: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 28. August 2012

Derr Teufel und das Detail

Es fängt schon damit an, dass dieser Beitrag eigentlich zum nächsten Tag gehört -aber da bin ich leider weggeschlafen und konnte ihn nicht anlegen. Dafür hatte ich aus Sicherheitsgründen noch am Vortag einen Nullbeitrag abgespeichert, weil man ja nicht weiss und der Teufel ein Eichhörnchen ist. Oder eine Kalorie. Oder auch ein Maiskolben. Oder eine falsche Einstellung.







Solche ersten Touren mit neu entwickelten Rädern sind immer sehr, sehr langsam. Die meisten Einstellungen müssen nochmal justiert werden, und bei diesem Rad, das in vielen Details recht extrem ausfällt, kommt es manchmal auch nur auf eine Viertel Umdrehung einer Madenschraube an. Schrauben, aufsteigen, fahren, fühlen, absteigen, überlegen, einstellen... ein Problem nach dem anderen wird gelöst, bis alles stimmt.







Immerhin, man kann bei den vielen Unterbrechungen an München und seinen Abgasen vorbei bis zur Zugspitze sehen - im ersten folgenden Bild links schemenhaft links am Horizont erkennbar. Das ist schön, weil die Luft so klar ist, aber auch eine Ermahnung: Hier muss es so gut werden, dass es dort klaglos funktioniert. Denn dahinter liegt das Ziel, und die penible Vorbereitung soll am Ende dazu führen, dass ich weiss: Ich komme dort hin, daran vorbei, und auch noch hinüber.







Es muss bald sein, ein konkreter Termin, wenn das Wetter mitspielt und Herbergen zu finden sind und nichts dazwischen kommt - was man bei mir gerade nie wissen kann - ein konkreter Termin steht schon, und es muss so bald sein, denn die Tage werden kurz, dramatisch kurz. Hier im Flachland geht die Sonne unter, wenn sie untergeht, aber in den Bergen ist sie bereits eine, anderthalb Stunden früher verschwunden. Man muss wieder runter von den Pässen sein, wenn man es schaffen will. Um 8 Uhr wird man ankommen müssen, oder es wird riskant.







Diese eine Sache noch. Dann ist alles gut, dann kann ich auch so nochmal nach Italien, Terremoto-Nachberichterstattung, Gran Premio Nuvolari, vermutlich auch Eurokrise und sicher Gardasee. Und alles mit dem Auto. Weil ich dann weiss, dass ich es mit dem Auto fahren kann. Und nicht müsste. Es ist keine Frage des Sports, sondern eine Frage der Freiheit vom Alter und vom Körper. 15 Kilo habe ich dieses Jahr abgenommen. Erst nehmen wir Meran.

Und dann Unmengen von Zwetschgendatschi.

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Samstag, 25. August 2012

Erleuchtung an trüben Tagen

Sobald der Regen kommt, und wenn man sich zudem noch den falschen Fleck heraussucht und obendrein auch noch bessere Alternativen kennt, wird auch diese Stadt hier, so hübsch sie auch mitunter sein mag, recht schwer erträglich. Träge fliesst das Wasser dahin, es ist nicht schön, sondern einfach nur ein Fluss, und alle Bestrebungen, ihn für die Stadt zu entdecken, schlagen fehl. Sicher, woanders ist man so am Ende, dass man sogar die Spree für hübsch hält, aber die Donau ist einfach ein braunes Elend (ja klar, dass die Wiener sie für schön und blau halten, wundert nicht, die wählen ja auch FPÖ und schämen sich nicht) und wenig reizvoll.



Was also kann man tun, wenn man hier bleiben muss, und alles nur so mittelgut ankommt? Man muss im Regen nicht die Pflanzen giessen. Und man sollte all jenen, die hier Häuser bauen und Wohnungen kaufen und sich ihr Leben einrichten und planen, hier zu bleiben, sei es in einem Dreispänner auf dem Dorf, einer Toskanavilla oder gar einer modernististischen Schiesssschartenanlage, man sollte ihnen also wünschen, dass sie nicht von der Müdigkeit befallen werden, der man sich manchmal nicht erwehren kann, wenn man seit 170 Jahren geblieben ist, und sich so wenig geändert hat. Manchmal ist Geschichtsbewusstsein ein Segen, aber mitunter ist es auch ein Fluch. An irgendwas muss man sich wohl ketten, an Kompromisse, Hoffnungen, Traditionen und Ziele, die Vergangenheit dagegen hat den Vorteil dass sie nicht enttäuschen, altern oder eine Trennung verlangen kann.



