Real Life 1.10.06 - Finale, Allegro

Noch ein paar Sekunden steht der Hall der Trompeten im Raum, aber da bricht auch schon der Applaus los, verscheucht die feine Harmonie aus den prachtvoll verzierten Wänden und lobpreist die Damen und Herren, die fünf Monate lang, Sonntag für Sonntag, dem Spiesser der kleinen Stadt etwas klassische Kurzweil zwischen Gottesdienst und Schweinshaxn verschafft hat. Noch einmal ist der Saal bis zu den Stehplätzen gefüllt mit denen, für die es dazu gehört, oder anderen, die mitgeschleift werden, um danach die heile Familie zu präsentieren. Manche fehlen, wie etwa die Frau mit der Tochter und deren Tennislehrer und einem vor kurzem empfangenen Sohn, der sicher mal, wenn die väterlichen Gene durchschlagen, ein witziges Kerlchen wird - sein Papa jedoch ist, erzählt dir Iris im abflauenden Applaus, ab diesem Sonntag in einem Club in Norddeutschland zu Gange, wo er eine Knabenmannschaft trainiert. Dabei wippt sie fröhlich mit ihren schwarzen Lackballerinas, und die Schnürchen federn im Takt mit, ein Tänzchen der Bosheit zum Hohne derer, die aus religiösen Irrsinn heraus dieses Gebäude erschaffen haben. Hoch sind die Ideale, niedrig die Motive und der Schmutz, der uns bekotet, ist immer noch besser als der Staub der Langeweile. Lieber den Schweiss der Erregung abwischen, die Galle der Bosheit gegenüber ehemalig angeheirateten Moralisten, als im reinen Wasser der Unschuld eingelegt zu verschrumpeln.



Ihr verlasst den Raum, werft einen recht ansehnlichen Betrag in das Weidenkörbchen, das prall gefüllt ist mit den Zuwendungen der anderen, und tretet hinaus in das immer gleissende Sonnenlicht. Fast immer scheint die Sonne in diesem Moment, als wolle das Schicksal seine immerwährende Bevorzugung dieses Fleckens jeden Sonntag aufs Neue beweisen, zur Freude der Spiesser, die trockenen Fusses zu den schweren Wägen gelangen, um dann wieder in die Vorstädte zu entschwinden. Es ist alles wohlgeordnet, passend und korrekt. Probleme gibt es woanders, allein das Thema mit den Siemens-Handies verstört manchen, aber sowas gibt es hier nicht. Auch kein Handygebimmel während des Konzerts. Alles so still hier.

Übrigens sagt Iris, kennst du eigentlich die S.? und weist mich auf eine nicht mehr ganz junge Frau hin, die in einem Pulk von bekennenden Müttern und bisweilen flennenden Blagen umgeben ist. Vom Sehen, sagst du, aber du kannst Sie nicht zuordnen, die Stadt ist voll mit diesen abgemagerten, energischen Frauen um die 40 auf der Suche nach Ablenkung vom Hausfrauendasein. S., erzählt Iris, habe gerade einen Laden für bessere Kinder aufgemacht. Schuhe, Hosen, Röcke, Oberteile fernab des Looks, mit dem sich heute schon 10-jährige als Gangster oder Ghettobitch aufstylen. Kleidung, die ihnen sicher kein Fleischklops aus den Blocks entreisst. Stil eben.

Du erinnerst dich, du bringst das Gesicht mit einem Laden zusammen und mit einem Luxusgefährt, das allenthalben mikt Strafzetteln bewehrt im Parkverbot nicht weit von dir steht. S. nun ist eine Freundin des Clans, aus dem Iris kommt, und habe ihr angeboten, ihre nun doch schon etwas längere Phase der Untätigkeit nach der Scheidung mit einer kleinen Beteiligung an diesem Zukunftsgeschäft zu beenden. Das muss ein Erfolg werden, man kann es den reichen Eltern dieser Stadt nicht zumuten, ihren Nachwuchs nicht von Kindesbeinen an der ihnen vorbestimmten Position zuzuführen. Diese Leute wollen Beratung, sie wollen einen stimmigen Gesamtauftritt, viel und lang und mit Juchzern, wenn sie was sooo Süüüses gefunden haben, da muss alles sitzen, und die Sozialkontrolle des Luxuskindergartens im Grünen werde schon ihr Übriges tun, dass bislang auch abstinente Mütter in Scharen bei ihr einlaufen.

