: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 16. Dezember 2005

Dirt Picture Contest - Holzkohlengrill

Vielleicht ist es ja auch gar kein Schmutz. Im Gegenteil, vielleicht haben sich hier mal ein paar Anwohner zusammengerottet, den Dreck eingesammelt, soweit er brennber ist, und ihn dann mangels anderer angemessener Entsorgungsmöglichkeiten angezündet. Man kennt solche Bilder auch aus Ramallah und den Ghettos in Südafrika, aber da ist dann meistens noch eine verkohlte Leiche drin, mit einem verbrannten Autoreifen um den Hals - das ist hier auszuschliessen. Da bin ich mir fast sicher.



Wahrscheinlicher ist aber, dass in dem Lokal dahinter ein kleines Feuer ausgebrochen ist, und der Besitzer das Zeug vor die Tür gekippt hat. Da lag es nach meiner Beobachtung mindestens zwei Tage herum, vielleicht ist es auch immer noch da. Im Wedding brannte mal ein Sexkino aus, da waren die stinkenden Polstermöbl noch Wochen später auf der Strasse zu sehen. Wie lange es hier dauern wird, sei es, dass es abgeholt wird, von den Passanten des Nachts lustvoll zertreten oder vielleicht sogar noch mal entflammt wird - das Buch etwa ist bislang nur angesengt - ist eine andere Frage, deren Beantwortung ich wohl nicht mehr mitbekommen werde. Denn ich bin raus aus Berlin, und zurück im Süden.

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Donnerstag, 15. Dezember 2005

Dirt Picture Contest - Westprodukt

Das Beispiel der Rotkäppchen-Flasche macht Schule und liefert weniger als 10 Metern den Beweis für die Broken-Window Theorie: Im Fensterrahmen auf der anderen Seite des Gebäudes wurde ein äusserlich unversehrter, innerlich jedoch sicher unbrauchbarer Agfa-Scanner deponiert.



Es wird ein Wettlauf in Zeitlupe stattfinden um diesen Scanner zwischen dem Freizeit-Hool dieses Ausgehviertels - wir befinden uns schliesslich dort, wo der Bär tanzt und die Mieten für Berliner Verhältnisse abnormal hoch sind - der Stadtreinigung, die sich hierher nur selten wagt, falls es sie überhaupt noch gibt, und den Technikverwertern, die dergleichen auf dem Trödel wieder an dem Mann bringen, mit dem Versprechen, dass der noch geht, nur hat der Sohn jetzt eine Digicam und braucht den nicht mehr, Superpreis, garantiert.

Der Hool dagegen wird den Scanner zu Boden werfen, sich am Geräusch des zersplitternden Glases erfreuen und das Plastikgehäuse erbärmlich zu Klump treten. Insofern ist er der natürliche Feind der Stadtreinigung in diesem Wettlauf, denn das garantiert den langfristigen Verbleib des Scanners im Kiez und zwingt sie, irgendwann doch anzurücken. Vielleicht aber, wenn sie nicht kommt, bleibt er auch auf immer, denn immer neue Hools werden darauf rumtreten, ihn wie ein Mahlwerk in immer kleinere Brocken zerteilen, die dann irgendwann die Ritzen zwischen den zerborstenen Gehsteigplatten füllen und mit hineingetretenem Hundekot und Menschenkotze versiegelt werden.

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Mittwoch, 14. Dezember 2005

Dirt Picture Contest- Ostprodukt

Seit Samstag steht diese Flasche gleich nebenan im Fenster, gekauft für 1,60 Euro beim Spätverkauf und auch gleich im Weg nach Hause, zur nächsten Party oder sonstwohin gesoffen. So ein Piccolo, als wäre es ein gealtertes Freudenmädchen oder eine Oma, hier aber offensichtlich auch bei der Jugend des Szenebezirks beliebt.



Seitdem wurden die Rolläden noch nicht hochgezogen; vermutlich steht die Wohnung im an sich restaurierten Haus leer. Die Flasche ist ein Beispiel, das Schule macht: Gestern Nacht war ein paar Fenster weiter dann ein alter Scanner deponiert worden. Sage keiner, dass das Slum Berlin nicht aus der Vergangenheit zu lernen in der Lage ist.

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Montag, 12. Dezember 2005

Dirt Picture Contest- Do and Don´t

Sage bitte keiner, es sei irrelevant, wie man die Stadt verdreckt. Oh nein, auch hier gibt es solche, es gibt ordentliche Dreckscheine und unordentliche Dreckschweine, sprich, es gibt eine Hierarchie der Verwahllosung, die sich natürlich auch in der Natur des Drecks des ordinären Berliners im angesagtesten Stadtviertel, dem LSD-Viertel im Prenzlauer Berg offenbahrt.

