Adical aus Ritaberlin

Als das Blogwerbenetzwerk "Adical" startete, liess sich dessen Geschäftsführer Sascha Lobo mit der Beemerkung zitieren, man könne nicht ernsthaft bezweifeln, dass eine Professionalisierung der Blogosphäre bevor stünde. Wie das gemeint ist, darüber kann man debattieren - wie die Verleihung und gebloggte PR-Hilfsleistungen des Grimme Online Awards unter diversen Beteiligten und Jurymitgliedern zeigt, kann man tatsächlich kaum bestreiten, dass süditalienische Beamten eine ähnliche Auffassung von korrekter Arbeit haben.

Nun hat Lobo der Berliner Zeitung ein paar Einblicke in sein professionelles Tun gegeben, ich zitiere:

Lobo etwa trifft sich zwei, drei Mal die Woche mit den anderen Gründern der Firma Adical, die auf Jahresumsätze im sechsstelligen Bereich kommt.

Jahresumsätze einer Firma, die es erst ein halbes Jahr operativ gibt? Und ein sechsstelliger Bereich, obwohl Adical seit rund sechs Wochen keinerlei Werbung mehr auf Blogs schaltet/schalten kann? Deren Teilnehmer in der Pause inzwischen andere Geschichten treiben? Hm. Klingt für mich nach einem weiteren Gaga-Medienversagen, von dem m an bei Stefan Niggemeier sicher nichts lesen wird. Ich weiss schon, warum ich inzwischen gegen Rankings bin: In den Staub mit den grosskotzigen Lügnern und ihrer erfundenen Klickrelevanz.

Mittwoch, 5. September 2007, 15:35, von donalphons | |comment

 
Selbst, wenn das stimmt,
dann bleibt von Jahresumsätzen im sechsstelligen Bereich (auch bei 900000) am Ende nicht viel übrig für drei (oder mehr) Gründer

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Nun, mit 900K Umsatz braucht man auch bei vier Gründern nicht mehr an der Suppenküche Schlange zu stehen. Ich denke eher, die extrapolieren einen Quartalsumsatz von 15000 Euro auf ein Kalenderjahr und rechnen dabei die geplante Umsatzsteigerung mit rein.

Der Autor des Artikels ist schon in der Vergangenheit in Sachen Lobo-PR unterwegs gewesen. Passig und Friebe kennt er auch schon ein paar Jahre. (http://wirre
s.net/article/articleview/3063/1/6/)

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Nun, mit 900K Umsatz braucht man auch bei vier Gründern nicht mehr an der Suppenküche Schlange zu stehen.

Äh, haben die keine Ausgaben und sind die steuerbefreit?
Umsatz != Gewinn

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Wobei ich an der Stelle (im Interview) weniger Lobo den Vorwurf für sein biz-blabla mache als dem Journalisten der Berliner Zeitung für seine schlechte Recherche.

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@pretzel: Ich tippe mal, dass die Privatlaptops und die Küchentische schon abgeschrieben sind. Bleiben noch die Telefonkosten und der Sprit für den Hobel vom Lobo. Hab ich was Wichtiges vergessen?

Abgesehen davon liegt der Umsatz pro Mitarbeiter bei einem durchschnittlichen KMU meines Wissens bei rund 100.000 Euro.

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Ach, @Don, Du weißt doch noch aus der *guten alten Zeit* (1999f), wie man Umsätze "visionär" hochrechnet. ;)

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Don, warauf spekulierst du? Dass hier einer Interna raushaut?

Du hast doch sicher diese nette kleine Präsentation mit den adical-Preisen, die wir alle nicht haben dürften, oder? Dann kannst du doch fix überschlagen, wie realistisch "Jahresumsätze im sechsstelligen Bereich" (100k beispielsweise wären ja nun eher eine Summe, wo man als Freier über eine berufliche Neuorientierung nachdenken sollte) sind.

Oder willst du einfach wissen, wieviel Rabatt Herr Lobo für die initialen Kampagnen gewähren musste?

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Ich spekuliere nicht, ich bin schliesslich kein versiffter NE-Pleitier auf Droge, Börsenfuzzi oder ähnliches. Ich habe nur was gegen hirnlosen Gefälligkeitsblödsinn und hoffe, dass man bei der Berliner Zeitung demnächst einem freien Koofmich die Rechnung für miserable Leistung präsentiert, und andere in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger sind, wenn sie Schwachsinn übernehmen, dessen Quelle von Anfang der Adicalstory an mit wenig glaubwürdigen Behauptungen äh Journalisten die was falsch verstanden haben - aufgefallen ist. Ich habe die Schnauze voll davon, dass man sich mit Lügen als Heilsbringer profiliert, wenn die Klitsche offensichtlich seit ein paar Wochen nichts mehr auf die Reihe kriegt.