Man wächst da langsam hinein, man lernt dazu und fügt Stücke an. Zum Beispiel habe ich mich oft furchtbar aufgeregt, wenn Trauben am Haus abgerissen und einfach achtlos auf den Boden geworfen wurden. Das passiert immer wieder, und es ist so sinnlos: Die Trauben sind einfach noch nicht reif, das dauert hier sicher noch vier Wochen. Wer, fragte ich mich, macht so etwas, und warum? Nun, inzwischen weiss ich, wer das tut, denn so ein Tag ist bestens geeignet, nach Westen zu schauen, ob das nächste Gewitter kommt. Und was sieht man dann weiter unten auf dem Fensterbrett?



Den Übeltäter. Und mit was für einer Vehemenz er sich daran zu schaffen macht, immer wieder und ohne Unterlass. Da kann man wohl wenig dagegen tun, dieser Störenfried lässt sich nicht einschüchtern. Aber nach all den Jahren weiss ich jetzt, wer das macht, und warum ich manche Trauben wegkehren muss. Die Natur, die Arterhaltung, vermutlich sind auch Kinder im Spiel und das wird einfach noch lange, bis zum Ende der Zeit so weitergehen. So eine Taube ist vermutlich mit dem Weinstock zufrieden, und ich sollte es auch sein, denn so ist es dargestellt auf romanischen Portalen, und es ist doch nett, wenn das hier so leben möchte, an Tagen, die sich so tot und müde anfühlen, dass einem nicht mal das Wundern über Hochzeitsaufwendungen der Gegenwart bleibt.

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Freitag, 24. August 2012

Mit Tricks über den Berg.

Radsport, also richtiger Radsport, ist hässlich. Dopingverseucht. Und dass Lance Armstrong nun aufgibt, gegen seine Überführung zu kämpfen, ist nicht weniger als gerecht. Es wird aber den Sport nicht besser machen. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Radsport die böse Ausnahme ist. Bei einem Sport wie Fussball, bei dem es global um ein Vielfaches an Geld und Einfluss geht, wäre es überraschend, wenn es anders zuginge. Nur sind da meines Erachtens viele Fans in Deutschland so verblendet wie die Italiener bei den Radlern. Und das Kartell der Wegschauer und Überseher dürfte so gut sein, wie es im Radsport vor 20 Jahren war. Und wenn die Kanzlerette im Stadion ist, wird sich daran auch nichts ändern. Die Hässlichkeit des Leistungssports ist nur die übelste Ausformung dessen, was uns in Sachen Körper, Fitness und Lebensverhalten von der einen Seite der Körperindustrie eingeprügelt wird, während auf der anderen Seite Lebensmittelkonzerne nicht müde werden, Billigfrass, Milchschnitten und geklebten Zuchtdreck als Ernährung anzubieten.



Ich liege zwar noch meistens darnieder, und das Hinknien auf dem rechten bein ist keine gute Idee, aber so eine ähnliche Win-Win-Situation, wo man es sich vorne und hinten leicht macht, habe ich jetzt auch gebaut. das ist kein Doping, nur ein klein wenig feige. Aber etwas Feigheit gilft bekanntlich, das Leben zu verlängern, alle Helden sterben früh, berichtete einmal Curzio Malaparte. Vorne beinhaltet die Feigheit ein historisches Kettenblatt von Stronglight mit 30 Zähnen, und hinten ein neues Titalritzel mit 27 Zähnen. Das ist eine Übersetzung mit 1 : 1.1, und es ist ausreichend für alles bis zu 15% Steigung.



Und zwar auch auf längeren Wegstrecken. Zum Vergleich: Moderne Rennräder haben ab Werk vorne meist 34 Zähne, und hinten 25. Wo deren Fahrer drei mal die Kurbel drehen, kann ich vier mal treten. Oder anders gesagt: Während mir bei den 1129 Höhenmetern des Spitzingsattels mit 39/25 die Puste ausging, hoffe ich nun, noch etwas höher zu kommen. Der Brenner sind vom Tal aus 300 Höhenmeter mehr, der Jaufenpass 500 Höhenmeter. Ganz langsam, Schritt für Schritt, so stelle ich mir das vor, und immer im Sattel bleiben, während die Kette über Titan schnurrt. Es wäre auch vielleicht gar nicht nötig gewesen, dafür ein neues Rad zu bauen. Aber im Winter, wenn es billig ist, kam so einiges zu mir, und das habe ich jetzt zusammengefügt. Halbe Räder herumstehen haben, noch dazu von dieser Klasse, das regt schon an meinem Gewissen, und das ist jetzt wieder rein.



