190 mm

Wer schon immer mal sehen wollte, wie es aussieht, wenn am Tegernsee bei 6 Grad plus 190 mm Regen die Mangfall in einen reissenden Fluss verwandeln, der Schnee bis auf 1100 Meter weggewaschen wird und die Gäste eilig durch die Pfützen springen: Hier bitteschön, das habe ich heute gesehen:





Ich bin hier alle zwei Tage und bei Dauerregen auch, ehrlich gesagt, noch öfter, weil sonst nichts geht: Kein Rodeln und kein Radeln, kein Spazieren und kein Verweilen auf dem Steg, und Lesen wiederum macht hungrig. Und ausserdem sind diese Momente trefflichste Situationen der Inspiration: Die Idee zu meinem neuen Beitrag in den Stützen kam mir, als ich dortselbst per Telefon den Streit über einen Jacuzzi zuerst konsterniert, dann aber hocherfreut miterlebte: Der Schriftsteller lebt ja von seiner Umgebung, er grast die saftigsten Wiesen gerne und wüsste gar nicht, wo so etwas woanders zu finden wäre.





Betrachten wir nur einmal Frankfurt am Main: Dort verstehe ich die Menschen gar nicht. Und ich müsste sie auch erst suchen, denn die meisten Bewohner von Frankfurt sind ja Frankfurter und damit natürlich nicht selbstverständlich bessere Kreise. Daheim schwimme ich darin wie ein Fisch im Klärbecken, es ist genug Nahrung da und mein Magen hat noch jede Vergifting überstanden. In Frankfurt stelle ich mir das schwer vor, aalglatte Bankmenschen, schwierige und laute Industrieverbändler, Reste der Bürgerschaft, da ist die Globalisierung mit der Dampfwalze über alles drüber, was die IG Farben nicht schon vorher vergiftet hat. Das ist alles künstlich und zufällig, da laufen Prozesse ab, von denen wir hier noch ganz weit entfernt sich, mit unserer gemeinschaftlichen Tradition von Thomas Mann und Röhm, von Himmler und Thoma, von den Bayerischen Königen bis DDR-Devisenbeschaffern. Alle haben sie zwei Nenner, sie mochten den See und die Torten, und die Staatspartei bildet sich heute in jenem Haus, das sich Hitlers Tantiemenverwalter durch den Verkauf von Mein Kampf leisten konnte, nachdem August Macke hier keine Rehe mehr malte. Mehr Inspiration auf kleinerem Raum kann gar nicht sein. Egal wie gut oder schlecht die Zeiten waren, seit fast 200 Jahren ist das Ufer die Insel der Seeligen.





Daran ändern auch die 190 mm nichts. Natürlich bin ich hier eher einer wie der Macke, ein doch etwas fremd Bleibender mit ganz anderen Lebensvorstellungen; ich werde nicht im Hotel Überfahrt ein Hochzeitsessen bezahlen und vermutlich auch nicht eine Karriere im Immobilienbereich beginnen, es sei denn, ich hätte gar keine andere Wahl mehr. Aber die Skizzen für die nächsten vier Beiträge stehen schon, etwa, was man so alles erlebt, wenn man Gipsköpfe an der Isar holt und was da gerade alles in der Erziehung falsch läuft, wie man dortselbst aus jenen Kreisen rutschen kann, indem man sich nur klug anlügt, und sicher auch ein paar Bemerkungen über das grosse Fressen, das hier das wichtigste Thema ist, wenn draussen das grosse Ersaufen stattfindet. Hier sind sie echt, hier kann ich sein, ich kenne es und bin wie so ein Adliger des Ancien Regimes, der seinen dicken Hintern in einem Sessel auf der Opernbühne haben möchte. Kurz:





Das ist keine Völlerei. Das ist Recherche. Eigentlich sollte ich das alles auf irgendeine Rechnung setzen, aber das wäre dann auch wieder, wie soll ich sagen, das würde dann doch an Unterschicht erinnern, die gross im Tun ist und dann doch ganz ganz klein im Nehmen des Kleinsten, was auf eine Rechnung passt. Meine Quittung schreibe ich mir selbst, und ein paar Kleinigkeiten verschicke ich auch. An die hoffentlich Richtigen. Die Falschen, nun ja: Die sind nicht hier und kriegen nichts.

