: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 19. Februar 2012

Ein feiner Abend

Mit guten Freunden. Hier aus der Provinz. Mit Gesprächen über sehr seltsam anmutende Themen, zumindest für manche, die sich wundern werden, wasgerade entwickelt wirdmit losen Planungen für das kommende Jahr, leichte Ziele, einfache Wege, wie man es nun mal so mag. Und wie man nach Meran kommt, zumindest einen Schritt.



Diese seltsame Beschwingtheit hat auch damit etwas zu tun; die Geschichte des mit allen Mitteln zur Strecke gebrachten Programmiers, dessen einziges "Verbrechen" es war, Code für Goldman Sachs zu schreiben, und der nicht verhaftet wurde, weil es zum High Frequency Handel eingesetzt wurde, sondern weil er den Code mitnahm - diese Geschichte gehört zu den Tiefpunkten der sog. Demokratie der USA.

Dass diese Bankster den Code behalten wollten, ist die eine Sache; dass der Staat ihnen dabei über alle Massen hilft, eine andere. Es ist schwer, hier nicht an eine Bananenrepubkik zu glauben. Man kann wirklich nur hoffen, dass die Transaktionssteuer diesen Machenschaften das Genick zerschlägt. Immerhin ist die Geschichte auch ein schöner Fall, den man den ACTA-Gläubigen das nächste Mal reinwürgen kann: Man darf der Drecksbande von sog. Rechteinhabern keinerlei Chance geben, quasi ein eigenes Unrechtsregime mit Sonderrechten aufzubauen. Wenn ARD und ZDF da anderer Meinung sind, muss man sich halt überlegen, wie man sie abschafft. Ich habe nicht vor, für solches Pack zu bezahlen. Reicht ja schon, dass man die Kriminellen vom MDR an der Backe hat.



Aber hier ist es ganz anders, hier wird Wasser zu Tee gewandelt und der Wein, der nicht gesoffen wird, geht in den Topf. Einen Fernseher haben die meisten sowieso nicht mehr, und unsere Bücher kann man noch lesen, wegstellen und bei Bedarf verschenken oder vererben. Wer sich den Contentmafiosi ausliefert, der hat es nicht anders verdient! Ob die Gemälde hier gemeinfrei sind, weiss ich gar nicht: Es ist egal. Und wenn bei der FAZ jemand einen Beitrag haben will, dann gebe ich den bisher so raus, weil ich immer den Eindruck hatte, dass diese Philosophie- Bauernhaus- und Kulturkreise einfach anders eingestellt sind: Das Leben ist Teilen und nicht Raffen. Ausser, man ist in schlechter Gesellschaft.

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Donnerstag, 16. Februar 2012

Der Geruch des Notstandes

Ich habe meinen Verbrauch an Nahrungsmitteln ganz gut im Griff. Und weil ich auf dem Wochenmarkt einkaufe, bekomme ich in der Theorie auch genau so viel, wie ich brauche.

Praktisch bekomme ich ab und zu auch etwas geschenkt. Dieses und jenes soll ich probieren, davon ist zu viel da, und wenn Sie schon das kaufen, probieren Sie doch mal das dazu. Das sind so die kleinen, erfreulichen Schwankungen, ein Frischkäse, ein paar Nudeln, ein Salatkopf, ein Krapfen mehr geht immer.

Ausser, wenn sich diese Zugaben alle an einem Tag einstellen. So war das letzten Samstag. Normalerweise kaufe ich eine Stofftasche voll. Diesmal war auch noch eine prall gefüllte Plastiktüte dabei. Und deshalb herrscht auch trotz verschickter Würste in meinem Kühlschrank schwerste Überfüllung, und entsprechend schlampig. unansehnlich und zusammengebazt wirken auch die Werke, die meine Küche täglich verlassen müssen - man will ja nichts wegwerfen. Aber nicht jeden Tag eine Stunde in der Küche stehen. Da war noch die Ochsenherz aus Sizilien, einfach drauf damit.