Grossbild

Das Rad ist übrigens aus Stahl, und wiegt trotzdem nur wenig mehr als 8 Kilo. Das Rahmenmaterial, Columbus Nemo, ist ziemlich grenzwertig, aber dafür wiegt der Rahmen 1540 Gramm. Es gibt Carbonrahmen, die schwerer sind. Überflüssig zu sagem, dass sich diese Stücke nicht durchgesetzt habem. Es fährt sich, verglichen mit meiner Carbonrakete, bei der hinter jeder Bodenwelle vom durchgeschüttelten Radler der Freilauf mit einem lauten Klack neu verriegelt wird, sagenhaft weich. So langsam ich damit hochkrieche, sollte ich dann auch hinunterfahren. Und deshalb habe ich - man will diesmal heil ankommen - auch besondere Bremsbeläge drauf.



Ich weiss nicht, ob ich das 2012 noch schaffe, nach Meran zu radeln. Mein Leben ist im Moment etwas chaotisch und von Unwägbarkeiten geprägt, und die Ruhe und Gelassenheit, auf die man sich als Designer von meiner Seite vielleicht vor einem Jahr noch verlassen konnte, wenn man etwas Sinnvolles umschmeissen wollte, ist dahin. Ich bin im Moment auisgesprochen durchsetzungsfreudig bis an die Grenze der Rücksichtslosigkeit, gänzlich frei von Charme und Nachsicht. Es gibt genug Dinge, die sich momentan eher knirschend fügen denn wie das Scapin sich freudig vereinen, ich greife dann gern zum Hammer, statt zur Pinzette, und zu all dem kommen Fragen wie Wetter, Sonnenscheindauer und ein eng gesteckter Terminkalender. Ich las heute ein Buch über die Jugend der bayerischen Könige, und die Gewalt, mit der sie als Kinder gegeneinander vorgegangen sind, mit dem Versuch, sich gegenseitig wirklich umzubringen: Soweit bin ich nicht, da ist noch weit hin, aber ich denke, so ein Berg, ein Pass oder zwei, die täten mir schon gut, um mich ein wenig zu sortieren. Ganz langsam natürlich. So wie Gottes Mühlen.



Es get nicht um Leistung oder Körperkult, sondern einfach

Ich weiss nicht, wer das gesagt hat, aber als jemand fragte, warum man auf den Berg steigt, gab es die Antwort:

Weil er da ist.

Ich will über die Berge. Weil sie da sind, weil dahinter Meran liegt, und weil ich wissen will, ob das geht.

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Donnerstag, 23. August 2012

Die Wege der anderen

Ich muss mich, sagte ich zur Kollegin, noch ein wenig verschieben, sonst wird es eng mit der Sonne. Und dann verschob ich mich. Über mir sirrten Schwalben. Die Kollegin hat auch einen Balkon, aber den darf man nicht betreten. Und wenn es finster wird, sieht man dort auch keine Sterne. Die Sonne ist etwas, das Klimanlage und Jalousien verstellt. Schon komisch.



Es gibt vieles, das ich an meinen Arbeiten mag. Ich mag es, wenn ich etwas mit den Händen tun kann, und den Druck, hinauszugehen und etwas zu erleben, um darüber schreiben zu können. Momentan habe ich so viel erlebt, dass ich sogar liegen bleiben kann, was meinem Bein gut bekommt.In Sachen Geschichten bin ich eine Kuh geworden, ich fresse die Weise des Lebens ab, verdaue viel und am Ende kommt eine beliebte Erzählungsheumilch frei von Schleichwerbezusatzstoffen heraus. Aber im Gegensatz zur Kuh kann ich frei entscheiden, auf welche Weide ich gehe. Und Welten trennen mich von der Stallhaltung, selbst wenn im Moment die Ruhe das wichtigste ist. Für die Wunden (Schreiben tut immer noch weh), aber auch wegen der Hitze. Ich habe das mal zusammengerechnet: Ich bin dieses Jahr insgesamt sicher 4000 Kilometer geradelt. Da darf man auch mal pausieren.