Samstag, 5. Januar 2013, 15:25, von donalphons | |comment

 
Ess gehd demm Donn hald ned in de Kopp enei...
wie kann ahn Mensch nur aus Frankfodd sei...

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Berlin wäre schlimmer, das kam gerade rein:

Nach der Veranstaltung: Suppen-Buffet und Riesling aus dem Land, wo der beste Riesling der Welt wächst. („socializing“)

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SUPPEN!!! BUFFET!!!

Soll man sich darin ersäufen als traurige Klossbrühe?

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Ich bekomme gerade einen Serotonin-Schock...
nur über das Betrachten der opulenten Bilder....

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Was soll ich sagen? Ich muss mir das jeden Tag in echt anschauen.

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(Und jetzt ab zu Lengmüller)

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Frankfurt hat schon einiges überstanden; so auch die Bankster, von denen geschätzt eh nur 30% übrigbleiben werden, wenn der nächste große wipe-out durch ist.
Aber das ist das Problem des Westends, nicht meines.

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"Und ich müsste sie auch erst suchen, denn die meisten Bewohner von Frankfurt sind ja Frankfurter ...."

War das ironisch gemeint? Ich habe hier eher Schwierigkeiten, "echte" Frankfurter zu treffen; hier arbeiten so viele Zugereiste, dass die Originale manchmal untergehen.

Ansonsten sehr schöne Fotos! Mehr davon! Danke!

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Falls es Sie tröstet, hier beim Don werden Sie fündig: Ich kam in Frankfurt am Main zur Welt und bin somit ein echtes Frankforter Schlippche.

Aber es stimmt, die meisten, die in Frankfurt arbeiten, sind Zugereiste oder Pendler. Vor allem die, die in den Banken arbeiten.

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Ei horsche se mol,
was`n echte Frankfodder is der geht heutzutach ja nur noch auf die Fressgass, wanns garnet anners gehe duut. Sein Schoppe drinkt de echte Frankfodder heutzutach in Bersche-Engkheim odder wanns sein muss auch noch im Gemalte Haus, un annsonste sinn em die ganze fremde Leit schnorzpiep egal. Des hadd scho die alt Mudder Geethe, die Frau Aja gwusst. Wanns der beim französisch parliern im Salong zu bunt worre is, is die vor die Tür ennaus, hot dreimol "Worzzelbörscht" gsacht un is dann widder enei. Also habbe sich die echte Frankfodder scho damols net grad ums fremde Volk g`schert.... Isch weiss des genau, ich bin ja da geborn un nebbe de Sinagoch im Westend gleich beim Palmegadde groß worn, also..... Un enn guud Kuche hats beim Laumer uff de Bockeheimer allemal gegebe, verhunggerd is do noch keiner..

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War ja keine Abwertung der eingeborenen Frankfurter, nur eine Feststellung aus dem beruflichen Umfeld (ja, banking im engeren Sinne) - hier sind die Frankfurter schlicht unterrepräsentiert.

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Die Kuchen und Torten im Caféhaus Siesmayer am Palmengarten sind auch vorzüglich. Deren Schöpfer sind übrigens ebenfalls sehr nett anzuschauen.

Eigentlich ist es sogar ganz gut, dass Don Frankfurt nicht mag, womöglich würde er sonst all die guten Torten alleine wegfuttern.

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Dort war ich. Die Torten sind so gross wie bei uns ein Petit Fou und doppelt so teuer. Es ist prima für Diät!

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Was sagen Sie als ausgewiesener, unabhängiger Tortentester denn zu denen aus dem Winklstüberl?

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...was'n echte Frankfordder is, der lebt sowieso im Taunus, und zum Konditern geht er ins "Café Kreiner"...

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Don, es geht doch um den Geschmack, nicht ums Fettwerden. Außerdem kann man bei kleineren Stücken mehrere verschiedene essen. Mehr als zwei habe ich da aber eh noch nie geschafft. Und die Preise, mei, das ist halt Frankfurt, nicht die bayerische Provinz.

Königstein und Kronberg sind doch eher die Wohnorte der Banker - die bekanntlich meistens keine gebürtigen Frankfurter sind.

