9 Jahre Finanzkrise, pesönlich betrachtet

Wer vor 9 Jahren in angesagten Berliner Vierteln eine Wohnung kaufte, oder auch in Ingolstadt, Hannover, Rosenheim oder München - der machte ein gutes Geschäft. Noch besser sah es an Orten aus, die völlig unterbewertet waren. Pfaffenhofen zum Beispiel. Und es gibt sicher noch ein paar Nachzügler. 2011 lernte ich hier jemanden kennen, der nur wenig mehr als ich für ein ganzes Haus bezahlt hatte - renovierungsbedürftig und in Schaftlach., 15 Kilometer vin hier, aber in einer idealen Lage für Fahrten in die Berge und nach München. Das wäre es wirklich gewesen, da hätte man 60m² selbst bewohnen können, 65m² vermieten und später im Dach noch 40m² ausbauen. 4 BOB-Stationen an den Tegernsee, keine 40 Minuten zum Hauptbahnhof, 2 Dörfer nach Reutberg.



Aber man kann nicht alles haben. Was für mich das Wichtigste ist, ist der Umstand, dass ich eben nicht nur eine Wohnung habe, wie man eine Wohnung in der Stadt hat - eighene vier Wände in einer mehr oder weniger feindlichen Lebensumgebung, ein Platz für ein müdes Haupt und eine Postadresse für allerlei unerfreuliche Schreiben. Meine Wohnung endet nicht an der Terrasse, dahinter kommt die Alm, die mir nicht gehört, aber auf die ich den besten Blick habe, mitsamt Kühen. Es ist mein Tor zu den Bergen, es ist der Ausgangpunkt in ein Reich, das nicht meins ist, aber in den ich mich frei und ungehindert bewegen kann. Ich muss mich nicht mit dem Verkehr auseinander setzen. Und nicht mit anderen Menschen. Ich muss noch nicht mal im Land bleiben. Ich habe alle Optionen. Das ist viel, wenn man betrachtet, was in den letzten 9 Jahren sonst so in europa passiert ist.



Denn während woanders die Immobilienpreise eingebrochen sind, geht es bei uns ununterbrochen nach oben, die Flucht ins Betongold hält an. Ich halte das für eine natürliche Entwicklung, denn Immobilien waren lange Zeit zu billig. Man sieht das an meiner Wohnung: Da kostete 1 m² nur 2/3 dessen, was heute 1 m² Neubau kostet. Trotz der Lage am Tegernsee. Der Tegernsee war damals aus der Mode gekommen, das Neobiedermeier und seine Landlust haben ihn wieder aufsteigen lassen, und dass die Ortschaften noch etwas alt und verhaut sind, und nicht mit St. Moritz mithalten können, finde ich gut.Die Preisentwicklung ist teilweise berechtigt, teilweise, so ab 2011, 2012, nahm sie langsam Münchner Züge an. Es ist teurer geworden. Und man sagt nicht mehr, was einer wie ich am Tegernsee will, bei den Alten, man versteht, dass ich dort sein will, und nicht nur, weil ich älter wurde.



Es gibt eine umfassende Krise in Europa, die immer noch so gefährlich wie 2008 ist, und neue Krisen, die das bekannte Europa zumindest verändern, vielleicht sogar zwerschlagen werden. Aus der allgemeinen Unsicherheit für Alle erwächst aber auch eine gewisse Sicherheit für wenige, wenn sie damals Betongold am richtigen Ort kauften. Die gleiche Bankberaterin, die mir damals vom Kauf abhalten wollte, wurde mir heute mit Blick auf die immobilen Sicherheiten genug Geld für ein Haus in italien geben, einfach so. Ich bin unsicher, denn da kommt sicher noch einiges nach. Gerade jetzt plant man in Österreich, Unternehmen zu fördern, die Österreicher einstellen. Das ist ein ziemlicher Schlag für Europa, angesichts der Lage in Österreichs Grenz- und Urlaubsregionen wahnwitzig und falsch. Aber es wird gemacht, weil der Wunsch nach nationaler Eigenständigkeit gross ist. Nur die Deutschen haben das noch nicht so ganz kapiert, weil sie bislang am meisten profitiert haben. Das kann sich ganz schnell ändern. Zumal das deutsche Modell der gelenkten Demokratie auch langsam an seine Grenzen kommt.



9 Jahre nach dem Kauf gehöre ich klar zu den Profiteuren der nfinanzkrise bis zum jetzigen Punkt. Blöderweise in einem Land der aufbrechenden Gegensätze, mit Totalitären in Rot und Grün und Braun und Migrationsideologie, und mit auf uns zurollenden Belastungen, gegen die die Folgen der Einheit gar nicht mehr so einschneidend wirken. Wir leben in einer Welt des Misstrauens, alle reden über 50 abgeschobene Afghanen und niemand über die Hunderte, die täglich hier aus Italien einsickern, solange der Weg über die Berge schwierig ist. Das wird sich im Frühjahr noch ändern, und dafür werden wir zahlen. Sehr lang, ohne zu wissen, wie lang es hier noch so weiter geht, und wie sich das dauerhaft auf das politische Klima auswirkt. Momentan ist es schlimmer als unter Strauss. Und ich kann mir gerade keine politische Konstellation vorstellen, die mir an der Macht gefallen würde. Mir sitzen zu viele antidemokratiche Verfassungsabwracker und Bürgerfreiheitsfeinde im Bundestag. Und keine Wahl wird das ändern. In gewisser Weise gehöre ich zu den Gewinnern in einem System, das unter dem Gewinn brüchig, instabil und marode geworden ist.

Donnerstag, 23. Februar 2017, 00:46, von donalphons | |comment

 
Offene Grenze machen aus Heimkehrprämien oder Starthilfen reine Pullfaktoren.

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