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Freitag, 9. Februar 2018

Kompromat

Tatsächlich habe ich bislang nur eine Kamera jemals verloren, die aber gleich mehrfach, und das kam so: Ich war in Italien, und das nicht allein, und ich war sehr abgelenkt. einmal durch den Begleiter, dann durch Italien und letztlich durch den Erwerb gewisser ebenso teurer wie schöner Dinge. Dabei habe ich eine von zwei mitgebrachten Kameras, nämlich die kleine Sportknipse, vergessen. Und es sollte satte 4 Jahre dauern, bis ich durch mehrere Hindernisse und Vergesslichkeiten auf beiden Seiten - die nachgeschickte Mail "du hast schon wieder die Kamera vergessen und ich auch" wurde zum Klassiker der transalpinen Kommunikation - wieder in den Besitz gelangte.



Die SD-Karte in der Kamera ist wie ein alter, unentdeckter Film von einer Reise, und es ist erstaunlich, was da alles zu sehen ist - es sind nur viereinhalb Jahre, die Reise war exakt bei der Hälfte meiner Tätigkeit bei der FAZ, und entlang der Route ist alles wie immer, halt Bayern, Tirol, Südtirol und letztlich Venetien. Es gibt Bilder aus Meran eines schwulen Besitzers, der sich mit einer Bar seinen eigenen Traum erfüllte, und ansonsten, wie ich in den letzten Jahren als Journalist erfuhr und auch schon ahnte, Unternehmungen von Leuten, denen man mit den gleichen Einstellungen in Berlin die Autos anzünden, die Schaufenster einwerfen und die Läden verwüsten würden. Eigentlich ist das keine besondere Überraschung, Betreiber kleinerer Unternehmungen sind meistens konservativ und leben davon, nicht ausgeraubt und öfters mal bedroht zu werden. Man kann vom Tegernsee nicht langsam mit Einkehr nach Oberitalien fahren, ohne, sagen wir mal, die adrette Ungarin kennenzulernen, die als Bedienung in den Gasthof kam, den Junior heiratete, den Laden nach vorn brachte und supernett ist, bestes Heiratsmaterial, wirklich, Orban mag und mit ihrem Mann zusammen dem FPÖ-Stammtisch eine Heimat ist. Die Lega Nord ist bei uns gerade wegen des Anschlags in Macerata ein Schreckgespenst - wer die Meinung teilt, sollte besser erst gar nicht in Verona mit Handschuhgeschäftsinhabern sprechen, die sich noch gut erinnern, wie das vor der Lega Nord hier war, als die Altstadt zu kippen drohte.

Ich verteidige das nicht und ich würde weder unter CSU, FPÖ, ÖVP, AfD, SVP (die vielleicht noch am ehesten) oder italienischen Rechtsparteien leben wollen. Städte konnen auch unter der Sinistra schön, gut geführt und ordentlich sein, siehe Mantua - obwohl ich auch da die Sinistra persönlich kenne und diese Sinistra Null Toleranz für Migrationsnebenwirkungen wie abgebrannte Nachbarshäuser hat. Nur, wer Urlaub in seinem gewohnten politischen Umfeld deutscher Linker machen will, sollte besser den Alpenraum meiden, wenn er in einem netten Hofladen mit dem Kürbiskernbrot nicht auch ein paar gar nicht so biologisch schräge Thesen bekommen will. Die Zone des politischen Gifts beginnt schon beim Konditor von Gmund, ein wirklich stattlicher, leider inzwischen verstorbener Mann, der seinen Laden aus dem Nichts aufbaute und kurz nach der Pensionierung als führender CSUler starb. Ich will gar nicht wissen, wie viele politisch korrekte und pralinen- und tortenoffene Haupstädter jetzt nachträglich würgen würden, wenn sie in allen Details wüssten....