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Also damit würde ich mich nicht abfinden. Torte ist ein Grundnahrungsmittel!

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Stimmt, das Volk soll ja Kuchen essen.

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@don ferrando
Einer der wenigen Vorteile einer so von Tourismus geprägten Gegend ist es, das die Qualität, wegen der Nähe des weiteren Angebots und dementsprechend der Konkurrenz, insgesamt hoch ist. Es gibt im Tal ca. pro Gemeinde einen annehmbaren Konditor.

Bzw. kommt es einem, so man dort wohnt, annehmbar vor, wenn man dann mal aus der Gegend wegzieht, sieht man erst, wie hoch das Niveau liegt.

Winkelstüberl liegt (bei mir) unter Messner/Schliersee und Lengmüller/Teg. Winkelstüberl gewinnt bei vielen ob der Quantität der Stücke...

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sterngucker, Montag, 7. Januar 2013, 14:43
ich dachte immer, das heisst: " wie kann e mensch nur aus 'offebach' sein"!
schreibt einer, der in frankfurt studiert und seinen fuehrerschein dort gemacht hat

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Apropos August Macke, was hat den armen Genius nur getrieben, vom nur 1-jährigen Verbleiben am Tegernsee abgesehen, in dieser Zeit kaum einmal vor die Türe zu gehen und 200 ! Bilder zu malen? Seltsam.

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"Das ist keine Völlerei. Das ist Recherche."

Wunderbar!

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Bin ich krank oder abartig veranlagt?
Torten und Pralinen oder sonstige Süßigkeiten lassen mich gefühlsmäßig kalt wie meine Geschlechtsgenossen. Hin und wieder wird mir bei Besuchen ein Stück Torte aufgedrängt. Ich sage dann wahrheitsgemäß: "Na gut, ehe ich mich totschlagen lasse..." Torten sind für mich gezuckertes und aromatisiertes Fettgebäck, es sind monströse Pralinen, letztere verschmähe ich ebenfalls. Wenn wir vier Söhne nach dem Krieg über den Kohlrübeneintopf (ohne Fleischeinlage) maulten, drohte unsere Großmutter: "Muß erst wieder ein Krieg kommen?" Im vorletzten Blogbeitrag SdG phantasierte ein Leser, daß er jetzt am liebsten eine Dose Ravioli am Boden liegend leerfressen würde, und es war offensichtlich kein Berliner, nun weiß ich, ich bin nicht allein.

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Wenn es doch der letzte Trost ist, der dem Hausherrn bleibt...
bitte sehr!

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Ach, man sollte das entspannt sehen, es gibt doch auch genug Blogs, wo anderes serviert wird. Ich übernehme halt die Tortenecke.

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Meine liebe Gattin Julia jobt ein wenig bei einem Bäcker und bringt jeden (!) Nachmittag kostenlos Torte mit.
Drum merke: Heiraten KANN lohnend sein.

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Bei einer Frau, die einen Kuchenbuchladen betreibt und ein klein wenig in Richtung Romy Schneider oder einer ründlicheren Anouk Aimee geht, könnte ich vielleicht nicht mehr ganz so hart Nein sagen.

So hart wie ein Doppel-T-Träger. Aus Marzipan.

Aber dagegen hat ja die EU-Nahrungsmittelverordnung was.

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(Und dia A.K.H. zählt nicht, weil sie erst Buchhändlerin und dann Cateringanbieterin wurde und obendrein inzwischen Mann und Kind hat)

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Schrotsaege, hoffentlich nur krank? Ich wünsche jedenfalls baldige Genesung!

(An sich habe ich's ja auch eher mit Käse und Gemüse, aber so ein gelb leuchtendes, wahrscheinlich erfrischend säuerlich gefülltes Etwas – Zitrone? Ananas? – wie auf dem fünften Bild, das hat schon was. Wenn die Nuss auf dem zweiten Bild für eine Zutat im Biscuit steht und die dunklen Verzierungen für eine Füllung aus Sahne, dunkler Schokolade und einem Hauch Mokka, dann müsste man mich wohl erschlagen, damit ich es in Ruhe ließe.)

