion, da gibt es eher zwei Extreme:

Das eine ist die totale Klickgeilheit, so entsteht Spiegel Online.

Und das andere ist das Ergebnis reaktkionsinternen Geschachers.

Es ist also gar nicht so leicht, erst mal so weit zu kommen, liebe Freunde.

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