: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 22. Januar 2009

Nachruf

Ich habe in den letzten Tagen nicht gut und nicht viel geschrieben. Weil ich zunehmend widerwillig etwas anderes schreiben musste, was ich eigentlich hasse. Einen Nachruf für ein Buch. Wenn ich einmal sterbe, ist mein letzter Wunsch: Haltet Euer Maul, verschwindet, raus mit Euch, geht feiern, ihr könnt nichts mehr tun, ich kriege es nicht mehr mit, und irgendwann ist es auch für Euch zu spät. Alles, nur kein Nachruf.

Aber egal. Es ist ja keiner gestorben, es geht nur um eine Webseite.

Dotcomtod - wir tanzten auf ihren Gräbern

Die Geschichte von Dotcomtod ist in Jahren gerechnet kurz. Gegründet wurde das Portal für exitorientierte Unternehmensmeldungen von drei Berliner Freunden, die unter den Namen Lanu, Joman und Boo agierten, im Jahre 2001. Beteiligte täuschen sich leicht; die meisten "fühlen", dass Dotcomtod mit dem Niedergang der namensgebenden Dotcoms im April 2000 startete, aber tatsächlich verbreitete sich die Nachricht dieses Projekts zuerst auf der Fachmesse CeBit 2001, also ein Jahr nach dem Beginn der Krise des Neuen Marktes. Drei Jahre später wurde Dotcomtod wegen rechtlicher Probleme und innerer Querelen unter den Beteiligten abgeschaltet. Ein langes Dasein - war es nicht.

Aber was für ein Dasein! Dotcomtod war das erste, von Nutzern gestaltete Internetmedium, das es geschafft hat, in Deutschland der professionellen Konkurrenz über lange Zeit die Schau zu stehlen und die Kompetenz zu vermitteln, die andere nicht hatten oder haben wollten. Ein Haufen käuflicher Hypemedien zum Thema New Economy ging in diesen Jahren unter, grosse mMedienhäuser machten Millionenverluste, aber die kostenlose, nicht kommerzielle Webseite Dotcomtod hörte nicht auf, Nachrichten zu veröffentlichen, die sich sehr oft, zu oft als wahr herausstellten: Entlassungsrunden und panische Geldgeber, Pleiten und verbrannte Milliarden. Es war ein täglich geschriebenes Worst Case Szenario. Die meisten Firmen, die dort Eingang fanden, verliessen es später als knallroter, insolventer Exit, und das einzige, was von ihnen blieb, waren Erfolgspunkte für den erfolgreichen Autor, der die Pleite verkündete. Um es brutal, aber ehrlich zu sagen: Sie krepierten, damit Dotcomtod leben konnte. Es musste ihnen schlecht gehen, damit die Autoren ihren Spass hatten. Dieser gnadenlose Zugang zum Gegenstand der Berichterstattung war angesichts der sonst weit verbreiteten Unterstützung von Firmen durch die Medien einzigartig.

Im Kern war Dotcomtod noch nicht mal eine Nachrichtenseite wie sein amerikanisches Vorbild, sondern ein Spiel. Wer sich dort anmeldete, suchte sich einen Tarnnamen wie "Peter H.", "Che2001" oder "Q.". Als solcher konnte er dort Meldungen über den Niedergang von Firmen schreiben: Für eine normale Meldung gab es 20, für eine Insolvenz 100 Punkte. Ziel war es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um damit auf die Topliste der besten Sentinels - so der Name der Mitglieder - zu kommen. Zu Beginn hatte Dotcomtod ein kleines Problem, weil es nur möglich war, andernorts bereits veröffentlichte Nachrichten abzuschreiben. Recht schnell wurde dann aber die Kategorie Insider eingeführt und belohnt: Von da an konnte man auch die Dinge schreiben, die nicht in den Medien standen. Die Insiderberichte machten aus einer Sammelstelle für schlechte Nachrichten die gefürchtete Hinrichtungsstelle, die der Welt sorgsam verheimlichte Schieflagen aufzeigte.