Wenn diese Kreise heute - leider auch von Seiten mancher Leute, die ich hier durch die Lokalitäten führte - über Abgrenzung und Ausgrenzung von Menschen mit abweichenden Einstellungen reden, wenn man bei Twitter zu Anne Wizorek steht, für die alles von Spahn bis Höcke eine braune Suppe ist, dann muss man schon mal fragen dürfen, wo diese Leute vor 4, 5 Jahren dachten, Urlaub zu machen. Sie finden es in Ordnung, Läden zu boykottieren, die AfD-Stammtische erlauben? Falls ja, dann sind im ganzen Alpenraum nur einige Viertel grösserer Orte wie Wien, Innsbruck, Graz, Trient, Zürich und Basel mit dem Helikopter anzusteuern. Ich kenne auch solche Lokalitäten, in denen die liberale Jugend verkehrt, die sind nur oft eher teuer. Es liegt weiss Gott nicht an mir, ich habe die übleren Aspekte der Region, die bis in die Gegenwart andauern, niemandem verschwiegen, und wer hier mit mir war, der kennt das Schöne wie das Abgründige. Es ist gar nicht zu übersehen gewesen, auf den Bildern sind auch Plakate mit den markigen FPÖ-Sprüchen.

Aber irgendwie war das früher alles noch tolerierbar. Man nahm es in Kauf. Man fand das alles trotzdem schön, man setzte sich an die Tische von Leuten, bei denen aus jeder Maserung und aus jeder Kachelofenplatte eine Vergangenheit drang, die heute bis aufs Messer bekämpft wird. Ich sehe die Bilder und erinnere mich, dass exakt die gleichen Personen, die heute Heimat verdammen, damals gut darin lebten. Das Bild ganz oben ist vom Beifahrersitz aus gemacht, weil damals jemand schnell Kurven fahren wollte, der den individuellen Autoverkehr heute bekämpft. Ich kann das sogar verstehen, weil Autofahrer in Berlin wirklich eine Pest sein können, aber ich wüsste nur zu gern, wo das Differenzierungsvermögen der gar nicht so lange verschwundenen Vergangenheit geblieben ist. Mir war schon bewusst, dass man damals besser nicht die Niggemeiers und Lasersushis mit Bildern bei Twitter Verdacht schöpfen liess, bei wem man da gerade die Landluft erfährt. Es gab da so eine Art, sagen wir mal, stillschweigendes Akzeptieren von Unterschieden.

Die meisten werden wissen, dass Niggemeiers Übermedien gerade einen Anschlag auf meine berufliche Existenz losgetreten hat, weil ich, wie jeder andere Reporter, Bilder im Görlitzer Park gemacht habe. Nun, es war nicht wirksam, weil man Niggemeier, Geuter, Lauer und all die anderen zur Genüge kennt und die FAZ nicht einknickt, egal ob der mit dem immer vom gleichen Hass erfüllte Mob von rechts oder links kommt. Ich weiss schon, warum ich dort explizit arbeiten will.

Ein Teil dieser Welle, die da gegen mich gemacht wurde, wurde bewusst von jener reichweitenstarken Internet-Person empfohlen, die am obigen Tisch neben mir sass, und der ich am Steuer neben mir bedenkenlos mein Leben anvertraut habe. Das muss man wissen, wenn man über die Entwicklung der letzten 4, 5 Jahre in Deutschland spricht. Und ich fürchte, dass ich da alles andere als ein Einzelfall bin. Es weimart schon sehr.

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Montag, 5. Februar 2018

Zu kalt und keine Krapfen

Eigentlich sollte es schön werden, und ich wollte rodeln gehen. Schön wurde es auch. Ich mag ja diese mystischen Landschaften, aus denen gleich ein Tatzelwurm hervorkriechen könnte.



Leider kroch etwas anderes, und zwar Nebel aus dem Norden. Am Alpenrand hat sich eine Wolke festgesaugt, und sie kam bis St. Quirin, also 2 km zu weit in den Süden. Gleichzeitig rutschte eine andere Wolke das Kreuther Tal hinunter und leckte am Südende des Sees. Dazwischen war es schön und kalt.