Das grösste Privileg aber: Ich muss nicht irgendwohin pendeln, wo mir dann alles vorgeschrieben wird, vom Bodenbelag über die Lampe bis zur Tischhöhe. Mein Weg zur Arbeit führt über drei Teppiche an 40 Bildern und einigen Büsten vorbei zu einem Chippendale-Sofa aus Samt mit grünen Streifen. Beuge ich mich nach vorn, arbeite ich, falle ich nach hinten, höre ich auf und denke nach. Darüber, wie es wohl wäre, müsste ich mit einem öffentlichen Verkehrrsmittel fahren, warten, Werbung anschauen, mich schubsen und auch mal kontrollieren lassen, jeden Tag eine Stunde Zeit verlieren, und irgendwo ankommen, wo ich wenig zu sagen habe. Ich höre, dass es in Firmen oft um die Autostellplätze geht: Ich habe vier Stück davon. Und ich bin deshalb für ein normales Arbeitsleben so ziemlich unvermittelbar.



Ich war mal in München bei einem Thinktank von Mannesmann eingeladen, dessen Arbeiter keine Arbeitsplätze mehr hatten, sondern nur noch private Kästen zum herumschieben. Und alle mussten das toll finden, es kam ja auch von einem anderen Thinktank, und sollte die Kommunikation fördern. Das ist dann vermutlich der Endpunkt, wenn es gar keine gefühlt eigenen Plätze mehr gibt, zu denen man fährt. In den letzten Tagen gab es in Berlin und Hamburg einige Bemerkungen in meine Richtung, die sich am Kuchen, an den Kannen und dem Gebäude festhielten. Das ist nicht das Privileg. Es ist die Freiheit, die eigene Wohnung, und der Sternenhimmel, der langsam verschwindet, wenn das Gewitter heraufzieht.

Aber das versteht man nur, wenn man an Orten lebt, wo es noch Sterne gibt, und dankbar dafür ist, dort zu leben, wo alle anderen davor auch schon waren. Niemand kennt den Tag oder die Stunde, aber ich bin dankbar um alle Stunden, die ich davor schon nicht pendeln muss.

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Montag, 20. August 2012

Im Provisorium

Wenn die Flecken auf dem roten Lenkerband dunkel sind und verschwinden: Schweiss.

Wenn sie nur feucht und unsichtbar sind, und dann nachdunkeln: Blut.

Wenn sie feucht und sichtbar sind, und dann aushärten: Entweder Reifenkleber oder Eiter.

Und ich habe Drahtreifen, also kann es kein Kleber sein.

Deshalb ist das hier mit Tippen und Radeln und Bildbearbeiten gerade alles nicht so wirklich extrem schön, und das Schreibunfähige meines Zustandes passt zum Wetter und zu meinem entsprechend langsam-leeren Kopf. Bleibe ich halt daheim, in meinem Provisorium, was so ein altes Haus ja immer ist. Darin wollen die Verwansdten alle nicht leben, es soll ja alles perfekt funktionieren - und das tut es nicht. Ständig muss man Gästen etwas erklären, warum die Türen zu niedrig sind, diese Stufe wackelt und jede Sache im Moment nicht so klug ist; ein wenig ist das Haus gerade wie mein Zustand. Aber dafür bleibt es auch an heissesten Tagen relativ kühl, und bis sich die Hitze durch die dicken Mauern gefressen hat, ist es schon wieder Abend.

















Und in der finsteren Nacht sitze ich allein auf der Dachterrasse, kühle aus und schaue in die kommenden Gewitter.

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Montag, 20. August 2012

Shamal

Ich habe mich inzwischen zu folgender Betrachtungsweise durchgerungen: Im Leben gehört Hinfallen einfach dazu. Es hätte natürlich auch auf einer Wiese passieren können, oder neben dem Bett, oder im hüfthohen Wasser, oder im Bällebad. Wahrscheinlicher ist es bei mir jedoch mit dem Rennrad, am Abgrund, beim Bilderaufhängen und zusammen mit dem Auto auf Pässen.











So betrachtet ist ein g'scheider Schorfrutscher irgendwo in der Mitte bis zum unteren Viertel der Alltagsunglücke anzusiedeln, und keine Ausrede für den Verbleib auf den Sesseln in der kühlen Wohnung. Ich mein, wie oft hat man sonst schon Gelegenheit, Shamallaufräder in echten Wüstenwinden zu fahren, über schmelzenden Asphalt und ausgedörrte Landschaft, so trocken wie die Kehle? Und wenn man nur weit genug fährt, bekommt man solche Kopfschmerzen, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Aber ich finde, ein Problem reicht und das nächste Umfallen kommt bestimmt: Wollen wir es also nicht übertreiben. 50 Kilometer reichen in diesem Glutofen.