Es gab viele, die daran ein Interesse hatten. Die New Economy ging nicht in Ehrlichkeit und Einsicht unter, sondern mit einer bis dahin in der Wirtschaftsgeschichte nicht gekannten Blase aus Lügen, Verrat, Betrug und Abzockerei. Der Börsenhype hatte viele Milliarden in den Markt gepumpt, jeder wollte dabei sein, und alle hatten den Wunsch, noch schnell zu kassieren. Unfertige Firmen legten am Neuen Markt völlig überbewertete Börsengänge hin, es gab Kriminelle wie im Fall Comroad und pervers überzogene Zukunftsversprechen wie bei Intershop. Die berufliche Existenz vieler schnell angeworbener Journalisten hing davon ab, dass es mit dem goldenen Zeitalter weiter gehen würde. Die Rechnung bezahlt haben die ausgetricksten Kleinanleger, die ausgebeuteten Praktikanten, die Angestellten, die auf vermeintliche Berufe der Zukunft gesetzt und damit eine sichere Anstellung verloren hatten. Die New Economy erschuf ein Ungleichgewicht beim Reichtum und der Wahrnehmung der Realität. Manche hatten einfach keine Lust auf Lügen, PR und Täuschung. Die gingen dann zu Dotcomtod. Nicht, weil sie Dotcomtod unbedingt mochten. Es gab einfach keine andere Alternative.

Es war diese Kombination aus Fachwissen und zentraler Anlaufstelle, die Dotcomtod zu einem Selbstläufer machte. Dotcomtod war der Ort, an dem man schreiben und diskutieren konnte, was andernorts verboten war. Bei Dotcomtod sah man das wahre Ausmass der Krise, nicht nur die geschönte Version der Medien. Man hat den Schreibern oft Sozialneid oder Rachegelüste nachgesagt. Soweit ich die Sentinels jedoch kenne, waren es Leute, die irgendwann einfach nicht mehr die Lügen ertragen haben. Es waren Berater und Firmengründer, Designer und PR-Schreiber, Programmierer und Studenten. Man hätte die Sentinels nehmen und mit ihnen ein vorzügliches Team für ein Startup bilden können. Vielleicht war Dotcomtod das letzte Projekt, in dem all das Positive der New Economy - die Aufgeschlossenheit, die Motivation, die Gemeinsamkeit - noch einmal spürbar war. Eine Utopie der New Economy, als sie längst morsch, verfault und schimmlig war.

Natürlich war der Ton bei Dotcomtod nicht das, was man als angemessen oder fair bezeichnen würde. Die Beiträge waren schonungslos, brutal, laut und voller Schadenfreude. Der Tod mancher Firmen wurde über Wochen und Monate begleitet, erhofft und ersehnt. Man kann es zynisch nennen, aber was an den technisch-unmenschlichen Begriffen der Medien - wie etwa "Marktbereinigung" oder "Reorganisation" - besser als Pleite oder Entlassungsorgien sein soll, wurde von den Medien nie hinreichend erklärt. Die schuldigen Unternehmer, die nur zu leicht gute Presse für das nächste unverantwortliche Hypeprojekt bekamen, konnten bei Dotcomtod nicht mit Schonung rechnen. Es war das publizistische Rennen zwischen den auftoupierten Pudeln der Häuser Burda, Holtzbrinck, Turi und G+J, und den Wölfen der freien Wildbahn. Es war ein Rennen über eine lange Strecke, aber das, was heute die allgemeine Meinung über die New Economy ist - eine entsetzliche Fehlentwicklung durch unverantwortliche Zocker und Versager - stand mit vielen Meldungen zuerst bei Dotcomtod.

Bis zum Ende blieb Dotcomtod eine Pflichtseite für alle, die in diesem Bereich tätig waren. Das Problem war jedoch der Erfolg: Mit dem Sterben der Dotcoms, mit dem Untergang der schönen, neuen Wirtschaftswelt und der Flucht seiner Protagonisten in die Old Economy wurde das Betätigungsfeld zunehmend eng. Die Erkenntnis, dass die meisten Firmen Müll waren und der Nemax nie wieder steigen würde, hatte sich allgemein durchgesetzt. Der Mainstream hatte die Botschaft von Dotcomtod akzeptiert, hakte das Thema ab und wandte sich neuen Themen zu: Dem Boom der Banken, den sensationellen Eigenkapitalrenditen, der deutsche Export, der Aufstieg Irlands, Osteuropas und der Schwellenländer. All das, was gerade in der nächsten, identisch gestrickten Blase zusammenbricht.