Da haben wir also links im Vordergrund, vor der Fensterfront eines aufgelassenen Lokals, das ohne Provision zu vermieten ist für jeden, der die verschmierten Scheiben putzen und das Innere entrümpeln will:



Ein Kasten San Pelegrino. Die Marke verrät einen gewissen 80ies-Habitus, als die Flaschen mit dem roten Stern bei den Anhängern des Russenschick erfolgreich die deutschen Überkingers (klingt der Name nicht schon per se faschistoid?) ablösten. Der Kasten ist fast ganz gefüllt, sogar die Verschlüsse sind wieder auf den Flaschen, und er wurde raumsparend in den Rücksprung vor der Ladenfront geschoben. Vorbildlicher kann man als asoziales Dreckschwein eigentlich gar nicht sein, denn irgendwann kommt sicher ein Mensch mit Finanzproblemen, der den Kasten mitnimmt und das Pfand kassiert. Wir haben es hier eindeutig mit einem Fall von Luxusverwahllosung zu tun.

Inferior in jeder Hinsicht dagegen ein paar Meter weiter: Direkt an der Ausfahrt steht eine leere Flasche billigster Doppelkorn. Ein Vollrausch wird kaum billiger zu bekommen sein, die Flasche jedenfalls ist geleert und hier dann deponiert worden. Es wird nicht lange dauern, bis die nächste asoziale Radausau die Flasche einfach zu zum Spass in die Einfahrt tritt, wo sie an der Tür zerschellt und die Scherben die Reifen der ahnungslos rausradelnden Studentin zerstechen werden, die dann fluchend das Rad in den Hof pfeffert, wo es ohne Funktion die nächsten drei, vier oder mehr Jahre vor sich hin rosten wird, um so zum typischen Charme Berliner Hinterhöfe beizutragen.

Man sieht: Ein gewisses soziales Niveau findet immer seinen Ausdruck, und sei es auch nur in der Art, wie der Lebensraum Berlin und der inneren Verfasstheit seiner Bewohner angepasst wird.

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Samstag, 10. Dezember 2005

Dirt Picture Contest- ein alter Bekannter

Vielleicht war er schon vor mir hier. Aufgefallen ist er mir aber sicher vor etwas mehr als einem Jahr, so im Oktober 2004. Von damals habe ich auch schon ein Photo, nur war er da wniger verschmiert. Wann immer ich in diese Strasse gekommen bin, die ein Brenpunkt des Nachtlebens im Slum ist, bin ich quasi über ihn gestolpert. Er stand, er steht. Inzwischen ist er ziemlich verschmiert, jemand hat ihn auch als Sockel entdeckt, auf dem er seinen Abfall dem schmutzigen, zerborstenen Gehweg entheben und der Öffentlichkeit zu besseren Kentnissnahme entgegen bringen kann, einer modernen Tumba der Verwesung gleich in ein er Zeit, die den Schrecken der menschlichen Verwesung nur noch als Delectatio im Horrorfim kennt.



Doch niemand scheint sich in dieser Strasse daran zu stören; käme die Stadtrerinigung, gäbe es vielleicht einen Aufstand der Anwohner, wie man es wagen könne, ihr geliebtes Strassenmöbel zu entfernen und als Müll zu betrachten, schliesslich gehöre sich das so, das Ding sei schon immer da und hätte Gewohnheitsrechte, wenn das so weitergehe, würde das Abendslum untergehen und vielleicht sogar noch die Berlionförderung ein gestellt.

Und das wäre doch schlimm, dann könnten irgendwelche grossen Blondinen mit weissen Cowboystiefeln nicht mehr um 3 Uhr nachts in einem Wartehäuschen ein kleines Besäufnis mit ihren Bierflaschen machen, sondern müssten sich vielleicht überlegen, was anderes zu machen, das kann doch keiner wollen, und darum bleibt hier alles wie es ist, mit Cowboystiefeln und Kühlschränken.

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Donnerstag, 17. November 2005

Dirt Picture Contest - Verschwendete Schönheit.

Der Wagen des Wohnungsbesitzers, das Haus und die Reste der "Restaurierung"



Zersägte Türrahmen in handlichen Stücken; sehr massiv, es war nicht leicht, sie zu zerlegen. Dazu sauber gestapelte Fenster.



