Pflicht

Als die Asamkirche nebenan gebaut wurde, hat man auch den Komplex, in dem ich wohne, umgestaltet. Sehr wahrscheinlich haben die Asams hier mit ihrem Bautrupp nebenbei auch ein paar Dinge gemacht, aber nichts von Beeutung: Das Geld der Gesellschaft Jesu gig vor allem für die Repräsentation in der Kirche drauf. Wir haben hier durchaus Malereien gefunden und dokumentiert, aber leider, leider nichts von kunstgeschichtlicher Bedeutung. Nicht umsonst bi ich quasi gezwungen, die ausstattung nachzukaufen, für die die Jesuiten zu geizig waren.



Gekauft haben sie vor allem Bücher, aber die wanderten nach dem Verbot des Ordens und der Säkularisation meist in den Ofen oder andere Bibliotheken, wo sie die Zeiten selten überstanden. aber ich will nicht klagen, das Haus ist famos und die Nähe zu einer solchen Rokokokirche verbindet. Wenn irgendwo Asam steht, gehe ich auch hinein, selbst wenn es nur selten die Qualität der Kirche nebenan hat, und ja, allein für das Deckenfresco hier lohnt sich die Reise. Momentan steht das Wort Asam in München an der Kunsthalle. Und das heisst, dass ich heute Gelegenheit hatte, meine alten Vorurteile gegen diese Einrichtung zu überprüfen.

Drinnen darf man übrigens auch ohne Blitz nicht knipsen. Unsere ausgebeuteten und geknechteten Vorfahren haben das alles zahlen müssen und heute darf man bei 12 euro Eintritt nicht mal eine Kamera darauf richten. Fängt schon gut an.



Um es kurz zu machen - man sollte die Sache vorher studiert haben, oder den Katalog kaufen und in die Ausstellung mitnehmen, selbst wenn es da drin zu dunkel ist. Denn die Beschriftung der Objekte ist - naja. Da hängt ein Spiegel aus München mit bayerischem Wappen und Kaiserkrone und Szepter. Ja nett. Wer nicht gerade zufällig weiss, dass der wittelsbacher Karl VII. sehr umstrittener Deutscher Kaiser war und solche Gegenstände brauchte, um sein verhunztes Amt von Frankreichs Gnaden auszuhübschen, versteht gar nicht den politischen Symbolgehalt. Ein Raum weiter steht dann eine weitgehend vergoldete Notburga - die Heilige der Mägde - und wird wegen einer angeblich höfischen Kleidung und Haltung mit den galanten Porzellanfiguren Bustellis aus Nymphenburg verglichen. Das geht nur, weil die Figuren von Bustelli daneben so schlecht beleuchtet sind, dass man die Details kaum erkennt. Jedenfalls wäre es mir neu, dass irgendeine Bustellifigur so zugeknöpft wie die Notburga daher kommt, und so derbe Latschen unter dem kurzen Dienstmagdrock trägt.



Mir ist durchaus bewusst, dass man bei den berühmten Schnitzern und Bildhauern des Rokoko in München vor allem auf kirchliche Ausstellungsstücke zurück greifen kann. Es wäre aber nicht in dieser Intensität nötig, denn es gibt auch jede Menge Möbel und andere Objekte aus en Schlössern dieser Zeit, auf die man ergänzend zurück greifen könnte. So fixiert auf Kirchenkunst bekommt die Ausstellung einen seltsamen, klerikalen Drall, und wirklich spannende Aspekte wie den Einfluiss der Aufklärung auf die Darstellung muss man sich selbst erarbeiten. Aber selbst ohne Aufklärung: Es fehlt auch die Erklärung zum lithurgischen Kontext - wer den nicht im Kopf parat hat, ist mit den einzelnen Kunstwerken in einer Art allein, die so nicht vorgesehen war und eigentlich auch keinen Sinn macht. Es ist leider wie so oft, da werden die grossen Namen gebracht, und es ist ja auch nett, sich einmal Figuren anschauen zu können, die ansonsten in ganz Bayern verstreut wären. Aber die Kirchenkunst gerade dieser Epoche ist nicht im luftleeren Raum, und da hätte ich mir einfach mehr Erklärendes gewünscht. Etwa auch: Was ist Meister. woran erkennt man die schule. Und bessere Beschreibungen wären schön gewesen. so wie es ist, ist es ganz nett für das Namedropping, oder eben ein hartes Brett für Kenner.



Ungeachtet dessen lustlinsle ich danach natürlich um so mehr bei den üblichen Häusern, was die so haben. Ein Rokokokopf eines Turbanträgers, entweder eine Studie oder Teil eines grösseren, vermutlich jesuitischen Altargemäldes, ist noch auf der Anreise, und daheim bekomme ich langsam das Museum, das mit wie ein alter Hausschuh passt. Die Kunsthalle - man sollte sich das anschauen. Wegen der Expoate. Aber eben nur mit Katalog.

Donnerstag, 25. Dezember 2014, 20:25, von donalphons | |comment

 
Vielen Dank,
solche Beiträge könnten ruhig öfter kommen.
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Darf man bei heutigen Kunsthistorikern eigentlich noch liturgische Kenntnisse überhaupt voraussetzen?

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Diese kleine Putte oben wirkt ja schon fast etwas diabolisch. Da wächst doch ein Horn aus der Stirn...

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