Nach rechtlichen Problemen und internen Querelen über die Verantwortlichkeit wurde Dotcomtod 2004 von einem Gründer gegen den Wunsch vieler Mitarbeiter abgeschaltet, und der Nachfolger Boocompany ist trotz einiger aufgedeckter Skandale nie mehr so erfolgreich gewesen. Manche Sentinels gingen eigene Wege. Für ein paar Jahre war Dotcomtod der Ort, an dem man im Netz gewesen sein musste. Es war eine wilde, laute und zügellose Party gegen die etablierten Medien, es war hochgradig erfolgreich und hat seinen Teil dazu geleistet, die New Economy zu beenden. Dotcomtod hat am Ende bestimmt, was der Nachwelt an Wissen über diese Zeit erhalten bleibt. Das ist mehr, als viele lasche, vergängliche Postillen von sich behaupten können.

Medien müssen auch irgendwann sterben. Aber wenn sie schon sterben müssen, dann nur so, wie Dotcomtod. Wir haben auf ihren Gräbern getanzt. Die Legende von den wilden Tagen der Wölfe auf der kotztütenblauen Seite lebt weiter. Eine Webseite mit php und Leuten, die die Wahrheit sagen wollen, reicht aus.

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Montag, 15. Dezember 2008

Klarstellung zu Dotcomtod

Wegen der Nachfragen: Ich war und bin nicht an der Planung, der Umsetzung und inhaltlichen Ausgestaltung des Projektes beteiligt, das aktuell auf der URL Dotcomtod betrieben wird, und werde dort auch nicht beteiligt sein. Es gibt für mich keinerlei erkennbare Verbindungen zwischen denen, die früher Dotcomtod mit Informationen versorgt haben, und dem, was dort im Moment geschieht. Ich kann dazu nichts sagen, weil es weder etwas mit mir noch mit dem, für das ich lange meinen Kopf hingehalten habe, zu tun hat. Ich bin generell aus dem Komplex "New Economy" und "Web2.0" draussen und auch gar nicht traurig, dass es so ist.

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Mittwoch, 19. November 2008

Das Capital nach meinem Vater

Bei uns zuhause gab es zwei Formen von Capital: Mein in der 12. Klasse in der damaligen DDR, genauer im Brechthaus erworbenes Kapital von Marx, das sich angesichts des damaligen Zwangsunmtausches anbot und vom mitreisenden, die Grenze zu Ostberlin aber nicht überschreitenden CSU-Wirtschaftslehrer sehr verächtlich und öffentlich abgetan wurde. Der gleiche Mann hatte uns auch ermahnt, jeden Kontakt mit den VoPos zu meiden, das seien alle Mörder und deshalb würde er es nicht wagen können, da rüber zu gehen, weshalb wir es natürlich ausprobierten und die VoPos, die wir rund um den Fernsehturm fanden, mit allerbreitestem Bayerisch nach dem Weg zur Mauer fragten, was höflich, korrekt und ohne sofortige Hinrichtung beantwortet wurde.

Und es gab das Capital nach Gruner+Jahr, das meinem Vater zugeschickt wurde. Eigentlich bekam er alles, was die deutsche Wirtschaftspresse lieferte, und es war in den Zeiten vor dem Internet auch unerlässlich, das alles zu lesen. Allein das Capital ging aus unerklärlichen Gründen nicht an das Büro, sondern zu uns nach Hause. Ich las es in der 12. Klasse mit ähnlicher Langeweile wie des Marxens Kapital, das er wirklich besser in einer knackigen Kurzversion a la Kommunistisches Manifest hätte vorlegen sollen. Den ersten Satz aus dem Manifest kennt jeder. Der erste Satz des Kapitals - wie auch immer, ich hatte unter meinem Wirtschaftslehrer zu leiden, und der einzige Trost meines gedemütigten Schülerherzens war es, diesem angeblichen Verfechter eine "Was gut ist für die Wirtschaft ist gut für uns alle"-Doktrin im Unterricht aus dem Capital vorzulesen, welches Lobbyistenschwein welches dreckige Agreement bei den Schergen der Kohlkamarilla gekauft hat. Das stand alles im Capital. Man muss die Zeitschriften der Gegner lesen, sagte Sarah Wagenknecht mal, und auch, wenn ich sie hochgradig unsympathisch fand: Da hatte sie recht.