Die Flügeltüren, schlank und elegant, mit wunderbaren Kasetten: Nach 90 Jahren sind sie immer noch gerade und ebenmässig, das Glas ist in perfekten Zustand.



Die Fenster sind gut gepflegt und sauber gestrichen. Hier waren keine Pfuscher am Werk, und jemand hat immer dafür gesorgt, dass die Gläser auch penibel sauber blieben.



Selbst die mitunter sensiblen Kanneluren der Rahmen sind einwandfrei erhalten. Die Riegel passen genau in die Nuten und sind immer noch leichtgängig.



Die Griffe sind alle noch dran. Sie sind aus schwerem Messing und würden sicher auch noch 300, 400 Jahre halten, nur die Fenster wären in 100 bis 150 Jahren doch reif für den Austausch - vielleicht.



Nur werden sie hier nie die Möglichkeit bekommen, ihre Qualität zu beweisen. Statt dessen werden jetzt gesichtslose Fensterflächen Löcher in die Fassade sprengen, wo früher die Augen des Hauses waren.



Ich habe das alles ziemlich auffällig photographiert. So auffällig, das nach einer Viertel Stunde der Besitzer der Wohnung runterkam und wissen wollte, was ich da tue. Ich sagte ihm, dass ich die Fenster schön finde, und er meinte, wenn ich wollte, könnte ich sie ja mitnehmen.

Es gibt in Berlin einen gewissen Herrn Haidar. Herr Haidar ist ein leicht rundlicher Libanese mit vier Söhnen, und Spezialist für alte Baumaterialien. Sein Bruder wiederum ist Spezialist für Teppiche, daher kenne ich den Clan. In der Regel verkaufen sie solche Fenster und Türen nach Norddeutschland, dort zahlt man dafür, mit Thermogläsern versehen, horrende Preise. 1500 Euro für eines. Was immer noch billig ist gegen nachgemachte Fenster, die schnell bis zu 3000 Euro kosten - ohne historische Beschläge. Herr Haidar brauchte nur zehn Minuten, um mit seinem weissen Lieferwagen zu kommen.

Die Geschichte geht für Hamburg gut aus, aber Berlin möchte man für solche Erlebnisse ins Gesicht spucken.

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Mittwoch, 9. November 2005

Dirt Picture Contest - Erna hol die Panzerfaust

Das da ist schlimmer als der Dreck auf den Strassen Berlins. Christliche Hirnfickwäsche in Praktikantenflitscherl.

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Donnerstag, 3. November 2005

Gestern MTV gesehen

Manche fanden die hier vorgeführten Dirt Pictures aus Berlin nicht so besonders schön und angenehm. Selektive Wahrnehmung war da noch einer der geringsten Vorwürfe. Dann würde mich aber mal interessieren, warum es eigentlich noch keine Randale vor der Klingeltonverbreitungsmaschine MTV gibt, und keinen Aufstand vor dem Prollhauptquartier des Labels Aggro Berlin. Dirt pics from rotten minds. Mal ganz abgesehen davon, dass deren Dreck mediale Leitbilder erzeugt, die man nun wirklich nicht auf der Strasse treffen will. Nicht mal am Ende mit der Nadel in der Vene auf einem der typischen Müllhaufen.

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Dienstag, 25. Oktober 2005

Dirt Picture Contest - Outsourcing

der surplus facilities in den public space nach Art der hiesigen Elitessen. Den Gang müssen alle anderen entlang laufen.



Vielleicht kommt die Besitzerin ja aus Berlin. Später mal wird sie immer fordern, dass der Staat gefälligst die Rahmenbedingungen verbessern soll, und ihre Mitarbeiter Untergebenen mit einem staatlich geförderten Sozialplan freistellen, um dann irgendwo im Osten bei ausgesetzten Umweltauflagen neue Jobs auf Probe zu schaffen.

Oder jemand ehelicht sie weg, dann muss "nur" die Putzfrau leiden.

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Montag, 24. Oktober 2005

Dirt Picture Contest - Ikea 2.0 Mitte Edition

Sauber zerlegt, ordentlich in schicke, optimistisch blaue Tüten verpackt und auch noch für den Transport rollbar gemacht - haust Du noch oder vegetierst du schon?



Furniture 2 Go, das packende Interieurerlebnis in Berlins angesagtestem Stadtviertel, Open 24/7, das nenne ich Dienstleistungsmentalität. Und wenn die Bewag den Strom abstellt, kann man den Wagen auch noch zum Grill umfunktionieren, wie ich letzten Sommer am Mauerpark mal sehen konnte. Berliner Herz, was willst Du mehr?

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