5 Jahre wären schon, das ist eine runde Zahl, das freut die Auftraggeber der Haifische. Auch wenn es dann letztlich mit der U-Haft keine zwei Jahre mehr sind. Wenn man zwei von drei Dingern durchbekommt, sind die fünf nicht unrealistisch. Fünf Jahre ist ungefähr die Schallmauer zwischen High Potential mit viel Pech und echtem Verbrecher. Mit fünf Jahren kann man sich eigentlich nur noch umbringen. Oder Blogberater werden, denke ich halblaut. Was? Fragt ein anderer. Anlageberater werden. Alle lachen. Ausser den Anlageberatern im Raum, aber die sind sowieso ganz still. Wenn es nicht klappt, sind sie die nächsten in der Verantwortungskette. Ich bin jedesmal wieder überrascht, wenn die vollzählig auflaufen, ein paar von denen wussten in der Spätphase, an ihrer Stelle hätte ich längst den Flug nach Rio gebucht. Zum Glück sind sie an kognitiver Dissonanz erkrankt, wie viele andere, und erkennen ihre Fehler nicht. Es sind immer die anderen gewesen. Wenn es fair zuginge, würde man mit ihnen die Teufelsbraten auf dem Grill würzen. Aber wenn es fair zuginge, dann möchte ich nicht wissen, wer hier eigentlich korrekt gearbeitet hat. Sowas kündigt sich immer früh an, da hätte man schon bei der Konstruktion aufpassen müssen, das Projekt war doomed from the start, die Absicherung der Abkassierer war das einzige, was gut gemacht wurde, aber auch nicht gut genug, wenn man es schafft, die Ebene drunter hochzunehmen. Aber so ist das, wenn manche sich für zu schlau halten und so viel auf einmal nehmen, dass es auffällt. Singt einer, pfeifen die anderen aus dem letzten Loch. Und das lockt die Haifische magisch an.
Ich verstehe es nicht, ich verstehe nicht, wie man sein Vermögen in etwas stecken kann, was man anschauen könnte, aber ausser den Computerbildern vor der Planung nie gesehen hat, bis alles zu spät ist und dann die Zwangsversteigerungsprospekte kommen. Ich verstehe diese Leute nicht, denn sie haben viel Geld verdient, sie wissen, wie das geht. Ich verstehe die Leichtgläugigkeit nicht und den Umstand, dass sie jahrelang mitgespielt haben, bis es an die Existenz ging. Dass sie lieber weitergezahlt haben, statt die Haifische zu holen. Sie waren ja schon lange da. Ein Telefonat hätte genügt. Diese verdammte Eitelkeit, nicht als Abgezockter dastehen zu wollen. Vielleicht ist es das. Da erträgt man lieber die unangenehmen Termine mit den Kundenbetreuern in der Bank, die überhaupt nicht mehr so nett sind wie vor 10 Jahren.
Es kann immer was schief gehen. Wieder daheim, gegenüber, haben sie sich auch verplant. Ein Gebäude hat sich beim Aushub gesenkt und ist jetzt baufällig, die geplante Kuppel wurde wieder zugemauert, weil die Kosten explodiert sind und für Sperenzchen kein Geld mehr da ist. Lachhafte Summen im Vergleich zu den Kugeln, die mit dem Geld der Greater Munich Area weltweit gedreht werden, Seoul, Berlin, Mailand, Malaysia. In der Lokalzeitung steht dann ein Artikel über einen "heimtückischen Giftanschlag" in einem Kaff, der die Falschen erwischt hat - jemand fühlte sich vom Froschgequake wohl so gestört, dass er toxische Stoffe in einen Dorfweiher geschüttet hat. Blöderweise gingen nur die fetten Karpfen zugrunde, die nicht weglaufen konnten, die Frösche hüpften an Land und quaken schon wieder. Ein Scheissspiel. Ich kenne Haifische, die eine Weile Angst hatten, irgendwas zu essen, was sie nicht gerade aus einem Supermarkt geholt hatten. Und ich lese was von Altersvorsorge durch Fonds.
Verdammt, lasst Euch nicht reinlegen, nehmt ein Sparbuch bei der Sparkasse. Besser 3% Zins, als 20% an die Haifische für alles, was sie zurückholen, falls noch was da ist. Meidet Asien, das geht hoch, das kann nicht gut gehen, niemals, da baut sich gerade die nächste globale Wirtschaftskatastrophe auf, zwischen China und Südkorea. Und die fünf Jahre für die anderen machen auch keinen Spass, wenn man überschuldet ist.
el_loco,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 01:40
>>Ich verstehe diese Leute nicht, denn sie haben viel Geld verdient, sie wissen, wie das geht. <<
Was gibt es an Gier nicht zu verstehen?
>>Verdammt, lasst Euch nicht reinlegen, nehmt ein Sparbuch bei der Sparkasse. Besser 3% Zins, als 20% an die Haifische für alles, was sie zurückholen, falls noch was da ist.<<
Ach so, das Unverständnis war eher rhetorisch gemeint. ;-)
"Mit dem Herz in der Hose und der Leidenschaft im Arsch, werden wir schön pleite sein" (*sing*)
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nero,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 10:56
kleine klugscheisserei: kognitive dissonanz ist keine krankheit, weil jedes individuum ihr unterliegt. sie tritt auf, wenn nutzenerwartung / einstellungen / werte und wahrnehmung divergieren. individuen versuchen diese dissonanzen durch ihre handlungen zu reduzieren.
voraussetzung dafür ist natürlich eine einigermaßen exakte wahrnehmung in bezug auf die fehler der haifische :) aber wenn realität und und planung so auseianderlaufen, dann hätten sie gemäß der kognitiven dissonanztheorie den flug verdammt schnell gebucht :o)
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chat atkins,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 11:07
Nun ja - wir haben die kleinen hungrigen Haifische (manche schon mit Gebiss) und die großen hungrigen Haifische. Das sind die Geldanleger und ihre Berater. Und dann gibt es noch die kleinen satten Haifische und die großen satten Haifische. Das sind die Philosophen und die Mächtigen im Land.
Der Hunger macht den Unterschied. Mehr ist da nicht.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 11:22
"Mir doch egal, jeder Haifisch ist nichts weiter als ein Happen." (Moby Dick)
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superping,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 11:40
.....ich nehm ja öfters die A9 Abfahrt Lenting / Hepberg.
da fahre ich dann öfters an einem großen Bauplatz vorbei.
Die tiefe Grube war ja schon ausgehoben, der Bau bereits geplant........da kam der Niedergang der New Eco. Nach langer Zeit hat nun wohl ein Bauträger das Grundstück ersteigert und die Grube wieder zugeschüttet. Für mich war das immer Sinnbild für den Wahnsinn der damaligen Zeiten..........
Wobei ich mich immer frage wie ein Kunsthistoriker(?) als Berater für Firmen arbeitet.
Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 11:45
Sind Kunsthistoriker die besseren Menschen?
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 12:09
Genauso, wie ein dezidiert linker und antikapitalistischer Historiker zwischenzeitig Marketingmanager in der NE war, Studierende in BWL und Wirtschaftsinformatik ihre Diplomarbeiten über dessen (also meine) PR-Ergüsse geschrieben haben und selbiger heute in einer völlig anderen Welt sein gut Auskommen hat. Die Karawane bellt, der Hund zieht weiter.
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artur,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 12:15
diplomarbeiten? über werbesprüche? von angehenden ökonomen? kaufen die eigentlich alles?
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 12:23
... oder ein promovierter Soziologe, der zwischenzeitlich im Dunstkreis des politischen Berlins tätig war, der nun der Pharmaindustrie zeigt, wie sie ihre Umsätze verbessern kann.
Wichtig ist, zu reflektieren.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 12:35
Mit Verlaub - der Zusammenhang leuchtet mir ja nun deutlich eher ein.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 12:41
Unter uns, hockeystick, es zählt ja nunmal nicht eine bestimmte formal-fachliche Qualifikation, sondern dass man auf eine bestimmte Art zu denken gelernt hat sowie Tatkraft, Krisenstanding und Erfahrung.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:06
Das ist schon klar. Ich würde den Übergang von den politischen Zirkeln Berlins zu einem Berater der Pharma- und Medizingeräteindustrie im Vergleich zu den anderen hier skizzierten Lebensläufen jedoch als ausgesprochen geradlinig und logisch empfinden - zumindest auf dem Papier.
Edit: Gestern abend lief eine Reportage über Krankenkassenmitglieder, die von der lebensrettenden Leberdialyse abgestöpselt wurden und gestorben sind bzw. am sterben sind. Grund: Die Kasse zahlt das Verfahren nicht, es ist noch zu neu. Vielleicht fehlt dem Hersteller ein gut informierter und vernetzter Berater.
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sethos,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:09
@ Che: "Es gibt immer einen größeren Fisch." Qui-Gon Jin in 'Star Wars Episode 1'
*grins*
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:21
Auf dem Papier. Nicht jeder ist eine Cornelia Yzer. In meiner wissenschaftlichen Community in der ich war, geniesst die Arbeit für die Pharmaindustrie den gleichen Respekt wie der Heizer in der Hölle. (In weiten Teilen der Politik auch). Was sagte mal ein amerikanischer Kollege: I am working for the dark side.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:22
Hockeystick, unterhalte Dich mal mit ihm privat, dann ist die Bio nicht mehr so geradlinig. Und bei mir waren auch noch viel mehr Schlenker drin.
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chat atkins,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:23
@sethos: Was wäre auch die Menschheit ohne ihre populären Mythen und Sagen?
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:24
@sethos: Pssst, sagte gerade Leviathan.
@strappato: Als ich meinen ersten Job in der New Economy antrat, kündigte mir jemand per Brief die Freundschaft auf. Unter anderem schrieb er: "Eine Karriere in der IT-Branche ist keine Karriere, sondern Verrat an der guten Sache."
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:29
Wie man da reinkommt? Oh, ganz einfach, man wird auf der falschen Seite geboren, denkt, man ist dem Ganzen entkommen, glaubt, ein wenig davon kann man sich ja leisten, und eines morgens wacht man auf und stellt fest, dass man tiefer drin ist, als es der Clan jemals war. Dann steigt man aus, aber so ganz kann man es aus gewissen Gründen doch nicht lassen. Man war einfach zu tief drin, man kennt zu viele Leute, es gibt nicht viele, die das können, also macht man es ab un zu. Ich liefere nur Wissen. Sagen wir so, ich arbeite ab und zu im Haifischtransportgewerbe. Die Methoden sind immer noch rabenschwarz, aber die Ziele sind hell- bis mittelgrau, und es gibt da so viel Übles, dass es so gut wie nie die Falschen trifft.