Ich verdanke dem Capital so einiges. Mein minimales Wissen von Wirtschaft, als es 1999 ernst wurde, und manche fragten, was ich von der New Economy hielt. Man kann über Capital viel schlechtes sagen, aber das waren nicht die Leute, die als die Lustknaben der New Economy in die Geschichte des deutschen Stricherjournalismus eingingen. Mir ist der reaktionäre Schraubenhersteller, der Gewerkschaftler anbrüllt, immer noch lieber als der pseudoliberale Volldepp, der seinen Mitarbeitern zur Bewältigung der 60-Stundenwoche und Psychostress angeischts einer Krise die Einnahme von Tabletten empfiehlt. Wenn Kapitalisten, dann bitte so, wie sie vom Capital vorgestellt wurden. Wenn Unternehmer, dann Persönlichkeiten, die auf eigene Immobilien für ihre Firma wert legen. Einer der bei Capital beliebten Herren war ein Münchner Unternehmer, in dessen Kantine ich einmal essen durfte. Ein Raum für alle. Alle hatten den gleichen Stuhl, das gleiche Geschirr, die gleiche Schlange, in der sie sich anstellen mussten. Mein Interview hatte etwas länger gedauert, der Mann war damals schon ziemlich gebrechlich, und trotzdem stellte er sich hinten an. Vieles von dem, was er sagte, fand ich schlecht. Aber in der Kantine zeigte er Charakter.

Womit wir bei einem seltenen Gut sind, und damit auch dessen Mangel, und aus diesem Grund müssen wir hier über die Financial Times Deutschland reden, die meines Erachtens moralisch fragwürdigste Wirtschaftspostille Deutschlands zusammen mit dem Manager Magazin (Spiegel-Gruppe) und der WiWo (Holtzbrinck, in unserem Puff kriegt jeder, was er braucht). Nicht nur, dass die FTD sich als Kampfblatt des Neoliberalismus positioniert hat, das haufenweise schmierigen Propagandisten Raum und Einfluss bot. Sie ist auch eine Zeitung von schreiender Inkompetenz. Ich hatte das Missvergnügen, diesen publizistischen Schmutz in der Spätzeit der New Economy lesen zu müssen, dieses Cheerleading von Firmen aus Hype- und Lügendreck, dieses lockere Nichtwissen um journalistische Standards, die Kumpanei auf den Podien und Foren, man machte sich wie das Managermagazin und die WiWo eins mit dem Gegenstand der Berichterstattung. Ich könnte mir tagelang Beschimpfungen für diese Blätter ausdenken, es würde mir nicht langweilig werden.

Die FTD ist vom ersten Tag an - Februar 2000, kurz vor dem Crash der New Economy - ein Verlustbringer. Ich weiss nicht, wieviele Millionen verbrannt wurden; es muss inzwischen ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag sein, wenn man alles zusammenrechnet. Ich kann mir diese Vernichtung von Geld und ihre Fortführung nur erklären, wenn ich die neoliberale Propaganda der FTD mit dem neoliberalen Trendsetting der Bertelsmann-Stiftung und den politischen Zielen der Besitzerfamilie Mohn vergleiche. Wirtschaftlich müsste man das Ding sofort dicht machen, für eine pseudojournalistische PR-Schleuder sind die Verluste nachvollziehbar.

Jetzt kommt es aber noch schlimmer. Die FTD wird, wie alle anderen Medien und Blogkoofmichs auch, die Anzeigenkrise heftig spüren. Gruner+Jahr muss sparen. Aber statt den extrem teuren Fehlschlag endlich zu beerdigen und einzugestehen, dass einem zum Vorbild der Financial Times von den Autoren über die geistige Unabhängigkeit bishin zur Tradition alles fehlt, was einen Wert darstellen könnnte - killt man de facto alle Wirtschaftstitel, darunter auch Capital, macht einen Klumpen unter FTD-Leitung in Hamburg und lässt zentral Inhalte für alle Wirtschaftspublikationen produzieren.

Wenigstens war das Capital, das ich kannte, nicht mehr das Capital, das jetzt in den Hamburger Brei eingematscht wird - ein Brei, der jetzt übrigens 1/5 seiner Redakteure verliert, und 60 Mitarbeiter in die Schattenseite des allein selignmachenden Neoliberalismus entlässt, den zu propagieren sie sich nicht zu schade waren. Wir werden also weiter Jungossis Durchhaltebefehle schmieren sehen, wir werden Dummerchen keine Bilanz lesend erleben, es wird so weiter gehen, man wird immer weiter appeasen und die Krise und deren betroffene Schweine mit Lippenstift so schön wie möglich malen, denn irgendwann muss es wieder aufwärts gehen. Und dann wollen sie wieder dabei sein.

