Ab wann ist man linksextrem?

Extremismus ist auch nur ein Schlagwort, aber ich denke, es wird unter aufgeklärten, sicher mehrheitlich nicht rechtsrändigen Menschen deutlicher, wenn man sich eunmal einen Skandal des hiesigen Bürgermeisters anschaut. Es gibt hier eine lange Zeit von rechten Ortseliten geförderte und unterstützte Vereinigung, die es wegen NS-verharmlosenden und geschichtsrevisionistischen Tendenzen in Verfassungsschutzberichte geschafft hat. Sie ist meines Erachtens nicht mehr in dem Bereich, den ich als demokratisches Spektrum erachten würde. Sie agiert pseudowissenschaftlich und war im realen Leben dieser Stadt auch eine Weile durchaus bedrohlich - man konnte sich mit Kritik an dieser Organisation in mancher Schule den Weg zum Abitur erschweren. Sogar in der Monopolzeitung hatten sie eine Seite für Zeug, das heute kein normales Medium mehr abdrucken würde. Die grosse Zeit dieser Leute war unter Franz-Josef Strauss, als Bayern wirklich finster war. Danach hat die Wehrmachtsausstellung viel an der Einstellung der Menschen geändert, und die Gruppe verlor Einfluss.



Der Bürgermeister nun, der jetzt nicht mehr zur Wahl antritt, hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, Kontakte mit dieser Gruppe zu halten, und durchaus freundliche Worte zu finden. Dass er jetzt nicht mehr antritt, hat viele Ursachen; meines Erachtens hat er sich als kalter Machtmensch in der Stadt einfach zu viele Feinde gemacht, und kommt beim Bürger nicht gut an. Es ist aus dem Machtstreben heraus verständlich, dass so einer sich um eine breite Wählerbasis bemüht, und ich würde keinesfalls so weit gehen, ihm in Bezug auf diese Gruppe mehr als strategisches Interesse zu unterstellen - man kann ihm, das hat sich an anderen Beispielen gezeigt, keinesfalls nachsagen, er sei da irgendwie mit dabei (übrigens sind nicht alle dieser Beispiele positiv und eines mag auch der Grund sein, warum er nicht mehr antritt). Was wir also haben, ist eine Gruppe, die man in der Neuen Rechten verorten kann, und einen Bürgermeister, der nett zu ihr war. Politisch geschmacklos sicher auch, weshalb die inzwischen deutlich gewandelte Lokalzeitung das Thema auch entsprechend beackert hat.



Die Zeiten in Bayern haben sich geändert, und wenn man mit solchen Kontakten vielleicht noch in der Lage ist, bei Kriegervereinen Unterstüzung zu bekommen, so schreckt das doch Teile des bürgerlichen Lagers ab. Es gibt ja genug Leute, die grosso modo mit der Lage der Stadt und ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden sind, noch eine Donaubrücke wollen und froh sind, wenn es dem Fussballverein und der Kirchengemeinde gut geht. Aber es ist nicht vergessen, was diese rechte Gruppe in jenen Zeiten für ein Klima verursachte, als die Republikaner entstanden, und weil man auch sonst viele Geschichten kennt, die nicht in der Zeitung stehen, ist man eben reserviert. Bishin zu einem "Wer mit denen was macht, kommt mir nicht rein". Das Kokettieren mit der Gruppe Rechts macht den Mann nicht wirklich sympathisch, und das alles trägt natürlich dazu bei, dass die Popularität schwindet. Besonders übrigens bei der zugezogenen Elite, für die die rechte Gruppe nicht Teil des bekannten Stadtlebens ist, sondern eher sowas wie ein ärgerliches Investitionshemmnis auf dem Weg zum globalen Industriestandort

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Der Bürgermeister hat das - zu spät - begriffen und sich doch etwas abgesetzt.

Bislang gibt es in der ganzen Sache keinen einzigen Linksextremisten. Es ist immer noch die gleiche CSU, das gleiche Westviertel, die gleiche Firma und das bürgerliche Lager, das halt teilweise eine Klarstellung verlangt und angesichts der Lage auch bekommen hat.

Aber man kann sich vorstellen, dass die rechte Gruppe das ganz anders sieht. Hat die Zeitung nicht einen neuen, führenden Mitarbeiter aus dem roten Frankfurt? Werden sie für ihre Meinungen, die sie für richtig und dem deutschen Volke zuträglich halten, angemault und verdrängt? Sie wollen doch nur das Beste für Land und Volk, sie sind ordentlich und haben eine gute Gesinnung, und dann kommen da welche daher und erpressen ihre Freunde. Für diese Verräter setzt sich die rechte Gruppe natürlich nicht ein, das sind keine guten Deutschen, das sind die anderen, das sind die Hetzer und die Feinde, die vielleicht konservativ tun, aber in Wirklichkeit wählen die längst die Grünen und arbeiten an der Überfremdung! Das ist das Vorfeld der Linksextremen, das sind die, die den echten Kämpfern in den Arm fallen! Die sind schuld an den Zuständen auf diesem Kontinent!