Du denkst an die Apothekerstochter G., die ihren mühsam erschlafenen Beitrag zur Arterhaltung in einem 1000 Euro teuren Sportkinderwagen durch die Parks rollt, an die Grossbauerntochter H., die gerade ein Baugrundstück verkauft, um dem Nachwuchs ein Polster mitzugeben, und all die unausgelasteten Gebärmutterträgerinnen ohne Job aber mit Gatten im gehobenen Management, die irgendwas mit ihrer Zeit anfangen müssen, und an Kinder, die wahrscheinlich die Klamotten hassen, aber wenn sie mal einen Nachmittag nicht lernen müssen, damit sie auch ja die richtige Note in der Endabrechnung haben, um Medizin studieren zu können, freiwillig in die Stadt gehen werden, du denkst an V., der nach dem Tod seiner strengen Mutter Playboy hätte werden können und nun den Porsche Boxter gegen einen Cayenne eingetauscht hat, zwecks Familientransport, und an die Geschäftsmodelle, die...

Dummerweise, sagtr Iris, hasse ich Kinder. Wir grüssen höflich die Geschäftsfrau, begeben uns in Richtung Konditorei, während hinter uns Blagen quengeln, die später sicher mal erstklassige Stützen der Gesellschaft sein werden. Tennislehrer sind out, aber Golflehrer werden ihren Platz einnehmen auf den Dreilochplätzen dieser kleinen, privilegierten Stadt am Rande der einzigartigen greater Munich Area.

Montag, 2. Oktober 2006, 15:10, von donalphons | |comment

 
Hm,
klingt nach einem ziemlich idiotensicheren Geschäftsmodell, so ein Kinderkluft-Kaufhaus für die betuchtere Kundschaft. Die Eltern der Hannah-Leas und Torben-Hendriks lassen es sich ja gerne was kosten, mit der Austattung für ihren Nachwuchs Distinktionsgewinne zu erzielen. Erst neulich hab ich irgendwo in nem antville-Blog Werbelyrik für einen Kinderwagen gelesen, wo von hochwertiger Wurzelholz-Optik geschwärmt wurde. Hat man noch Worte? Ich frage mich, warum die Autohersteller wie Porsche, Benz Audi und BMW nicht auch gleich Kinderwagen anbieten. Das würde doch besser ins Vierrad-Sortiment passen als die komischen Klappräder, die man im Autohaus kaufen kann...

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Sowas in der Art?

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Bingo!
Wußte gar nicht, dass es das schon gibt. Ich staune über den Preis. Habe wesentlich teurere Gefährte gesehen, die nicht das prestigeträchtige Wappen aus Zuffenhausen trugen. In der "Eltern" war grad eine Retro-Karre im Original Sixties-Look annonciert, die kostete glatt das doppelte. Für die Älteren unter uns: Zwotausendvierhundert Emmchen. *tock, tock*

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Du wirst lachen - als meine Schwester von meinen Eltern die Barchetta bekam, bekam ein Freund des Hauses kurz davor Nachwuchs. Und was tat er? Er kaufte dem Bratzen, das auch sowas wollte, einen Kinder-SLK mit Elektroantrieb.

Und später dann noch einen richtigen SLK, die haben ja erst 3 Autos für 2 Personen.

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Beruhigend, dass der Don jedenfalls unbekindet bleiben wird :-)

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Ach was, für Don hält der Markt auch was passendes bereit.

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Danke, aber da weiss ich was besseres. Die fressen einem die Haare vom Kopf und das Stroh aus den Palastdecken - NEIN DANKE!

ich sitze dann später in meinem Rollstuhl und lache mich über die Leute tot, die dachten, ihre Blagen würden für sie einstehen - welch süsses Ende.

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mit allem Schnickschnack ausgestatteten Kinder sind doch inzwischen DIE Statussymbole.