Ich empfehle übrigens Financial Times - FT Alphaville. Weil sie vedammt gut sind, schnell - und sich Gedanken um ihr Tun machen.

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Dienstag, 26. August 2008

Deutschlands führender Internet-Verkaufsagent

meinte Dropshop zu heissen, wollte in vielen Städten und Ländern eine Art Sekundärgeschäft über Amazon und Ebay betreiben, und hat nun die Geschäftsnummer 1542 IN 2480/08 beim Amtsgericht München. 2003 hiess sowas noch "Next Economy", und wurde kräftig gehyped. In der einzigartigen Munich Area.

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(Und als Berliner würde ich jetzt nicht allzu laut lachen: Unter Aktenzeichen 36l IN 3453/08 zeigt die Level One Asset Management Deutschland GmbH, dass es wohl doch nicht so einfach ist, neben der Rechtschreibung die Risiken mit einem Bestand von 30.000 Wohnungen auf dem deutschen und Berliner Immobilienmarkt richtig einzuschätzen. Wo sind eigentlich jetzt die klatschenden Medien? Alte DCT-Freunde werden übrigens ihren Spass haben, wenn sie mal den Namen des Besitzers mit Camelot AG, einer der schnellen Pleiten des Neuen Marktes durchgugeln. Alte Bekannte, sozusagen, vom Callcenterbetreiber zum Vermieter im Basissegment.)

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Donnerstag, 19. Juni 2008

Hauptsache Knast

Nachrichten, die 9 Monate zu spät kommen:

Verhaftungswelle an der Wall Street

(http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Verdacht%20Anla
gebetrug%20Verhaftungswelle%20Wall%20Street/375335.html)



Ein schöner Abend.

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Dienstag, 3. Juni 2008

Das Kekse-Mysterium

Zwischen Montag Morgen und Montag Nachmittag liegen ein paar Stunden. Ein paar Stunden, in denen man das ein oder andere erledigen könnte. Dinge besorgen, die noch fehlen. Da ist also dieser Herr, der ein Problem hat. Zu dessen Lösung lässt er Leute kommen. Oh, bitte, in meinem Fall ist das kein Problem, ich brauche nur 30 Minuten in diese Glasbetonbrache am alten Flughafen. Aber andere kommen aus Frankfurt, Hamburg und Berlin. Darunter einige, die Stundensätze verlangen, die eigentlich mehr zu erwarten liessen, als dass sie nur dasitzen und schweigen.

Es ist völlig normal in diesem Umfeld, dass es sich nicht um Geld dreht, das eingenommen wird. Seit 2000 habe ich eigentlich nur noch mit Leuten zu tun, die ihr Geld wiederhaben wollen. Und dafür ganz erhebliche Mittel aufwenden. Das fängt bei Details wie Nagelpflege auch für Männer an, die aktuell ziemlich wichtig zu sein scheinen, um ernst genommen zu werden, zieht sich hin über Hobbys, die man in diesen Kreisen braucht und endet bei der Büroeinrichtung von der richtigen Firma.



Aber als ich dann anderthalb Stunden vollkommen umsonst drinnen sass, weil alles doch wieder ganz anders gemacht wird, und meine Arbeit vorerst nicht gebraucht wird, überlegte ich, ob ich als Entlohnung für den jetzt kommenden Stress bei der Abrechnung nicht die Frage stelle, die mich nun schon seit einer Dekade von Konferenzen und Meetings quält, für die ich keine Lösung finde und die doch so leicht, für ein paar Euro in den Stunden vor dem Meeting von jeder Schreibkraft, von jedem Praktikanten einfachst zum allgemeinen Wohlbefinden zu lösen wäre: Wenn schon Schuhe, Uhren, Benzin, Möbel, Miete und Reisen so teuer sind, wenn das System an sich im Leerlauf exorbitante Kosten generiert, die dann bei solchen Meetings auch noch zu vollkommenen Verlusten umgewandelt werden, wenn das alles veranstaltet wird, um mich auch noch von Abendstimmungen am See abzuhalten, so dass ich die Bilder vom vorhergehenden Tag bringen muss -



