Zwei Nullen vom Web

Wenn man gerade etwas zu viel hat vom Irrsinn, der sich im koreanischen Baurecht und in heiklen Subunternehmerverträgen mit japanischen Dienstleistern und eigentlich ausgeschlossenen chinesischen Subsubbaufirmen verbirgt, dann ist es immer wieder nett zu sehen, dass auch andere Branchen jenseits der Prospektform so ihre Tücken haben:

So gibt es hier eine prima Untersuchung zum realen Zustand der angeblichen Überfliegerplattform Myspace. 43 Millionen echte Nutzer unter Murdochs Fuchtel ist immer noch mindestens 44 Millionen zu viel, aber besser als die 100 Millionen, mit denen geprahlt wird. Solche Untersuchungen würde ich mir auch bei StudiVZ wünschen, die demnächst angeblich eine Million Mitglieder haben wollen, aber bei einer Rundfrage unter zwei Dutzend mir bekannter Studenten kannten nur zwei überhaupt das Wort, Mitglied ist keiner. Oder bei den angeblich 10.000 täglichen Lesern des Essensabfallverwerterblogs. Und was da sonst noch an unbelegtem Lügenpack Raum greift.

Ehrlich währt am Längsten. Besonders übrigens bei Youtube. Denn das lustige Filmchenportal hat offensichtlich kein Problem damit, seine User an die Filmindustrie auszuliefern, wenn die Urheberrechte verletzen. Der Zeitpunkt, wo es dann nicht mehr nur die Einsteller erwischt, sondern vielleicht auch diejenigen, die besagte Videos mit dem praktischen Button zwengs Content in Blogs einbinden, ist nach meinem Gefühl nicht mehr sehr weit weg. Ein Milliardengeschäft. Übrigens entfernt Youtube auch den selbstgedrehten Film, der unter der Bezeichnung "Mouse Orgy" verkleidete Disney-Mitarbeiter beim simulierten Sex zeigt - ohne dass es gegen das Copyright verstossen würde.

Nach solchen Meldungen bekommen Bauruinen in Seoul plötzlich Charme und korrupte Richter fast so etwas wie Glaubwürdigkeit. Es gibt Fundamente, es gibt noch Chancen, und die Betroffenen heulen echtem Geld hinterher, nicht unexistenten Geschäftsmöglichkeiten auf Blogbasis.

Dienstag, 24. Oktober 2006, 01:15, von donalphons | |comment

 
"Solche Untersuchungen würde ich mir auch bei StudiVZ wünschen, die demnächst angeblich eine Million Mitglieder haben wollen, aber bei einer Rundfrage unter zwei Dutzend mir bekannter Studenten kannten nur zwei überhaupt das Wort, Mitglied ist keiner"

- so sieht das auch bei mir aus. Und so eine Untersuchung habe ich sogar vor. Zur Zeit produzieren die aber nur ungültige Links bei Anmeldungen, Paßwortänderung etc. Vielleicht kommt man auch so auf die 1 Million: Indem jeder sechsmal vergeblich versucht, sich anzumelden, dabei aber sechs Accounts kreiert hat. Ich mein', man hat ja schon Pferde vor der Börse kotzen gesehen.

... link  

 
Mir ging das auch so. Ganz grauenvoll.

Erinnert übrigens auch an den "grössten" deutschen Bloganbieter myblog.de, wo nur 1 von 10 überhaupt durchhält, Spamblogs häufig sind und nach Zerschiessen der Layouts neu aufgemacht wird. Oder die lachhaften Zahlen, die über blog.de unterwegs sind. Oder Besucherzahlen über Serverstatistiken, die 6-10 mal soviel ausspucken wie Blogscout. Was dann übrigens auch den Abstand zu Normalmedien und ihren Zahlen kleiner werden lässt.

... link  


... comment
 
das mit youtube glaub ich nich
die gehen da nur den schwarzhochziehern und contentdieben annen kragen, aber von "borat - the movie" jagen gerade die ersten 4 minuten als promo der filmfirma durchs netz

... link  

 
Das eine schliesst das andere nicht aus, würde ich mal sagen.

... link  

 
Eben. Eine Promo heitzt natürlich an, das kann (und sollte) man wohl ganz gezielt nutzen.

... link  


... comment
 
StudiVZ
Hm, in meinem Umfeld sieht das leider anders aus. Menschen, die begeistert Zeit mit diesem komischen Studiverzeichniss verbringen. Mir ist unklar, was eigentlich der tatsächliche Nutzen einer solchen Plattform sein soll? In einer völlig kranken Welt eine Art "normales" Sozialleben zu haben?

... link  

 
Ich vermute, dass es ein wenig von jeweiligen Fach abhängt. Und auch von der Region. München zum Beispiel ist in der Internetnutzung weit hinter Berlin zurück.

Ein anderes Beispiel: Im Sommer kannten von 12 Münchner Studenten kein einziger Flickr.

... link  

 
Womit ich mal wieder klar im nördlichen Teil des Landes verortet wäre. Bei welchen Fächern vermutest du denn eine stärkere Nutzung derartiger Dienste?

Flickr ist hier auch nicht verbreitet, unabhängig von Webzwonull-Sachen ist Instant Massaging als sehr praktischer Weg um in Kontakt zu bleiben zumindest in Teilen sehr verbreitet. Gleichzeitig sind sich jedoch die meisten über die Unzulänglichkeiten derartiger Kommunikationsmittel bewusst.

An mir gehen Sachen wie Flickr vorbei: von kleinauf mit dem Internet groß geworden, ist mir bei vielen Angeboten unklar, worin der Nutzen für mich besteht. Und ich habe meine Mails, Fotos & sonstigen Daten lieber auf meinem eigenen Computer als bei 5 verschiedenen Anbietern im Netz verstreut. oldfashioned?