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die einem später im Altersheim auch nichts mehr bringen ausser vielleicht einen Maschinenabschalter...

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Vielleicht haben wir bis dahin Nullzeitgeneratoren, oder die Möglichkeit der Hirnverpflanzung in Neukörper, wer weiß. Fest steht: Mein Stamm wird sehr alt.

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Ich halte es da lieber mit Andrew Cunningham, der einmal gesagt hat:

"It takes three years to build a ship, it takes three centuries to build a tradition."

Da helfe ich lieber bei der Tradition meiner Familie mit, als in kurzfristiger Produktion neuen Tandes. Man sieht allenthalben ja, was dabei rauskommt, CEOs, St.Gallener Absolventen, Gründer, Serienpleitiers, die das Versagen im Blut haben.

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Erhalt der Familientradition ohne Reproduktion scheint mir ein wenig wie Lüster polieren auf der leckgeschlagenen Titanic.

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Alles eine Frage des rechtzeitigen Verjuxens - auch eine Familientradition.

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Ob Lüsterpolieren mit oder ohne Kinder. Es geht immer darum, dass man am Ende sagen kann: ich habe mein Möglichstes getan.

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Hat sich immer redlich bemüht.

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Man hat sich bemüht. (Grabinschrift W. Brandt)

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... ach wie ermuedend das ewige Herumgehacke auf Kindern und Muettern und Vaetern .... was weiss ich. Kinder sind lustig und es macht Spass welche zu machen und zu haben so isses und keinen Deut anders.

Ok, wenn man kein Kinder mag - kann ja sein, aber muss man es staendig meterdick aufs Brot schmieren?

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Keine Kinder ....
.... zu haben ist ziemlich New Economy karriemässig spiessig.
Wenig Kinder zu haben ist ghastly middle class.
Ich hab' drei. Kann das hier von den Versammelten toppen, hä?

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Na gut, toppen is nicht. Aber Ausgleichen koennte ich schon, obzwar nur patchworkingmaessig mit einer eigenen und zwei Miterzogenen. Macht auch drei - und huetet vor all zu selbstverliebtem yuppietum, ob nun pro oder contra web zwonull. Aber bitte: jeder nach seiner Fasson, ich beneide keine Kinderlosen und am wenigsten die, die daraus auch noch einen Kult machen. Also: leben und sterben lassen.

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Zu einem hat es bei mir auch gereicht. Unser derzeitiges Au-pair würde ich glatt als 2. Kind rechnen.

Besonders irritiert bin ich, wenn in blogs "ich hasse Kinder" zu lesen ist. Freud ist ja wieder in. Bei denen würde ich dann gerne mal in der Kindheit stöbern.

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Alles was man haben konnte. Das ist halt wie Roulette: Manche wissen, wann man vom Spieltisch aufstehen muss, um nie mehr dorthin zurück zu kehren. Andere wollen partout nochmal was draufsetzen - es sei ihnen vergönnt.

Ansonsten geht es hier nicht generell um jede Form von Blagen, sondern die Einstellung von Eltern, frühzeitig das Prinzessinnentum zu fördern - und sich dann wundern, wenn am Ende verzogene Luxusgeschöpfe sehen, die teure Autos wollen, Selbstmord begehen oder mit Drogenproblemen in südostasiatischen Gefängnissen landen.

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Ach so, meine Bilanz: 0 Kinder, aber eine kleine Schwester. Man kann jetzt drüber debattieren, wer verarschter ist: Der multiple Windelwechsler oder die arme Sau, die einen SLK mit knapp 300 PS im Schneesturm mit Sommerreifen über die schwäbische Alb überführen muss.

ganz zu schweigen von der durch mich gestellten mobilitätsgarantie, wenn das scheisslenkrad mal wieder das fahren nicht erlaubt.

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Das mit den Windeln gibt sich ....
.... ich finde es lustig mit meinem Sohn d'accord zu sein, dass Rechtsextreme doof sind, mit der mittlere Tochter die Tafel aufzuhängen und über Hundeerziehung zu reden und die jüngste aus dem Baum zu retten. Dass die die Biedermeier-Möbel Stühle fast geschredderd haben, sehe ich ihnen nach.
Und dass der Filzstrich an einer der Renaissane Büsten von der Lütten stammt ist auch i.O.