wieso sind dann eigentlich die Kekse so schlecht? Man kann doch nicht Leute so lange in einen Raum sperren, nur ein paar trockene Kekse hinstellen und damit den Eindruck erwecken, man habe das Zeug gerade in einer hinteren Ecke der Cafeteria gefunden, angebrochen aber noch nicht verschimmelt, staubtrocken aber es gibt ja Mineralwasser, geschmacksneutral, wenn man mal von einer Ahnung Sand und einem kräftigen Nachgeschmack von dürrer Rinde im Abgang absieht. Und ich kann mich an kein einziges Treffen erinnern, zu dem das anders gehandhabt wurde. Immer nur die billigsten Kekse aus dem billigsten Supermarkt. All die Posen, die Luxusmarken, die vielfältigsten Symbole, Labels und Zeichen der Peer Group, alles dahin, wenn Zähne auf feinstem Schotter mahlen. Es ist das kleinste Detail, aber es stimmt ebensowenig wie die Jahresabschlüsse von Comroad oder die Gutachten der anderen Seite.

Schlechte Kekse sind der erste kleine Riss, das erste rieselnde Sandkorn, das Knirschen im Gefüge und der reissende Bolzen, der den Träger schwächt, an dem die Drahtseile hängen, die alles vor dem Einsturz bewahren. Kann sein, dass alles zusammenfällt, und ich in ein paar Monaten alle Zeit der Welt habe, den Abend am See zu geniessen, aber es wäre nett, wenn man dafür sorgen könnte, dass zumindest auf meiner Seite alles richtig ist. Der grosse Feind übrigens bietet die gleichen, schlechten Kekse an.

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Freitag, 30. Mai 2008

Nach längerem Nachdenken

bin ich zur Auffassung gelangt, dass manche Kaufjournaille - wir erinnern und Telekom-Börsengang - nach der Bespitzelung nur sauer ist, weil beim Bespitzeln nicht der eigene Berufsstand begünstigt wird, und obendrein die Telekom eine Aufklärungsarbeit geleistet hat, die sog. recherchierende Journalisten schon lange nicht mehr zustande bringen. Ich fühle mich eher als Zeuge eines pfründebasierten Verteilungskampfes, denn eines echten Skandals. Und ich finde, man sollte die Verantwortlichen nicht bestrafen, sondern eingedenk anderer, auch nicht gerade sauber arbeitender Kollegen zu "Journalisten des Jahres" machen.

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Freitag, 9. Mai 2008

4 Jahre für Falk

Auch wenn die alten New Economy Skandale gegenüber der aktuellen Krise Kleinigkeiten sind, so freut es moch doch, dass Alexander Falk in erster Instanz zu vier Jahren Haft verurteilt wurde -wegen versuchten Betruges. Da wäre vielleicht noch mehr gegangen, aber immerhin. Ein kleiner Wink für die Pfeifen der 2. Generation, die auch gerne ihre Zahlen schönlügen.

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Mittwoch, 26. März 2008

Der Durchbruch der mobilen Datendienste

Der wird gerade wieder mal verkündet.

Ich war auch schon dabei, als es 1998 entsprechende Studien gab. Ich war auf einem - einmalig durchgezogenen - Event, auf dem so ein Mobile Marketeer verkündete, dass die Zukunft des Kundencomputers das Handy und always on sei. Die Zeitschrift, die es mitorganisierte, musste bald darauf zugeben, die Auflage gefälscht zu haben - dass ihre Prognosen nicht richtig waren, ist offensichtlich. Ich hatte eines der ersten Hanies, mit dem man spezielle Blogs füllen konnte. Und ich kenne die beiden grossen Visionen - das Fussballtor auf dem Handy und der Berater, der am Flughafen dringend seine geschäftsunterlagen updaten will - noch aus einer Zeit, als man nicht der Dödel war, wenn man eine Internetagentur hatte. Die Durchsetzung der Smartphones lässt weiterhin auf sich warten, daran hat auch das iPhone nichts geändert -

und nach einer Dekade voller Lügen, Fälschungen, Milliardenverlusten durch bescheuerte Lizenzen - erinnert sich noch jemand an Quam? - fallenden Verbindungspreisen und Margen, mehreren Versuchen von Location Based Services - kennt jemand noch "Wireless Vision? - nach einer UMTS-Präsi in Stuttgart, wo man sich per Videohandy erklären lassen konnte, wie man Bauklötze richtig zusammensetzt und einer Systems-Präsi, in der WLAN UMTS simulierte und trotzdem keiner das tolle Geschäftskundenportal von Vodafone sehen wollte, nach einer Werbekampagne für UMTS-versandte Postkartenausdrucke aus dem Urlaub, nach all dem soll der Durchbruch jetzt bevorstehen.

