Lernfähigkeit

ist das eine. Umsetzungsfähigkeit ist das, woran es bei den meisten mangelt. Früher war das einfacher, da war Technik noch mit Hammer und Feuer beherrschbar. Heute leben wir in der Servicewelt, und was der Service nicht liefert, haben wir halt nicht. Meine aktuellen Hassprojekte sind Google Docs mit ihrem Formatierungsalptraum und Dropbox, das sich an 18 Bildern totlädt. Das ist die Cloud. Das sind Firmen, die sich mal grundlegend Gedanken machen sollten. aber es ist ihnen egal. Wie auch Firefox, der zum überladenen Elend wurde, oder Wordpress mtt dem Wording der deutschen genderfaschistischen Front.

Ich weiss auch, warum es den meisten Menschen so egal ist - ich hatte in der Vergangenheit durchaus meine Kämpfe mit der Schluderei bei der FAZ-Blogs. Irgendwer ganz oben will was haben, schmeisst Geld für eine inkompetente Klitsche raus, will sich nicht reinreden lassen, und liefert einen Haufen Müll, bei dem ich dann einen Override reinhacken muss, damit die Schriftgrösse stimmt. Das hat sich inzwischen gebessert, aber die Ursache ist immer gleich; Der Hintereingang zum Körper auf dem trockenen, sicheren Stuhl. Das macht IT so anfällig, das macht meinen eigenen Beruf, den Journalismus so anfällíg. Es sind Jobs, über mehrere Mauern abgesichert von denen, die die Ergebnisse abkriegen. Der Wochenmarkt wäre bei uns nach zwei Wochen tot, wären die Leite dort so asozial, unbelehrbar, unfreundlich und menschlich mies wie das, was grosse Teile meines Arbeitsumfeldes ausmacht. Und deshalb gehe ich so viel raus und lerne. Auf die harte Tour.



Das ist mein neuer Crosser, ein etwas in die Jahre gekommenes Stevens Prestige. Vollalu, dicke Rohre, robust und dennoch leicht. Mit einer selbst konzipierten Mischung aus XTR. XT und Ultegra. Letztes Jahr, als ich entlang der Valepp fuhr und zum Pfitscher Joch hinauf kroch, hatte ich viel Zeit zu überlegen, wie ein idealer Begleiter für so eine Reise aussehen sollte. Das Gunsha, das ich damals fuhr, war schon sehr gut, aber

- der Lenker war zusammen mit den dicken Handschuhen zu dick

- auf dem Weg runter nach Sterzing fehlten mir tatsächlich weiter oben liegende Bremshebel

- die Laufräder waren vielleicht ein klein wenig instabil. Ich konnte damit nicht so bedenkenlos ans Limit gehen, wie ich das gern gemacht hätte.

Man hätte natürlich auch an das Gunsha einen anderen Lenker bauen können, aber vor ein paar Jahren hatte ich schon ein Stevens, und es wurde geklaut. Es war vom Fahrgefühl her auch sehr schön, und ich wollte ohnehin eines. Das Neue ist nicht ganz meine Wunschfarbe, und es hatte ebenfalls den falschen Lenker und nicht passende, aber sehr schöne und anderweitig verwendbare Räder. Aber es hatte die passenden Bremsgriffe, es war leicht umzubauen, und es passt problemlos eine 3-fach XT-Kurbel in den Rahmen, was nicht bei allen Rädern immer ganz einfach ist. Und die Kettenlinie stimmt mit der etwas verbreiterten Hinterachse auch. Es war etwas Arbeit, aber so erfüllt es ein weiteres, wichtiges Kriterium:

Es ist ein sub-400-Euro-Rad.



Unsere Servicegesellschaft schafft es übrigens nicht, einen puristischen Reisecrosser in grosser Serie auf die Beine zu stellen, mit mittelhochwertigen Komponenten, schneller und geländegängiger als ein Reiserad, simpel, leicht unterwegs reparierbar, leicht und dennoch robust, und mit einer Übersetzung, mit der man auch nach 100 Kilometern noch einen steilen Pass hinauf kommt. Jemand wie ich steht nicht im Anfordrungsprofil. Ich will nur leichte, schnelle und flexible Transalps fahren, im Notfall dem Gewitter entkommen können und jeden Berg bezwingen. Es könnte so einfach sein, aber ich muss es draussen selbst lernen, selbst verstehen, und dann selbst bauen.

Andere kaufen dann fertige Schleudern und gurken im Tal herum. Je schöner und einsamer es wird, desto weniger sieht man von jenen, die für einen Langstreckenakku mehr ausgeben, als ich für das ganze Rad. Und darum wird es gehen. Wie weit kommt man mit dem, was so ein Akku alleine kostet.

Dienstag, 27. Dezember 2016, 11:02, von donalphons | |comment

 
im frühjahr stand ich vor ähnlichen fragen und habe auch nichts auf der stange gefunden.

die lösung sieht deutlich anders aus, folgt aber den gleichen designprinzipien mit dem pendleausschlag ein wenig mehr richtung "reise" und "gelände", fährt aber auch easy 3-stellige tagesetappen straße

aber will man so ein rad von der stange? irgendwas muss ja immer anders, da kann man auch direkt mal teile suchen gehen und basteln.

nah ran kommt zb das croix de fer oder das vagabond von genesis, soma und surly sollte rahmen im angebot haben, die tauglich sind.

all city (space horse o.ä.) dürfte auch stangenware haben, die zumindest nah ran kommt.

specialized sequoia könnte auch noch denkbar sein.

