Toller Berater

Wer mal am Münchner Flughafen ist, sieht bei der Abfahrt eine ziemlich leere Investitionsruine - das Siemens Center of E-Excellence. Hier war es, wo Heinrich von Pierer im Oktober 200o den Spruch von der "New Economy with Substance" absonderte. In der Folge wurden da draussen innovative Firmen angesiedelt, an denen sich Siemens als Corporate VC beteiligt hatte. Wie sich schnell zeigte, hatte auch diese New Economy keine Substanz. Deshalb steht das Ding auch leer, die anderen angekündigten Center für die Zukunft wurden nie gebaut.

Ich vermute mal, dass Herr v. Pierer sicher nicht geiziger wird, wenn er plötzlich keinem Aufsichtsrat und keinen Aktionären für Fehlplanungen mehr Rechenschaft ablegen muss, sondern alle Pleiten hintenrum mit einer inkompetenten Merkel abquatschen kann. Soviel dann auch zum Thema Subventionsabbau. Profitieren wird aber ganz sicher die Catering-Branche, denn sowas braucht gut gelaunte Medien, und so ein guter Journalist kostet auch heute noch ein gutes Mittagessen. Wenn schon kein Job als PR-Mitarbeiter rausspringt.

Mittwoch, 31. August 2005, 13:16, von donalphons | |comment

 
Ja herrlich! Der Büffetjournalismus kehrt zurück! Die Goldenen Zeiten auch, und wir sitzen bald wieder kommentierend im Grand Hotel Abgrund. Trägst Du wieder schlammgrün?

... link  

 
Die Erfolge des Herrn von Pierer
Umsatz verdoppelt, Gewinn vervierfacht, 75000 arbeitsplätze vernichtet. Ergo: Der richtige Mann für Wirtschaft und Innovation.

... link  

 
Ja, aber man muss schon mal sehen, wo der Gewinn herkommt: Durch den Verkauf einer erfolglosen, verlustträchtigen Chipsparte namens Infineon und durch ähnlich geschicktes Verticken einer aussichtslosen, mitgeschleppten Sparte, die später Epcos genannt wurde. Wo man auch viele unbeliebte Mitarbeiter reinwechseln liess.

... link  

 
Die Zukunft der Deutschen Wirtschaft
Gut, wenn der Herr von Pierer als Merkel-Berater oder gar Wirtschaftsminister so verfährt, wie wir ihn kennen, sähe das so aus: Massenentlassungen bei Bundesbehörden, hoheitliche Aufgaben werden an Privatfirmen outsgesourct, und endlich ran an die Beamtenpensionen - 15 % runter damit, so, wie ich des deutschen Spießers Denke einschätze, bekäme er dafür auch noch Beifall. Hey, die Bundesdruckerei muss an die Börse, und ist Karlo Vivary als Standort nicht viel günstiger? Wichtig ist auch, die Streitkräfte in Profite Centers zu verwandeln, z.B. durch Siemens-und HDW-Werbung auf den Rümpfen von Fregatten.

... link  

 
Ich will ja nichts sagen, das geht jetzt auch schon fast in die Richtung judäische Volksfront, aber: Die Bundesdruckerei wurde schon im November 2000 privatisiert - von Rotgrün.

... link  

 
Profitcenter: "Rent a german soldier!" Ganze Einheiten und Waffensysteme mit Besatzung werden an Warlords verleast. Das könnte man noch als humanitäre Maßnahme verkaufen, denn jetzt müssen keine Kindersoldaten mehr rekrutiert werden.
Ich höre schon die Stimme im Werbespot: "Der deutsche Soldat - seinen Heldenmut und seine Tapferkeit hat er erst vor wenigen Jahrzehnten gegen übermächtige Gegner unter Beweis gestellt! ..."

... link  


... comment
 
Es paßt mal wieder alles zusammen
Die volle Dröhnung des Tages holt man sich hier:

http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/125/id/126992/fm/0/SH/0/depot/0/index.html

Die Wiwo lobt einen „Preis für die unsinnigsten ökonomischen Vorschläge des Jahres“ aus, weil dem Baron das Frühstück aus dem Gesicht fiel, als er lesen mußte, daß mehr als die Hälfte aller Deutschen den Sozialismus für eine gute, aber nur schlecht umgesetzte Idee halten. Ich habe über die Untersuchung von TNS Infratest vor einer Woche gelesen. Es wurde auch festgestellt, daß über die Hälfte meinen, die Theorie von Marx erklärt auch den heutigen Kapitalismus noch zutreffend.