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denn sie wissen nicht, was sie tun sollen ...
evtl. den folgenden film einmal ganz ansehen, wir fanden, bei der ein- oder anderen aussage "rastete was ein". "besser mehr kuchen" auch.
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http://www.vice.com/de/motherboard/drone-on-motherboard/?utm_source=MoreFromVICE
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... oder doch?
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und schöne fotos, wir sind begeistert!

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bild 1 ueberschneidet sich in etwa, mit dem, was ich gestern abend gefertigt habe: pralines aus feinster bretonischer butter mit grand marnier, vanillezucker und 100%igem kakao, plus etwas creme fraiche. das ganze dann in kakaopulver gewaelzt.
ich hatte heut etwas magenprobleme auf grund dessen und musste ausnahmsweise mal einen digestife (calvados) zu mir nehmen.
mais, je ne regrette rien!

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torten & texte aus der vielfalt - danke!
wobei die torten fast noch leckerer aussehen, als die pralinen, darf mans sagen? wir halten zur zeit ein wenig maß - und sehen mit freude, das auch zukünftige genüsse nur aufgeschoben. schließlich ist insulindoping ja nun einmal auch nihttp://www.bunte.de/gesundheit/gesund_leben/mikrochimaerismus-erbgut-der-kinder-im-gehirn-der-mutter_aid_35481.htmlchts neues. "Insulin ist zur Leistungssteigerung vielseitig einsetzbar: So kann es beispielsweise die Ausdauer von Mittelstreckenläufern ebenso fördern wie die von Radsportlern oder Langläufern." http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Sportler-Ernaehrung/Doping-Serie-Teil-8-Insulindoping/7096382227497993850/head - man weiß.
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und wer klug ist, verzichtet sowie so nie auf seine nötige portion glückshormone. man lebt schließlich nur einmal.
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und kunst, die auf der höhe der zeit ist, verunsichert und macht angst. darum sollten wir alle kunst ausserhalb der dokumenten verbieten. (1)
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und wir unterscheiden in jedem moment haarscharf zwischen "nur hochbegabt" und "leider doch genie" - "genie" geht leicht, "hochbegabung aber bedeutet meist doch nur dumme über-anstrengung und ein blödes leben in folge". (vielen ehefrau z.b. sind ganz sicher genies, *g*)
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und wir: wir von wir zu über auf und unter wir, zu-und im-hause-wir und wir-hütten und von wir-berg über wir-tal, von-und-zu wir-stadt an der wir bei den wir-seen an der wir-burg von wir-gnaden, herr der wir-richtungen und wir-landebezwinger, der wir-tiefen und rächer der wir-töchter vor den vier toren wir ... wissen nichts (*g*).
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und multiple indentitäten werden unverdächtig. (was für versprecher es gibt, tss...) aber die sendung war interessant, auch die türkei versteht sich anscheinend immer mehr als ein vielvölkerstaat, so wie auch bayern.
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"Der Zwang zur Assimilation gehe so weit, sagt die Sozialwissenschaftlerin Ayshe Guel Altynai, dass heute viele glauben, Türken zu sein, obwohl sie eigentlich armenische Vorfahren haben.
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"Einige haben erst im hohen Alter erfahren, dass sie armenische Großeltern hatten. Das hat in vielen Familien das ganze Konzept der eigenen Identität in Frage gestellt. Sie sehen sich inzwischen als Weltbürger und sind offen für multiple Identitäten." " http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1970931/
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und männer sind doch dominant. schon genetisch. und mindestens die mütter können womöglich oft nicht anders, als an ihre starken und schönen söhne zu denken, und zwar immer voll freude und stolz: "mikrochimärismus" heisst wohl ein aktuelles schlagwort der zeit. http://www.bunte.de/gesundheit/gesund_leben/mikrochimaerismus-erbgut-der-kinder-im-gehirn-der-mutter_aid_35481.html
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(1) bei warhol wars noch legal die factory (sich die leute zu vom leibe halten zwecks "schutzzone") - aber die würdense womöglich heute auch gleich stürmen "wg. verdachts auf verbrechen gegen die avantgardeverhinderung", oder so. (nur ein gedanke)
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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1970631/

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irgendwie hats ja auch was putziges - dass noch immer Menschen SPD wählen und nach 1993 noch immer DLF hören.
Die Dummerchen, die wortreichen.

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