Und dort, wo ich entweder auf dem Liegestuhl liegen oder rodeln konnte, hässlich und kalt. Und Krapfen gab es beim Lengmüller auch keine mehr. Es kam also einiges zusammen, aber die Bilder wurden wenigstens gut. In Berlin streiten sie über eine neue Regierung, die keiner will und am Wahlabend auch keiner mehr wollte. Da kommen zwei Nebelbänke aufeinander zu, wie hier auch, das Gute ohne sie wird verschwinden, und Krapfen wird es auch keine geben.

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Montag, 5. Februar 2018

Puderzucker

Es braucht nur ein paar Zentimeter Schnee, dann ist der Tegernsee wieder wie im tiefsten Winter. Die Bäume sind weiss, und es fühlt sich viel kälter an, als es wirklich ist.



Aber egal wie das Wetter wird, ich habe Berge von ungelesenen Büchern dabei, immer noch stattliche Hügel von CDs mit komplexer musik, und obendrein ein wenig Schlafmangel, den ich hier zu kurieren gedenke.



Das wird schon alles gut.

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Samstag, 3. Februar 2018

Norweger für die Berge

Seit 10 Jahren wohne ich jetzt am Tegernsee.



Und das bringt es so mit sich, dass der sogenannte Winterschlussverkauf in den Niederungen mehr so ein Mittwinterverkauf für mich ist - vor April ist es in den Bergen selten Frühling, und selbst, wenn der Schnee direkt am See selten liegen bleibt, so sind doch die Höhen meistens weiss und Nachts steif gefroren. Ich habe mich in den letzten 10 Jahren unter dem Druck des Klimas massiv angepasst und gehe heute nicht mehr achtlos an Stiefeln vorbei, wenn sie gut und bezahlbar sind. Für meine Stiefel aus Verona bekam ich sogar Lob in Berlin, meine Schuhe wären die besten auf dem Podium gewesen (ich hoffe, die Damen lesen das hier nicht, ich habe keine Angst vor Mobs aus dem Netz und psychisch maroden Stalkerinnen aus der Drogenhändlerfreundeszene, aber bei gut angezogenen Frauen weiss man nie...)

Aber wie es nun mal mit den Stiefeln ist, sie sind mir eigentlich zu schade für schlechtes Wetter, mit dem Ergebnis, dass ich zwar einige Paare in verschiedenen Farben habe, aber die in aller Regel nicht trage. Die Neuesten hatte ich sogar in Berlin dabei, aber DAS wollte ich ihnen zum Auftakt nun wirklich nicht antun. Und weil das Wetter kalt bleibt und ich wieder in die Berge gehe und zufällig auf dem Weg vom Wochenmarkt bei einer Boutique vorbei kam, in der sich vor 40 Jahren die Schwulen einkleideten, und die heute auch HHochzeitskleidung für Herren und Damen führt, so ändern sich die Zeiten:



Konnte ich nicht ganz Nein sagen. Es ist schrecklich. Ich sage zwar immer, dass man nie genug Schuhe haben kann, aber ganz ehrlich, eigentlich brauche ich die Wohnung am Tegernsee allein schon, um den Schuhbesitz zu begründen: "In den Kofferraum passt nichts rein, ich kann nicht 4 Paar Schuhe mitnehmen, es müssen überall welche sein". So bedingt das eine das andere und das andere wiederum das eine.

Anfang/Mitte März machen unsere Trachtenvereine hier ihre Märkte. Ich sollte dann nach Italien reisen.

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Samstag, 3. Februar 2018

Brandenburger Frustration

Ich habe vor ein paar Monaten bei Ebay einen Rahmen gekauft, ohne nachzuschauen, ob der auch verschickt wird. Wurde er nicht. Und er war auch reichlich weit weg, nördlich von Berlin. Es dauerte also jetzt 4 Monate, bis ich die Gelegenheit hatte, ihn abzuholen: Ein Look KG131, mit 3 Rohren aus Carbon und der Rest aus Alu. Im Prinzip wie ein alter, geklebter Alan- oder Vitusrahmen, nur mit Carbon an den Stellen, wo es unkritisch ist. Einen KG 181 aus dieser Zeit habe ich schon, da ist die Carbongabel im Kopf gerissen. Und auch an anderen Stellen schaut es wüst aus. Hier nun sind 200 Gramm mehr auf den Rippen, für deutlich mehr Sicherheit: Alugabeln sind altbewährt und brechen fast nie, und der Rahmen ist in einem recht guten Zustand.