Klar, daß der nach eigener Auffassung meistunterschätzte Chefredakteur Deutschlands austickte, als er erkannte, wie seine wirtschaftsliberale Pogromhetze doch weniger gefruchtet hat, als erhofft. Auch für die gestern hier thematisierten Neoconisten dürfte das, harhar, eine kalte Dusche gewesen sein.

Auch klar und langweilig dazu ist, daß alles, was nicht Löhnerunter-Arbeitszeitrauf heißt, eine Chance auf den Preis hat.

Es paßt aber, daß man Vorschläge an eine Kieler Mailadresse schicken soll. Kiel – der Ort, an dem DCT seinerzeit einen NE-nonhabil-Professor kielholte.

Passend auch, daß Baron selbst der erste Anwärter auf seinen Preis ist. Die Wiwo war zwar nicht der einzige mediale Transmissionsriemen und Anheizer der Verhypung der NE, aber sicher der engagierteste. Stichworte: Unternehmershow, Elevator Pitch …

Daher könnte der Preis aber auch eine reine Marketing-Maßnahme sein, denn wer an die unsinnigsten ökonomischen Ideen herankommen will, kommt um den Kauf der Wiwo schließlich nicht herum.

... link  

 
Wie sich das verhält, wird der Baron im Umerziehungslager noch lange erkären können :-)

... link  

 
Zu diesem Anlass ein Blick auf die Uhr:

Noch 125.349.004.766.749 Jahre bis zur Weltrevolution ;-)

... link  

 
Das macht mich zuversichtlich. Ich dachte schon, die kommt nie mehr!

... link  

 
"We are looking towards a new decade of growth, peace and technical progress. The symbol of these modern times is the new Titanic, the biggest oceansteamer in the world, extrem luxurious and unsinkable, absolutely unsinkable!"

Daily Mirror, irgendwann im März 1912

... link  

 
und auch Tschernobyl erfüllte bekanntlich alle Sicherheitsauflagen des Westens.

... link  

 
@ che
Schönes Zitat! Ich habe es mir kopiert.

@ Umerziehung
In dem Aufzug, der nach unten zu den viel zu kleinen Einzelhaftzellen führt, wird ihm stichwortartig ein Begriff aus dem "Kapital" genannt. Wenn er den falsch erklärt, kommt er eine 'Wirtschaftswoche' lang ins Loch.

Die Wachen, rauh aber lustig, wie sie nun mal sind, nennen das "Elevator Pitch".

... link  

 
Human, wie man ist, ist das Lager nicht mit Minenfeldern, sondern nur mit verdeckten Fallgruben umgeben. Fluchtversuche heißen daher im Jargon der inhaftierten, Pentothal-abhängigen Manager "tendenzieller Fall der Profitrate".

... link  


... comment
 
Hach, ich liebe das Wort Innovation. Gestern bei den Tagesthemen und dem Bericht über v. Pierer war es in jedem Satz entweder Subjekt oder Hauptobjekt. Hat was Gebetsmühlenhaftes. Aber Glaube versetzt bekanntlich Berge.

Die Handy-Sparte von Siemens war ja nicht gerade innovativ. Aber wie sagte in den Tagesthemen darauf angesprochen der Prophet "Heinrich der Elektrische" so schön dazu: Kann auch mal schieflaufen, Hauptsache man packt mal was an. Das sind wohl dann die Kollateralschäden in Form von Arbeitsplätzen. Wenn nichts mehr hilft, dann Aktionismus.

Kein Wunder, dass da rechte und linke Spinner aus den Löchern kriechen. Aktionismus ist das einzige was die können. Scheint zur Basiskompetenz zu werden.

... link  

 
Die Handysparte (Siemens ICM) hat viel Pech gehabt, weil der interene Innovationsdruck zu hoch war. Und deshalb hat man sich mit Macken Kundensegment für Kundensegment vergrault. Eine Folge der Technikverliebtheit und angeblich wichtigem Leadership. Das passiert halt, wenn die Entwiklung was zu schnell zusammenpfriemelt, für das es keinen Markt gibt.