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Eben. Und vor dem SLK gab es eine Barchetta, und wenn ich mal den SLK übernehme, kommt die Dreckswarze der Porsche. Und das geht immer so weiter, das hört nie auf.

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Ich hasse gar keine Kinder und finde es auch nicht besonders cool, keine Kinder zu wollen, nur werde ich sicher keine in die Welt setzen. Praktischerweise haben das Andere in der Familie schon getan. Was des Dons regelmäßiges Thema ist, ist doch das Kinder machen mangels Perspektive: Frau scheitert im Job und wird mehr oder weniger notgedrungen Mutter, aus einer Mischung aus Torschlusspanik, Existenzangst und Sinnsuche heraus. Nicht über das Kinderkriegen generell lästern wir, sondern über diese spezielle Konstellation.

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och nö, kinners ....
... die geschichte mit kindern wg. perspektivlosigkeit ist doch nicht euer ernst.

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Ich sage nur 1 Wort: Klassentreffen!
Und noch zwei andere: Prenzlauer Berg.

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Das Klassentreffen meiner Realschulklasse nach 25 Jahren fand ich gut. Die Leute hatten ihr Leben im Griff und standen mit beiden Beinen auf dem Boden.
Das Klassentreffen meines Abi-Jahrgangs besuche ich nicht. Die waren mir schon damals nicht geheuer.

Und Berlin ist doch nun kein Argument, sondern ein Sonderfall.

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@che: die Konstellation aus der die Goeren entstehen ist doch grad egal (insbesondere den Kindern selbst) insofern ist die von Dir gelieferte Unterfuetterung fuer das nutzfreie Gebashe von aehnlicher Werthaftigkeit wie die fuenf Seiten kleingedrucktes in jamba! Jahrhundertabonnements. Nein, wenn man keine Kinder mag kann man das gerne tun, aber dieses ostentative vorsichhergetrage dieses Umstandes geht mir auf den Keks, ist ja letztendlich auch ein Stilfrage, nicht wahr?

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Das, bester Franz, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich schreibe nur nieder, was in dieser kleinen Stadt so passiert. Und, werter Graf, man kann die Augen auch verschliessen - aber ich habe mir sagen lassen, dass desperate Housewives nicht ganz umsonst so gern geschaut wird. Tatsächlich aber kenne ich aus meinem Studium und der nachfolgenden Zeit durchaus Frauen, die sich nicht unbewusst auf derartige Schwangerschaften eingelassen haben. Zur Hochzeit war ich nie eingeladen, da man meinen spezifischen Humor kannte, aber hin und wieder vernimmt man so einige Erfahrungen aus dem, was danach folgt. Und das hört sich nicht immer gut an.

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@don: wie ich sagte - eine Stilfrage, kommt ja auch aufs Umfeld an, neben einigen fatalen Faellen, kenne ich eine ueberwiegende Mehrheit von Leuten die mit sich und Ihrer Brut durchaus d'accord sind, es geht also schon ...

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@don. wenn ich mir hier so im Dorf umschaue, nee das sind Leute, die kein grosses Gedöns mit den Kindern machen. In Zürich kenne ich ein paar, die sind ein bisschen schräg. Die reden den ganzen Tag Englisch - schlechtes Englisch - mit denen, damit die mehrsprachig aufwachsen. aber das ist eine andere Störung als jene, die Sie beschreiben.

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Gebashe, ostentativ und so: Habe ich dnen jemals das Vatersein von Dir, Franz, oder anderen Eltern wie dem Grafen oder Strappato verspottet? Nein, ich habe nur bekräftigt, dass Kinder haben für mich außerhalb meiner Wünsche oder Perspektiven liegt, und gemeinsam mit Don ein ganz bestimmtes, auch nur bestimmte Leute - nicht Euch - betreffendes Muster kritisiert. Und nachdem auch der Franzl seine lustigen und lesenswerten Polemiken (mit dem Kleinkalibergewehr auf spielende Kinder ballern etc.) abgelassen hat, sehe ich nicht ein, mich da selber allzusehr zurückhalten zu sollen.