Die Idee war und ist nach dem Erwerb einer Shimano 105 3x9 Gruppe für lachhafte 50€ der Aufbau eines besonders billigen Alpenrades - vor dem Hintergrund, dass der Rahmen so viel gekostet hat, wie normalerweise Steuersatz, Sattelstütze, Cinelli-Lenker und Vorbau zusammen. Lenker und Vorbau gehen in ein anderes Projekt und sorgen dafür, dass diesews Rad unter der 300€-Grenze bleibt, und eigentlich war der Aufbau einfach. Bis ich versuchte, die Aussenhülle durch das Oberrohr zu fädeln. Da habe ich drei Tage immer wieder Züge eingeführt, gestochert, Züge geboben, weiter gestochert - es ging nicht. Letztlich musste ich die verklebte Abdeckkappe herausbrechen und feststellen, dass das Führungsrohr hinten nicht in die Öffnung führte. Man sollte denken, das wäre bei so einem Produkt besser gelöst, aber nein.

Anfänger wären mit solchen Problemen vermtlich völlig überfordert, und das kunstvolle Abbrechen von eigentlich nicht abbrechbaren Klebeteilen auf Carbon sollte man auch schon mal gemacht haben. Kauft euch Rahmen mit offen liegenden Zügen, da weiss man, was man hat, und man sieht, woran es fehlt. Jetzt ist die wilde Mischung mit vielen Teilen aus der Restekiste fast fertig, es fehlt eigentlich nur noch schönes Wetter.

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Mittwoch, 31. Januar 2018

Erst um 3 kamen die Wolken

Und selbst dann kamen sie nicht weit genug, um den guten Ort finster zu machen.



Genau deshalb bin ich hergezogen. Für die paar Stunden in der Sonne mehr. Klingt nach wenig, ist aber viel. Und nur gut gelaunte Menschen. Das ist grossartig.

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Sonntag, 28. Januar 2018

Und dann noch was zu Alf Frommer & Cie.

Der ist noch so ein Berlinbewohner - genauer, aus dem Kiez, über den ich hier schreibe.

Also, der Frommer, der ist Werber. Ich habe nichts gegen Werber, ich bin mir sicher, wenn ich Werber kennen würde, wären einige Werber meine besten Freunde, nur der Frommer ist in Berlin und das wird wegen des Abstandes dann natürlich schwierig, und mögen tut er mich auch nicht, und fordert, dieser gute Deutsche, der keine anderen Meinungen verträgt, mit Verweis auf Frank Schirrmacher üble Konsequenzen für mich.

Und Nils Minkmar, früher Feuilletonchef und Kollege bei der FAZ. heute Spiegel, wo er antrat, um etwas Besonderes zu machen, verbreitet das auch. Hunting Season.

Ja, nun gut. Ich habe schallend gelacht.

Also, der Witz an der Sache ist, dass tatsächlich Minkmar den heutigen Wunsch von Frommer schon mal teilweise erfüllt hat. Das war im November 2012, da hat er Knall auf Fall und ohne vorherige Debatte über die Gründe das Blog Deus Ex Machina abschalten lassen. Wie sich dann bei einem Einspruch bei eben jenem Herausgeber, dessen Namen Frommers Werberfinger in die Tastatur eingaben und der sich gegen so eine Berliner Figur nicht mehr wehren kann, herausstellte, war das etwas voreilig, da gab es ein Missverständnis, jemand hatte da wohl eine Liste gemacht und es wurde nicht genau geschaut und sowas, sagte dieser Mann in seinem Ledersessel, als ich kam, um die Sache zu klären. Damit war es bereinigt, niemand wollte die Lage weiter eskalieren lassen, und Schirrmacher wollte das Blog weiterhin behalten. Es blieb allerdings der ungute Eindruck, dass der damals neue Chef des Feuilletons seine Sache schon durchzog - vermutlich muss man das in der Position machen, aber so aus meiner Warte war das... man kann es nicht anders sagen, ohne Rücksicht hinter meinem Rücken. Dass es exakt im ersten Urlaub nach einer menschlich sehr schwierigen Phase passierte, machte den Vorgang auch nicht schöner. Dass er davon ausging, dass ich den anderen Blogmitarbeitern das Ende, das er mir nicht erklärte, erklären sollte... nun, letztlich war es egal, ist ist ja ganz anders ausgegangen. Es gab kein Ende. Nur einen Irrtum.

