Real Life 1.10.06 - Finale, Allegro
Ihr verlasst den Raum, werft einen recht ansehnlichen Betrag in das Weidenkörbchen, das prall gefüllt ist mit den Zuwendungen der anderen, und tretet hinaus in das immer gleissende Sonnenlicht. Fast immer scheint die Sonne in diesem Moment, als wolle das Schicksal seine immerwährende Bevorzugung dieses Fleckens jeden Sonntag aufs Neue beweisen, zur Freude der Spiesser, die trockenen Fusses zu den schweren Wägen gelangen, um dann wieder in die Vorstädte zu entschwinden. Es ist alles wohlgeordnet, passend und korrekt. Probleme gibt es woanders, allein das Thema mit den Siemens-Handies verstört manchen, aber sowas gibt es hier nicht. Auch kein Handygebimmel während des Konzerts. Alles so still hier.
Übrigens sagt Iris, kennst du eigentlich die S.? und weist mich auf eine nicht mehr ganz junge Frau hin, die in einem Pulk von bekennenden Müttern und bisweilen flennenden Blagen umgeben ist. Vom Sehen, sagst du, aber du kannst Sie nicht zuordnen, die Stadt ist voll mit diesen abgemagerten, energischen Frauen um die 40 auf der Suche nach Ablenkung vom Hausfrauendasein. S., erzählt Iris, habe gerade einen Laden für bessere Kinder aufgemacht. Schuhe, Hosen, Röcke, Oberteile fernab des Looks, mit dem sich heute schon 10-jährige als Gangster oder Ghettobitch aufstylen. Kleidung, die ihnen sicher kein Fleischklops aus den Blocks entreisst. Stil eben.
Du erinnerst dich, du bringst das Gesicht mit einem Laden zusammen und mit einem Luxusgefährt, das allenthalben mikt Strafzetteln bewehrt im Parkverbot nicht weit von dir steht. S. nun ist eine Freundin des Clans, aus dem Iris kommt, und habe ihr angeboten, ihre nun doch schon etwas längere Phase der Untätigkeit nach der Scheidung mit einer kleinen Beteiligung an diesem Zukunftsgeschäft zu beenden. Das muss ein Erfolg werden, man kann es den reichen Eltern dieser Stadt nicht zumuten, ihren Nachwuchs nicht von Kindesbeinen an der ihnen vorbestimmten Position zuzuführen. Diese Leute wollen Beratung, sie wollen einen stimmigen Gesamtauftritt, viel und lang und mit Juchzern, wenn sie was sooo Süüüses gefunden haben, da muss alles sitzen, und die Sozialkontrolle des Luxuskindergartens im Grünen werde schon ihr Übriges tun, dass bislang auch abstinente Mütter in Scharen bei ihr einlaufen.
Du denkst an die Apothekerstochter G., die ihren mühsam erschlafenen Beitrag zur Arterhaltung in einem 1000 Euro teuren Sportkinderwagen durch die Parks rollt, an die Grossbauerntochter H., die gerade ein Baugrundstück verkauft, um dem Nachwuchs ein Polster mitzugeben, und all die unausgelasteten Gebärmutterträgerinnen ohne Job aber mit Gatten im gehobenen Management, die irgendwas mit ihrer Zeit anfangen müssen, und an Kinder, die wahrscheinlich die Klamotten hassen, aber wenn sie mal einen Nachmittag nicht lernen müssen, damit sie auch ja die richtige Note in der Endabrechnung haben, um Medizin studieren zu können, freiwillig in die Stadt gehen werden, du denkst an V., der nach dem Tod seiner strengen Mutter Playboy hätte werden können und nun den Porsche Boxter gegen einen Cayenne eingetauscht hat, zwecks Familientransport, und an die Geschäftsmodelle, die...
Dummerweise, sagtr Iris, hasse ich Kinder. Wir grüssen höflich die Geschäftsfrau, begeben uns in Richtung Konditorei, während hinter uns Blagen quengeln, die später sicher mal erstklassige Stützen der Gesellschaft sein werden. Tennislehrer sind out, aber Golflehrer werden ihren Platz einnehmen auf den Dreilochplätzen dieser kleinen, privilegierten Stadt am Rande der einzigartigen greater Munich Area.
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Und später dann noch einen richtigen SLK, die haben ja erst 3 Autos für 2 Personen.
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ich sitze dann später in meinem Rollstuhl und lache mich über die Leute tot, die dachten, ihre Blagen würden für sie einstehen - welch süsses Ende.
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"It takes three years to build a ship, it takes three centuries to build a tradition."
Da helfe ich lieber bei der Tradition meiner Familie mit, als in kurzfristiger Produktion neuen Tandes. Man sieht allenthalben ja, was dabei rauskommt, CEOs, St.Gallener Absolventen, Gründer, Serienpleitiers, die das Versagen im Blut haben.