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... ah das Kleinkalibergewehr (eines der klassischen Instrumente der modernen Kinderziehung), danke che fuer die Erwaehung desselbigen - aber lassen wir das und wenden wir uns wieder den wesentlichen Themen zu, don wuehlt wieder im brocantehaufen und meinewenigkeit forciert die biologischen ... aeh ... Feldstudien ...

bonne nuit

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Und ich kauf mir ne 9mm Walther, vielleicht aber auch eine Beretta - kein Kleinkaliber.

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Diese Kinder-Diskussionen ....
.... entgleiten meist innert kurzer Zeit. Gott sei Dank ist dass hier virtuell, sonst würde man ja mit dem Florett aufeinander einstechen ......

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nein, nein Herr Graf - wir beziehen uns hier nur auf
diesen thread, insofern: Entwarnung, alles ganz und gar friedlich hier.

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Florett? Wenn man sich die gesellschftliche Diskussion um das Thema ansieht, dann ist der Säbel noch die harmloseste Waffe.

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Wenn ich sehe, dass die als mässige Vorleserin dummer Nachrichten bekannte Muttertierordenanwärterin gerade mit Hilfe der Millionenabkassierer von SinnerSchrader die Blogosphäre betritt, dann ist mir schon mal nach der blanken, wohlgeschliffenen Streitaxt - aber andererseits, man muss sich auch nicht mit jedem Ges***** aus der Glotze abgeben.

Ansonsten bin ich doch sehr für die Wiedereinführung des Dschungelcamps.

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Eigentlich sind das ....
keine gesellschaftlichen Diskussionen sondern bereits offene Feldschlachten. Erstaunlich, dass die Diskutaten so schnell die Contenance verlieren. Die einen reagieren eifernd auf Kinder und die Eltern schiessen mit Schrot Doppelnull auf alles, was nur den Anschein einer kinderkritischen Bewegung macht. «Most astonishing.»

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Ja, weiß auch nicht,
warum das Thema oft so ausartet (auch bei der Kaltmamsell und Madame Modeste).

Die Verve dient wohl der Selbstvergewisserung, dass der eigene Lebensentwurf der allerbeste und überhaupt einzig denkbare sei, keine Ahnung. Ich komm in dieser Frage ums Verrecken nicht auf das nötige Erregungslevel, um hier mit gleichem Kaliber mitzuballern.

Ich bin ja relativ spätberufener Papi, finde es auch ganz toll, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich früher mit Kiddies eher wenig bis gar nichts anfangen konnte (vor allem mit der Altersklasse, die es mit Subjekt, Prädikat und Objekt noch nicht so drauf hat). Von daher verstehe ich nach wie vor jeden, der sich das nicht geben möchte.

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Ich würde das nicht so eng sehen wollen - hochgeputscht letztlich durch die kackfarbene Cicero, des Lobbyisten liebste Kaufinhalte, und ihrer sog. "Autorin" und hilfreiche Gossenpapiere. Solange die Politik und die Wirtschaft so weiter machen und man als normale Eltern damit rechnen muss, dass die Brut später mal nur unter extremen Kosten studieren kann, wenn alles gut geht und keine Gefahr durch Hartz IV droht, wird es eben so bleiben, wie es ist. Von der DDR lernen hiesse da siegen lernen, aber letztlich scheinen die Lebenslügen der schwarzbraunen Politik durch den momentanen ökonomischen Terror im steten Gejammer und Geheul ganz gut aufzugehen. Denn das Ziel dieser Cretins ist ja weniger gleiche Chancen für alle als vielmehr Alles für die Elite. Und da geht noch was. Mit ein paar Medienhuren wird das schon. Aber sicher.

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Nachtrag: Bei den verehrten angesprochenen Damen kommt dann immer noch der Bekehrungsversuch dazu, der beim anderen Geschlecht angesichts des tierischen Fortpflanzungstriebs nicht da ist - da ist man eher froh, dass ein Konkurrent beim Versiffen des Genpools abseits steht.