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pathologe,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:40
@ don: klingt irgendwie nach Totengräber...
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:43
@Hockeystick
Ich habe den Bericht nicht gesehen. Aber wenn beispielsweise das Vefahren in der ambulanten Versorgung eingesetzt und erstattet werden soll, muss der Gemeinsame Bundesausschuss dies beschliessen.
Wie man da am besten vorgeht inkl. Gutachten und Key Opinion Leaders, das ist ein Teil des Jobs.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:43
Höhö, das sagt jemand, der auch nur eine Zwischenstation vor der Beerdigung ist.
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:48
@ pathologe: Nein, wie gesagt, ich bringe die Haifische nur in eine gute Ausgangslage. Das ist mit der kleinste Job, den es zu tun gibt. Haifische sind Spezialisten, aber manchmal braucht man einen Allrounder. Von den, was die wirklich machen, habe ich keine Ahnung.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 13:57
@strappato + che: Das Streiten für wirksame Behandlungsmethoden unterscheidet sich moralisch und wohl leider auch finanziell erheblich von dem Kampf für Unwirksames. Natürlich gibt es da auch Graubereiche. Tiefschwarz wird es nur bei Mietmäulern wie
diesem hier, bei denen sich die Pfizer stock options und Honorare schon sichtbar im Unterhautfettgewebe anreichern, und die bestimmt seit Jahren nicht mehr in den Spiegel gesehen haben.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 14:11
Da, Hockeystick, sind aber viele Graustufen dazwischen. Man weiß ja vorher nicht immer, was wirksam ist und was nicht. Wenn die Pharmavertreter in die Bettenhäuser marschieren und völlig an der Zentralapotheke vorbei einer simplen Stationsschwester neben einem Haufen Giveaways wie Kulis etc. ein Dutzend Plasdtikbeutel mit Infusionsnahrung zum kostenlosen Testen am Patienten dalassen, dann kommt man schon ins Grübeln. Und Software in der Warenwirtschaft, die es prinzipiell ermöglicht, Ressourcen zu sparen, ist die etwas Prinzipiell böses? Die Welt ist bunt und Werturteile können oft nur im Einzelfall gefällt werden.
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 14:16
Es gibt Graubereiche und auch Extreme. Oft genug im selben Unternehmen.
Aber es macht einen Unterschied, ob man als Experte gefragt wird (und dies auch ernst nimmt) oder ob man seinen Kopf in einer Spass-WG hinhält (was im Prinzip auch industrie-finanzierte PR-Expertenforen und andere Dinge sind).
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netbitch,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 14:26
Moin, die Herren. Ich bin von dem ganzen Gelaber um Zukunft des Webs ja nur noch Fed up. Immerhin verkaufen wir die Ausstattung dafür, und es ist trostlos, an der Nahrungs äh Verwertungskette zu sitzen und Propaganda und Würglichkeit zu vergleichen.
http://netbitch1.twoday.net/stories/2341328/
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 14:47
@che: Die Trennungslinie ist für mich ziemlich klar: Da, wo jemand im großen Stil Geld von der Industrie nimmt, wie der oben gezeigte Herr (als ein Beispiel von Hunderten), und das in seinen öffentlichen Statements und Stellungnahmen zum Thema nicht offen sagt, da ist es Korruption. Leider können gewisse Gestalten nach geltendem Recht noch nicht einmal von ihren öffentlich finanzierten Professorenpöstchen entfernt werden, geschweige denn dorthin gebracht werden, wo sie hingehören - hinter Gitter.
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 14:55
Wo fängt der "grosse Stil" an?
Aber Transparenz ist wichtig. Gerade in Deutschland muss man viel zu selten auf Tagungen oder in Veröffentlichungen die Sponsoren und konkurrierenden Interessen offen legen. In anderen Ländern ist dies Standard.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 15:13
Zum Thema Transparenz und "konkurrierende Interessen" gibt es
hier (pdf) einen interessanten Artikel. Fazit: Das, was man in NEJM, Lancet und Co. hierzu lesen kann ist dank windelweicher Kriterien und skrupelloser Autoren allzuoft bestenfalls ein Teil der Wahrheit.
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 15:18
Hockestick, bitte: Gewisse. Nicht Solche. Damit ich auch morgen noch bloggen kann. Danke für das Verständnis.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 15:21
Hockeystick, ich meinte das ganz anders: In meinem Umfeld war es durchaus umstritten, ob es moralisch überhaupt legitim sei, im Marketing- odér Consulting-Bereich zu arbeiten (hauptberuflich, ich rede nicht von Guerrilla-Marketing), und wenn ja, dann für welche Produkte (welche Produkte sind korrekt oder nicht).
Die Grenze, die Du da ziehst, ist für mich selbstverständlich, aber sie beginnt für mich eigentlich schon viel früher. Und damit bin ich in meinem Umfeld schon die skrupellose unmoralische Sau, ich kenne da Leute, die sagen: Lieber politisch korrekt freiwillige Armut, als in der IT-Pharma- Werbe- oder Beratungsbranche zu arbeiten, und manche bezeichnen es schon als Korruption, einen Job in einem dieser Geschäftsfelder der Sozialhilfe vorzuziehen.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 15:30
@don: Sorry - da war ich ziemlich schwer von Begriff.
@che: So ganz unrecht haben die Leute ja nicht :-)
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motowns finest,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 15:43
"Freiwillige Armut" - das riecht schon sehr streng und eigentlich kann man einen solchen Begriff ja nur Christian-Kracht-mäßig für reaktionär halten. Wobei ich das, was che2001 schreibt, sehr gut nachvollziehen kann. Muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen.
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gargantua,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 16:26
Nun soll also fachliche Qualifikation nichts mehr zählen, krumme Biographien aber schon? Wo lebt ihr eigentlich? Glaubt ihr wirklich, dass jeder verbummelte Sozpäd irgendwann mal sagen wir mal als Statiker arbeiten kann? Anscheinend hat sich an der NE-Mentalität ihrer schärfsten Kritiker nicht wirklich was geändert, das "anything goes" scheint in die Synapsen eingebrannt. Was mich damals am meisten auf die Palme gebraucht hat waren die volkshochschulgebildeten Software-Entwickler, die plötzlich Riesenprojekte stemmen durften. Ich hatte gelegentlich das Vergnügen, dergleichen zu begutachten. Ein Trauerspiel...
Es gibt in unserer Gesellschaft halt immer mehr wissensintensive Gebiete, wo man mit einer Promotion in Hethitologie keinen Blumentopf gewinnen kann, weil man z.B. fundierte Mathematikkenntnisse wirklich braucht. Aber hier wird von einigen das hohe Lied des lebenslangen Dillettantentums gesungen, was sie meinetwegen tun können, aber das Dilletantetum über die Meisterschaft zu stellen, das geht mir dann doch zu weit!
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 16:39
Erstmal ist Quereinsteigen im Journalismus völlig normal. Zweitens gibt es Wissensbereiche, da hilft Dir keine Uni. Wirtschaftskriminalität ist so ein Bereich. Du wirst überrascht sein, was für Leute Fondinitiatoren sind. Ein aktueller Fall der Munich Area wurde man so beschrieben:
"Der "hmhmhm" hat seine Karriere als Holzdieb im Bayerischen Wald begonnen, und genauso betrügt er bis heute." hmhmhm ist eine der grössten Getalten in diesem Bereich in Deutschland. genauso gibt es auch andere Fälle: Zwei Brüder, die in Bayern jahrzehntelang einen gewissen Berich der Bauindustrie dominiert haben, ohne korrupt zu sein und ein hochprofitables Unternehmen aufgebaut haben, haben nie etwas gelernt. Die kamen ohne Schulabschluss aus dem Krieg zurück und haben angefangen, indem sie abgeschossene Panzer zersägt und das Altmetall verkauft haben. Trotzdem haben sie verstanden, was sie tun.
Es gibt Bereiche, da hängt sehr viel einfach an Gespür und Erfahrung. Wenn es in der Summe der Eigenschaften einen besseren Haifischtransporter gäbe, würden die ihn sofort nehmen und mich absägen. So ist das eben.
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gargantua,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:02
Das ist es ja, was ich beklage und bekämpfe: früher hiess es "wer nichts wird wird Wirt", heute wird er z.B. "Anlageberater" oder "Software Consultant" oder eben Abgeordneter. Pfusch regiert die Welt, jeder beklagt sich darüber, dass sie immer mehr verpfuscht wird. Ich hab' auch keine Ahnung, wie man dem wirksam entgegenwirken sollte aber eines weiss ich: es gibt zuviel "allrounder" in Jobs, wohin nur "Fachidioten" gehören....
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:06
Was heißt hier "verbummelte Sozpäd "? Ich war promovierter Historiker und Politikwissenschaftler und gestandener Journalist mit Politikkontakten, und die waren NE-ler mit Kontakt zu Geldtöpfen und guter Software, aber einer Nerdsprache, mit der kein Journalist, Neuinvestor oder Key Accounter was anfangen konnte ("Es ist das performanteste Java2 basierte Supply-Chain-Management-Tool seiner Art").
Sie brauchten einen Dolmetscher, der zugleich Kontakter und Lobbyist war, bzw. die Lobby gleich anschleppte.
Und der die Nerven behielt, wenn nach einer von mir quer über alle Börsenticker versandten Meldung der Kurs lustig nach unten ging, weil die Anleger etwas Anderes erwartet hätten.
Es passte hervorragend. Mit einem BWLer frisch von der Uni wäre der Job unmöglich gewesen. Bzw. Ich hatte einen solchen sogar als Assistenten, um mich ein wenig zu entlasten. Er hielt sich 6 Wochen.
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:22
Bei solchen Treffen ist der Raum voll von "Fachidioten". Haifische sind hochspezialisierte Jäger, die nichts anderes tun. Es gibt nur... wie erkläre ich das ... Hybridjobs. Detailprobleme, die nicht im Aufgabenbereich der Haifische liegen. Der kleine Wissensvorsprung, der die strategische Planung erleichtert. Wo man anderes Wissen und Informationen extern generieren muss. Da muss einer sein, der Zugang hat zu Informationen, wo die andere Seite die Haifische abblocken kann. So ein Fall ist ja keine stringent Handlung, das meiste läuft im Verborgenen, aber das Problem der Haifische ist, dass sie als Person immer den direkten Weg nehmen müssen.