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Ok, wenn man kein Kinder mag - kann ja sein, aber muss man es staendig meterdick aufs Brot schmieren?
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Wenig Kinder zu haben ist ghastly middle class.
Ich hab' drei. Kann das hier von den Versammelten toppen, hä?
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Besonders irritiert bin ich, wenn in blogs "ich hasse Kinder" zu lesen ist. Freud ist ja wieder in. Bei denen würde ich dann gerne mal in der Kindheit stöbern.
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Ansonsten geht es hier nicht generell um jede Form von Blagen, sondern die Einstellung von Eltern, frühzeitig das Prinzessinnentum zu fördern - und sich dann wundern, wenn am Ende verzogene Luxusgeschöpfe sehen, die teure Autos wollen, Selbstmord begehen oder mit Drogenproblemen in südostasiatischen Gefängnissen landen.
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ganz zu schweigen von der durch mich gestellten mobilitätsgarantie, wenn das scheisslenkrad mal wieder das fahren nicht erlaubt.
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Und dass der Filzstrich an einer der Renaissane Büsten von der Lütten stammt ist auch i.O.
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Und noch zwei andere: Prenzlauer Berg.
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Das Klassentreffen meines Abi-Jahrgangs besuche ich nicht. Die waren mir schon damals nicht geheuer.
Und Berlin ist doch nun kein Argument, sondern ein Sonderfall.
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bonne nuit
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diesen thread, insofern: Entwarnung, alles ganz und gar friedlich hier.
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Ansonsten bin ich doch sehr für die Wiedereinführung des Dschungelcamps.
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Die Verve dient wohl der Selbstvergewisserung, dass der eigene Lebensentwurf der allerbeste und überhaupt einzig denkbare sei, keine Ahnung. Ich komm in dieser Frage ums Verrecken nicht auf das nötige Erregungslevel, um hier mit gleichem Kaliber mitzuballern.
Ich bin ja relativ spätberufener Papi, finde es auch ganz toll, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich früher mit Kiddies eher wenig bis gar nichts anfangen konnte (vor allem mit der Altersklasse, die es mit Subjekt, Prädikat und Objekt noch nicht so drauf hat). Von daher verstehe ich nach wie vor jeden, der sich das nicht geben möchte.
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Aber nochmal: Es geht hier eigentlich um die Elternelite und weniger um das nötige Beiwerk.
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Dann muss ich trotzdem noch auf eine bei Don wahrscheinlich zu zu Recht gescholtene Autorin zurückkommen. Ihr Roman, "Die Habenichtse", erzählt die Geschichte des jungen Paares Jakob und Isabelle. Am 11. September 2001 verlieben die zwei sich ineinander. Sie heiraten und ziehen nach London, wo Jakob eine Stelle als Anwalt gefunden hat. Matreriell fehlt es ihnen an nichts, und dennoch treiben sie ziellos hin und her und lassen, dass ihr Leben mehr und mehr aus den Fugen gerä
Ohne das Buch zu kennen: Da ist man geneigt zu sagen: Mit Kindern wäre das nicht passiert.
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Neulich hatte ich eine Diskussion, deren Ergebnis in ungefähr folgendermaßen lautete: Nicht der Intelligenteste überlebt, sondern die Dummen. Denn die sind zahlenmäßig in der Überzahl. (Wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel)
(So, nun muss ich mich vor dem Hausherren ducken. Und besonders tief vor Graf Rappoldstein, der sich hierdurch angesprochen fühlen könnte.)
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Ich glaube aber, dass der gegenteilige Effekt so was Ähnliches wie der Rückgang der Selbstmordquote im Krieg ist. Existenzielle Probleme und Sorgen, Flennen, Klagen und allgegenwärtige Katastrophen und Sorgen verhindern nachweislich die Neigung zu Gefälligkeitsdepressionen.
Was das Ganze angeht: Ich sehe ein paar wenige Erfolge und einen riesigen Haufen von Fällen, wo die Mütter und Väter durch Personlichkeitswandlungen un Richtung infantil bis debil gehen und das dann auch noch als "Reife" hinstellen. Keine Frage, entweder bin ich verrückt oder die. Ich jedenfalls bevorzuge die Freiheit und Verantwortungslosigkeit, die als Untugend zu beschimpfen gerne anderen überlassen bleibt.
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... ich glaube mich erinnern zu koenne, dass der Spruch von der ansonsten ziemlich nervtoetenden Sharon Stone stammt, jedenfalls vergleicht die Dame eigene Kinder mit einem zusaetzlichem Koerperteil und der Sorge um dasselbige - ich finde die Beschreibung trifft es ganz gut ...
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