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Süditalienische Finanzbeamte wundern sich nicht, wenn die Umsätze kaum aktiver Firmen unangemessen hoch sind, irgendwo muss das Geld ja gewaschen werden.

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Sie nennen es
Nachsicht.

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Ist ein 6-stelliger Umsatz bei einem Start-Up, egal wie erfolgreich, denn nicht total normal? Ich hätte das jetzt auch bei einer Ich-AG erwartet...

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6-stelliger Umsatz?

Warum auch nicht. Lassen wir die Umsätze der adical-Blogverwerter - konservativ sechstellig geschätzt - also 130.000 Euro sein. Oops! Da fällt mir was ein. Sascha Lobo hat in Futurezone (woanders sehr ähnlich auch Johnny Häusler) folgendes gäußert:
"65 Prozent. Fünf Prozent der Einnahmen kommen in einen Topf, der Weblog-Autoren rechtliche Hilfe bei Abmahnungen bieten soll."
Demnach müssten bis jetzt also mindestens 6.500,- Euro zusammen gekommen sein.

Hallo Sascha, hallo Johnny; bei so einer Erfolgsgeschichte (neuerdings sogar, *hüstel*, gänzlich werbefrei) fragt sich:

Was macht ihr eigentlich mit dem Geld? Ja, genau, mit den von euch so angepriesenen 5%? Eingesackt?

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Nun, dem Herrn Grimmemeier sollen doch jüngst derartige Kosten entstanden sein. Und auch dem Herrn Winkel erging es ähnlich. Bestimmt ist das Geld dort gelandet.

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Spreeblick hatte da auch ein Problem, es ist icht so, dass man es nicht bräuchte. Dennoch wäre ich erheblich überrascht, wenn Adical inzwischen mehr als 100.000 Umsatz erwirtschaftet hätte. Und der Umstand, dass bei den diversen Fragen zum Stand der Dinge keiner was sagt, ausser Blabla zu unkritischen Journalisten und auf manchen Podien, ist nicht wirklich ein Zeiche grösster Zuversicht. Ich mein, über 6 Wochen ohne Werbing, das ist für ein Werbenetzwerk jetzt nicht optimal. Schliesslich wollen manche davon leben.

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Klammert euch doch nicht an dem Umsatz. Da gibt es auch in anderen Branchen Unternehmen, die ihren Erfolg ein wenig aufhübschen. Und die privaten Aufschneider kennen wie auch alle.

Gaga ist der Artikel, weil er die Illusion verbreitet: Alles easy und ironisch, Berlin ist die Stadt der kreativen Selbstständigen, online-Werbemarkt boomt, Lobo ist toll "Mitglied eines Gesprächskreises des SPD-Generalsekretärs Hubertus Heil zur Kreativwirtschaft", usw.

Da lacht so mancher Banker oder Gerichtsvollzieher, wenn er an seine Kunden von den Berliner kreativen Selbstständigen denkt.

Mich würde ja eher interessieren, was Lobo so mit "ganz gut leben" meint.

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... ich verstehe eh' die ganze Aufregung nicht, der eine arbeitet (na ja) im Cafe, der andere wohnt mit vierzig noch bei Mamma, der dritte laeuft mit dreissig noch mit Irokesenschnitt durch die Gegend - kann doch jeder machen was er will

- und eines will ich euch sagen: da sind mir die richtig dicken Duesseldorfer Werbelemuren von Grey, BBDO und more aber um Groessenordnungen unsympatischer als dieser Kleinunsympatling Lobo.

tststs, Irokesenschnitt ... wo gibts denn sowas ...

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Verdammt! Bei dem Brandtwein Franzl werd ich zum Kommentarclaquer (und das ich, wo ich das nicht einmal richtig schreiben kann!)...

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Grey und BBDO pissen mir aber nicht in den Vorgarten oder lassen falsche Messiasse der Blogosphäre Lügen verbreiten, die kohlemässig von ihnen abhängen. Das ist der Unterschied.

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Don, warum gönnst Du dem Lobo nicht seine bohèmieneske Maskerade? Dass er kein Bohèmien ist, sieht man alleine an dem Wanst, den er vor sich herschiebt. So schlecht kann's ihm nicht gehen und er konterkariert sich also selbst.