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Sonntag, 19. August 2012

Grenzenlos peinlich

Dich packe ich auch noch, sagte ich zum Guffert hinüber. Du schaust nur so aus, aber ich bin stark genug.



Dann fuhr ich hinunter und legte mich ins Schotterbett, und trat mit der Bahn, ganz schlimm, die Heimreise an. So richtig hingelegt hat es mich. Und jetzt geht es mir wie dieser Kurbel hier, die noch vor Kurzem ganz heiss war, und heute so offeriert wird: "Bei mir liegen noch ein Profile Carbon Rennradkurbeln rum. Vielleicht kann sie jemand für Resterad gebrauchen."



"Bei mir liegt noch ein Don Alphonso rum. Vielleicht kann ihn jemand für eine kleine Biergartenrunde brauchen." Oder so ähnlich sollte es heissen. Denn alles andere geht gerade eher schlecht. Wenn ich mich vor Kurzem noch in etwa so fühlte:



fühlen sich Hände und Knie im Moment eher ungut an - ich darf das kurz und drastisch visualisieren:



(Sagte da wer Schramm und Ponader?) Allerdings habe ich bei der Sehnenzerrung so lange Schuhe durchprobiert, bis ich auf den Berg steigen konnte, und vielleicht, sagte ich mir, hat ja auch ein Rad den richtigen Lenker und die richtige Position für die Hände, damit es nicht gar so weh tut. Das Schlimme ist: Treten geht noch eher als Bremsen und Schalten und Festhalten. Ich könnte weiterradeln. Ich kann nur nicht zugreifen.



Und was soll ich sagen: Ausgerechnet das Rad, auf dem ich mir immer so lächerlich vorkomme, weil es sich anfühlt wie ein Rennwagen beim Brötchenholen, ausgerechnet der Lenker, wegen dem ich es beinahe nicht genommen hätte, weil, so ein Verschleissteil für 300 Euro (Neupreis), das ist irre, das ist zuviel, das brauche ich nicht - ausgerechnet diese Trennschere für Radlergruppen und Angeberkiste für Cafes nun hat eine ergonomische Griffposition, die nicht auf die unschönen Stellen geht. Es ist jetzt noch peinlicher, weil ich noch langsamer bin, aber es geht.



Dachte ich mir auf meinem apfelbaumbestandenen Strässlein, wo ich das ausprobierte. Nebenan ist ein Golfplatz, Und während ich mich also etwas schämte und mich entsetzlich peinlich fand, aber froh war, wieder fahren zu können, sah ich hinüber und



da mache ich mir einen Kopf wegen eines Carbonlenkers? In einer Welt von Männern mit Caddies unter angeschraubten Sonnenschirmen? Und dabei ist der wahrscheinlich noch nicht mal Mitglied bei den Piraten.



Also, ich lebe, um an einem anderen, hoffentlich baldigen Tag wieder zu kämpfen. Ich will mich gar nicht gross mit dem anderen Irrsinn auseinandersetzen, ich will auf den Guffert und irgendwann nach Meran.

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Donnerstag, 16. August 2012

Reizvoll

Es gibt am Tegernsee so Stellen, da kommt man nur auf drei Arten hin: Mit dem Rad, weil man in der Nähe wohnt, oder mit dem Boot. Das sind dann die Stellen, die schon fast nach Riviera aussehen.



Und es gibt andere Stellen, da kommt man nur zu Fuss hin, weil dort niemand in der Nähe wohnt, kein See ist und auch kein fahrbarer Weg hoch führt. Das sind dann die Stellen, die jene ansprechen, die von der Riviera nicht so richtig angezogen sind.



Ich gebe aber gern zu, dass man, wenn man auf dem Heimweg kurz vor Scharding über den Lenker abgeht, doch ein wenig überlegt, ob so ein Nachmittag mit Freundin und Picnickorb auf einem Steg, alles in allem und unter Abzug der auf dem Weg verbliebenen Fleischteile, nicht auch seinen Reiz hätte.

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Ex-Münchner, aber wirklich.

Allen Schmerzen zum Trotz: Es gibt so Momente, da gehe ich auf die Terrasse und sage mir, dass es sagenhaft ist, wirklich hier zu leben. Andere haben vielleicht Dachpanoramen über Städte oder Bäume in den Strassen und Höfen, aber ich war gestern in München, und habe erlebt, wie aggressiv und bitter nur ein paar Kilometer Stadtverkehr machen können. Nichts in München kann so sein, wie das hier.