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:30
Mal im ernst: Wenn die Fachkenntnisse alles im Berufsleben wären, dann würde niemand mehr Geisteswissenschaften oder Sozialwissenschaften studieren. Denn was man da für den "Job" an harten verkäuflichen Fachkenntnissen mitbekommt, reicht gerade fürs Ausfüllen des Hartz IV-Antrags.
"Krumme Biographien" können so oder so sein: Ein Indiz für des Scheitern - aber auch ein Zeichen, dass man auf hohen Niveau flexibel sich in komplexe Inhalte einarbeiten kann und ein hohes Mass an intrinsischer Motivation zum Lernen hat.
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gargantua,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:35
Geistes- und Sozial"wissenschaften" sollte man i.m.h.o nicht studieren können. Geistig flexibel ist man auch schon nach dem Abitur. Warum an der Uni rumhängen und ungelesenes Papier produzieren, um sich dann mit 30 oder mehr Jahren auf dem Buckel in einen Job einarbeiten zu lassen, in den man auch schon mit 18 hätte eingearbeitet werden können. Und ehe man mir jetzt unterstellt, ich hätte was gegen das trivium - weit gefehlt!
Nur ein kleines Beispiel: früher war der Lehrerberuf ein etwas hochwertigerer Lehrberuf. Es gab Lehrerbildungsanstalten. Heute gibt es die Erziehungs"wissenschaft". Was hat sich geändert? Hat sich überhaupt was verbessert dadurch? Na, seht ihr...
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donalphons,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:37
Auch Mathematik ist eine Geisteswissenschaft.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:37
Ich kenne z.B. eine CEO einer AG im Bereich Eventmanagement/Weltausstellungen/Olympiaden, die hat als Campaigner fast nur Leute mit autonomer Biografie oder Hintergrund von Organisationen wie Robin Wood o.ä. genommen. Begründung: Die sind Selbstausbeutung gewöhnt, haben jahrelange Erfahrung damit, sich für eine Sache mit Haut und Haar einzusetzen, selbst wenn sie wissen, dass das Knast einbringen kann, und Körperverletzungen einstecken gehört eh dazu. Wo findest Du das unter Absolventen normaler Karrierestudiengänge?
Es gibt überaus effektive Netzwerke unter Managern oder Key Accountern, die sind Seilschaften im Wortsinn: Die haben gemeinsam am Berg dem Tod ins Gesicht geschaut. Kein gelerntes Wissen kann diesen Zusammenhalt ersetzen.
Hey, ich kenne den Fall einer Vorstandsreferentin, die hat den Job bekommen, weil sie in nem selbst gebauten Hängegleiter über den Grand Canyon geflogen ist. Da haben die Entscheider gesagt: Wer das macht, der ist alles zuzutrauen. Es gibt massenhaft diese Managerkurse mit Orientierungsübungen in der Wildnis usw., die den Leuten Raubtierinstinkte, aber auch Zusammengehörigkeitsgefühl antraineren sollen. Kandidaten, die das qua ungewöhnlicher Biografie schon mitbringen sind klar im Vorteil.
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gargantua,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:44
@don
Mathematik ist keine Geisteswissenschaft. Sie ist eine Formalwissenschaft. Wenn ich Mathematik studiert habe, dann kann ich was, wenn ich es darauf anlege. aber zugegeben, die meisten Mathematiker wollen mit der Anwendung nichts zu tun haben, es ist ihnen nicht reizvoll genug.
Was kann ein - sagen wir mal - Germanist, wenn er fertig ist?
@che: das heisst doch nur, dass die Leute, die so jemanden einstellen, keine Entscheidungskriterien haben, ausser denen, die man auch für jede Mafiabande mitbringen muss. Was soll mir das sagen?
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:45
Ach ja: Klinsmann hat für seinen Job als Chef der Nationalelf auch keine echten Qualifikationen gehabt. Seinen Trainerschein hat er im Schnellkurs gemacht und vorher keine Mannschaft betreut - geschweige denn Erfolge gehabt. Er wurde für seine ungewöhlichen Methoden fast gelyncht und einen Hockeytrainer wollte er zum Sportdirektor machen.
Mit Fachkenntnis alleine kommt man oft nicht weit.
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strappato,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:46
@gargantua
Vielleicht erhellen sie mal, was sie an Qulifikationen haben?
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gargantua,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 17:48
@strappato
Inhaber einer Softwarefirma; gelernter Informatiker. Seit über 20 Jahren am Markt und dort mit äußerst konservativer Vorgehensweise bei gleichzeitigem unbedingten Erneuerungswillen sehr erfolgreich. Vom NE-Phänomen völlig entgeistert und dadurch indirekt zu diesem Blog gekommen.
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noergler,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:03
Was möchtest Du noch verbieten lassen? Musikwissenschaft, Malerei, Archäologie, Philosophie ...
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:04
Nein Gargantua, es ist nur so: Wenn unter Hunderten hochqualifizierter Bewerber für einen Job drei oder vier diese speziellen human skills mitbringen, die sie besonders überlebensfähig machen, dann ist es klar, dass die genommen werden. Was kann ein Germanist? Zum Beispiel hervorragend formulieren und die innere Logik einer Sprache erfassen (wichtig zur Vermeidung semantischer Missverständnisse, unmissverständliche, aber emotional ansprechende Formulierungen sind im Journalismus, aber auch in der Unternehmens- oder Börsenkommunikation für das Funktionieren kommunikativer Prozesse nämlich ebenso wichtig wie korrekt berechnete Formeln für den Ablauf chemischer Prozesse oder funktionierende Baustatik).
Was kann ein Historiker oder Soziologe? In gesellschaftlichen Begriffen denken, was für Projekte im Bereich Public-Private Partnership oder internationale Zusammenarbeit eminent notwendig ist, Konzerne wie BASF leisten sich für Investitionsprojekte auf anderen Kontinenten ja eigene Ethnologen, Sinologen oder Vergleichende Religionswissenschaftler, weil jeder noch so gute Ingenieur oder Informatiker scheitert, wenn die Einheimischen der Meinung sind, dass ein bestimmtes Projekt des Teufels ist.
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netbitch,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:11
Was kann ein Germanist? Was kann ein großer Teil der Teckos, ob nun Informatiker, Kybernetiker, Ingenieure nicht? Mit Kunden umgehen. Ich bin von meinem Systemhaus angeheuert worden, weil ich Sozialwissenschaftlerin mit journalistischer Erfahrung (und Schnittenkörper) bin. Bei unseren Teckos, hervorragenden Fachkräften, würden die Kunden weglaufen.
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auch-einer,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:22
zum thema wirtschaftskriminelle und zum komplex
"Zweitens gibt es Wissensbereiche, da hilft Dir keine Uni. Wirtschaftskriminalität ist so ein Bereich."
"Wer das macht, der [/dem] ist alles zuzutrauen"
es wäre einmal aufschlussreich, eine geschichte der wirtschaftskriminalität der bundesrepublik zu verfassen.
so von den holzbockjägern (die konstatierten holzbockbefall der dachbalken, sprühten diese dann mit klarem wasser ein, und verkauften das als für menschen grantiert unschädlich) über die dachisolierer (dachrinnenreparatur mit isolierband, hielt bis zum nächsten regen) als die handwerklichen, schlitzohreigen anfänge.
das nächste war dann reichtum für alle, den die vertreiber des ios-fonds eines gewissen bernie cornfield versprachen, man musste nur zunächst ios-fonds kaufen, und solange gekauft wurdem ging es auch, dann schlagartig nicht mehr. cornfield soll übrigens vor seiner karriere als gedmagnet sozialarbeiter gewesen sein.
es gibt leute, die sagen, dass alles, was nach dieser ersten fondsabzocke kam, vertrieb von bauherrrenmodellen und dergleichen bis hin zum grauen markt, alles von diesem ios-geschulten personal betrieben wurde.
ähnliches gilt für die sog. massivhaus-branche, die der kenner angeblich auf einige grundmodelle längst untergegangener pleitefirmen zurückführen kann, deren fertighäuser immer noch in immer neuen variationen und mit immer neuen versprechungen ihre käufer finden.
ähnliches gilt für die warenterminspekulanten und ähnliche abzocker im kapitalanlagebereich, es sind immer wieder dieselben. ganz genau, das ist es nämlich, wer da einmal dabei ist, der kann da nicht raus, es muss wohl zu verlockend sein, wieviel sucker da draussen jede minute geboren werden. und die göttinger gruppe gibt es noch immer und auch andere strukis und klopper drehen noch immer ihre räder.
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noergler,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:28
Che und netbitch haben natürlich recht, indem sie zeigen, daß gargantuas Schlußfolgerungen nicht einmal dann stimmen, wenn man die Voraussetzungen, die er macht, teilt.
Es stehen allerdings diese Voraussetzungen ihrerseits zur Kritik, nämlich die Forderung, etwas sei nur dadurch legitimiert, indem es den Wirtschaftsnützlichkeitsausweis vorzeigen kann. –
In den 70ern wollte die niedersächische Landesregierung u. a. die Literaturwissenschaft und die Philosophie zusammenstreichen, Riesentheater, Demonstrationen, Diskussionsveranstaltung, tonnenweise Flugblätter, sog. "Streik", das ganze Programm.
Da ich immer was zu nörgeln habe, stellte ich mich auf die Seite der CDU-Landesregierung mit dem Argument, daß die professoralen Pfeifen, die nicht in der Lage sind, ihr Fach zu vertreten, die Abschaffung sehr wohl verdient hätten, und daß die Landesregierung mit falschen Argumenten das Richtige tut.
Das Vorzeigen des Wissenschaftsausweises kann bei erhobenem Wissensschaftsanspruch sehr wohl verlangt werden.
Ich bin schon der Aufassung, daß Studienfächer wie Erziehungswissenschaft oder gar Journalistik prinzipiell gar nicht wissenschaftfähig sind. Literaturwissenschaft oder Soziologie sind ein anderes Kaliber. Wenn es da nicht funktioniert, haben die Dozenten versagt.
