Kanonen der Aufklärung
Eines der Fächer, das in diesem meinem Haus gelehrt wurde, war die Astrologie. Gerade zu seiner Bauzeit um 1600 nahm diese Wissenschaft einen Aufschwung und setzte, zuerst als Bastard, die Astronomie in die Welt, die nach ein paar hundert Jahren und einigen Ketzerverbrennungen die Astrologie als Wissenschaft ablöste, genauso wie die Chemie das Goldmachen verdrängte - Scharlatane wanderten deshalb in andere Bereiche ab und finden sich heute beim Online Business Development der letzten Bastion der Unaufgeklärtheit, den Medien.
Schräg gegenüber jedenfalls wurden die Sonnenflecken entdeckt, die Strasse runter schliffen Optiker mit die ersten Fernrohre, die dem geozentrischen Weltbild den Garaus machen würden, und genauso, wie ich ein gewisses Faible für alte Bücher der mir verhassten Gesellschaft Jesu habe, wollte ich schon immer mal ein altes Fernrohr besitzen, aus goldglänzender, alter Bronze und ohne Mechanik für die Brennweite, das man zusammenschieben muss, um die Schärfe einzustellen, mit einem Deckel vorne und eine kleinen Klappe hinten, denn die Fernrohre brechen Horizonte auf, es sind die alten Kanonen der Aufklärung. Dummerweise hat der Gang der Geschichte vielen alten Stücken den Garaus bereitet, und was noch da ist, ist unsagbar teuer, denn meinen Wunsch teilen noch andere - vermutlich so ziemlich jeder Augenarzt, zum Beispiel. Keine Ahnung, wo dieser Berufsstand heute morgen war, er war jedenfalls nicht auf dem Antikmarkt nahe der trägen, müden Donau.
Es ist genauso, wie ich es immer haben wollte, die Linsen sind sauber, das Metall vom vielen Benutzen wunderbar patiniert, und über all die modernen, in Managerkreisen als Gimmick gehandelten Fernstecher mit eingebauter Digicam kann ich nur mokant lächeln. Und würde man mir ohnehin nicht alle üblen kleinen Geschichten dieser Provinz zutragen, so könnte ich Nachts durch die Gassen ziehen und schauen, was unter Dächern passiert, die bis jetzt vieles meinem Blick, aber wenig meiner Kenntnis entziehen konnten. In Essen, Berlin, Düsseldorf und München, wo man das Glas der hohen Häuser verspiegelt, wäre es sinnlos - aber ich muss nicht hineinschauen, um zu wissen, welche Idioten dort am Werk sind. Für Sonnenflecken braucht man ein Fernrohr, für das Auskundschaften der Idioten genügt heute das Lesen ihrer geschwätzigen Blogs. Man wird vielleicht genauso gehasst wie früher unter den Jesuiten, wenn man nicht an das alleinseeligmachende Web2.0 glaubt, aber nicht mehr verbrannt. Das ist fraglos ein Fortschritt.
Schräg gegenüber jedenfalls wurden die Sonnenflecken entdeckt, die Strasse runter schliffen Optiker mit die ersten Fernrohre, die dem geozentrischen Weltbild den Garaus machen würden, und genauso, wie ich ein gewisses Faible für alte Bücher der mir verhassten Gesellschaft Jesu habe, wollte ich schon immer mal ein altes Fernrohr besitzen, aus goldglänzender, alter Bronze und ohne Mechanik für die Brennweite, das man zusammenschieben muss, um die Schärfe einzustellen, mit einem Deckel vorne und eine kleinen Klappe hinten, denn die Fernrohre brechen Horizonte auf, es sind die alten Kanonen der Aufklärung. Dummerweise hat der Gang der Geschichte vielen alten Stücken den Garaus bereitet, und was noch da ist, ist unsagbar teuer, denn meinen Wunsch teilen noch andere - vermutlich so ziemlich jeder Augenarzt, zum Beispiel. Keine Ahnung, wo dieser Berufsstand heute morgen war, er war jedenfalls nicht auf dem Antikmarkt nahe der trägen, müden Donau.
