: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 24. März 2014

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hat mich soweit gebracht, dass ich wieder 9000 Zeichen durchtippen und online stellen kann, aber zuviel sollte man sich von meinen Überlegungen zum Separatismus in Europa bei der FAZ und im Kommentarblog nicht erwarten - besonders der Teil mit der Oligarchie erscheint mir ausbaufähig.

Am Rande - ich habe heute im Kontext mit "Hoodiejournalismus"



wieder viel Unsinn über die FAZ gelesen, namentlich genau von den üblichen Vollversagern, die an der gleichen Stelle wie ich jede Menge Chancen bekamen und dieselben dann Vollgas vor die Wand gesetzt haben, und zwar so, dass es nicht gerade eine Empfehlung für andere Medien war. Dass sowas rumläuft und die eigene Dummheit als Dialog im Netz ablässt, hilft mir wenigstens, mich trotz der sehr ungewohnten Dosis reinzuhängen. Ich will wenigstens, dass es gut ist, selbst wenn mir im Moment das Gefühl dafür leider fehlt.

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Peter Burke, Ludwig XIV.

Es ist, denke ich, eines der interessantesten Bücher, das man im Moment über Vladimir Putin lesen und kaufen kann. Gern wird Putin ja mit alten Sovietmachthabern verglichen, aber nach meiner Meinung liegt Ludwig XIV. da viel näher: Auch er kommt aus einer Zeit des Niedergang eines Reiches, und das hat ihn und sein Land und seine späteren Kriege um die Vormacht in Europa geprägt. Auch anderes kann man gut vergleichen: Der Fall Chodorkowski erinnert nicht umsonst an den unglückseligen Nicolas Fouquet. Ob er allerdings mit seinen Hanswursten ähnlich wie mit Pussy Riot verfuhr - das weiss ich nicht.



Peter Burke ist mir durch seine schöne Analyse des Werks von Baldassare Castiglione in Erinnerung geblieben, und das Buch über die Inszenierung von PutinLudwig XIV schliesst stilistisch mit seinem trockenen Witz direkt daran an. Für mich ist es insofern von Interesse, dass alles von Napoleon und Ludwig XIV mit voller Absicht bei mir im Sanitärbereich hängt, um das höflich zu sagen. Einen der Drucke, die den Autokraten als Liebling der Musen zeigt, habe ich auch, und

Wie soll ich sagen, ich bin nun mal überzeugter Bürger und Demokrat. Da gehören solche Abgetreteten der Geschichte nun mal in den Abtritt. Ich mag unser System und unsere Spielregeln, und die Vorstellung, dass in Russland nur das geprobt wird, was früher oder später auch in der EU anschafft und kommandiert, das gefällt mir gar nicht. Zum Beispiel haben wir die rechtsautokratische Regierung in Ungarn einfach so geschluckt. Und natürlich ist mir bei der Analyse der abgebrühte Blick auf die Geschichte sehr viel lieber als die aktuelle, die langfristigen Linien verstellende Empörung. Weil, wer ist da schon Gut oder Böse?



Burke ist einer von den Autoren, die im Studium stets mein Verhängnis waren. So einer taucht oft in Literaturlisten auf, man braucht ihn eigentlich nur wegen 2, 3 Seiten, weil er einen Randaspekt streift - und dann denkt man sich, oh, das ist aber interessant und das wusste ich noch nicht und gut geschrieben ist es auch. Und damit ist dann der Vorsatz, weiter nach frühmittelalterlichen Flügellanzen zu suchen, erst mal obsolet gewesen; damals war es ein Buch über den nicht minder widerlichen Ambrosius von Mailand.

Heute, es ist ja nur noch Gaudium und ohne Druck, kann ich mich leichter und ohne schlechtes Gewissen darauf einlassen, und doch: Es bringt Erkenntnis. Natürlich habe ich von Russland so viel Ahnung wie alle anderen auch, aber ich kann einstreuen: Nun, wenn man etwa an Ludwig XIV denkt, da war das ja ganz ähnlich, auch der wurde blockiert und tatsächlich hat ihn der spanische Erbfolgekrieg an den Rand des Ruins gebracht, egal wie pompös das alte Kadaver sich hingestellt hat, nicht wahr. Und dann kann man elegant den Fouquetvergleich machen, auf den Merkantilismus kommen und da fällt einem ein, kennen Sie schon mein neues Service aus Sevres? Nein? Ah, Sie müssen an den Tegernsee...

Man entgeht dem Elend ja doch nicht. Aber es ist schön, ausweichen zu können

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