So ist es zur schönen, aber wenig sozialverträglichen Marotte geworden, eine Tarte am Morgen energiesparend auf die Heizung neben dem Sessel zu stellen, denn aufgewärmt schmeckt sie am besten. Das ist schön, weil es reichlich bequem ist, eine warme Tarte in Griffweite zu haben. Wenig sozialverträglich jedoch, weil das riecht, bis hinaus auf den Gang. Den ganzen Tag. Ich bin dauernd in Versuchung, das hört nicht auf, und am Abend geht dann die nächste Tarte in den Ofen. Heute die Egerlinge, morgen der Grana, übermorgen dann gleich vier Käsesorten, und die Nudeln müssen auch noch...

Es ist eine gute Theorie, nach der ich einkaufe. Aber aussehen tue ich nach einer schlechten Praxis.

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Mittwoch, 15. Februar 2012

Tage der Finsternis

Aufstehen um 7 Uhr. Draussen klingelt nämlich der Wecker in Form des schulischen Räumfahrzeuges, und da kann ich nicht zurückstehen: Ras aus dem Bett, runter, Schneeräumen.



Und weil es so hübsch kalt ist, steht zuerst der Tee auf dem Programm. Dazwischen Freischalten, Gähnen, Überlegen, was jetzt sinnvoll ist. So durchgefroren schlafe ich schlecht wieder ein, also ein Kompromiss, der alle glücklich macht: Tee, Buch, Bett.



Ich bin bei der Eiseskälte jeden Tag 10, 15, 20 Kilometer geradelt, aber das nun ist der Tag des Matsches. Da habe ich keine Lust mehr. Einmal am Tag das Haus verlassen, Dinge besorgen, nochmal Räumen: Das muss reichen. Ansonsten Nachdenken. Ich bin gar nicht so kreativ, Momenten der guten Ideen folgen Stunden des unkonzentrierten Leerlaufs. Und dabei muss ich doch was zustande bringen, das mehr ist als das Übliche.



Aufräumen soll da helfen, sagt eine Familienweisheit, also räume ich den Speicher auf und hänge Radlzeugs an ein Metallgerüst, wo es hingehört. Und obendrein so, dass es auch Gebrauchswert hat: Die nächste Tauphase kommt bestimmt, dann ist es zu nass für das Rennrad und zu glatt für das Bergrad, da muss ein Zwischending her, mit dem ich dann vielleicht auch ein paar Kilometer mehr in windgeschützten Wäldern fahren kann.



Aber heute bleibe ich dann doch lieber auf dem Teppich.

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Montag, 13. Februar 2012

Gefangen

Es hätte ein schmales Zeitfenster gegeben, drei Tage in etwa, um an den Tegernsee zu fahren. Aber am Sonntag ist es dort voll und eisig, und am Montag wird Schneefall einsetzen und bis Dienstag bleiben. Man könnte also mit 100,000 Münchnern in die Eishölle fahren, sich am Berg die Zehen abfrieren, und dann zwei Tage eingeschneit werden, während es weiterhin bitterkalt ist, und das Eis auf dem See nicht blitzen will. Und dafür packen, für 30 Euro Benzin verfahren, Risiken bei der Heimfahrt eingehen und obendrein an einem Ort sein, wo es noch kälter ist als hier, wo man es nicht lange draussen aushält... also habe ich das gemacht, was vernünftig ist.















Wobei, einer meiner alpinen Tanten sagte immer, wenn sie hier war, dass es zwar schön ist (von all den Möglichkeiten dieser Nahregion ist das sicher die hübscheste Ecke, und gerade mal ein paar hundert Meter vom Ort entfernt, wo ich aufgewachsen bin), aber irgendwie die Berge fehlten. Recht hat sie gehabt.

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Das gehört dazu

zum Älterwerden.

Dass man nicht mehr einfach so den Mund hält und sich in Höflichkeiten flüchtet, wenn der Blödsinn, der gebracht wird, ideologisch nah, aber trotzdem saupeinlich ist.

Zum Beispiel diese Stoppt-Acta-Krake, um die jetzt so ein Bohei gemacht wird, Ich bin 2004 mal richtig, das erste mal richtig an die Decke gegangen, als welche meinten, mit projüdischer Überempfindlichkeit private Politik machen zu müssen, und seitdem ist viel passiert: Den selben Dreck erlebte man von den Antideutschen und den Lizas und PIs dieser Welt, es wanzt sich damit die Springergosse durch die Zeiten, und all das will irgendwie nicht aufhören: jetzt also als Schlagdraufgeschichte bei den Piraten und Netzaktivisten. Ich bin zu alt, um da die Klappe zu halten und zu schweigen, wenn das aus der scheinbar richtigen Ecke kommt. Ich sag nur Mohrenlampe.

