Für den Django der Küche
Kochen, werte Freunde, ist ein Akt der Gewalt. Nirgendwo sonst ausser in der Blogbar wetzt man so Messer, keine andere Beschäftigung hat derartig kreative Zerstörung zum Ziel, die Leiber von Pflaumen bluten in der Hitze des Ofens aus, während oben auf dem Feuer die Butter gequält zischt, und vergebens hofft, an den verbrühten Trüffelravioli letztlich dem Vernichtungswerk der Zähne zu entgehen. Bilder, Porzellan und Silber in meiner Küche täuschen nur über den wahren Zweck hinweg. Ich geniesse das Knirschen des Rucola unter dem Wiegemesser, und wenn ich Teig knete, denke ich an die Hälse der Feinde und drücke zu. Das ferne Niederhäckseln in der Küchenmaschine ist mir zutiefst fremd, ich will es selber tun. Allein der alte Fleischwolf meiner Grosstante mit seiner Drehkurbel hatte es mit angetan, mit dem sie auch Plätzchen, Nudeln und Spätzle schuf.
Dieses Gerät kam irgendwann beim Ausräumen ihres Hauses abhanden, und wurde vermutlich dem Müll übereignet; eine Tat, an der ich nicht beteiligt war, und ausserdem gehört es sich nicht, als Erbschleicher aufzufallen. Dennoch ist es zu bedauern, denn der Fleischwolf, der den Namen des grausamen Blitzeschleuderers Jupiter trug, war in meinen Augen die Gatling Gun der Küchenkrieges; neben der Kaffemühle das Maximum an Mechanisierung, das dem Konflikt gegen Teig und Füllung gerade noch zuträglich ist, bevor mit Moulinetten die Nettigkeit einer Doris Day den Kampfplatz übernimmt. Die Jupiter war in meinen Augen mit ihrem Locheinsatz und dem vierflügeligen Schneidemesser der Höhepunkt der Gewalt, mit ihr zu arbeiten ist wie Django beim Niedermähen zu beobachten. Es gibt eine gewisse Distanz, aber sie trennt nicht, sie intensiviert.
Heute nun fand ich eine alte, vom vielen Verwursten und Zermalmen dunkel gewordene Jupiter:
Und stellte nebenbei fest, dass es die schwäbische Firma bis heute gibt, die auch mein Exemplar fertigte; nur sind heute die Schraubfüsse nicht mehr so schön, und der neue Glanz erzählt nichts von den Dekaden, da dieses 8er Sturmgeschütz in vorderster Front am Herd nie versagte, die gewaltsame Komponente des Food Porns durch lange, lange Jahre und für alle Zeiten.
Sollte ich in Zukunft jemandem also sagen, dass ich in zu Brei mache - sollte er die Küche meiden. Ich habe jetzt eine Jupiter. Und ich werde sie einsetzen.
Dieses Gerät kam irgendwann beim Ausräumen ihres Hauses abhanden, und wurde vermutlich dem Müll übereignet; eine Tat, an der ich nicht beteiligt war, und ausserdem gehört es sich nicht, als Erbschleicher aufzufallen. Dennoch ist es zu bedauern, denn der Fleischwolf, der den Namen des grausamen Blitzeschleuderers Jupiter trug, war in meinen Augen die Gatling Gun der Küchenkrieges; neben der Kaffemühle das Maximum an Mechanisierung, das dem Konflikt gegen Teig und Füllung gerade noch zuträglich ist, bevor mit Moulinetten die Nettigkeit einer Doris Day den Kampfplatz übernimmt. Die Jupiter war in meinen Augen mit ihrem Locheinsatz und dem vierflügeligen Schneidemesser der Höhepunkt der Gewalt, mit ihr zu arbeiten ist wie Django beim Niedermähen zu beobachten. Es gibt eine gewisse Distanz, aber sie trennt nicht, sie intensiviert.
Heute nun fand ich eine alte, vom vielen Verwursten und Zermalmen dunkel gewordene Jupiter:
Und stellte nebenbei fest, dass es die schwäbische Firma bis heute gibt, die auch mein Exemplar fertigte; nur sind heute die Schraubfüsse nicht mehr so schön, und der neue Glanz erzählt nichts von den Dekaden, da dieses 8er Sturmgeschütz in vorderster Front am Herd nie versagte, die gewaltsame Komponente des Food Porns durch lange, lange Jahre und für alle Zeiten.
