Nett, schon, irgendwie.

Keine Ahnung, warum ich beim Fahren an den Rhein immer das Gefühl habe, auf den Spuren der KdF-Touren zu sein. Der Rheintourismus ist zutiefst biedermeierlich bis historistisch, die Nazis konnten mehr mit Kühlungsborn und Besuchen beim faschistischen Freund Italien anfangen. Trotzdem, der Rhein hat sowas beklemmendes urdeutsches, irgendwie verhaftet zwischen Saarlandeinverleibung und Wirtschaftswunder, das sich hier in vielen Details gehalten hat.

Oben, auf den Hügeln, lässt dieser Eindruck etwas nach, auch wenn es hier voll ist mit neuer Bürgerlichkeit; schlimmer als in Münchens Theatinerstrasse: Hupende blondsträhnige Frettchen in Mittelklasseopels, rosa Kleinfamilien mit Retrokinderwägen, volle Schlossgärten mit Blick zum Fluss und dieses seltsame Gefühl, dass etwas aus der Adenauerzeit überlebt hat und nun wieder hochkommt; behaglich, modern, apolitisch und zutiefst angepasst.



Aber schön ist es, es riecht nach Wein, die Sonne brennt in die Südhügel, und ich stehle dem Fürst von X. ein paar Trauben, für die Süsse des Verbotenen, während H. von zwei mehr oder weniger bebalgten Paaren ein Erinnerungsphoto macht, das sicher schon 1856 ähnlich gemalt und 1956 in Schwarzweiss erstellt wurde.

Montag, 17. September 2007, 15:39, von donalphons | |comment

 
ja, kenn ich (glaub ich)
14 km bis Rüdesheim, oder?

... link  

 
Hey hey... niedliche Frettchen so zu verunglimpfen... tze tze tze

... link  

 
Der kritische Geist blüht dort im Verborgenen. Immerhin kommt Marx aus Trier, und der Nörgler nörgelt in einer Stadt gleich nebenan.

... link  

 
was hat denn Trier mit dem Rhein zu tun?

... link  

 
So, wie dem Bayern die Hansestädte und Niedersachsen zu Preißen gehören ist dem Nordlicht die Gegend zwischen Düsseldorf, Karlsruhe, Ulm und Saarbrücken das Rheinland und Bayern andererseits ein tiefergelegtes Tirol. Hinter der Elbe kommt Asien, östlich von Ingolstadt beginnt der Balkan, wo die Kosovo-Tschetschenen leben.

... link  

 
Richtig, Supatyp. Schloss im Besitz einer Familie der Repressalien. Und diese Frettchen sind wirklich eine Plage.

... link  

 
aber guter Wein
wenn es dasselbe Schloß ist, was wir meinen.

... link  

 
Ja, guter Wein :)

... link  


... comment
 
den täglichen Nazi-Vergleich
gib uns heute...

...behaglich, modern, apolitisch und zutiefst angepasst...

Tja wer im täglichen Überlebenskampf für eine Kleinfamilie steht und wem die Angst vorm sozialen Abstieg nicht nur den Hinterkopf bewegt hat einfach andere Probleme.
Wenn man nicht die nicht unerhebliche Mitgift einer Jenny von Westphalen vergeigen kann wirds sehr schnell ernst und eng im Leben. Da bestimmt das Sein sehr schnell das Bewußtsein. Unwiederruflich.

... link  

 
Es gibt immer Konstanten, durch alle Regime. Und Familien, die sich Flammkuchen für 6,50 Euro leisten können und auf dem Schloss mit blotzsauberen Autos aufkreuzen, dürften das Schwerste bereits hinter sich haben.

... link  


... comment
 
Das täuscht wahrscheinlich genauso wie die Beklemmungen, die ich stets in Bayern bekomme. Da erscheint mir immer alles tiefbraun, miefig und überaus engstirnig.

... link  

 
Das Grauen ist überall. Man muss nur genauer hinschauen.

... link  

 
Soll das etwa heißen, alle Bayern sind tatsächlich solche Nazis für die ich sie immer halte?