Es ist genauso, wie ich es immer haben wollte, die Linsen sind sauber, das Metall vom vielen Benutzen wunderbar patiniert, und über all die modernen, in Managerkreisen als Gimmick gehandelten Fernstecher mit eingebauter Digicam kann ich nur mokant lächeln. Und würde man mir ohnehin nicht alle üblen kleinen Geschichten dieser Provinz zutragen, so könnte ich Nachts durch die Gassen ziehen und schauen, was unter Dächern passiert, die bis jetzt vieles meinem Blick, aber wenig meiner Kenntnis entziehen konnten. In Essen, Berlin, Düsseldorf und München, wo man das Glas der hohen Häuser verspiegelt, wäre es sinnlos - aber ich muss nicht hineinschauen, um zu wissen, welche Idioten dort am Werk sind. Für Sonnenflecken braucht man ein Fernrohr, für das Auskundschaften der Idioten genügt heute das Lesen ihrer geschwätzigen Blogs. Man wird vielleicht genauso gehasst wie früher unter den Jesuiten, wenn man nicht an das alleinseeligmachende Web2.0 glaubt, aber nicht mehr verbrannt. Das ist fraglos ein Fortschritt.
donalphons, 20:22h
Sonntag, 9. Juli 2006, 20:22, von donalphons |
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che2001,
Sonntag, 9. Juli 2006, 21:10
Augenärzte, habe ich mir sagen lassen, betreiben rassistische Hetzblogs, zumindest ein Teil ihrer baden-württembergischen Kollegen. Zugeben ein unrepräsentativer Teil eines sonst ehrenwerten Berufsstands.
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donalphons,
Sonntag, 9. Juli 2006, 21:20
Politisch blind ist ja nochmal was anderes als tatsächlich sehend. Und dass an den Unis früher wie heute mitnichten die Aufgeklärten wirken, ist dank gewisser Puppenblogs auch nicht neu.
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donalphons,
Sonntag, 9. Juli 2006, 22:38
Nun, da gibt es so statlich nein staatlich alimentierte Hilfskräfte , die partout meinen, dass private Unis besser wären... man fragt sich ja, warum sie eigentlich nicht wechseln, wenn sie die private Konkurrenz, die übrigens finanziell auch nicht gut dasteht, so grandios finden. Vielleicht wegen ihrer mickrigen Publikationslíste, die niemals für die Privaten reichen würde?
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strappato,
Sonntag, 9. Juli 2006, 22:53
So läuft das bei der privaten Konkurrenz. Da langt es nicht, auf der Schleimspur des Professors zu kriechen.
Die sind mir die liebsten: Sich einen Platz in der beschützten Werkstatt suchen und von diesem aus anderen das soziale Dach über den Kopf weg reissen.
Die sind mir die liebsten: Sich einen Platz in der beschützten Werkstatt suchen und von diesem aus anderen das soziale Dach über den Kopf weg reissen.
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donalphons,
Sonntag, 9. Juli 2006, 23:03
Ob die bei den Privaten auch dem blogfüllenden Neocon-Schlendrian zuschauen? Für einen Wechsel zu eimem Benzinthinktank fehlt´s ja etwas an der schriftlichen Begabung, da hilft auch kein Zahlenmessen mit einer Software, die in der Regel 6 mal soviel misst wie ein normaler Counter (aber dann rumflennen, der blogscout-Counter würde "zu wenig" zählen).
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strappato,
Montag, 10. Juli 2006, 00:17
Witten-Herdecke. Auch so ein Metropolenregionvorzeigeprojekt. Die Medizinausbildung und Forschung hat Probleme mit der Qualität. Statt sich am Publish-or-Perish zu beteiligen, haben die sich hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt. Grönemeyer hat seine lukrativen Privatpatienten abgezogen und hat vor ein paar Wochen eine eigene "Clinic" aufgemacht.
Mit der Medizin und besonders der Zahnmedizin als Hauptprofitbringer steht und fällt die Uni. Es wird zwar Entwarnung verkündet, aber so eine Privatuni in einem finanziell klammen Bundesland steht immer mit einem Bein am Abgrund - solange es keine langfristig planbaren Mittel gibt, da es an Vermögen und Stifter mangelt.
Mit der Medizin und besonders der Zahnmedizin als Hauptprofitbringer steht und fällt die Uni. Es wird zwar Entwarnung verkündet, aber so eine Privatuni in einem finanziell klammen Bundesland steht immer mit einem Bein am Abgrund - solange es keine langfristig planbaren Mittel gibt, da es an Vermögen und Stifter mangelt.
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auch-einer,
Montag, 10. Juli 2006, 14:37
sonderbar,
ich hätte immer gedacht, bei den anthroposophen, da stehe richtig geld dahinter.
ich hätte immer gedacht, bei den anthroposophen, da stehe richtig geld dahinter.
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strappato,
Sonntag, 9. Juli 2006, 21:29
Schön. Jetzt noch ein Sextant, ein altes Segelschiff und man kann die neuen Horizonte nicht nur sehen, sondern auch erkunden.
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donalphons,
Sonntag, 9. Juli 2006, 21:37
Ich bin ja eher Landratte. Und woanders, fürchte ich, ist es auch nicht allzu anders. Überall Einheimische. Das ist ein Problem.
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