Den Feiertag habe ich fast völlig vergessen, also muss ich Reste zusammenkochen, aber das ist auch nicht schlimm: Pfannkuchen mit Marmelade, das war als Kind mein Leibgericht, und ein Tag wie heute ist eine schöne Ausrede für solche Exzesse, auch wenn es nur zwei sind - als Kind konnte ich 10 davon essen.





Die alten Leute, die hierher ziehen, fragen sich dann immer, warum sie das nicht viel früher gemacht haben. Die Antwort ist leicht: Weil andere es früher taten. Alles eine Frage der Logik des blauen Himmels und der Berge.





So. Gut gefrühstückt ist halb bestiegen, und ich habe ja noch zwei Hilfen, an denen ich mich festklammern kann: Das Rad ist ein prima Rollatorersatz, und der Stock am Oberrohr wird mich hoffentlich noch etwas höher tragen. Ich bin nicht krank, ich fahre nur ein Retrorad und gehe mit einem Retrostock, einem Retrostrohhut und einem Retrorucksack den Berg hinauf. Unter der Krempe wird keiner die Tränen sehen.

Ich lasse mich doch nicht von Müttern in meinem Dasein bremsen.

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Mittwoch, 15. August 2012

Was uns klug macht, bringt uns nicht um.

Es gibt so Sprüche, gerade in Sportlerkreisen, die ein wenig geschmacklos sind. Schmerz sei nur Schwäche, die den Körper verlässt. Das können auch nur Leute sagen, die sich als Hobby quälen und nicht chronisch krank sind. Man wird halt mal alt jund krank, und damit kommen auch die Schmerzen. Darauf sollte man nicht stolz sein. Es reicht, die Warnsignale zu erkennen. Und zu überleben.



Ein anderer selten dämlicher Spruch lautet: Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter. Sozialdarwnismus pur, als ob es nicht schon genug harte, eiskalte, berechnende Menschen auf der Welt gäbe, und man nochmal im Überlebenskampf eins draufsetzen muss. Was uns nicht umbringt, sollte ein Anlass zum Überlegen sein: Warum es überhaupt so kam, warum wir die Warnsignale nicht erkannten, was man das nächste Mal besser machen kann: Was uns nicht tötet, macht uns vielleicht klüger.



Ich war hier schon einmal, vor fast genau drei Jahren, und habe lange nachgedacht, was ich nun mit diesen Erlebnissen anfangen soll, die davor stattgefunden haben. Realistisch betrachtet war daran einiges eine schwere Fehlentscheidung, und dass sich alles wieder fügte, lag insgesamt nicht nur an meinem lockeren Verhältnis zu solchen Realitäten, sondern auch an einem Umfeld, das hilft, Niederlagen und Fehler vergleichsweise leicht zu verdauen. Man musste es versuchen, manchmal kann man einfach nicht anders, und Fehleinschätzungen sind nun mal nicht auszuschliessen. Das gehört dazu, das ist langfristig kein Problem, und das nächste Mal hält man vielleicht wieder hier an, und macht sich vorher kluge Gedanken, wie man es nachher gestaltet. Das ist nicht hart, auch wenn vielleicht manche Entscheidung dann etwas härter ausfallen mag. Aber irgendwie muss man sich seine Freiräume erhalten, den Sinn für Romantik und das Blumenbeet der Melancholie, durch das bitte keiner nochmal extra durchtrampeln soll. Dafür ist es nicht gemacht.



Ja, der Hirschberg. Da vorne rechts. Wer weiss, ob ich dort morgen hinaufkomme. Wenn es nicht gehen sollte, bleibe ich halt unten. Man kann schlecht für einen Knöchel und einen Beitrag ein Kind überfahren, das auch nichts dafür kann, dass seine Mutter ein verantwortungsloses Stück Dreck ist, das meint, auch ein vier Meter breiter Weg könne in der ganzen Breite nur ihr und dem Nachwuchs gehören. Ich weiss schon, warum ich die richtig libertinären Damen mit Bindungsmitteldesinteresse und kurzen, wurschtigen Planungshorizonten so schätze. Das sind so die Gedanken, die man sich macht, und auch, wenn sie wieder falsch sein sollten: Ich habe es wenigstens versucht. Ausserdem ist es ein netter Ort.

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