... link  


... comment
 
"der Rhein"
meint hier wohl eher den Mittelrhein, oder? Hier am Niederrhein hat man manchmal eher das Gefühl, schon in Holland zu sein. Klischeemäßig urdeutsches findet sich hier eher wenig, allein im 10-Kilometerradius um meinen Wohnort steht noch ein halbes Dutzend Windmühlen in der flachen Landschaft rum...

... link  

 
Kurz hinter Wiesbaden, noch in Hessen. Sehr mittelrheinisch. Man erwartet, dass jede Sekunde Roland Koch um die Ecke kommt.

... link  

 
Ich finde ja, Du hättest mir ruhig ein Stück Torte vorbeibringen können.

... link  

 
Gabs da etwa
ein informelles Bloggertreffen in Eltville?

... link  

 
Wenn schon, dann Kiedrich. Name der Rose und so.

... link  

 
Christine, der Tortentest über das nahe Rhein-Cafe in Rüdesheim folgt - ansonsten war ich eher ungeplant in der Ecke, eigentlich sollte ich am Sonntag schon in Guebweiler sein. Und natürlich teste ich sowas nicht allein, da muss schon ein Zweittester mit.

... link  

 
@arboretum:
Wikipedia (bei Holgi verlinkt) verortet Kloster Eberbach, den Drehort der Innenaufnahmen von "Der Name der Rose", in Eltville und nicht in Kiedrich. Ich war noch nicht dort und bin auch nicht ortskundig genug, um es besser zu wissen.

... link  

 
Ich habe mich ja eben erst durch dir Grazer Konditoreien gefressen getestet - auch sehr empfehlenswert. Und sollte Dir mal ein Zweittester fehlen, so würde ich mich selbstredend opfern und Dir beistehen. Alleine Torte essen müssen sollte nun wirklich niemand.

... link  

 
@mark793: Ich war schon da und kann so viel sagen: von Eltville aus fährt man nochmal ca. 15 Minuten mit dem Bus den Berg hoch, und obwohl ich mich jetzt an kein Ortsschild erinnern kann, so war doch ein Arbeitskollege - ein sehr sympathischer, rundlicher Ur-Eltviller - äußerst entsetzt, als ich das Kloster Eberbach mal in Eltville angesiedelt habe. ;-)

... link  

 
Man fährt aber in Kiedrich von der B42 runter : )

... link  

 
Wikipedia ist halt manchmal etwas doof, Herr Mark. Man fährt durch Kiedrich durch, am Eichberg* vorbei, dann kommt man zum Kloster Eberbach. Gegründet von den Zisterziensern, heute Sitz der Hessischen Staatsweingüter. In deren Besitz ist auch der Steinberg - einer der ältesten Weinberge. So alt, dass er einer von nur vier lagenfreien Weinbergen in Deutschland ist. Kann ich Ihnen empfehlen, falls Sie mal dorthin kommen.

* psychiatrische Kliniken.

... link  

 
christinebiene,

schön haben sie es in graz, und du warst dort, wo ich auch mal gern wieder wäre. is a gschicht.

... link  

 
In der Tat. Sehr gemütlich dort, und auch außerhalb - die Kürbisfelder, die Luft, der See, der sonnenwarme Steg, die Ruhe... ich fühle mich so erholt, als wäre ich wochenlang im Urlaub gewesen. Es hat mer scho daugt. :-)

... link  


... comment
 
Nein. Das Rheinland? KdF? "Urdeutsch", das sind Schnaps und Bier. Wein ist ein Versprechen des wollüstigen Südens auf undeutsche Untugenden.

... link  

 
Diese urdeutsche Mittelrheinromantik hat doch erst nach 1900 richtig Anlauf genommen. Rüdesheim und das Niederwalddenkmal usw. Deutsches Eck mit Kaiser Wilhelm-Statue usw. War alles sehr auf Patriotismus angelegt.