Steht so in der Wirtschaftspresse, abgeschrieben von Leuten, die vielleicht ein klein wenig Ahnung haben sollten. Das Ganze ist wie die geschichte vom Wunderheiler, dem die Patienten seit 10 Jahren schnellstens an Krebs sterben, und der jeden neuen, noch nicht toten Patienten als Beweis für die Richtigkeit seiner Heilungsmethode betrachtet.

Und wieder ist es das Menschenbild dieser Deppen, das die Sache a priori sinnlos macht, dieser Affenglaube an das always on seiende, vollverkabellosete Dauerinfojunkietum, das jenseits von Barcamps und ein paar Kneipen mit drittklassigem Kaffee und viertklassigen Freelancern schon in der Vergangenheit nicht die refinanzierende Klientel war, die sie in Zukunft sein sollen. Bei Strom, Wasser, Telefon und Gas läuft nur das Massengeschäft, aber genau das wird es nicht geben. Internet ist sowieso praktisch überall, und die meisten haben unterwegs zum Glück noch was anderes zu tun, als sich über ihr digital life upzudaten.

an dieser Stelle war eine - gar nicht erst veröffentlichte - Einlassung über Twitter- äh, Nutzer, nennt man das wohl. Selten, seit 2004er RSS-Gesülze der Sickschtusse, habe ich so sehr das Verlangen gehabt, eine Applikation mit einem sozialen Defekt zu verknüpfen. Mach ich wann anders.

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Mittwoch, 5. März 2008

Unable to start

Irgendwie entwickelt sich die grosse Enable-Reihe der FTD zu einem wunderbaren Pool für Entrepreneur driven Worst Case Szenarios. Nachdem unsere Charity Social Shopper neben einer knalligen Lektion in Sachen Markenrecht dank der aufmerksamen Blogkommunikation von Care jetzt auch noch den unkreativen Umgang mit der Wahrheit erlernen müssen, findet sich bei der FTD noch so ein an düsterste New Economyzeiten erinnernder Fall. Die haben einfach nichts dazugelernt.

Also, nochmal zum kopieren und über den Schreibtisch hängen:

1. Nie einen Vertrag unterschreiben, der nicht eindeutig ist.
2. Nie einen Business Plan machen, der nicht auch mit dem Schlimmsten rechnet.
3. Nie etwas tun, dessen Folgekosten man nicht kalkulieren kann.
4. Nie glauben, dass sich das später schon irgendwie regelt.
5. Niemals jemandem vertrauen, wenn es um das Geld geht.

Was ich so unfassbar finde, sind weniger diese blauäugigen Gründer, sondern die Dummbratzen solcher dieser Reihe zugrunde liegender Wettbewerbe, die viel reden und netzwerken und bepreisen und toll finden, und dabei offensichtlich nicht in der Lage sind, auch nur ansatzweise die Beratung zu liefern, die man geben muss. Gründen ist ein Scheissgeschäft, das kann übelst ins Auge gehen, das ist kein Festessen, sondern ein Akt der Gewalt. Und dabei bleibt man schneller auf der Strecke, als die FTD so eine Serie wegen Peinlichkeit einstampft. Wenn man erst mal auf der Fresse liegt, sind das die letzten, die einem helfen - denn die wollen Gewinner. Success Stories. Du pleite, Du nichts.

Sorry. Das klingt alles nicht nett, gerade bei einer Kita, selbst wenn die noch so schicki ist, aber man kann sich ja mal überlegen, was netter ist: Die Heuchler oder die, die klar sagen, was ist. Entschuldigt mich bitte, ich gehe jetzt kotzen, mir kommt grad alles wieder hoch. All die Scheisse der Munich Area. All die Jahre in der Hölle, und warum? Damit es gleich nochmal kommt. Macht endlich diese widerliche FTD dicht, wie es sich mit verlustmachenden Firmen gehört, die anderen noch was vorgaukeln.

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