... link  

 
Vielleicht alles wirklich nur ein Hype. Anfangs des Jahres war ich auf einem Podium in Frankfurt, da war Volker Gläser von Yahoo da, der sich nicht mehr eingekriegt hat über den tollen Start von Yahoo360° im Herbst. Jetzt ist es Herbst, und das zugekaufte Flickr ist immer noch kein Geldbringer... Manchmal glaube ich, die kaufen das zeug nur zur Stützung des Börsenkurses.

... link  

 
Ich stelle Bilder online, wenn mir das thematisch sinnvoll erscheint, wieso ich dazu aber flickr bräuchte, ist mir nicht einsichtig. Entweder stelle ich sie auf mein Blog oder eine der von mir verwalteten Homepages, ansonsten sind sie auf meinem Rechner. Ach ja: Außerhalb des vorformatierten Blogs code ich auch mein html noch selbst. Diese ganze web2.0 welt erreicht mich nicht, weil deren und meine Vorstellungen vom Internet wenig Berührung zueinander haben.

... link  

 
So, und wie kommen wir jetzt zu IKEA? ... keine Ahnung, aber das ewige flickrGebashe finde ich fad, wer seine Bildchen via flickr verteilen moechte solle dies tun, wer seine Bilder auf der eigenen Festplatte behalten moechte kann dies ebenfalls tun. Wo ist das Problem?

... link  

 
Lieber Franz, das flickr-Gebashe für sich ist fad. Es gibt nur immer noch Web-Business-Dampfredner, die die Gesamtheit "web2.0", also flickr plus Streaming Videos online plus Busniness Blogs plus sonstwas als DEN MARKT und DIE GOLDGRUBE der Zukunft schlechthin schönreden wollen. So ähnlich, wie 2000 Geschäfte zwischen Großunternehmen künftig quasi nur noch über das Internet stattfinden sollten oder XML oder Flash (!) sich als neuer Datenstandard anstelle HTML etablieren sollte, eine Behauptung, die immerhin Investoren dazu bringen sollte, gewisse Aktien zu kaufen.

... link  

 
Das löst immer noch nicht die Frage, wie wir zu IKEA bzw. dem Kinderkriegen oder auch nicht und der Farbe von Fassaden kommen :-)

... link  

 
oeh, guck mal che - ich glaube Du wirst alt, dieses wirre xml/flash/html in einen Topf Geruehre gehoert sich nicht einmal fuer einen ambitionierten ... aeh, aeh, aeh User.

So und jetzt auf zu IKEA, die haben naemlich leider von vax/vms auf win2000 fuer Ihre Kundenberaterterminals gewechselt (vorher super vt420 Terminals, bernstein - jetzt doofe PCs) - und irgendwie hat das sicherlich was mit flash zutun (zumindest bei der Kuechenplanersoftware ....)

Habe ich den Bogen ueberspannt?

... link  

 
Ikea ....
die schmierigen PR-Blogger haben Brillengestelle wie von Ikea auf der Nase. Wahrscheinlich Fielmann. Einfach keine Handarbeit mehr, nicht mehr sorgsam gezogener Draht, behutsam gebogen, die mundgeblasenen Gläser eingesetzt und mit Bakelit die Befestigung hinter den Ohren geformt. Der Träger dieses Modells hätte sicherlich auf die Heerscharen von Kindern verzichtet, die er auf lars Gutfick gezeugt hat und die jetzt die weissen Wände bekritzeln. Dass diese Menschen nicht auf toskaneser Wandbemalung kommen, bevor sie in Schöner Wohnen gepriesen wird, ist klar. Kruzitürken, vefluchte schleimige Saubande, moderne, damische....

... link  

 
Franz, ich werde nicht alt, sondern erwähnte, dass im Jahr 2000 gewisse Webbusinessdampfschwätzer daherschwadronierten, die erwähnten Formate leiteten eine revolutionäre Zukunft ein, und damit sei sehr viel Geld zu verdienen. Das web.20-Hochgejubele ist der Versuch, diesen Mist zu wiederholen, und nur darum geht es beim flickr etc-Gebashe. Im Übrigen kaufe ich (trotz antiker und neuerer, aber massiver Möbel in der Wohnung) meine Büroregale bei Porta, hole öfter aber auch was Schönes vom Sperrmüll. Ansonsten hast Du, Richard, natürlich recht.

@netbitch: Ich bin zuversichtlich, dass die Blagenthematik und der gute und schlechte Geschmack im Allgemeinen sich in diesem Thread von selber entwickeln, ich sage nur: Blinde Schlümpfe ;-)

... link  


... comment
 
Na ja, als Nicht-mehr-Student sich in ein StudiVZ einzutragen ist ja nicht so sinnig von meiner Seite - allerdings boykottiere ich auch Myspace. Jedenfalls persönlich. Allerdings halte ich es für gewisse Organisationen - sagen wir SF-Fanclubs oder Conventions - durchaus sinnig da eine Homepage zu haben. Aber anderes Thema.
An der Uni Duisburg hingen im Asta-Keller handgemachte Zettel als Werbung fürs StudiVZ - die Frage "Wer seid ihr alle" die draufstand möchte ich ehrlich gesagt gar nicht en detail beantwortet haben...
Ad Astra

... link  


... comment
 
Und das sind nur einige Gründe, warum Google rd. 140 und Yahoo nur 32 Mrd. US$ wert ist. Ausserdem, mit Cash von rd. 10 Mrd. US$ und EBITDA von rd. 3.5 Mrd. US$ (nur mal, um es in Perspektive zu bringen) kann man sich Youtube imho durchaus gönnen. Ich wollte es schon vor Monaten kaufen. :D

... link  


... comment