In Abu Ghraib wurden übrigens Islam-Spezialisten eingesetzt, um die Gefangenen möglichst zielgenau demütigen zu können. Das ist das Ende der fröhlichen Fahrt eines Wissenschaftsbegriffs, der meint, er könne sich auf außerhalb der Wissenschaft liegende Zwecke verpflichten lassen.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:28
@Warum an der Uni rumhängen und ungelesenes Papier produzieren, um sich dann mit 30 oder mehr Jahren auf dem Buckel in einen Job einarbeiten zu lassen, in den man auch schon mit 18 hätte eingearbeitet werden können.
Ich habe an der Uni gelesenes Papier produziert, abgesehen davon, dass meine politischen Aktivitäten in dieser Zeit mein eigentlicher Lebensinhalt waren (und entscheidend dazu beigetragen haben, einigen Leuten das Leben zu retten), als ich 18 war, gab es diesen meinen Job noch gar nicht, und ohne Doktortitel wäre ich nie eigestellt worden.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:31
@nörgler: Alles, was anwendbar ist, ist nicht für den Menschen (Kunzelmann).
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:31
@Was kann ein Germanist? Zum Beispiel hervorragend formulieren
Und Musikwissenschaftler können ganz toll Geige spielen. Und Kunsthistoriker können ausgezeichnet malen.
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noergler,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:42
Das, hockeystick, war jetzt gerade etwas dusselig. Ohne die Musikwissenschaft würde jemand, der das Geigenspiel erlernt, nicht einmal lernen, wie man die Noten liest. Er würde auch nicht verstehen können, was das überhaupt ist, was er da spielt.
Ein Musikwissenschaftler, der nicht nicht klavierspielen kann, ist sinnvollerweise nicht vorstellbar; ich kenne auch keinen solchen. Daß er Klaviervirtuose ist, ist allerdings nicht erforderlich.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 18:56
@dusselig: Ich habe lediglich die unterstellte Kausalbeziehung in Frage gestellt, nach der aus dem Hörsaalbesuch in der jeweiligen Fachdisziplin auf wundersame Weise das entsprechende Talent resultiert.
Unabhängig davon - es gibt zahllose talentierte Geiger, die noch nie einen Hörsaal besucht haben. Sogar solche, die keine Noten lesen können. Und es soll gute Schriftsteller geben, die nicht Germanistik studiert haben.
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mark793,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 19:12
könnte einem Schriftsteller verklaren, was er eigentlich geschrieben hat? Das Schreiben ist das eine, dafür brauchts kein Diplom. Die intersubjektive Methodik der Textexegese, der Interpretation, das ist das Feld des Germanisten, nicht primär das selber schreiben.
Genauso, Hockeystick, könntest Du einem Archäologen vorwerfen, dass er keine altertümlichen Fundstücke selber herstellen kann. Kurzum: Du bist auf dem Holzweg.
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noergler,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 19:12
"Geiger, die noch nie einen Hörsaal .."
Das ist die altbacken-romantische Vorstellung vom Genie, gehegt etwa von Damen des 18. Jahrhunderts, die bei Paganini in Ohmacht fielen.
Talent reicht nicht. Ein Instrument zu erlernen und sich die Werke zu erarbeiten, ist Knochenmaloche, die auch theoretische Voraussetzungen hat.
Von den Anden-Musikern, die regelmäßig im Frühling ihre Villen im Tessin verlassen, um die hiesigen Fußgängerzonen mit Schrecken zu erfüllen, glaube ich, daß sie keine Noten lesen können.
Aber wie ist das auch beispielsweise bei einem Dirigenten?
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 19:28
@mark: Es liegt mir fern, den Germanisten irgendetwas vorzuwerfen - ich folge che lediglich nicht bei seiner Behauptung, Germanisten per se könnten hervorragend formulieren. Sind wir uns da einig oder nicht?
@noergler: Wir können uns ohne weiteres darauf einigen, dass sich die Musikwissenschaft von den beiden anderen genannten Fachrichtungen dadurch unterscheidet, dass sie theoretische Grundlagen bereitstellt, deren Kenntnis fast schon die Voraussetzung für die meisterhafte praktische Ausübung der entsprechenden Kunstrichtung darstellt - wenn man von talentierten Kaffeehausgeigern und El-Condor-Pasa-Tessinbewohnern einmal absieht. Ich kann mich aber nicht entsinnen, das dementiert zu haben.
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motowns finest,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 20:20
Leider ist es ja nicht zwingend die Aufgabe des Germanisten, "hervorragend formulieren" zu können. Die Aufgabe ist die schon erwähnte Exegese und auch die Interpretation. Zumindest sollte man das nach dem Studium können, denn sonst geht's direkt an den Taxistand - als Fahrer.
Was würden denn die Leute hier, die heute ihre Stellung haben, studieren, wenn sie nocheinmal vor die Wahl gestellt würden?
Ich schwanke ja immer noch zwischen einer Geisteswissenschaft (Leidenschaft) und einem faulen und feigen Kompromiss.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 20:43
Ich habe nicht behauptet. Germanisten könnten per se exzellent formulieren. Ich habe vielmehr gesagt, Germanisten können Texte wirklich durchdringen, verstehen etwas von elemtarer Semantik und sinddaher, wenn sie ihr Handwerkszeug gut erlernt haben und sich Mühe geben, am ehesten in der Lage, Texte so zu formulieren, dass eine möglichst große Zahl Menschen sie erstens versteht und zweitens von ihnen angesprochen wird. Es hat schon seinen Grund, dass in der PR keine Ingenieure Texte schreiben. Was gargantuas "mit 18" angeht: Man zeige mir mal einen 18 jährigen sozialwissenschaftlichen Berater eines Konzerns.
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che2001,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 20:49
Ich glaube nicht, dass ich etwas Anderes studieren würde, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften waren mir ein inneres Bedürfnis. Allenfalls hätte ich, wenn es denn eine Prüfungsordnung gäbe, die das zuließe, parallel Grafikdesign studiert. Ich bin eh ein Freund des Studium Generale.
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hockeystick,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 20:57
@motowns finest: Rückblickend würde ich mich für eine Ausbildung zum Schornsteinfeger entscheiden. Ohne finanzielle Sorgen würde ich mich dann in meiner beinahe endlosen Freizeit den schönen Künsten widmen.
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motowns finest,
Donnerstag, 13. Juli 2006, 23:15
Dafür ist es nie zu spät :-P
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 09:35
Ich will überhaupt nichts verbieten lassen. Ich liebe Musik und Literatur über alles, widme täglich zwei bis vier Stunden dem Geigenspiel, schätze die anderen Künste, kann mit Sicherheit ebensogut formulieren wie jeder Philologe , habe damit vor längerer Zeit wesentlich zum Überleben einer mittlerweile sehr angesehenen Publikation beigetragen, habe das Marketing für mein Produkt selbst gemacht obwohl ich keinen Schnittenkörper habe sondern lediglich eine Fachkompetenz, mit der ich auf jedes Marketing, jede Werbung und sonstigen Käse verzichten kann. Es ist nämlich schon so, dass sich das Gute irgendwann durchsetzt, wenn man nur einen langen Atem hat und nicht glaubt, man müsste möglichst schnell möglichst reich werden. "Das langsame Bohren dicker Bretter" hat einmal ein Geigenbauer zu mir gesagt - das ist es, was ich bewundere. Ach, und noch was: ich musste mein Leben ohne Netz und doppelten Boden leben, denn im Hintergrund war bei mir kein wohlhabender Hausbesitzerclan; volles Risiko eben.
Ich sehe, dass von den vielen vielen Akademikern, die ihre Jugend einem brotlosen Selbstverwirklichungsstudium gewidment habe, eine große Gefahr ausgeht. Ich beschäftige auch Leute mit "krummen " Biographien: Archäologe, Chemiker, Religionswissenschaftler -- allesamt gute Leute, aber nicht wegen ihres Studiums sondern das waren sie schon immer, Abitur hätte auch gereicht. Wenn die nicht das Glück gehabt hätten, bei mir zu landen dann wären sie heute vielleicht auch im "Event-Marketing" (alleine der Begriff lässt mich schaudern).
Viele, die studiert haben, wollen einen "Akademiker"-Job und wenn sie den nicht kriegen, weil es diese Jobs ja gar nicht gibt, was sie aber bei Antritt des Studiums schon gewusst haben, dann sind sie bereit, alles zu tun und je länger sie arbeitslos sind, desto mehr wächst die Bereitschaft, sich für auch noch den letzten Dreckjob herzugeben, wenn er nur gut bezahlt ist.
Promovierte Philosophen mit strammer KPD-Vergangenheit werden dann Pharmareferenten und -gebietsleiter oder Waffenhändler (um nur zwei Fälle aus meiner ehemaligen Abiturklasse zu nennen). Es findet meiner Meinung nach zur Zeit eine schleichende Kriminalisierung des akademischen Lumpenproletariats statt. Viele werden dann statt Mogelhandwerkern eben Mogelpromovierte.
Noch ein kleiner Nachsatz: Noten habe ich mit 6 Jahren zu lesen gelernt, nicht von einem Musikwissenschaftler sondern von einem Bauern aus der Nachbarschaft...
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 10:49
gargantua, Deine eigene Lebenserfahrung und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen schön und gut, aber man sollte auch nichts verabsolutieren. In der Grundtendenz hast Du durchaus recht, aber eben nicht absolut. Im Gegensatz zu Don stand bei mir kein vermögender Clan im Hintergrund, um dahin zu kommen, wo ich stehe. Und ich schätze es, dass ich einen bunt-verwinkelten Lebenslauf habe, alles Andere wäre mir zu langweilig erschienen. Wie gesagt, meinen Job hätte ich mit Nur-Abitur nicht bekommen können, Doktortitel und ziemlich viel Lebenserfahrung sowie spezielle Verbindungen waren Voraussetzung.
@Event-Marketing, Schaudern: Was ist schrecklich daran, für Dritte-Welt-Entwicklungsprojekte einen Pavillon auf der EXPO und für die Paralympics einen auf der Olympiade aufzubauen?