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Ich lasse nun mal ungern Lügen in den Medien stehen, wenn es letztlich auf den Ruf der Blogosphäre zurückschlägt, deren Teil ich bin.

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Das ist einleuchtend.

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Du musst die Stellen hinter dem Komma ja auch mitzählen ...

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Wenn von, sagenwirmal, zwanzig Blogs nur noch sechs bei Adical mitmachen würden, also nur noch an sechs Stellen Umsatz generiert würde, könnte man dann nicht zu Recht von einem sechsstelligen Umsatz sprechen?

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Dann müsste man aber schon ein ziemlich verdorbener Lügner sein. Oder ein Werber.

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Oder es wäre nur eine andere, leicht biegsamere, Form der Wahrheit. Don scheint zu glauben, dass Werber mietbare Lügner seien. Tss Tss Tss. Adical ist doch anders. Schon vergessen?

Ichichich ist hingegen auf der richtigen Spur, meine ich. Es ist nach meinen Informationen (einer olfaktorischen Bodensatzanalyse von Winkels Waschschüssel) nämlich so, dass dass dem adical-Netzwerk (dessen Blog seit Mai schweigt) inzwischen ein Sex-Blog beigetreten ist. Still, heimlich und leise. Sascha Lobo meinte im Interview mit der Berliner Zeitung seinen nunmehr sex-stelligen Umsatz.

Anyway: Wenn von 130.000 € Umsatz nur 30% behalten werden (keine anderslautenden Gerüchte hinsichtlich der bei den Werbekunden abgerechneten TKPs bitte!), dann verbleibt für die Gesellschafter von adical pro Monat nur ein mittlerer vierstelliger Betrag, welcher auf mehrere Personen zu verteilen ist. Wollte man davon (Vorbild: Dagobert Duck) z.B. Geldbäder finanzieren, so müsste man sich mit Cent-Stücken zufrieden geben. Und wer möchte schon in Cent-Stücken baden?

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Ausgesext
Hier bemüht sich Lobo in der Kunst der Schönfärberei:

Vor kurzen hast du zusammen mit Johnny Häusler "adical" gegründet, eine Firma für Werbeplatzierung auf Blogs. Wie läuft das Geschäft?

Gut. Besser, als viele erwartet haben. Natürlich gibt es Gegenwind, das war schon vorher klar. Allerdings überlegen wir uns gerade, wie wir uns noch deutlicher in Richtung Blogs bewegen können, das führt auch zu Leerzeiten.


Also: Sie überlegen (?), sich noch mehr in Richtung Blogs zu bewegen (??) und das führt zu den aktuellen Nichteinnahmen. Bei einem anderen würde ich fragen, was man eigentlich intus haben muss, um sowas zu äussern, aber hier...

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Möglicherweise kommt der nächste Kunde ja aus Landau.

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Man könnte die Bewegung Richtung Blogs
auch so verstehen, dass adical jetzt Blogger als Werbekunden anspricht und deswegen wenig bei rumkommt.

Schade, dass da nicht nachgehakt wurde. Hätte mich wirklich interessiert.

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Nimmt man es zum Nennwert, hat adical in den letzten Wochen Monaten alle Werbekunden abgelehnt. Wegen der Blognähe. Aha.

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Einen Brief an Werbekunden des Inhalts "Sorry, aber wir tüfteln da gerade was aus, was uns näher ann die Blogs ranbringt (obwohl wir ja schon die Stimme der Blogs sind), und können deshalb jetzt mal 6 Wochen Eure Werbung nicht schalten" - fände ich hochgradig exotisch. Zumal Kampagnen ja auch geplant werden wollen.

Vielleicht heisst es auch nur, dass Lobo die letzten Wochen beim 9to5-ZIA-Vermarkten war und so einfach die Zeit fehlte, seine Kunden zu beackern.

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Bei einer Firma mit sechs-stelligen Umsätzen und mehreren Gesellschaftern kann so ein 9to5 (oderwasauchimmer) kein Problem sein: Wenn Lobo nicht aquiriert, dann tun es halt die anderen. Oder?

Oder sollte am Ende zwischen adical und den Werbekunden vielleicht ein Zwischenvermarkter eingeschaltet gewesen sein, eine auf Internetwerbung spezialisierte Werbeagentur, die nun, leider, die Lust verloren hat - und dies trotz des professionellsten Verhaltens von Lobo/Häusler?