Ich habe eine Weile nachgedacht, ob ich darüber nicht irgendwas ... aber ich habe nach meiner eigenen Vorgeschichte irgendwie keine grosse Lust mehr, einen öffentlich auf Schiedsrichter zu machen. Und schon gar nicht bei der FAZ, und nicht zu diesem Thema. Und dann war das ja auch schon Thema besetzt; Julia Seeliger von den Grünen hat leider nicht die Grösse, sich bei diesem komplexen Thema etwas zurückzunehmen. Sie schreibt dort ein dogmatisches und geistloses Blog, und wie man das bei Grünen und Sozen in letzter Zeit erlebt, ist da die Schwelle zur Empörung über Piraten sehr niedrig. Geiler geht es ja nicht, wenn die irgendwas mit Nazis und so. Und dann auch gleich noch an die Antisemitsmusdebatte drangehängt, die immer dann hochkommt, wenn mal wieder eine der typischen Studien den Deutschen ihr Vergessen vorhalten. Nie wieder! Nieder mit der Judenfeindlichkeit! Alle müssen sich an Ausschwitz erinnern! Was haben wir denn morgen zur moralischen Empörung? Schnorris und Mitnehmis gibt es nicht nur in Bellevue, gerade die Moralpolitik ist voll davon.

Wir wurden in der Schule auch mal nach Dachau gekarrt. Mit einem wirklich netten, politisch aktiven Lehrer. Dachau hatte dann zu, das war Pech, und weil der Lehrer ein guter Lehrer war, fuhren wir weiter nach Schloss Oberschleissheim, die Strasse runter, und schauten uns das an. Ich fand das prima. Und nach meinem Wissen war auch in Schleissheim keiner dabei, der wegen dem ausgefallenen Besuch jetzt plötzlich meinte, KZs seien lässig gewesen. Jeder war verdammt froh, durch den Schlosspark strawanzen zu können. Und ich weiss auch aus recht sicheren Quellen, dass die obligatorischen KZ-Touren in Isreal... ich mein, ganz ehrlich: Das sind Rituale. Die brauchen ganz sicher nicht jene, die sich ihnen unterwerfen. Es gibt fraglos sensationell missglückte Gedenkauftriebe, ich sass mal in Würzburg in einer novemberlich kalten Schulaula, und wartete drei Stunden, bis jede der 9 Jahrgangsstufen was zum Gedenken gemacht hatte. Das war echt hart und unerbittlich und trist wie das Wirmüssenwirsollen-Geschreibsel der Seeliger der Selbstgerechten. Wir sollten vor allem nicht drei Stunden frieren und nachher kein Buffet in einem Ort haben, wo danach die Lokale geschlossen sind. Wir sollten nichts jeden Fussel umdrehen, ob da nicht doch was ist, das wir moralisch anprangern können.

Ich bin mir nach 20 Jahren Debatten um Denkmäler weniger sicher denn je, dass man den ganzen Memorialplunder in den vorhandenen Mengen wirklich braucht. Ich fand es gar nicht schlecht, dass man dem Zumtor in Berlin auf der Topographie des Schreckens wieder eingeebnet hat. Es gibt sicher nicht zu wenig Information; auf dem Höhepunkt der Judenmode der deutschen Verlage war es so, dass Autoren aus Israel ihre Manuskripte zuerst in Deutschland einreichten und sich dann auch noch beschwerten, weil es in Isral dafür keinen Verlag gäbe. Irgendwann haben dann auch hier die Verlage begríffen, dass man nichtg jeden Deutschen zum Völkermordexperten machen kann. Der Markt war gesättigt. Ich habe sicher an die 400 Bücher zum Thema oder auch mehr: Schon damals habe ich das ungern gelesen. Es geht mich ja nichts an, aber diejenigen, die meinen gedenken zu müssen, sollten sich schon mal überlegen, ob das nicht auch ohne Steinquader und opferbenutzendes Blogsülz geht. Das war schon in Berlin eine Nummer für peinliche Selbstdarsteller (erinnert sich jemand an den Reliquienknochen, den herzuzeigen sich diese Rosh nicht entblödete?), und das ist im Fall der Erregungskrake nicht anders.

Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn sich die Femiantisemimohrenlampenkorrektisjudenopferbenutzer und die Liberlalalatärenbraunsiffieisraelmissbraucher gegenseitig runtermachen, und wenn es dabei auch noch die dümmeren Piraten erschwicht: Warum nicht. Es gibt jede Menge gute Gründe, sich gegenseitig hirnlos zu schlagen, verbal zu vernichten, Dreckkübel auszuleeren - aber bitte, die Herren und Damen geschichtsbewussten Arier: Da ist so viel Müll in Euch.

Das reicht.

Ihr braucht Opferusurpation dafür so wenig, wie ich Euch für hilfreich erachte. Jemand kennt Auschwitz nicht? Klare Bildungslücke. Jemand nimmt jede dieser nun schon seit Dekaden im alarmistischen Ton gehaltenen Studien zu ernst? Es muss wohl Holocausttag sein, da passiert das meistens. Aber eine Krake, die seit der mittelminoischen Vasenmalerei (und damit klar vor dem Auszug aus Ägypten, bittschön) ein Raubtier zeigt?

Geht's noch? Sucht Euch bitte andere Spielplätze.

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Sonntag, 12. Februar 2012

Umfrage!

3000 Tage Rebellen ohne Markt gibt es bald zu feiern. Was soll ich in den nächsten 3000 Tagen für die Leserschaft machen?
Ich will, dass dieses Blog endlich dicht gemacht wird!
Ich will, dass es hier mit Radau, Foodpr0n und Tippfehlern so weiter geht, wie es schon immer war.
Ich will einen Liebessommerroman von Don Alphonso.
Ich will mindestens 1 Kind von Don Alphonso (wehe!).
Ich will ein literarisch angehauchtes Sachbuch von Don Alphonso.
Don wer?

  Ergebnis anzeigen

Erstellt von donalphons am 2012.02.12, 17:15.



Ansonsten kaltes Traumwetter heute. Schlittschuhlaufen geht gar nicht so gut, weil zu viel Schnee auf dem Eis ist. Aber darauf wiederum kann man vorzüglich Rad fahren.












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Samstag, 11. Februar 2012

Gerechtigkeit für den Winter

2008 war ein Traumwinter; da bin ich an den Tegernsee gezogen. Warm, schneefrei, eigentlich Frühling. Blitzblauer Himmel, tiefblauer See.



2009 war ein Traumwinter. Unten am See war es frühlingshaft mild, überall war es sonnig, und oben war genug Schnee zum Rodeln. Man konnte es sich aussuchen. Und warm war es! Es gibt Bilder von mir neben einem Termometer, das 20 Grad an einer Hauswand anzeigt. Ganz oben auf dem Berg, im Schnee.



2010 war ein Katastrophenwinter für die, die nicht am See waren. Das Wort "spätrömische Dekadenz" ist gefallen von jemandem, dem man selbst gern beim Schneeschippen zuschauen würde. Und zwar nur mit Hipsterbrille und einem Laken bekleidet. Am See war das Wetter dagegen traumhaft. Sonne, Sonne, Sonne über angenehmem Schnee. Und Inversionswetterlage. Oben warm, unten in München eisig.



2011 war nochmal so ein Jahr, da kamen manche über Wochen mit ihren Autos nicht aus den Schneehaufen heraus. Der Winter dauerte zwar auch am See sehr lang, aber er war sehr schön. Sagenhaft. Nur etwas mehr Schnee hätten wir gebraucht. Richtig erbärmlich kalt war es in all den Jahren selten, man konnte trotzdem immer draussen etwas tun. Keine Frage, ich bin verwöhnt.



2012... man muss auch mal das Silber putzen und Rezepte variieren. Draussen sein und Rodeln ist überbewertet, wenn es auch am Tag minus 20 Grad hat. Und ich muss vermieten und restaurieren und habe auch so genug zu tun. Und vier Jahre lang hatte ich die schönsten Winter, die man sich vorstellen kann, da darf es auch einmal aussetzen. Und dafür hatten wir ja auch einen Traumnovember, das muss man auch sehen.