@desto mehr wächst die Bereitschaft, sich für auch noch den letzten Dreckjob herzugeben, wenn er nur gut bezahlt ist - dass das in meinem Umfeld eben nicht der Fall ist, sondern man sich dort moralisch dafür rechtfertigen muss, überhaupt in der privaten Wirtschaft zu arbeiten habe ich ja wohl hinreichend deutlich gemacht. Was Du beschreibst gibt es, nur müssen sich nicht alle anwesenden Diskutanten diesen Schuh anziehen. Du hattest ursprünglich so formuliert, als stecke dahinter ein Absolutheitsanspruch, und der trifft nicht zu.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 11:05
@che: ein Absolutheitsanspruch steckt nicht wirklich hinter meinen Ausführungen. Ich nehme mir nur das gleiche Recht wie unser Gastgeber heraus, nämlich hemmungslos über alles herzuziehen, was nicht den gleichen Stallgeruch hat. Im übrigen waren meine Ausführungen nicht auf dich gemünzt, ich habe nur während meiner eigenen Zeit im akademischen Mittelbau nicht nur jeden Respekt vor Doktortiteln verloren sondern sogar ein erhebliches Misstrauen dagegen entwickelt. Aus meinen Insiderkenntnissen des akademischen Betriebs resultiert übrigens auch meine Überzeugung, dass ca. ein Viertel aller Fächer von den Universitäten verbannt und auf die Volkshochschulen verlagert gehören. Dem Bestreben, immer mehr Leute in die Universitäten zu treiben muss man Widerstand leisten, dies ist einer der gar nicht so seltenen Fälle, in denen weniger mehr ist...
Über die EXPO wollen wir doch bitte lieber den Mantel des Schweigens breiten und dabei darüber nachdenken, welche Mechanismen solche von uns allen zu bezahlende Milliardengräber produzieren und ob da nicht das, was ich so plakativ angeprangert habe auch mit dazu beitrug und immer noch -trägt.
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strappato,
Freitag, 14. Juli 2006, 11:28
Widerstand leisten!
Gegen die Öffnung der Hochschulen und gegen Milliardengräber wie die Expo oder die WM? Gegen eine schleichende Kriminalisierung des akademischen Lumpenproletariats? Gegen Event-Marketing? Gegen Sozialwissenschaftler, die nur ungelesenes Papier produzieren?
Wir sind hier nicht in einer Diktatur, wo der Widerstand an sich einen Wert hat. Ich bin bereit bestimmte Entwicklungen und Entscheidungen zu akzeptieren, da sie einem demokratischen Verfahren entspringen. Ob mir das gefällt oder nicht (oftmals eher nicht).
Ich denke, ich war länger in der scientific community als gargantua. Meine Erfahrungen sind sicher ähnlich schlecht. Soll ich jetzt die Frendschaft zu Leuten kündigen, die es in diesem haarsträubenden Uni-System auf einen Lehrstuhl geschafft haben? Aufregen kann mich das nicht mehr. Ich mache einfach einen grossen Bogen um die Hochschulen, wenn es geht.
Meine Kraft setze ich lieber für Dinge ein, die mir etwas bedeuten.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 11:30
Wenn Du statt Volkhochschulen FHs sagen würdest könnten wir uns einig werden, wobei: dass es z.B. in Göttingen lange Zeit den einzigen Lehrstuhl für Elamistik gab halte ich doch für einen entschiedenen Vorteil, und wir wollen doch bitteschön nicht das London Institute for German History dichtmachen, nicht wahr?
Kultur ist ihrer selbst Wert und keine Frage der Anwendbarkeit. Dass zig Leute die qua Studium erworbene Qualifikation nicht nutzen (was übrigens nicht unmittelbar Training on the Job bedeutet, Geistesbildung kann auch für einen Beruf qualifizieren, ohne direkte Voraussetzung zu sein) ist dann noch einmal eine andere Sache, und diese jederzeit korrupte akademische Proletatariat, das Du beschreibst gibt es ja wirklich - Voraussetzung des Anjatanjatums.
EXPO: Bitte Kleingedrucktes lesen: Pavillon für Dritte-Welt-Projekte auf der EXPO, Pavillon für Paralympics bei den Olympischen Spielen. Auf den Kontext kommt es an, nicht auf den plakativen Namen des Veranstaltungsorts. EXPO ist übrigens ständig irgendwo auf der Welt, gelle?
Ich breche hier aber auch nicht die Lanzen anderer Leute.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 11:52
@strappato: ohne die Öffnung der Hoschschulen hätte ich bei meinem sozialen Hintergrund anfangs der Siebziger nicht studieren können. Ohne die Öffnung der Hochschulen würde jetzt nicht ein Heer von zu allem bereiten Anwälten unser Justizsystem zunehmend ad absurdum führen.
@che: Ich denke, dass bestimmte wichtige Aktivitäten auf andere Weise betrieben gehören. Nur mal ein Vorschag: die Regierung gründet ein Institut für sagen wir mal Islamistik (das jetzt nur weil mir nichts besseres einfällt), aber nicht als Uni-Institut, sondern als eine Art eigenständiger Betrieb, bei dem man mit passender Eingangsqualifikation einen Beruf ERLERNEN kann. Wer sich zum Islamisten berufen fühlt, der kann sich da bewerben. Blitzt er ab, dann wird er gleich Taxifahrer. Wir brauchen bei uns vielleicht ein dutzend Islamgelehrte, produzieren aber hunderte...
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netbitch,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:06
Immerhin hast Du jetzt geradfe noch die Kurve gekriegt, ich war gerade dabei, "polpotesk" zu schreiben. Trotzdem: Für mich war Studium eine Lebensform, Sex and Drugs and Rock´n Roll, die knackigsten Jahre im Leben sind viel zu kostbar, um sie mit Arbeit zu vergeuden. Außerdem sehe ich nicht den Sinngehalt, Studiengänge in Lehren umzuwandeln. Es heißt anders, an der Arbeitsmarktkonjunktur ändert es nichts, es sei denn, man führt eine Planwirtschaft ein. Wer im Studium versagt oder keinen Job bekommt wird auch heute Taxifahrer. Und Islamgelehrte ist auch nicht so das massenweise wahrgenommene hippe Trendstudium, so weit ich das beurteilen kann...
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:17
@Islamismus
Mir ist nix besseres eingefallen. Ich brauchte was, das ziemlich sicher keiner der Diskutanten studiert hat, sonst rasten die Leute wieder aus.
@Studium als Lebensform
Habt ihr mal darüber nachgedacht, wie privilegiert ihr da eigentlich seid und wart? Da öffnet man die Unis, damit breite Bevölkerungsschichten einen Zugang zur Bildung bekommen und was machen sie? Sie führen das Leben eines englischen Hochadligen im 19. Jahrhundert... Sex haben kann man auch, wenn man was arbeitet. Ich hätte mich für so ein leben vor meinen Spielkameraden geschämt, die nicht das Glück hatten., auf die Uni gehen zu dürfen.
Ich habe mich im Studium krummgelegt, denn kleinbürgerlich wie ich nun mal erzogen bin war mir klar, dass man sich Urlaub erstmal verdienen muss. Bei mir hat's knappe 24 Jahre gedauert, aber jetzt schöpfe ich aus dem Vollen. Das mit der Persönlichkeitsbildung durch Bummelantentum hat übrigens bei keinem meiner Bekannten, die das versucht haben wirklich geklappt. Plus ça change, plus c’est la même chose...
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strappato,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:19
Ja, das Studium war Sex, Drugs and R'n'R. Was übrigens eine Lebenserfahrung ist und gemäss dem "Studium generale" durchaus der Berufsfähigkeit dienen kann.
Die Ideen von gargantua erinnern sehr an Planwirtschaft. Der Staat schafft ein Institut und legt gleichzeitig fest, wieviele Experten man denn braucht. Wer bei der Bewerbng scheitert, für den hat Vater Staat ein anderes Plätzchen vorbereitet. Gab es schon einmal auf deutschen Boden. Bis vor 17 Jahren. Ist grandios gescheitert.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:27
Ich will nicht die Planwirtschaft (nicht vergessen: ich bin Unternehmer). Ich suche nach einer Lösung für ein Problem, vor dem ihr alle scheinbar die Augen verschliesst: immer mehr überqualifizierte Junge Menschen werden in ein chancen- und aussichtsloses Leben entlassen, dafür findet man heute praktisch keinen Handwerker mehr, der Kopfrechnen kann. Ihr mögt ja alle Glück gehabt haben auf euerem Lebensweg, aber wird euch nicht Angst und Bang bei dem, was da auf uns alle zukommt? Ich bin viel in der Tschechei und habe dort auch private Kontakte. Dort wächst eine Generation von hochmotivierten, hochqualifizierten und bienenfleissigen Studenten heran. Die Nachahmer des Sex&Rock'nRoll-Studiums werden sich noch wundern...
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netbitch,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:30
Ich bin die Tochter eines Briefträgers, bekam als Studentin zum Leben 500 Mark im Monat und habe während des Semesters die ganze Zeit gearbeitet, um über die Runden zu kommen. Ich war als Studentin auch nicht faul, immerhin habe ich mit Einser-Diplom abgeschlossen. Aber die Freiheit, mir meinen Tagessablauf selbst zusammenzustellen, die ständigen Parties, die es in dieser Form nur in studentischen Kreisen gab, das Herumexperimentieren mit WGs und Beziehungen, das Anarchochaotentum, das waren existenzielle Lebenserfahrungen, die für mich zwar in ein gewisses Alter gehören, ohne die mir mein Leben ínsgesamt aber nicht vorstellbar wäre. Ein armer Wicht, wer diese Dinge nie erlebt hat!
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:37
ein armer Wicht ist, wer nicht Geige spielen kann.
Jetzt seid doch nicht immer gleich so persönlich beleidigt. Ich will hier für ein massives Problem sensibilisieren, das die Öffentlichkeit offensichtlich verdrängt: die Arbeit als Existienzgrundlage ist vom Aussterben bedroht. Das sage ich auch als Informatiker der um die Möglichkeiten der Automatisierung weiss. Nicht lange nachdem ich zu studiern begann habe ich mit mir selber eine Wette abgeschlossen, die ich gottseidank verloren habe: im Jahre 2000 wird in Westeuropa beim Kampf um die letzen noch verbleibenden Arbeitsplätze Mord und Totschlag herrschen.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:44
@netbitch:Du sagst es!
@gargantua: Ich habe noch in meiner Göttinger Zeit das hochmotivierte Studentenpärchen aus Riga erlebt, das, zum Aufbaustudium erstmal im süßen Göttingen angekommen, sich mit Freude dem Sex&Rock´nRoll-Studium ergab und mehr Zeit mit dem Jobben im Copy Shop als mit dem Aufbaustudium verbrachte. Der große Ränkeschmied und seine Satyrn lauern überall....