Vidi nihil permanere sub sole, habe ich bei der Streiterei mal geschrieben. Wie unschön richtig das leider war, hätte ich mir selbst nicht vorstellen können, denn nur anderthalb Jahre später starb Schirrmacher, und alle Wege trennten sich. Wie gesagt, die Abschaltung war öffentlich und wurde bei diversen Leuten aus eben jenem heutigen Jagdumfeld schon gefeiert - ich begehe da keine grössere Indiskretion, wenn ich nach der Verjährungsfrist berichte, wie es nach meinem Erleben und Blick in die alten Mails dazu kam.

Schirrmacher jedenfalls war jemand, dem es völlig egal war, ob man seine Meinung schrieb, oder nicht. Es sollte klug und gut begründet sein, und nicht langweilen. Schirrmacher praktizierte selbst, dass es nicht eine Wahrheit gibt, sondern viele Perspektiven, und die beste Debatte aus eben diesen vehement vertretenen Perspektiven besteht. Ich würde mein Schaffen nicht alleine stehen lassen wollen, ich fordere Leibeigenschaft als Kontrast zu sozialen Versprechungen, die ebenfalls Menschen in Abhängigkeit bringen, und ich weiss natürlich auch, dass man die Migrationskrise anders sehen kann. Wenn ich jede andere Sichtweise diffamieren würde, hätte ich viel zu tun. Ich weiss nicht, ob ich recht habe oder ob es in dieser komplexen Lage das eine Recht haben überhaupt gibt, ich zweifle auch, und deshalb fahre ich auch hin und schaue mir das an. Schirrmacher meinte immer, das Haus des Vaters habe viele Zimmer, und zu meinem eigenen Erstaunen habe ich diese beiden von ihm gegebenen Zimmer weiterhin, obwohl die Blogs viele Wechsel bei der Verantwortung gesehen haben, und so viele andere Zimmer leer wurden. Ich habe selbst nie gadacht, dass ich das länger als ein Jahr machen würde. Es kam ganz anders. Nur eben einmal, ein einziges Mal, November 2012, wurde eines dieser Blogs ausgeknipst. Kurz und beiläufig. Und dann ging es weiter. Aber für ein paar Tage machte Minkmar Träume vieler heutiger Jäger wahr.

Es gibt in meinen Kreisen immer Debatten darum, was gewesen wäre wenn... und es ist kein Geheimnis, dass Minkmar einer der denkbaren Nachfolger von Schirrmacher gewesen ist. Normalerweise ist es müssig zu spekulieren, aber doch, ich denke, ich weiss seit gestern, was mit mir passiert wäre, wenn Minkmar Herausgeber geworden wäre. Dank Minkmars Verbreitung von Alf Frommer, der so absolut keine Ahnung hat von einem Menschen, dessen Andenken er mit seiner Existenz und Masche beleidigt. Man berufe sich nicht auf Menschen, die man nicht kannte, und nicht auf Menschen, die einen vielleicht nicht hätten kennen wollen. Und niemals auf jene, die sich nicht mehr gegen so eine Vereinnahmung wehren können.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Schirrmacher heute zu mir sagen würde. Ich weiss es nicht. Ich war letzte Woche in Sacrow. Es hilft nichts. Es gibt keine Antwort.

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Dienstag, 14. November 2017

Das war alles nicht immer so.

Natürlich weiss ich auch, wie schlechte Entscheidungen für das Leben entstehen, denn ich habe das in einem Leichtsinn auch gemacht: Ich bin nach Berlin gegangen, wo man mir sagte, wenn du nach einem Jahr noch hier bist, schaffst du den Absprung nicht mehr.