Aber nochmal: Es geht hier eigentlich um die Elternelite und weniger um das nötige Beiwerk.

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Die ARD-Schnepfe
hat das sicher noch mal angeheizt gesamtgesellschaftlich. Aber ich erinnere mich, dass auch schon vorher in den Kommentarspalten der genannten Blogs geholzt wurde dass Gott erbarm, wenn es um die Kinderfrage ging.

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Nun, die werte Frau Kaltmamsell hat ihre Haltung radikal vollzogen, das reizt natürlich. Und bei Frau Modeste ist es der gnadenlose Tonfall, der manche gereizt haben könnte. Und vielleicht war auch der ein oder andere enttäuschte Vermehrungswunsch dabei, enttäuschte Liebe, was weiss ich, was es da an Psychos gab - wenn ich mich recht erinnere, ploppten da plötzlich ganz obskure Gestalten auf.

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Der etwas apodiktische Ton, der behauptet, dass aus Leuten mit Kindern, die ja so hoffnungsvoll waren, nichts geworden ist, stört etwas. Daraus spricht eine doch eher karrierezentrierte Sicht auf das Leben. Die Frage nach dem Glück und der inneren Ruhe muss gestellt werde. Wird sie aber nicht. Man unterstellt den einen Egosismus und den anderen von der Biologie getrieben zu sein. Das geht am Punkt vorbei. Also, Mark, also Don et allii: Was tragen Kinder/keine Kinder zu Ihrem Glücklichsein bei?

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Um gleich mal die Frage zu beantworten: Die Frage nach dem Glück und der inneren Ruhe stellen sich karriereorientierte Kinderlose vielleicht eher als Leute, die an den eigenen Kindern merken, dass die Verantwortung und die Relevanz im Beruf gegenüber der familiären verblasst. Niemand ist im Job unersetzbar. In der Familie schon eher.

Dann muss ich trotzdem noch auf eine bei Don wahrscheinlich zu zu Recht gescholtene Autorin zurückkommen. Ihr Roman, "Die Habenichtse", erzählt die Geschichte des jungen Paares Jakob und Isabelle. Am 11. September 2001 verlieben die zwei sich ineinander. Sie heiraten und ziehen nach London, wo Jakob eine Stelle als Anwalt gefunden hat. Matreriell fehlt es ihnen an nichts, und dennoch treiben sie ziellos hin und her und lassen, dass ihr Leben mehr und mehr aus den Fugen gerä

Ohne das Buch zu kennen: Da ist man geneigt zu sagen: Mit Kindern wäre das nicht passiert.

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Wieso? Die Dame war doch schwanger, als die den Käse da geschrieben hat. Es ist mit Kindern passiert.

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Um es mal ganz scharf auf den Punkt zu bringen: Der aktuelle Pro-Kinder-Diskurs, wie er in unterschiedlichen Schattierungen von Schirrmacher, von der Leyen und Misses Tagesthemen vorgetragen wird, knüpft im Grunde an die alte Eugenik an. Am Anfang der Eugenik-Debatte standen Theoretiker, die forderten, die gesellschaftlichen Eliten müssten sich überproportional vermehren, um die imaginierten "Leistungsträger-Gene" verstärkt zu verbreiten und so eine erbhygienisch höherwertige Bevölkerung zu schaffen, am Ende standen "Euthanasie", Shoah und Mutterkreuz. Tja, und die aktuelle Pro-Kind-Propaganda knüpft nun wieder an den ursprünglichen Wurzeln des Eugenik-Diskurses an. Mit persönlichem Elternglück hat das alles natürlich nichts zu tun.

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Dass mit den "mit Kinder wäre das nicht passiert" bezog sich auf die Protagonisten im Buch. Kinder schützen nicht vor unsäglichen Büchern. Das kann man ja auch bei Eva H. beobachten.

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Warum können die, die Kinder wollen, die nicht auch kriegen? Und die, die keine wollen (Don, Che, Pathologe beispielsweise), eben als "Sozialschmarotzer" diese eine Familienlinie innerhalb einer Generation zu einem definitiven Ende bringen?