Was Don, strappato, netbitch und mich auszeichnet, ist nicht die Tatsache, ein lustiges Studentenleben geführt zu haben, sondern Spezialqualifikationen erworben zu haben, die mit einem geradlinig auf ein formales Ziel hingeknechteten Studium nicht zu erreichen gewesen wären.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:48
Gargantua, Du hast ja ganz Recht, nur glaube ich nicht, dass der Akademiker-Arbeitslosigkeit mit anderen Ausbildungswegen beizukommen ist. Ursache ist die Entwicklung unseres Wirtschaftssystems, und zwar in historischen Dimensionen. Entsprechend finden sich Lösungswege auch nur völlg außerhalb der eingetretenen Pfade. vgl. z.B. hier (um Mißverständnisse zu vermeiden, ich präsentiere das nicht als Rezept, sondern will nur dem Denken Richtungsanstöße geben):
http://che2001.blogger.de/stories/452173/
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strappato,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:50
Zustimmung gargantua. In Osteuropa, aber auch in anderen Teilen der Welt, gibt es Mengen von bis in die Haarspitzen motivierter junger Leute, die auch gut ausgebildet werden, die im Gegensatz zu den meisten in Deutschland mindestens englisch vorzüglich beherrschen und Dank der EU dieses Wissen überall anwenden können. Das merken die Konzerne heute. Deutsche Weltkonzerne bekommen genausoviele Bewerbungen aus dem Ausland, wie aus Deutschland für Anfängerpositionen in Deutschland.
Darauf hat unsere Bildungspolitik keine Antwort - sie merkt das noch nicht einmal, sondern ergeht sich in so unwichtige Fragen, wie ob nach der4., 6. oder 9. Klasse die Selektion nach Schultypen erfolgen soll. Da werden mit der Verkürzung des Abiturs von 13 auf 12 Jahre einfach 10% gestrichen ohne dass dies adäquat aufgefangen wird. Durch diese Verkürzung wird es in den Bundesländern in einem Jahr 2 Abiturjahrgänge geben, ohne dass Anstalten gemacht werden, eine Lösung dafür zu finden.
Das ärgert mich auch. Nur sehe ich nicht, dass Konzentration auf BWL, Informatik und Naturwissenschaften und eine Einschränkung der freien Studienfachwahl helfen könnten.
Übrigens: Ich habe Bafög bekommen und musste das voll zurückzahlen - war damals so. Das süsse Studentenleben habe ich in besetzen Häusern und Wohnungen mit Kachelofen und Klo eine halbe Treppe tiefer verbracht.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 12:56
@strappato: BWL stünde bei mir ganz oben auf der Abschussliste. Ich beschäftige zwar auch einen Betriebswirt, der mir das Controlling macht und ich frage mich insgeheim, wazu man dafür studiert haben muss, aber nie nie nie nie nie würde ich mich von ihm oder dem Steuerberater (den ich leider auch brauche) irgendwelche Ratschläge bezüglich Firmenstrategie erteilen lassen. Ich sehe aber, dass diese Bagage in vielen Firmen, die eigentlich von einem Fachmann wenn schon nicht alleine so doch in primärer Verantwortung geleitet werden müssen, das alleinige Sagen hat.
Was mir gefallen würde: in der Tschechei ist das Abitur (noch, leider leider) nur eine Eingangsqualifikation. Will man ein Fach studieren, dann muss man an der Uni der Wahl eine gesalzenen Aufnahmeprüfung machen, dann erst kommt man rein. sowas wäre doch bei uns auch nicht schlecht, oder?
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 13:24
Da fällt mir doch das besetzte Haus ein, das von Nachbarn kiloweise Weizennudeln und Erbsendosen spendiert bekommen hatte. Entsprechend war die Verpflegung: Heute Spaghetti mit Erbsen, morgen Erbseneintopf mit Gabelspaghetti, übermorgen Wassersuppe mit Erbsen, den nächsten Tag Wassersuppe mit Gabelspaghetti, dann wieder Makkaroni mit Erbsen, zum Frühstück und Abendessen Schwarzbrot mit Palmin (statt Margerine). Zwischendurch gab es Haferschleim, Salat eigener Ernte (Löwenzahn, Klee und Petersilie) und sogar selbstgemachte Bonbons - alte Brotkrumen feucht gemacht, dick mit Zucker eingepudert und in der Pfanne gebraten, bis eine Art Karamell herauskam. Immerhin konnten die betreffenden Leute 6 Wochen praktisch ohne Geld leben. Die Volxküche, wo ich ne Weile mitkochte und die allen, die vorbeikamen kostenloses Essen zur Verfügung stellte war auch nicht wirklich gourmetmäßig - Möhren, Champignons, Reis und Zwiebeln in einen Topf und ohne Fett gekocht. Es war eine Revolution, als wir aus Ägypten die dortige Nationalspeise Koscheri mitbrachten - Makkaroni, Reis und Linsen als Eintopf, machte so unglaublich satt.
Ansonsten findet das, was Gargantua da fordert, doch seit über einem Jahrzehnt schon statt. Leute, die früher Grafikdesign studiert hätten, machen heute eine Ausbildung zum Mediengestalter, wer früher Medizin studiert hätte, lernt heute Krankengymastik, und wer früher Informatik studiert hätte, macht heute eine Ausbildung zum IT-Kaufmann.
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netbitch,
Freitag, 14. Juli 2006, 13:30
Gibts doch: Medizinertest einschließlich einer Art Gewissensprüfung, ob man sich für ethisch geeignet hält, dieses Fach zu studieren, Kunstwerk abliefern als Aufnahmeprüfung für die Kunsthochschule, Numerus clausus von 1,4 für Bio etc.pp.
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strappato,
Freitag, 14. Juli 2006, 13:40
Richtig. Wir haben ja eine Verknappung des Studienangebots. Es gibt Hochschulen, an denen kein Studiengang mehr ohne NC belegbar ist. Selbst Orchideen-Fächer. Und die 500 Euro Studiengebühren + den normalen Einschreibe-, Studentenwerks- und Asta-Abgaben sind auch eine weitere Stufe der Selektion.
Ob die Abiturnote, Wehrdienst und andere Wartezeiten oder die finaziellen Möglichkeiten die richtige Aswahl darstellen? Mit der Selbstauswahl von Studenten tun sich die Universitäten schwer, weil es zeitaufwändig ist, besonders wenn es den Klagen bei Verwaltungsgerichten standhalten soll.
Trotzdem studieren die Leute und lassen sich auch von den schlechten Bedingungen nicht abschrecken. Auf der anderen Seite sind die Abbrecherquoten teilweise hoch. Da müsste man eingreifen, weil hier wirklich Resourcen zum Fenster raus geschmissen werden und das Leben von jungen Leuten gleich hinterher.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 13:55
Das ist natürlich branchenabhängig. Dass ein Studienabbrecher Germanistik Chefredakteur wird, ist nichts Exotisches. Generell werden Karriere- und Lebenschancen einfach schlechter. Mit den Leistungen, die ich in der Schulzeit hatte, würde ich unter heutigen Bedingungen nicht mal das Abitur schaffen, die anschließende akademisch geprägte Karriere wäre also unmöglich. Wer zu früheren Zeiten Professor werden konnte, wird heute unter Umständen Sachbearbeiter.
Ich machte im Zug mal die Bekanntschaft eines Informatikstudenten, der von der großen Zukunft als Programmentwickler träumte (er glaubte alle Lügen der New Economy, als diese bereits nicht mehr exzistierte, wovon er aber nichts mitbekommen hatte), und irgendwann fragte er mich alten Hasen, ob ich einen Berufstipp oder Kontakte für ihn hätte. Ich empfahl ihm, Systemadmin bei einem mittelständischen Unternehmen zu werden. Er fragte, was das wäre ;-)
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 14:28
@netbitch: Numerus Clausus ist keine Eingangsprüfung! UInd in Zeiten des Kollegstufenabiturs schon gar nicht mehr.
@strappato: Das Dilemma ist doch, dass aussagekräftige Eingangsprüfungen den Unis einen Haufen Arbeit machen würden.
Ich habe am Anfang meiner selbständigen Tätigkeit noch für ein ppar Jahre einen Lehrauftrag an meiner ehemaligne Uni gehabt und habe dabei sehen müssen, wie sich die Studentenpopulation sehr zum Nachteil veränderte. Am Anfang waren da nur Leute, die wussten was sie wollten und auch dass sie da hingehörten. Und dann kamen plötzlich diese völlig planlosen und überforderten Naivlinge, die nur Informatik studierten weil es damals eine Jobgarantie bot und sie den NC geschafft hatten. Die vier Semester, die es dauerte, bis sie endlich rausgeprüft waren sind verschleuderte Lebenszeit - ob mit oder ohne Drux&Sex&R&R
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 14:52
Ich habe oben mit dem Link auf mein Blog angedeutet, wie ich das sehe. Ich denke, von der Grundtendenz her ist die Arbeitsgesellschaft hierzulande für weite Teile der Bevölkerung langfristig ein Auslaufmodell. Andererseits haben in einem einzigen Punkt unsere politischen Vorbeter mal recht, nämlich mit dem Konzept des lebenslangen Lernens. Studium - befristeter Job - Arbeitslosigkeit - Weiterbildung - neuer Job - anderer Job - Weiterbildung usw. werden für immer mehr Leute normale Erwerbsbiografien. Ich sah bereits während meines Studiums, das in sehr viel fetteren Zeiten stattfand, meine Zukunft so, insofern wurde ich natürlich nicht davon überrascht, dass es auch so kam. Und ich finde nichts Schlimmes daran, wenn solche Patchworkbiografíen normal werden. Eher wäre meine Message an junge Leute heute, ob mit oder ohne Studium, sich von der Vorstellung eines einzigen Berufs fürs ganze Leben zu verabschieden.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:09
Vor dem Gedanken schaudert's mir. Der Erfolg meiner Firma beruht zum großen Teil darauf, dass ich meinen Mitarbeitern Dauerstellen anbiete. Es ist in einem Technologieunternehmen ein gewaltiger Kostenfaktor, wenn man alle paar Jahre neue Leute einarbeiten muss. Die Einarbeitungszeit beträgt bei uns für einen Dipl.Inf.Univ. ca. eineinhalb Jahre. Bis wir ihn an den Produktivcode lassen vergeht dann nochmals mindesteins ein Jahr.