Mit Blick zurück auf die 12 Jahre, seitdem ich weg bin, muss ich den Personen recht geben, denn fast alle sind noch in Berlin, und viele weitere sich dazu gekommen. Natürlich sind Blogs schon lange kein Ausweis des Dazugehörens mehr, Twitter ist wichtiger, und es reicht den meisten auch aus, weil es nichts mehr zu diskutieren gibt. Sie sind sich ohnehin weitgehend einig in ihrer Weltsicht.

Nun lebe ich in einer ganz anderen Welt, und bin wirklich der Letzte, der die Haus-Zwei Kinder-Zwei Autos-Ideologie meiner Klassenkameraden adaptieren wollte, verbunden mit politischen Einschätzungen, die auch nur durch das Verwachsen mit der Scholle erklärbar sind. Auf der anderen Seite kriegt man, sofern man nach draussen kam, auch in linken Zirkeln öfters mal ein Packerl mit, und meine Erfahrungen beim Bürgerfunk unter alten, weissen Männern waren unschön, hart und lehrreich. Relativ dazu waren die Berliner Verhältnisse undogmatisch, offen, entspannt und ziemlich flexibel. Damals, 2004.



Heute frage ich mich eher, ob die alten Bürgerfunker nicht vielleicht auch mal, als sie ihre Mischpulte löteten und Bandmaschinen erwarben, eine lustige Truppe waren, die einfach mal was ausprobieren wollte. So wie die Gründer von Metronaut, die mal Geld mit Lifestyle verdienen wollten. Geld ist immer noch ein Thema, da unterscheiden sie sich nicht von den Bürgerfunkern, und auch ansonsten frage ich mich, wo die sich in, sagen wir mal, 20 Jahren sehen. Der Bürgerfunk sass letztlich in einem gnadenhalber überlassenen, gesichtslosen Büro der AWO. Und es ist absehbar, dass die Mischung aus prekärer Lebensgestaltung und steigenden Kosten in Berlin diese ganze Gruppe sprengen wird: In die, die sich irgendwo einkaufen konnten und die, die verdrängt werden. Ich habe den Besitzer von Schloss Elmau als ausgesprochen generösen und klugen Menschen kennengelernt und würde jederzeit in Berlin in seinem neuen Projekt Orania in Kreuzberg übernachen - für viele Berliner wäre das eine Todsünde, die zu dem passt, was sie sonst von mir denken.

Die letzten Wochen jedenfalls waren wieder ausgeprochen lehrreich in Sachen "wem kann man trauen" und "für wen setzt man sich vielleicht besser doch nicht ein". Metoo hat weder den für seine Angrabbeleien berüchtigten Videomacher noch den übergriffigen Ex-Politiker weggespült, die zwar beide abgehängt sind, aber immer noch so mächtig und einflussreich, dass niemand in Berlin es wagt, den Mund aufzumachen. Ich kann es nachvollziehen, wenn niemand mit Interna der Führungsspitzen der SPD an die Öffentlichkeit geht, aber sogar bei diesen Randfiguren scheint das soziale Gefüge immer noch ein veritabler Schutz zu sein. Ein Schutz, wie ihn letztlich nur die Ansicht verleiht, er sei zwar ein Schwein, aber eben unser Schwein und habe die richtige Einstellung.

Wenn man das toleriert, akzeptiert man auch vieles andere, und rutscht da halt so rein, so wie bei uns zwar klar ist, dass der Pfarrer manchmal komisch ist, aber er hat ja die richtige Einstellungen (und der Russe wäre viel schlimmer). Nur so ist es erklärbar, dass man ideologisch unter früher undogmatischen Leuten wieder an die SED anschliesst, so wie manche Bürgerfunker nicht von der RAF Abstand nehmen wollten. Das alles ist auf seine Weise altersstarrsinnig und reaktionär, privat gut verschränkt, und ein Zurückweichen kann man sich nur leisten, wenn man bereit ist, einen persönlichen Preis zu zahlen. Aber ich glaube, dieser Preis ist klein im Vergleich zu jenem, den man zu bezahlen hat, wenn man in so einem System bleibt. Denn das Altern nimmt einem auch viele Optionen, und da sollte man sich wenigstens geistig frei stellen.