Neulich hatte ich eine Diskussion, deren Ergebnis in ungefähr folgendermaßen lautete: Nicht der Intelligenteste überlebt, sondern die Dummen. Denn die sind zahlenmäßig in der Überzahl. (Wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel)

(So, nun muss ich mich vor dem Hausherren ducken. Und besonders tief vor Graf Rappoldstein, der sich hierdurch angesprochen fühlen könnte.)

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Das mit den Dummen, die überleben, war Ausgangsposition des Sozialdarwinismus mit den oben aufgezählten Folgen. "Der sparsame, ehrliche, fleißige Schotte verbringt sein Leben in Kampf und Arbeit, heiratet spät und zeugt wenige Kinder, der lasterhafte, faule, dumme Ire aber vermehrt sich wie ein Kaninchen." (Charles Darwin)

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Ihr schätzt mir das Mittelmass hier nicht hoch genug ein. Die Hälfte der Bevölkerung wäre froh, wenn sie es erreichen würde.

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@ strappato: Natürlich kann man sich - gerade als werdende Mutter - literarisch prima so einen Fall hinkonstruieren, der dann von den retardierten Bewahren des LiteratHurenbetriebs entsprechend bejubelt wird. Würde ich eine Novelle auf Basis der A. schreiben, die sich aus Unsicherheit und Perseptivlosigkeit hat schwängern lassen und dann erst mal einige Psychuatrieaufenthalte hatte, könnte ich auch sagen: Mit Kindern ist das passiert.

Ich glaube aber, dass der gegenteilige Effekt so was Ähnliches wie der Rückgang der Selbstmordquote im Krieg ist. Existenzielle Probleme und Sorgen, Flennen, Klagen und allgegenwärtige Katastrophen und Sorgen verhindern nachweislich die Neigung zu Gefälligkeitsdepressionen.

Was das Ganze angeht: Ich sehe ein paar wenige Erfolge und einen riesigen Haufen von Fällen, wo die Mütter und Väter durch Personlichkeitswandlungen un Richtung infantil bis debil gehen und das dann auch noch als "Reife" hinstellen. Keine Frage, entweder bin ich verrückt oder die. Ich jedenfalls bevorzuge die Freiheit und Verantwortungslosigkeit, die als Untugend zu beschimpfen gerne anderen überlassen bleibt.

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das mit dem Debil ist ja wohl nur der Fall, wenn vorher schon nicht viel da war. Persönlichkeit folgt auch der Gauss-Verteilung. Die meisten Leute sind tumpe Deppen, die man auf Säbellänge halten möchte. Ich nehme nicht an, dass Don mit Kindern anders wäre als jetzt und gehe bin Strappato auch davon aus. Mit Kindern darf man halt nicht den Fehler machen, der Kumpel der Kinder sein zu wollen. Dann geht es wirklich abwärts. Ich kenne da so einen Fall aus dem Kindergarten der Mittleren.

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yep - kann man so sehen, der wesentliche Punkt aber ist nicht die Frage von debil, infantil oder senil sondern die eigene Positionierung und die aendert sich halt mit den petits, denn sobald die da sind muss man den Finger aus dem eigenen Popo ziehen der bis dahin 24/24 - 7/7 die persoenlichen Befindlichkeiten ueberpruefte und sich ein wenig mehr mit der Emphatie fuer die eigenen Brut befassen - was jenseits aller retardierenen Momente auch durchaus positive Effekte fuer das eigene sonstige Leben hat, das wird ja oft bei der ganzen Diskussion vergessen.

... ich glaube mich erinnern zu koenne, dass der Spruch von der ansonsten ziemlich nervtoetenden Sharon Stone stammt, jedenfalls vergleicht die Dame eigene Kinder mit einem zusaetzlichem Koerperteil und der Sorge um dasselbige - ich finde die Beschreibung trifft es ganz gut ...

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Danke, aber ich fühle mich komplett, und Körperteile, auf die ich wenig Einfluss habe, besitze ich mehr als genug.

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Hier geht die debatte bei der Kaltmamsell weiter.

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