Ich glaube das Problem in diesem Blog ist, dass viele Leute hier so eine Art zu arbeiten nie erfahren haben. Lebenslanges DAZUlernen - unbedingt. Aber lebenslanges UMlernen? Das kann nicht gut gehen.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:17
Ein sehr guter Freund von mir hatte, bis er krankheitsbedingt aus dem Berufsleben ausschied, beides miteinander vereinbart: Ursprünglich Nachrichtenoffizier, dann Biologie und Geologie studiert, als Gutachter tätig, dann mit einem Software-Startup (Miltär und Geheimdienst vermitteln auch Nicht-Informatikern solide Programmierkenntnisse) an den Start gegangen, NE-Blase mitgemacht, insolvent gegangen, neuer Start mit einer Umwelt-Consulting, damit sehr erfolgreich gewesen, trotzdem noch was Neues gemacht und eine Sourcecode-Programmierfirma gegründet, die Applikationen für Mainframes von Großkonzernen und Universitäten entwickelt, damit internsational erfolgreich. Vier verschiedene Karrieren hintereinander, zwei davon als CEO.
Oder ich selber: Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, PUK und Kunstgeschichte studiert, bereits während des Studiums Jobs als Reporter und Pressefotograf, dann eine Tätigkeit als Pressesprecher, dann freier Journalist (Investigativrecherche, nicht das Lullifuzz-Zeitgeist-Blabla), dann parallel nebeneinander Promotion, Dozententätigkeit und weiterhin freier Journalismus, dann arbeitslos, Fremdenführer auf einer Burg, Weiterbildung im grafischen Bereich, PR-Tätigkeit, heute Schnittstellentätigkeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Je ne regrette rien!
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drake,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:22
@gargantua: "das Problem in diesem Blog ist.." dass man wirklich - auf unterhaltsame Weise - etwas lesen und erfahren kann: über Leute, Berufe etc..!!! Aber jetzt die Keule des erfolgreichen Entrepreneurs herausholen ("so eine Art zu arbeiten nie erfahren") kann mir überhaupt nicht imponieren. Jeder sieht, was er kennt. Und - Widerspruch: Lebenslanges UMLERNEN ist sowieso das A und O. Dem Galileo Galilei hättest du wohl auch keine Chance eingeräumt... *** Ich arbeite in meinem Berufsfeld selbstverständlich auch mit Informatikern, obwohl sie oft annehmen, die ganze Welt sei eine Datenbank. Was wollen die von mir? Texte, Texte, Texte, die auch andere - außerhalb der Informatik - verstehen können.... Und warum kann ich diese (zum Teil extrem fachlichen und todlangweiligen Texte schreiben, überarbeiten, redigieren? Weil ich eine Berufsbiografie habe, die starke Ähnlichkeiten zu der von von che und strappato aufweist: 'krumm - gekrümmt' - langwierig, abwechselungsreich, 'herumgekommen' und immer noch 'unfertig'! :-)
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strappato,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:30
Dauerstellen? Bei uns sehe ich, dass die Berufsanfänger gar keine Dauertstellen wollen. Die Fluktuation ist hoch. Weil es in jedem Unternehmen, besonders in nicht so grossen, einen Punkt gibt, an dem man alles gelernt hat und die Aufgabe beherrscht. Für das Unternehmen ist dann zwar der Zeitpunkt gekommen, wo der Mitarbeiter den höchsten Mehrwert generiert, aber die Mitarbeiter sehen es als Stillstand an. Gute Leute bekommen dauernd Angebote. Das Leben ist kurz, die Welt steht offen. Warum nicht interessante Aufgaben suchen?
Ist ein wenig auch eine Schere, die da auseinandergeht. Auf der einen Seite Akademiker, die aus den prekären Verhältnissen nicht rauskommen und für ein Taschengeld arbeiten, auf der anderen Seite die "Guten", die sich ihre Jobs aussuchen können.
Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich Bewerbungen auf den Tisch bekomme: Auslandpraktika und -semestser, Stipendien, Jobs in internationalen Nonprofit-Organisationen, 2 Fremdsprachen perfekt, usw. Zu meiner Zeit wäre das top gewesen, heute guter Durchschnitt. Es gibt sehr viele wirklich gute junge Menschen. Da geht wirklich eine Schere auf.
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:41
@strappato: wir haben das Glück, an einem immerwährenden Forschungsprojekt arbeiten zu können, das niemals langweilig wird. Seit Jahren denke ich schon bei jedem neuen Release dass jetzt wohl Schluss und die Entwicklung abgeschlossen ist und dann kommt nach 3 bis 4 Jahren wieder ein neues release und der Zyklus geht von vorne an. Uns wird's nie langweilig.
@che: ich habe mich anfangs mit Consulting über Wasser gehalten, um bei der Entwicklung möglichst unabhängig von der Bank zu sein. Wenn ich daran denke, was ich da an spätberufenen Schuhkartonprogrammierung und -programmierern gesehen habe, dann kommen mir heute noch die Tränen.
Stellt euch mal vor, ihr würdet von einem Profigeiger, der nach mindestens zehn harten Jahren Arbeit endlich soweit ist nach drei Berufsjahren verlangen, dass er jetzt auf Oboe umlernen soll - wegen lebenslangem Umlernen...
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drake,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:46
...was das Umlernen, das lebenslange Lernen und der Wechsel der Mitarbeiter für das einzelne Unternehmen bedeutet, ist immer noch eine sehr 'offene' Frage. *** Was nützt es zum Beispiel, wenn wir in einer großen Bank (vor zehn Jahren) die vertriebsrelevanten Mitarbeiter zwei Jahre lang schulen und hinterher feststellen, dass der Vorstand das Programm offenbar nicht verstanden hat und einen neuen Kurs vorgibt, der die gerade verbesserte Motivation (und Kompetenz) der Mitarbeiter unter den Stand von vorher senkt? (12 Berater- und Schulungsfirmen gleichzeitig im Haus, aber keine Koordination, keine vernünftigen Konsequenzen). ...
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netbitch,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:48
Mein Lebensweg war so anders nicht: Sozialwissenschaften und Psychologe studiert, wollte eigentlich in die Sozialforschung, dann Aufbaustudiengang Marketing gemacht, erst als freie Journalistin tätig, dann Scriptschreiberin für eine New-Media-Agentur, dann ebendort Personalreferentin, nach Pleite des Ladens die Insolvenzabwicklung gemacht, dann Marketingtanja für ein Systemhaus, mittlerweile dort Marketingchefin. Und ich kann mir durchaus vorstellen, einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen, und wenn eine Hochschule mich als Dozentin haben will sage ich auch nicht nein.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 15:56
"Stellt euch mal vor, ihr würdet von einem Profigeiger
(glatt beim ersten Mal Profitgeier gelesen;-)), der nach mindestens zehn harten Jahren Arbeit endlich soweit ist nach drei Berufsjahren verlangen, dass er jetzt auf Oboe umlernen soll - wegen lebenslangem Umlernen..."
Es geht ja nicht ums lebenslange Umlernen als Prinzip. Weißt Du, wen ich alles in einem Umschulungs-und Weiterbildungsprogramm des Arbeitsamts kennengelernt habe? Eine promovierte Physikerin, die sich zur Mediengestalterin umschulen ließ, ein ehemaliger Mitarbeiter des Marx-Engels-Instituts für Kosmonautik, der eine Sonde mitkonstruiert hatte, die zum Mars geflogen war und zum Verfahrenstechniker umgeschult wurde, eine Ärztin, die jahrelang im Kongo so ne Art Albert-Schweitzer-Job gemacht hatte und jetzt keine Anstellung bekam, weil sie in ihrer Abwesenheit die fachliche Diskussion der Medizin nicht verfolgt hatte und jetzt eine Ausbildung als MTA fianziert bekam. Die machen das ja alle nicht freiwillig. Nur, mir hat´s Spaß gemacht, ich ging ja nie davon aus, dass das Leben anders wäre.
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workingclasshero,
Freitag, 14. Juli 2006, 16:14
Dabei gehören che und netbitch in meinem Bekanntenkreis noch zu den happy few. Ich habe SOWI, Ethnologie und Pädagogik studiert und lebe von Gastrollen an der Uni, Autoreparaturen und Gelegenheitsjobs in einer Druckerei, bin damit nicht unglücklich, liebäugele aber gerade mit dem Gedanken, einen neuen Lebensweg als Falkner einzuschlagen. Die meisten Leute in meinen surroundings, die Sozialpädagogik oder Pädagogik studierten, hatten schon während des Studiums folgenden Lebensentwurf: Nach dem Studium bei Bosch ans Band, um Leistungsberechtigung zu erwerben, dann zwei Jahre arbeitslos, dann eine ABM bei einer NGO oder Beratungsstelle, nach zwei Jahren offiziell den Träger umwidmen, um aus zwei vier Jahre ABM zu machen, dann zwei Jahre arbeitslos, zwei Jahre ABM usw. bis ans Lebensende. Deren Lebensplanung bricht gerade zusammen, weil die ABMs gestrichen weden, zu dumm, die sind Mitte vierzig.
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drake,
Freitag, 14. Juli 2006, 16:29
"Kennedy stammt aus einer Musikerfamilie, sein Vater ist Cellist, seine Mutter Klavierlehrerin, und beginnt im Alter von sechs Jahren das Violinespielen. Nach einem Jahr bekommt er ein Stipendium an der renommierten Yehudi-Menuhin-Schule in London, an der er teilweise vom Großmeister persönlich betreut wird.
Mit 16 Jahren geht er nach New York und bekommt an der Juilliard School of Music seine klassische Ausbildung von Dorothy DeLay. Gleichzeitig wird er von dem bekannten Jazzgeiger Stéphane Grappelli in die Jazz-Improvisation eingeführt. 1977 gibt Kennedy sein Konzert-Debüt mit dem E-Moll-Violinkonzert von Mendelssohn in der Londoner Royal Festival Hall. (...)Ab 1980 tritt Kennedy regelmäßig mit den Berliner Philharmonikern auf, bald darauf spielt er mit nahezu allen großen Orchestern und unter allen bedeutenden Dirigenten.