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Das ist der Punkt: selber machen bedeutet, man weiß was dran und drin ist, und man kann alles reparieren. Die anderen gehen dann zum Händler, wenn mehr zu tun ist als einen Platten zu flicken (und selbst das... aber lassen wir das).

Ich selbst hab das früher so gehalten, heute ist es leider nicht mehr Familien-, Nachbarn- oder schlicht Grundstückskompatibel, wo der Innenhof ein feuchtes immerdunkles Loch und der Keller eine dunkle, extrem staubige (denken Sie an einen Staubzuckerbelag, der über allem dort liegt. Nur ist es halt nicht Staubzucker) und (hrrm) nicht ganz leere Kammer.
Aber früher, als man noch im F der FAZ wohnte, oder im Vordertaunus, da reichte im Winter eine leere Garage mit Stromanschluss für Licht, Heizlüfter und Radio, oder im Sommer eine längst verwaiste gepflasterte Fläche zum Wäsche aufhängen. Am damaligen Bridgestone war da irgendwann nix mehr original, bis auf Rahmen und Bremsen.

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das kommt ja noch hinzu. genau wissen was wo dran und drin ist.

das würde den "zumservicerennern" aber auch nicht helfen.

räder sind keine raketenwissenschaft sondern technik des frühen bis mittleren 20 jahrhunderts. seit dem ist alles bis zur e-schaltung nur evolution, keine revolution. selbst das, was man nicht selbst gebaut hat, sollte man sich als durchschnittlich unterbegabter mitteleuropäer erschließen können.

da sehe ich eher unwille als unfähigkeit. beim 1. mal kostet son komplettservice halt noch nen nachmittag zeit, beim 3. mal ists dann in ner stunde fertig.

räder gehören natürlich in den wohnbereich. warm, trocken, staubfrei.

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Vor 30 Jahren haben wir zum Saisonstart unsere Rennräder noch auseinander genommen. Also bis runter zu den Lagerkugeln. Und wieder zusammen bekommen. Man lernte dabei wie weich so ein Aluhebel von Campa sein kann und dass ein Maulschlüssel besser wirklich bündig gesetzt werden sollte. Das Ganze dauerte keine Stunde, sondern eher anderthalb Tage.

Heute ist das alles nicht mehr ganz so einfach. Und, ich muss es gestehen, ich habe schlicht keine Zeit und Lust dazu. Man will noch Zeit mit den Kindern verbringen, wobei der Große so langsam in die Geheimnisse der Zweiradmechanik eingeweiht werden könnte. Und ansonsten muss man Geld verdienen. Es wird wirklich Zeit für den vorgezogenen Ruhestand.

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gut, maximalservice ist idT ein ziemlicher brocken und erfordert idR spazialwerkzeug. muss aber meist nicht sein. den gibts in dem umfang auch nicht beim radfachheinz.*

komplettservice für ottonormal ist ... reifen auf dichtigkeit prüfen, ggfls wechseln, züge und lager prüfen, ggfls fetten, bremsentest, schaltung einstellen. feddich


*meist reist man auch als fachlich durchaus versierter laie mit dem arsch ja mehr ein als man mit den händen aufbaut. -> wenns läuft läufts und man lässt die finger davon!

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Apple muss ein Rad entwickeln
Es muss doch möglich sein, Teile des Rades mit fernsteuerbarer Selbstzerstörung zu bauen. Da es keine sicheren Schlösser gibt, wäre eine solche IRad-Anti-Klau-App der Renner.

Könnten Sie sich ein Teil vorstellen, daß man wegnimmt und einsteckt wie früher das Bedienteil eines teuren Autradios? Etwas Fahrzeugspezifisches, eher verborgen aber wichtig?
a) Start möglich und dann auf die Schnauze Dieb (Vergesslicher Owner)
b) Nix geht.

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Nur was soll man da blockieren?
An einen guten Rad ist alles so solide gebaut, dass es auch nach einem glimpflichen Sturz weiter funktioniert und einen nach Hause bringt. Da fällt es schwer, etwas bewusst mit einem kleinen Gerät und relativ wenig Strom zu schrotten. Das fragilste ist der Fahrer. Das eröffnet zwar Möglichkeiten, und ein C-Treibsatz ist auch ziemlich simpel aus der Ferne zu zünden. 18650, ST32F103, AI-Thinker A7, ein wenig Kleinkram einige Zeilen Code. Dank GPS könnte man auch warten, bis das Rad bewegt wird. Moralisch ist das aber eher auf Kante genäht.
Ein Schloss braucht es aber trotzdem, sonst kann man das Feuerwerk alle fünf Minuten zünden.

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Da stehn um die 2000 Euro herum. Der Gebrauchtpreis spiegelt nur die aktuelle Mode wieder bei der es Scheibenbremsen sein müssen. Mit Cantis kann man nicht bremsen und wird bei der kleinsten Abfahrt sterben. Außerdem ist 10fach tot und dreifach sowas von Bääh.
Ein 400 Euro Neupreis Rad sieht anders aus.

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Anwesende ausgenommen, es reicht manchmal eine Prise, die zuviel ist, und vieles von dem, was sonst nur nerdig riecht, riecht sofort etwas ranzig. Vielleicht dann, wenn es zum Abgrenzen herhalten muss, was dem Basteln an sich gar nicht eigen ist.

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ergänzend: Velo Orange könnte auch was halbwegs passendes im Angebot haben.

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