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Mittwoch, 8. Februar 2012

Sichwasleistungsgesellschaft

Die Seite mit dem Hotel in Catania ist immer noch offen, und auch die andere mit der Empfehlung meiner Eltern, die ich mir aber beim besten Willen nicht leisten kann, und auch nicht leisten würde: Taormina Bestlage, direkt am Meer, historisches Gemäuer, hübsch, wirklich. Obwohl meine Eltern Catania enorm scheusslich finden und gar keinen Vergeich zu Taormina.



Dummerweise kostet dort eine Nacht inzwischen - es ist 10 Jahe her, dass meine Eltern das letzte Mal dort waren - in einer geupgradeten Parvenüschnorrikategorie so viel wie 7 Tage in Catania. Und 7 Tage so viel wie ein Monat Catania plus vermutlich noch ein Barockalter und drei Sklaven, die ihn nach Hause tragen. Ich würde einiges gerade gern tun wollen, und fast alles lieber als dieses Trainingsprogramm für das nächste Stalingrad, aber das wäre es mir einfach nicht wert. Selbst wenn ich es mir leisten könnte. Vermutlich muss ich nochmal 30 Jahre älter werden, um diese Bestimmtheit zu erreichen, die besagt: Das leiste ich mir einfach.



Dafür leiste ich mir ein paar andere Dinge: Fast eue Felgen und Reifen für die Barchetta und den Sommer, ein paar bösartige Bemerkungen über Reichshauptschnorri morgen, man glaubt gar nicht, was einem da so einfällt, wenn man bei -17 Grad durch das Schneetreiben 10 Kilometer fährt und in die harten Eisbrocken knallt. Und zum Abend dann eine Sauerei mit Mascarpone, allein, denn momentan geht Nachts keiner aus dem Haus, der nicht muss. Und nachdem hier langsam die ersten Rohre bersten, könnte ich ohnehin nicht weg.



Also: Keep ice cold and carry on.

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Freitag, 27. Januar 2012

Und das mir

Sie sagen, das Internet wäre ein Schatz des Wissens.

Andersrum wird es richtig: Das Internet, wenn es nicht gerade das Hirn mit SPONschleim verblödet, zeigt, wie wenig man weiss. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass der Condottiere Giovanni dalle Bande Nere mit voller Rüstung in Mantua begraben wurde. In der Kirche San Francesco. Die ich auch nicht kenne. Und das merke ich auch nicht im Sinne von "Da forsche ich jetzt nach", sondern stolpere drüber, über den langen Weg Lech -> Rain am Lech -> Tilly -> Falconett -> dalle Bande Nere -> Mantova - > Chiesa San Francesco.



Willkommen, Bildungslücke, halb habe ich Dich jetzt zugeschaufelt, und was noch offen ist, wird dann zu Mantua vernagelt. Nein, man kann nicht alles wissen, dumm kommen wir zur Welt und nach dem Tod ist alles weg, aber ich habe das Gemälde von Hawkwood gesehen, das die Florentiner aus Geiz von Ucello pinseln liessen, um kein teures Standbild errichten zu müssen, ich habe den missglückten Gaul in der Colleoni-Kapelle zu Bergamo betrachtet, und ich fand auch den Tempio Malatesta in Rimini missglückt. Da hätte noch so ein zusammengebombtes Grab in einer geschändeten Kirche für den fiesesten- und vielleicht auch idealtypischen - Söldnerführer aus der Epoche vor G. W. Bush noch gefehlt.

Dann brauche ich nur noch Cesare Borgia, aber den haben sie wie einen Hund in Spanien verscharrt. Wenigstens das weiss ich.

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Mittwoch, 25. Januar 2012

Getürt

Wenn Mentalitäten sich ändern, wenn Verhaltensweisen kommen, die früher so nicht da waren, dann enstehen auch neue Wörter. Im Englischen, gerade im amerikanischen Englischen zum Beispiel kommt jetzt das Wort "dooring" auf. Das liegt daran, dass man früher in dieser chinesischen Kolonie ohne Gefahr die Autotür öffnen konnte. Jetzt, da sie leibeigen sind und das Benzin nicht mehr zahlen können, entdecken manche die Vorteile der chinesischen Transportmethode mit dem Rad. Der Chinese hat wenigstens ein Pedelec, aber sein Sklave tritt lieber, was angesichts der Probleme dort gar nicht so schlecht ist. Bis eben sein Artgenosse im Auto denkt, Nixon sei immer noch an der Regierung und Asiaten etwas, das im Busch beschossen wird, und von hinten kommt in dieser breiten Strasse sicher nichts, und die Tür seines übergrossen Opel Astras aufreisst, wenn der Radler kommt. Und das heisst dann dooring.