Im Jahre 1999 gibt er einen denkwürdigen Auftritt in Belgrad: Als erster westlicher Künstler nach dem Kosovo-Krieg spielt er dort ein komplett ausverkauftes Konzert mit Werken von Bach und Bartók. (...) Kennedy versteht sich als Grenzgänger zwischen verschiedenen Musikstilen. Seine Virtuosität und Energie haben sowohl der klassischen als auch der modernen Musik neue Impulse verliehen. Er setzt sich über die eingefahrenen Rituale des klassischen Konzertbetriebs hinweg und bringt so in seinen Konzerten vom jugendlichen Punk über den Rockfan bis hin zum Klassik-Kenner alles zusammen. Mit der Tournee „Classic Meets Jazz“ verbindet er 2003 die klassische Musik Johann Sebastian Bachs mit den Jazz-Werken von Miles Davis." (wikipedia.org, 14.7.2006)
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 16:30
@che: den Opfern des großen Arbeitsplatzsterbens - und es werden immer mehr werden - helfen auch keine ständigen Umschulungen. Warum sollte ich einen auf Schmalspurinformatiker umgeschulten ehemaligen was-weiss-ich einstellen? Ich kriege ja auch so genügend junge Leute.
Das mit dem ständigen Umschulen hat vielleicht früher geklappt, aber heute scheitert so ein Lebensentwurf an der Arbeitsplatzdynamik, deren Ableitung immer negativer werden wird.
@drake: der Kennedy hat nicht umgelernt, der hat dazugelernt. Das ist bei den Geigern heute selbstverständlich, insbesondere auch deshalb, weil sich auf dem Gebeit des Jazz mit ungleich weniger Anstrengung schönes Geld verdienen läßt. Was glaubst du wohl, wie lange ein Profi an der Vorbereitung auch nur eines einzigen großen Violinkonzertes zu arbeiten hat?
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drake,
Freitag, 14. Juli 2006, 16:53
...ich habe acht Jahre Cello und 10 Jahre Soloflöte trainiert...(Hoch'sches Konservatorium: Renate Fricke, Musikhochshule Ffm: Prof. Molzahn) >> dank der genialen Leistung der Informatik (Internet) lassen sich in wenigen Minuten ganze Lebensläufe rekonstruieren(15.20h)...:-)
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gargantua,
Freitag, 14. Juli 2006, 17:00
dann verstehe ich nicht, was du mir mit deinem Beitrag sagen wolltest.
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che2001,
Freitag, 14. Juli 2006, 18:06
Wie gesagt, das Modell "Sozialismus der deutschen Bank" verstehe ich durchaus als kleinen Denkanstoß und halte die Arbeitsgesellschaft in the long run für ein Auslaufmodell. Ich habe auch noch nie was von Weiterbildungen zu Schmalspurinformatikern gehört. Aber dass Journalisten zu Mediengestaltern oder Verlagskaufleuten weitergebildet werden oder Luft- Raumfahrtingenieure zu Verfahrenstechnikern, das halte ich für durchaus sinnvoll. Ich bin Historiker, Politikwissenschaftler, Journalist, Mediengestalter und verbinde das alles in meinem Job miteinander. Niemand sonst in meinem Umfeld könnte das.
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auch-einer,
Freitag, 14. Juli 2006, 18:10
netbitch,
aufnahmeprüfung für die kunstakademie
da bin ich überhaupt und aus prinzip dagegen:
da war mal einer, in wien glaube ich, so vor hundert jahren, durchgefallen, und der beschloss dann, politiker zu werden...
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gargantua,
Samstag, 15. Juli 2006, 13:16
@che: die Brutstätten solcher Zwangspfuscher sind Legion. Hier nur mal ein schnell gegoogeltes Beispiel: www.edv-schulen-wiesau.de/
Mir scheint als ob Sie noch nie was von den erheblichen Problemen des Software Engineering gehört haben: über 70% der DV-Großprojekte werden entweder nicht fertig oder sprengen jeden Kosten- und zeitrahmen. Davon sollte doch jeder schon mal gehört haben. Woher, glauben Sie, kommt das wohl? Oder anders gefragt: was würden Sie von einer "Chirurgenbildungsanstalt" halten, in der man nach 2 Jahren "Ausbildung" auf die Menschheit losgelassen wird? Na, sehen Sie.
Kein anderen Berufsbild das ich kenne, hat so unter dem Primat der Dilletanten gelitten. Ich vermute , dass höchstens 10% der Leute, die mit Programmierung beschäftig sind, wirklich vom Fach sind. Das würde man sich bei keinem anderen wichtigen Berufsstand gefallen lassen. Es öme ja auch keier auf die Idee, die OP-Schwester eine Herztransplantation vornehmne zu lassen, weil sie dabei schon of genug zugesehen hat...
Die Tatsache, dass im EDV-Umfled die Pfuscher den Ton angeben war m.E. zum erheblichen Teil mit Schuld an dem Phänomen der "new economy".
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che2001,
Samstag, 15. Juli 2006, 13:58
Dann haben wir wohl in verschiedenen Welten gelebt. Ich war ja in der New Economy mal mitten drin, habe selber mitangesehen, wie nicht fertigprogrammierte Teile eines Programmfrontends durch eine Simulation in Flash "ersetzt" wurden, wenn man das Programm dem Kunden vorführte. Aber: Das lag nicht an unqualifizierten Programmierern, sondern an Gründern, deren Geschäftsmodell (ganz offen so erklärt) "Found it, bring it up, sell it and run away" lautete. Ich behaupte, bei 80-90 % der Firmen ging es nicht um ein sinnvolles Produkt, sondern darum, genug Geschäft vorzutäuschen, um an die Börse zu gehen und dann von der Emission der Aktien selber zu leben oder einen Käufer zu finden, der blöd genug war, die eigene Schwindelbude zu übernehmen. Diese Unternehmen sollten gar nicht länger als 4-5 Jahre existieren, sie waren nur als Fassade für Maßnahmen der wunderbaren Geldvermehrung gedacht.
Entsprechend war das Berufsbild der Beschäftigten: Wer länger als ein Jahr im selben Unternehmen arbeitete, ohne befördert worden zu sein, galt als Versager, angestrebte Verweildauer in einer Firma waren 6 Monate, dann Wechsel zum Mitbewerber bei höherem Gehalt.
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loellie,
Samstag, 15. Juli 2006, 15:27
Das wird ja langsam unertreaeglich hier.
Was will er denn? Hochspezialisierte Fachkraefte die 20 Jahre in der gleichen Firma arbeiten, oder dann doch lieber Halbgebildete die der zuhnemenden Flexiblisierung des Arbeitsmarktes gerecht werden?
Langzeitvertraege und dynamischer Arbeitsmarkt sind ein Wiederspruch in sich.
"Selbst Schuld wer Geisteswissenschaften studiert" und "die studieren das nur weil sie 'nen guten Job wollen" sind Wiedersprueche in sich.
Das zieht sich fast durch jeden Satz, jeden Kommentar von gargadingens ...
Was'n jetzt?????
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gargantua,
Sonntag, 16. Juli 2006, 09:57
@che: beim NE-Phänomen ist es wie so oft zu kurz gedacht, nur den Schurken an der Spitze die Schuld zu geben. Die Mitläufer sind schon auch mit in Haftung zu nehmen. Ich bin zu dem ganzen NE-Thema gekommen, weil ein sehr fähiger Mitarbeiter mir mit phantastischen Gehaltsversprechen von einer dieser Schwindelfirmen abgeworben wurde. Er war ganze 6 Wochen dabei und dann hat er fluchtartig den Laden verlassen, weil er aufgrund seiner exzellenten fachlichen Qualifikation und seiner Vorerfahrung schnell erkannt hatte, dass das nichts werden konnte - unabhängig vom Geschäftsmodell, das war ihm anfangs wurscht. Nein, er hat sich nur angesehen, welche "Systeme" da entwickelt wurden und von welchen Leuten und dann war es ihm klar, wie der Hase läuft. Die dabeigeblieben sind und kräftig mitgeholfen haben, das Schiff gegen den Eisberg zu steuern hatten sowohl keine Ahnung als auch wegen ihrer fehlenden Qualifikation keine Alternative bei einem Nicht-Schwindelbetrieb. In meinen Augen waren sie mit schuldig.
"Programmieren" ist eine der wenigen Tätigkeiten, die einerseits eine hohe fachliche Qualifikation erfordern, deren Ausübung aber andererseits keinerlei staatlicher Kontrolle unterliegt. Bei den anderen Ingenieursberufen wäre das undenkbar. Stellen Sie sich einfach mal vor, die Statik für sagen wir mal das neue Fussball-Stadion in München wäre von jemandem gemacht worden, der im Urlaub sich mal schnell ein Statik-Lehrbuch reingezogen hat. Würden Sie dieses Gebäude jemals betreten?
@loellie: was ich will? mit Sicherheit niemanden, der sich schon aufgrund seiner Orthographie als vermutlich nicht mal halbgebildet präsentiert.
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che2001,
Sonntag, 16. Juli 2006, 13:11
Was heißt hier den Schurken an der spitze? Es ist sinnlos, bei einer Branche, die in ihrer Gesamtheit nichts Anderes war als eine legalisierte Form des Betrugs , schlechten Programmierern die Schuld zu geben. Die Programmierer, die ich so kenne, coden Java ohne Handbuch, knacken den Quellcode des Mainframes eines großen Forschungsinstituts als Partygag und unterhalten sichdann stundenlang über die Besonderheiten dieses Codes. Ich kann nicht programmieren, über Javascript und ein bißchen ASP sind meine Kenntnisse nie hinausgekommen, verstehe also nur Bahnhof, aber ich halte jedenfalls keinen von den Leuten für schlecht. In allen NE-Pleiten, die ich mitbekommen habe, stank der Fisch vom Kopf her, d.h. vom Geschäftsmodell.
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loellie,
Sonntag, 16. Juli 2006, 14:53
ufffbasse alder ...
oder muss ich mal wieder gebrochene Nasenbeine androhen
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gargantua,
Montag, 17. Juli 2006, 09:53
@che: ich müsste jetzt darlegen, was einen guten Informatiker ausmacht und dass die geschilderten Eigenschaften noch nichts über die Qualifizierung dieser Leute aussagen. Aber aus Zeitgründen muss ich die Diskussion vorerst abbrechen - vielleicht ergibt sich ja einmal eine andere Gelegenheit
@loellie: ich denke, an den finsteren Ecken, an denen wir uns begegnen können bin ich mit Sicherheit nicht anzutreffen. Und dann bliebe immer noch die Frage der Satisfaktionsfähigkeit zu klären.
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