Sollte ich in Zukunft jemandem also sagen, dass ich in zu Brei mache - sollte er die Küche meiden. Ich habe jetzt eine Jupiter. Und ich werde sie einsetzen.
donalphons, 22:48h
Sonntag, 2. September 2007, 22:48, von donalphons |
|comment
realmadscientist,
Montag, 3. September 2007, 01:00
...wobei dem Betroffenen freigestellt bleiben sollte, als Mett oder Plätzchen zu enden.
... link
donalphons,
Montag, 3. September 2007, 11:27
Mus.
Was anderes als Mus sind die nicht. Noch nie gewesen.
... link
... comment
remote,
Montag, 3. September 2007, 12:51
Achja. Meine Ma hat so ein Teil. Allerdings ist das zum verarbeiten von Riwisl*. Super praktisch: Das Fruchfleisch fällt oben und die Schalen und Kerne unten raus.
Und vom "Design" her sollten die beiden ähnliche Baujahre haben. Stammen halt noch aus einer Zeit, wo Deutsches Küchengerät für Funktion und Haltbarkeit und nicht unbedingt für Design (Chrom, Lack, Super Empfindlich und nach 1nem Jahr veraltet) stand.
*Johannisbeeren
Und vom "Design" her sollten die beiden ähnliche Baujahre haben. Stammen halt noch aus einer Zeit, wo Deutsches Küchengerät für Funktion und Haltbarkeit und nicht unbedingt für Design (Chrom, Lack, Super Empfindlich und nach 1nem Jahr veraltet) stand.
*Johannisbeeren
... link
... comment
logog,
Montag, 3. September 2007, 13:31
Oh ja. Ich schlürfte zum Frühstück das Blut einer zarten roten Beete, die ich eigenhändig am Schopf aus ihrem Bette gezogen, gehäutet und in Scheiben geschnitten habe bevor ich sie verspeiste. Ich tat es nur mit einem Messer, und wenn sie mich kriegen: ich bereue nichts.
... link
franz.brandtwein,
Montag, 3. September 2007, 13:39
... neee, neee in so einen Fleischwolf gehoert Fleisch von toten Tieren rein - und kein - hihihihi ich bin Vegetarier - Obstgemorchel.
Tip des Tages: Schweineleber - das ist haptisch und optisch echt nix fuer schwache Nerven
Tip des Tages: Schweineleber - das ist haptisch und optisch echt nix fuer schwache Nerven
... link
dieselmaschinist,
Montag, 3. September 2007, 15:08
Ganz alte Schule
Meine Mutter hat auch noch so eine, allerdings ist diese aus den 60ern mit emailliertem Trichter / Kurbelgehäuse. Der Schneckengang hingegen ist aus Guss.
Ach ja, Kirschentkerner haben die auch mal hergestellt. In einem Trichter wurden die Früchte einem Schacht zugeführt, durch den man von außen einen mit einer Rückholfeder ausgerüsteten Dorn stechen konnte ( tacktacktacktack... ). Die Kerne fielen in einen Behälter aus Glas hinter dem Schacht, die entkernten Früchte in einen Eimer, den man unter das "Magazin" hängen konnte.
Vielleicht mache ich mal ein Foto bei Gelegenheit.
Ich vermag nicht zu sagen ob man damit auch Pflaumen entkernen konnte, aber die Nachkriegsqualität dieser Küchen - Uzi spricht Bände. Schön, eine alte Jupiter wieder zu sehen.
Ach ja, Kirschentkerner haben die auch mal hergestellt. In einem Trichter wurden die Früchte einem Schacht zugeführt, durch den man von außen einen mit einer Rückholfeder ausgerüsteten Dorn stechen konnte ( tacktacktacktack... ). Die Kerne fielen in einen Behälter aus Glas hinter dem Schacht, die entkernten Früchte in einen Eimer, den man unter das "Magazin" hängen konnte.
Vielleicht mache ich mal ein Foto bei Gelegenheit.
Ich vermag nicht zu sagen ob man damit auch Pflaumen entkernen konnte, aber die Nachkriegsqualität dieser Küchen - Uzi spricht Bände. Schön, eine alte Jupiter wieder zu sehen.
... link
... comment