Das wäre mir heute beinahe auch passiert, gleich beim Friedhof, passenderweise. Jedesmal denke ich mir beim Vorbeifahren, dass ich gerne die Traditionen befolge, aber nicht die des Familiengrabes. Gerade hatte ich noch zwei Mütter vor meiner Feuerwehrzufahrt vertrieben (Bitte fahren Sie Ihre Autos weg. Aber mein Kind kommt gleich aus der Schule. Egal, das ist Feuerwehrzufahrt, ein paar Meter weiter weg ist genug frei. Wir haben die Handwerker im Haus, direkt am Gas. Also fahren Sie weg. Aber Sie müssen doch gar nicht raus, Sie haben ja ein Rad. Und ein Mobiltelefon. Seit ein paar Wochen glauben hier alle, sie könnten hier vor meiner Einfahrt parken. Nehmen Sie die Karre weg, oder ich zeige Sie an.), und dann fahre ich vorschriftsmässig auf dem Radlweg und wamms, reisst jemand die Tür auf. So schnell kann man gar nicht schauen. Nur lenken. Und deshalb kann ich sagen: Alte Principias sind enorm wendige Räder.



Wäre ich da mit dem Klein oder dem Look gefahren, gäbe es jetzt einen Versicherungsfall und jede Menge Schereien. Vermutlich lässt im Winter einfach das Denken an radler nach, sie verschwinden aus dem Strassenbild, und so kommt das dann. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich vorletzte Woche in München, im Glockenbachviertel über eine grüne Ampel gehend, in der Nacht beinahe von einem Radler umgenietet worden wäre. Ich weiss schon, warum ich aufs weitgehend ampel- und autofreie Dorf gezogen bin; am Tegernsee kann ich nichts dergleichen berichten.

Hier jedoch brauche ich die 10 Kilometer Bewegung, die meine Pflichten mit sich bringen. Einerseits aus Geiz - die Autofahrerei zum Ziel ist extrem hässlich, reizlos und voll mit Schulbussen und Tempo-30-Zonen sowei dem grössten Stau der Stadt, und die Benzinpreise sind gerade iranisch, die Multis bedanken sich bei Amerika - zum anderen aber auch, weil ich Bewegung brauche. Es ist immer noch zu wenig, aber wenigstens das sollte schon sein, bevor der Frühling kommt, und mit ihm der grosse Umzug. Man will ja den Italienerinnen gefallen.Und weil ich in Vicenza ein bestimmtes Thema über Räder und Radgeschichte machen möchte, schraube ich gerade auch noch an einem sehr viel älteren Stück, das ich dann mitnehme.



Überhaupt. Ich habe heute eine alte Speicherkarte durchgekramt, 8 Gigabyte Bilder vom April letzten Jahres. Das ist in Zeiten wie diesen wirklich hart. Momentan ist es dort unten auch vergleichsweise flauschig warm, man radelt dort mit Genuss und nicht, um schnell von A nach B mit kalten Ohren zu kommen. Handschuhe trägt man nur aus Stilgründen, hat man mir berichtet Das mache ich im April wieder. Egal, ob sie die Griechen jetzt endlich pleite gehen lassen oder in den Iran einmarschieren: Das muss einfach sein. Radeln in Mantua, und die Geschichte weiter ziehen lassen, wo sie dann getürt wird von den Verwaltern chinesischer Kolonien, ihren irren Nachfolgehoffenden oder den irren Persern. Egal. Einfach nur über den See radeln und Tortelii di Zucca bestellen. Das ist wenig und viel zugleich.

Davor werde ich mich allerdings noch von ein paar Rädern trennen - es sind wirklich zu viele geworden, und gerade manche Luxusobjekte wie ein Daccordi und ein Klein taugen mir weniger, als ich dachte. Reisefinanzierung. Vielleicht kann ich mir dann diesmal den grünen Glasleguan in Verona leisten, den ich nun schon seit über 10 Jahren anlechze.

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