Nein, nein - so darf man nicht fragen. Das wäre - gemessen an den Statements der Beteiligten - doch allzu ungewöhnlich und würde letztlich bedeuten, wenn man es konsequent zuende denkt, dass Lobo/Häusler bei adical gewaltige Aufschneider gewesen waren. Und nun, ohne Werbevermarkter, stehen sie mit leeren Händen da.

Es muss also etwas anderes sein. Aber was? Achja, richtig, man will jetzt noch "deutlicher in Richtung Blogs" ran.

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Absatz zwei klingt ganz und gar unwahrscheinlich.

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Glaub ich auch nicht. Was man von denen hört, die auf Kundenseite mit Lobo zu tun haben, ist die Vermittlung der Ideen von Adical das Problem. Manche Firmen haben Kampagnen, die eine gewissse Summe für atypische Werbung wie in Blogs vorhalten, da geht vielleicht was. Aber bei vielen anderen ist das vergebene Liebesmüh, auch weilLobo auf mehrere Ebenen aus den bekannten Geschäftsregeln rausfällt. Ich würde deshalb annehmen, sie haben eine ganz normale Flaute, einerseits wegen der hohen Preise, andererseits, weil das System TKP bei den blogtypischen Stammlesern suboptimal ist. Gerüchteweise hört man was von speziellen Sponsoringideen.

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Eine Kurskorrektur
ist ja nichts Ehrenrühriges, aber wenn es tatsächlich mehr in die Sponsorship-Ecke gehen sollte, wäre das schon ein stillschweigendes Eingeständnis, dass man sich mit dem TKP-basierten klassischen Ansatz etwas verhoben hat. Sei es, weil auf diesem zu wenig Masse erreicht wird und/oder weil die adical-Truppe es nicht geschafft hat, die spezifischen Zielgruppen-Merkmale der Blogger und Blogleser deutlich zu vermitteln.

Dass mit dem Blogscout-Counter nun auch noch die gemeinsame Reichweitenwährung weggebrochen ist, macht die Vermarktung sicher nicht leichter.

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Change of Business Model,
nannte man das früher, und meist war es gefolgt vom Exitus. Ds Problem beim Sponsorig ist da a ber auch die Erklärung, warum man das tun sollte. Da wäre auf der einen Seite das Projektblog wie beim Ebay-Bloggercontest, aauf der anderen Seite aber das weitaus bequemere direkte Sponsoring - aber wer sollte an dem Spreeblick-Gemischtwarenladen Interesse haben?

Ich tippe eher mal darauf, dass Lobo und Co. irgendwann auffällt, dass es hier doch eher Steine als Brot zu erwerben gibt, und dann machen sie vielleicht wieder Beratung für Onlineprojekte, die sie nicht ausbaden müssen.

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Die digitalen Böhmen ziehen weiter
Wenn nun sechs-stellige Umsätze "Steine" sind - welchen Geschmack hat dann erst das Brot? Ich meine, irgendwas mit dieser Success-Story von adical stimmt nicht. Eine mir selbst suspekte Hypothese dazu habe ich geäußert - die, das macht sie unangemessen attraktiv, en passent noch einige andere Dinge gut erklären würde. Wie auch immer: Die digitalen Böhmen müssen weiterziehen.

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Was würde das denn erklären,
Dr. Dean, wenn sagen wir mal die Digitalunit einer Media-Agentur die Finger im Spiel gehabt hätte bei den Cisco- und Yahoo-Schaltungen? OK, 15 Prozent AE-Provision hätte Adical dann abdrücken müssen, aber sonst?

So unwahrscheinlich ist dieses Szenario, dass es weitere involvierte Parteien zwischen Kunde und Vermarkter gab, gar nicht. Aber da bleiben m.E. trotzdem noch jede Menge Fragen offen. Selbst wenn einer dieser Zwischendienstleister vielleicht die Lust verliert, davon kollabiert normalerweise doch nicht das ganze Geschäftsmodell, da müssten sich doch andere finden lassen, die da was reißen wollen in so einem emerging market.

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In der gedruckten Ausgabe
der Berliner Zeitung stand direkt neben dem Artikel auch noch ein Auszug aus Lobos neuem Buch "Strohfeuer". Darin beschreibt er bizarre Erlebnisse zu Zeiten der New Economy. Online hier: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/683676.html
Zusammen mit dem Artikel fühlte ich mich bei der Lektüre eher an Realsatire erinnert, weniger an Information.

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