Was aber eine viel krassere und wirklich gnadenlos sinnvolle Entwicklung ist, ist Siemens Business Services, kurz SBS. Dagegen ist die Handysparte ein kleiner Betriebsunfall. SBS ist mit allen erdenklichen Vorschusslorbeeren und der ganzen Power des Konzerns gestartet, mitten hinein in die Internetflaute und als mutmasslich Pierers Leib- und Magenprojekt gehalten worden (vergleichbar mit dem Verlustbringer FTD bei Gruner+Jahr).

... link  

 
Und "Das Nokia" ist sprichwörtlich, "das Siemens" habe ich noch niemanden sagen hören. Und im Berliner Eichensaal des Konzerns liegt noch immer ein großes Hakenkreuz unter dem Teppich.

... link  

 
Gut, dass die Öffentlichkeit ein kurzes Gedächtnis hat. v. Pierer lobte gestern die Medizintechnik-Sparte, die ja den Haupterlös zur Zeit einfährt. Wenn ich mich recht erinnere war die Mitte der 90er Jahreso desolat, dass man keinen Käufer fand.

... link  

 
Ja, ich denke auch, dass Pierer nur bedingt gegen, sagen wir mal, steigende Ausgaben im Bereich Spezialmedizin sein wird. Auch eine Förderung kostenintensiver Biotech-Startups, denen man ohne den IPO-Kanal helfen muss, ist sicherlich in seinem und des Landes und der Innovation Interesse.


Ob er wohl noch Siemens-Aktien besitzt?

... link  

 
Gestern sagte von Pierer bei Anne Will in den Tagesthemen auf die Frage, wie das geht, erst für Schröder arbeiten und dann für Merkel: "Ich sag es mal wie im Tennis. Ich habe nur die Seiten gewechselt." Hab ich gelach, führte sich doch von Pierer kürzlich bei Christiansen so in die Talkrunde ein: "Ich komme gerade von einem Tennismatch, dass ich übrigens gewonnen habe". Hab ich auch gelacht.

... link  

 
Sorry, aber keine falschen Zitate in die Welt setzen.

v. Pierer hat gesagt: "Nur beim Tennis wechsel ich die Seiten". Und wollte damit ausdrücken, das es kein Seitenwechsel war, sondern das er wie gehabt auf der seite der "Innovation" steht.

Soviel Wahrheit muss trotz aller Häme und Spott sein.

PS. Man merkt, ich bin Fernseh-Anfänger und höre noch hin, wenn was gesagt wird. Dank unseres Au-pairs haben wir seit 15 Jahren das erste Mal wieder einen Fernseher, der trotzdem nur alle paar Tage für Nachrichten und Sandmännchen angeschaltet wird. Ja, ja die Gewohnheit.

... link  

 
Ich gebe Dir in gewissem Sinne Recht. Die Intention war nicht ganz so, wie die verkürzte Version von mir es erscheinen lässt. Interessant ist aber, wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung ist. Ich erinnere mich jetzt, dass er nicht "nur" gesagt hat, sondern etwa so: "Das ist wie beim Tennis, ich habe nur die Seiten gewechselt. Das Spiel bleibt das gleiche" Ok, diese Version entspricht jetzt weder meiner ersten noch deiner. Aber egal. Darum ging es mir nicht. Mich nervt beim Herrn von Pierer hauptsächlich, dass der ständig mit Tennismetaphern arbeitet. Das übernehmen sogar schon die Siemens-PR-Abteilungen, wie ich im Vorwort eines Buches, das ich gerade gelesen habe und das im Siemens Arts Program entstanden ist, feststellen konnte. Dort heißt es im Vorwort: "Dieses Buch ist wie ein gutes Tennismatch ...". Diese Häufung von Tennismetaphern im Siemens-Umfeld kann kein Zufall sein. Was mich daran interessiert ist, wie solche Metaphern heutzutage nicht mehr spontan jemandem einfallen, sondern anscheinend ganz bewußt bei jeder Gelegenheit als Kommunikationsmethode eingesetzt werden. Kennt man ja auch aus der Politik, nur ist es dort der Fußball. Was mich daran nervt ist, wie blöd uns diejenigen halten, die sich so einen Marketingstrunz ganz offensichtlich bewußt ausdenken.

... link  


... comment