... link  

 
Wurde der Rheintourismus nicht von den Engländern erfunden? Jedenfalls hat William Turner mit seinen Zeichnungen das Rheintal in England als Reiseziel erst richtig populär gemacht.

... link  

 
Heine, Brentano und von Arnim haben den Rhein schon ein paar Jahre zuvor besungen, und Lord Byron bereiste 1816, ein Jahr vor Turner, den Rhein.

... link  

 
Aber die deutschen Touristen sind haben die urdeutsche Landschaft - als "deutsch" erst nach 1900 in Scharen entdeckt.

Ich bleibe dabei.

... link  

 
1871, mit der Besetzung des Elsass und dem Ausbau der Eisenbahnen. Das war der Startpunkt für die Wacht am Rhein - 2. Nationalhymne seit 1872, übrigens.

... link  

 
wir heimischen
bewegen uns auf verborgen wegen und diese landschaft ist einfach herrlich.ist nicht alles urdeutsch was in diesem land berührt? wegen vieler stämme,vieler völker,vieler einflüsse?
und jetzt machen wir mal alle den schuhplattler,bitte.

... link  

 
Ich dachte, ich komme da schon über Hattenheim rüber ins nächste Tal, und endete dann oben bei der idyllischen Bauruine der Hallgartener Zange. Kein Durchkommen. Du kannst gerne Ratschläge geben, wie man durch diesen Wald kommt.

... link  

 
Schusters Rappen
Verzeih,aber ich bewege mich tatsächlich nur zu Fuß oder mit den Fortbewegungsmitteln des Fußvolks.
Ich denke Du hast schon gesehen,was Du sehen musstest.
Zum Wohl

... link  

 
Domäne Mechtildshausen
Ich befürchte ja das Du links nicht
magst aber der hier ist nützlich

http://wjw.aisys.ag/

das ist die Domäne Mechtildshausen , eine Fundgrube für Genießer, selbst wenn sie dem Aasfressen und Rauschgift nicht aufgeschlossen sind; dazu noch ein interessantes Projekt.
So jetzt aber, au revoir

... link  


... comment
 
Das war aber auch wirklich nicht auszuhalten, wie die versucht haben, mit einer gefalteten Kinderdecke auf dem weichen Dächlein, den Kinderwagen als Quasi-Stativ für eine Nikon D80 mit Selbstauslöser zu benutzen. Das hat mir körperlich wehgetan. So sehr, dass ich noch eine Dreiviertelstunde danach gezwungen war, mich unfreundlich zu verhalten. Dem Frettchen gegenüber.

... link  

 
empfehlungen:
café und restaurant auf schloss johannisberg (mit blick auf das unsägliche bingen); café und restaurant unterhalb des niederwalddenkmals.

zum laufen kurz: vom jagdschloss niederwald zum niederwalddenkmal (route zum aussichtspunkt nahemündung) (2,5 km)

zum laufen länger: von lorch aus rheinhöhenweg zur loreley. loreley nur OBEN interessant (grandioser blick). kann man auch direkt hingurken.

falls das wetter noch mal besser wird: café in eltville direkt am rhein, neben der burg.

ein muss: bei rüdesheim zur anderen rheinseite rübersetzen (geht auch ohne auto) und von da den rheingau angucken. von da ist er am schönsten.

zum einkaufen: vinothek kloster eberbach, klosterladen der nonnen von st. hildegard (wohlschmeckende dinkelprodukte).

ESSEN in kloster eberbach oder in der krone in assmannshausen oder auf schloss johannisberg.

:)

... link  

 
Das Bild ist von Johannesberg runter - aber der Flammkuchen mit 6,50 Euro war, hm, üppig.

... link  

 
Das ist für einen großen Flammkuchen ein durchaus normaler Preis. Das ist schließlich das Rhein-Main-Gebiet und kein bayerisches Ex-Zonenrandgebiet. ;-)

... link  

 
Für 6,50 gibt es in Beilngries schon einen Reisbratling mit hausgemachten Tagliatelle, Salat und Rahmsauce. Und man muss keine Rheinländer erdulden!

... link  


... comment