So - nur von der anderen Seite her - ist das Verhältnis auch zwischen gewaltbereiter und die Grundordnung verachtender Antifa, die nicht an Staat und Eigentum glaubt, und Spenden frei verwendet, und den anderen, die vielleicht auch ein solides, linkes Weltbild haben, aber nicht der Auffassung sind, dass die soziale Lage verbessert wird, wenn ein Geschäft in Flammen aufgeht. Die Welt wäre schön für bedrängte linke und rechte Gruppen. wenn sie sich einmal treffen würden und sich erzählten, wie galaktisch gross die jeweils andere Gruppe ist, denn die Welt ist bekanntlich voller gegnerischer Extremisten, die ihnen schaden.

Einfacher ist es natürlich, sich andere Extremisten zu suchen, mit denen man halbwegs übereinstimmt und deren Weltsicht ähnlich klein ist. Das ist eine der Strategien, mit der die Nouvelle Droite es tatsächlich relativ weit gebracht hat - Betonung der Gemeinsamkeiten und Zurückstellen der möglichen Konfliktfelder, indem sich jeder auf seine eigenen Punkte konzentriert. Und so etwas in der Art sehe ich auch bei den Piraten: Eine extreme Form des Feminismus (9 Monate Abtreibung, Zwangsgendern), eine extreme Form der Antifa (Antideutsche Richtung), eine extreme Form der Internets (Postprivacy, Spackeria), radikal Positionen bei der Migration (die im Kern auf die Auflösung verhasster Staaten und ihre Betrollung abzielen) sozialradikale Thesen ohne Umsetzung, aber mit Spendenaktion (BGE) und dann noch diese Sache mit dem Urheberrecht, dessen Reform dringend gefordert wird, sobald frau den Vorschuss eingestrichen hat. Alles für sich nicht zwingend Mehrheitspositionen, aber - wie auch bei der Neuen Rechten - zusammengenommen durchaus eine Gruppe mit Einfluss, die in der Lage ist, den Kurs einer Bewegung weit über ihre Grenzen hinaus eine Weile zu steuern. Und zwar immer unter dem Hinweis, dass nur sie für echte Werte stehen, die sie verteidigen, und der Rest wäre -

Man kennt das. Auch, wenn man aus Bayern kommt. Es ist immer das gleiche, und vielleicht ist manchmal diese Idee mit dem Extrem der Mitte gar nicht so schlecht, wenn man sich behaupten will.

Freitag, 14. März 2014, 22:30, von donalphons | |comment

 
Ich finde es mehr als bezeichnend, daß gerade dieser Text vom typischen Don Alphonso-Kommentariat ignoriert wird. Als bekennender Linksradikaler (nicht -extremist) liege ich mit dem Don politisch prinzipiell meist ziemlich überkreuz; und bei einige seiner jüngsten Attacken fand ich seine Argumentationen - so man diese überhaupt als solche akzeptieren wollte - ziemlich daneben (sorry, werter Don, aber Recherche und Analyse sind nicht wirklich Ihre Stärken, die liegen ganz woanders).

Aber trotz all dieser nicht ganz unwesentlichen Differenzen muß ich gestehen, daß ich angesichts dessen, was er "Linksextremismus" nennt, auf der selben Seite der Barrikade stehe. Ich würde das einfach Sektenunwesen nennen, dem es nur darum geht, einen "klaren Trennungsstrich zwischen uns und dem Feind zu ziehen" (Mao). Diesen inzestuösen Cliquen geht es nie um Politik (was immer Auseinandersetzungen mit prinzipiell satisfaktionsfähigen Gegnern bedeutet), sondern immer nur um die eigene Identität, ungeachtet tatsächlicher politischer Zielsetzungen.

Und insofern geht der Vergleich mit der bayrischen Spezln-Wirtschaft daneben. Die hat ein konkretes politisches Ziel, nämlich den eigenen Machterhalt. Und wenn sich der Wind dreht, dann dreht man sein Mäntelchen eben mit ihm.

Pseudopolitischen Sekten wie den sogenannten "Anti-Deutschen" geht es hingegen um subjektive Befindlichkeiten; und in deren Dienst sind sie bereit, jede politische Auseinandersetzung zu sabotieren. Und wenn die Piraten nicht in der Lage sind, diese Leute zu identifizieren und aus der Partei zu werfen, können sie in der Tat den Laden dichtmachen.

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"Antideutsche" hielt ich immer für amerikanische und israelische Spin-Doctors. Die waren überhaupt nie links. Im Gegenteil: Die hassen Linke und wollen, daß sie sich in Luft auflöst. Wie macht man das? Indem man die Linke unterwandert, manche ihrer Positionen annimmt, wie etwa den Antifaschismus oder manche altmarxistische Thesen und in linken Gruppen durch eine Kritik gegenüber selbstimmunisierende, militante, erristrische Argumentation die Linke zum Schweigen bringt. ...ein echtes Kuckucksei also, diese Antideutschen...

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...und Piratenfeminismus ist längst nicht so links, wie Don ihn hält. Tatsächlich ist der nicht links, nicht rechts, sondern blöd.

Merke: Was an Universitäten als Geistes- oder Sozialwissenschaften gelehrt wird, ist selten wirklich links. Und bestimmte Lehrstühle an angesehenen Universitäten richten junge Damen so zu, daß sie so blöd werden.

Auch wenn man Gramsci und Lenin zitiert, ist man nicht automatisch links, wie man an den Nouvelle Droite sehen kann. Aber die Piratenfeministinnen tun ja nicht einmal das. Die sind einfach nur blöd. Fast jeder Wirtschafts- oder Sozialwissenschaftler zitiert Marx oder Lenin häufiger als diese Feministinnen.

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