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Freitag, 3. November 2017

Loden in cold climate

Mein Gefühl sagt mir, dass es dieses Jahr wieder einen halbwegs richtigen Bergwinter geben wird, mit Schnee vor dem Haus und eisigen Rodelpisten. Vielleicht gibt es sogar ein Wallbergrodeln? Dann könnte es sein, dass ich dort den Janker mit Eichenlaubstickerei trage. Ja, Eichenlaub. Ganz böse.



Wie auch immer, es ist keine ganz schlechte Idee, für das Kommende vorzusorgen, und ausserdem kann man ohnehin nicht genug Loden haben. Der Sommer und seine Gäste brachten es so mit sich, dass ich zuerst hörte: Das ziehe ich NIE an. Dann ein: Na gut, für das Platzkonzert. Dann ein: Also so für das Wandern ist das schon gut. Und über ein: Ich schau mal selber. Gelangre man zu einem: Schön wäre es schon. Und letztlich zum gerne Annehmen und Mitnehmen. Ich habe beim Trachtenmarkt der Neureuther ohnehin mehr gekauft, als ich tragen und unterbringen konnte. Und man kann sagen, was man will:



Einreihige, kurze Trachenjanler mit Kellerfalte hinten sind nicht nur Gesellschaftskleidung am See, sie sind auch extem praktisch auf dem Rad, weil sich dabei die Falte öffnet und einen nichts einengt. Gleichzeitig ist es aber winddicht und warm. Und obwohl ich alles mit dem Auto fahren könnte, fahre ich hier alles mit dem Rad. Demnächst auch wieder zum Rodeln. Ich brauche das hier einfach. Und im Winter werde ich sicher lange hier sein.

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Mittwoch, 18. Oktober 2017

Durchatmen

Zugegeben, der Ort ist alles andere als ein Geheimnis. Wer hierher kommt, kommt irgendwann auch so hier herauf. Der Berg steht nachgerade im Weg und bietet sich ideal an. Ich war mit vielen Leuten schon hier oben, und es war eigemtlich immer eine Gaudi. Es ist noch nicht mal sonderlich intim, mit mir hier hoch zu gehen.



Es gab so einige Dinge, die ich mir vor 3, 4 Jahren nicht vorstellen konnte. Die Vehemenz, mit der mir nach der beruflichen Existenz getrachtet wird, die unverholenen Gewaltaufrufe, oder der Typ, der sich als knallharter AfDler in den Kommentaren ausgab, den ich aber aussortierte und sich mittlerweile als Linksextremist herausgestellt hat, der versuchte, in meinen Kommentaren strafbare Dinge zu äussern. Auch Anschläge juristischer Natur, vorgetragen unter anderem von einem Feigling, der sich hinter Rockschürzen verkriecht, sind eine eher neue Erfahrung, aber ich komme schon gut klar.

Man wächst mit den Aufgaben. Hier die einen, dort die anderen. Dachte ich.

Aber tatsächlich gibt es eine, mit der ich hier oben mehrfach war, und die jetzt die Sache eines Abmahners fördert. Nicht dass mir das den Berg vergällen würde, nicht dass ich vorsichtiger werde und misstrauisch. Ich bin noch nicht mal empört oder betroffen. Ich habe auch nicht wirklich einen Schaden, denn ich kann immer hier hoch, und sie eher nicht mehr.

Aber ich habe die letzten Jahre doch einiges über Menschen auf die eher harte Tour gelernt, und manche Entwicklungen lassen mich völlig ratlos zurück. Dieser Hass, der diese Leute antreibt. Dass sie heute Dinge tun und mit Leuten paktieren, die vor 4 Jahren noch weltenfern und lächerlich waren.

Das ist doch nicht gesund. Das ist doch keine frische Bergluft. Warum gehen die nicht einfach auf einen schönen Berg und artmen durch?

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