Sinnvolles schenken

Man muss nur suchen - dann findet man Geschäfte mit Angeboten, die niemand zurück verfolgen kann. Mein Parmesan aus Mantua zum Beispiel ist nur eruierbar, wenn man zu Bacchi in der Via Oreficio geht - fahren kann man da gar nicht. Meine Würste von einem kleinen Hof im Donaumoos, der Pfirsichsaft aus dem kleinen Gehöft bei Valeggio und die Pralinen vom Wagner - sie alle sind preislos, der Beschenkte weiss, dass es nichts Schlechtes ist, aber es kann sich auch jede Suche nach dem Geldwert sparen. Und manchmal findet man sowas sogar in München.



Leider fehlt mir dazu jedoch die passende Bekanntschaft, und mein Schuster in Verona wiederum möchte die Füsse derer, die er mit Leder umschliesst, vorher sehen. Sonst könnte man da wirklich schöne Dinge verschenken.

Aber dennoch habe ich dieses Jahr einen netten Weg gefunden, das Dilemma zu umgehen. Das begann mit einer Kiste bei der Caritas, in der die traurugen Reste eines Rades gelagert wurden. Das Rad selbst wurde lange Zeit brutal missbraucht und erst, als wirklich gar nichts mehr ging, dort in die Werkstatt gebracht. Kein schlechtes Rad, durchaus eines mit sinnvoller Ausstattung - aber die Preise verfallen schnell und wenn es so ruiniert ist, kostet die Reparatur in Arbeitszeit mehr als der Restwert. Also wurde es in die Ersatzteile zerlegt und so fand ich es.

Ich habe Zeit und schraube gerne. Dachte ich. Aber so einfach war es dann doch nicht, und am Ende habe ich jedes, wirklich jedes Teil intensiv bearbeiten müssen. Mitunter, das gebe ich zu, hat mein Elan nachgelassen. Bei den Bremsen war ich am Ende meines Lateins und kann hier wirklich der Menschheit nur zurufen, Räder mit herkömmlichen Bremsen zu kaufen, wenn sie nicht unendlich viel Ärger mit hydraulischen Scheibenbremsen haben wollen. Aber irgendwann fehlt nur noch der kurze Vorbau, und den gab es für einen Euro auch bei der Caritas und dann



ist es so weit, dass man nur noch die Gabel von der ätzenden grünen Farbe befreien muss, mit Nagellackentferner, und so riecht die ganze Bude nun so, als wäre ich ein exotischer Tänzer und würde solche Schuhe wie da oben tragen.

Ich mache das gerne, denn ich mag Menschen, die ich beschenke, und natürlich kann man das nicht berechnen, die Zeit nicht und die Geschichten nicht. Ins Geschäft gehen kann jeder, aber wenn so ein Stück dann wieder läuft und genau so ist, wie es für Berlin sein soll, dann ist alles wieder gut.

Sonntag, 28. Dezember 2014, 13:08, von donalphons | |comment

 
Bester D.A.: Das Problem mit der hydraulischen Zuspanneinheit würde ich bei Gelegenheit in der Werkzeugmacher-Azubiwerkstatt von Neumeister-Hydraulik in Neuenstadt vortragen. Als ich dort zur Fortbildung war, bauten die gerade Nussknacker mit hydraulisch bewegten Kiefern (kein Flachs). Sie brauchen eine Handpumpe mit Reservoir, die von der Nehmer- zur Geberseite pumpt. Vorausgesetzt, oben ist eine Entlüftungsschraube.

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Die Bremsen am Rad sind einfach unterdimensioniert: Winzige Gewinde, wenig Flüssigkeit, nervige Befüllerei und nach einer Weile Kolben, die sich nicht zurück bewegen und dauernd schleifen. Dazu ein abartug hoher Verschleiss bei den viel zu kleinen Belägen. Es ist nicht das System an sich, es ist die Umsetzung und dass es nur in einem Idealzustand läuft, der in der Realität kaum auftritt. Ich habe jede Menge Erfahrung, aber Scheibenbremsen sind enervierend.

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Man kann es nur als Glück bezeichnen, wenn man Magura Felgenbremsen hat. Ich möchte die Hydraulik nicht missen, da sie in jeder Situation eine über jeden Zweifel erhabene Bremswirkung bieten. Besonders wenn man keramikbeschichtete Felgen findet.
Und die Montage und Einstellerei ist schon witzlos einfach.

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Durch diesen Beitrag fühle ich mich nun an zwei Vorsätze erinnert: Zum einen sollte ich endlich mal einen mir angenehmen Sattel kaufen, denn im Keller meines ehemaligen Mitbewohners steht noch immer mein Fahrrad, welches ich aufgrund der Sattelproblematik nach dem Kauf ganze drei Mal benutzt habe. Und in der WG wohne ich nun schon seit über zwei Jahren nicht mehr.

Zum anderen habe ich ein nicht ganz unähnlich aussehendes Paar Schuhe, das endlich mal besohlt werden sollte. Allerdings ist das gar nicht so leicht, einen Schuster zu finden. Irgendwie sehe ich hier vor Ort immer nur diese Filialen, die vom Schlüsseldienst bis zum Schuhersatzteil-Verkleben so ziemlich alles im Programm haben. Oder aber dann die Schuhmacher, deren Preise bei Weitem das übersteigen, was ich für die High Heels damals bezahlt habe. Dabei möchte eigentlich einfach nur einen ganz normalen Schuster, der sein Handwerk beherrscht. Denn an diesen Schuhen hänge ich aus unerfindlichen Gründen. Bei meinem Eltern auf dem Land gab es lange Zeit noch einen Schuster, jener welcher allerdings leider inzwischen verstorben ist. Warum gibt es eigentlich keine Schuster mehr? Es muss doch einen gewissen Prozentsatz von Leuten geben (und damit meine ich jetzt nicht die Alden oder Ludwig Reiter-Liga), die trotzdem nicht gleich ihre Schuhe wegwerfen möchten, wenn die Sohlen ein wenig ramponiert sind...

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