Donnerstag, 2. Dezember 2010
Auf dem Sofa
Ich liege auf dem Sofa und schaue hinaus in die Nacht. Gestern war es noch sternenklar, und die Milchstrasse zog sich als funkelndes Band über das Firmament. Heute treibt der Schnee vorbei. Endlich, möchte man fast sagen, nachdem der Tag praktisch ohne Niederschläge war. Ein Zentimeter Neuschnee, höchstens. Das allseits verschrieene Chaos hat hier einfach nicht stattgefunden. Wenn man von uns aus nach Gmund hinunter geht, versteht man auch, warum.

Das schlimme Wetter des Flachlandes kommt nur mit Mühe hier hoch, um gleich wieder auf den See hinunter zu fallen. Wir sind zu weit oben, gefangen zwischen zwei Wolkenschichten, aber das Elend entspringt der tieferen Lage, bis dann in der Nacht andere Wolken in grosser Höhe kommen. Hier ist es noch nicht mal richtig kalt, sehr erstaunlich. Ich nehme noch einen Tee und finde es angenehm, noch eine Nacht bleiben zu können. Auf dem Heimweg, lese ich zu meiner Überraschung - ich lese sonst nie Wetterzeug - bleiben die Leute auf der Autobahn stecken. Würde ich morgen rodeln gehen, so wäre ich sicher durch den Neuschnee auch langsamer. Das wäre es aber auch schon.

"Können wir um 5 telefonieren?"
"Gerne, dann gehe ich jetzt auf den Berg."
So klingen die Gespräche zwischen mir und den Bewohnern des Flachlandes, die das Haus nur verlassen, wenn es gar nicht anders geht. Vielleicht würden sie es hier ebenso halten, vielleicht wäre ihnen die Vorstellung unerträglich, als einziges menschliches Wesen dieses Massiv hochzustapfen, die Vorstellung, wie das aus ein paar Kilometer Höhe wirken muss, ein langsamer, brauner Punkt inmitten eines entfärbten, weissgrauen Waldmeeres, einsam dem Takt des Schneeknirschens folgend, mag nicht behagen, wenn man nur den Arm ausstrecken müsste, um seinen Nächsten zu berühren. Aber genau das tun sie ja auch nicht, und mich umarmen dort oben das Nichts, die Einsamkeit und die Kälte. Die Wärme des Blutes und die Hitze der Anstrengung halten dagegen. Schritt für Schritt. Allein mit meinen Gedanken. Fast allein. Auf dem Weg nach oben flatterte ein Rotkehlchen neben mir von Ast zu Ast bis zum Steinsturz, und in den schnellen Kurven des Mittelstücks rannte mir ein Hase voraus.

Ich liege auf dem Sofa, schaue hinaus und komme langsam wieder in diese gefährliche, für mich ganz untypische Haltung des fehlenden Interesses an was auch immer. Zwei Wochen, sehe ich beim Blick in den Kühlschrank, könnte ich hier aushalten, ohne das Haus verlassen zun müssen, und bis dahin sind die Strassen nach Italien und zu den Feinkostgeschäften in Sterzing sicher wieder frei. Unten im Dorf haben wir einen Dorfladen, der vielleicht noch etwas besser werden muss, um da mithalten zu können, aber alles in allem lässt es sich hier bestens den Winter überleben. Ich nehme noch einen Tee, verfolge den Flug der Flocken von der Strassenlaterne zum Baum mit den Lichtern. In der Tiefgarage, sicher vor Sturm und Kälte, schläft das Auto, um mich morgen zurück zu den anderen Menschen da unten zu bringen. Oder auch wieder nur zum Berg. Ich weiss es nicht. Ich liege auf dem Sofa und denke darüber nach, was ich kochen soll. Käsknödel, in Butter und mit Parmesan golden glänzend. Farbe am Ende eines Tages in Weiss und Grau. Das wäre fein. Und dann früh ins Bett, wie meistens hier in den Bergen.

Das schlimme Wetter des Flachlandes kommt nur mit Mühe hier hoch, um gleich wieder auf den See hinunter zu fallen. Wir sind zu weit oben, gefangen zwischen zwei Wolkenschichten, aber das Elend entspringt der tieferen Lage, bis dann in der Nacht andere Wolken in grosser Höhe kommen. Hier ist es noch nicht mal richtig kalt, sehr erstaunlich. Ich nehme noch einen Tee und finde es angenehm, noch eine Nacht bleiben zu können. Auf dem Heimweg, lese ich zu meiner Überraschung - ich lese sonst nie Wetterzeug - bleiben die Leute auf der Autobahn stecken. Würde ich morgen rodeln gehen, so wäre ich sicher durch den Neuschnee auch langsamer. Das wäre es aber auch schon.

"Können wir um 5 telefonieren?"
"Gerne, dann gehe ich jetzt auf den Berg."
So klingen die Gespräche zwischen mir und den Bewohnern des Flachlandes, die das Haus nur verlassen, wenn es gar nicht anders geht. Vielleicht würden sie es hier ebenso halten, vielleicht wäre ihnen die Vorstellung unerträglich, als einziges menschliches Wesen dieses Massiv hochzustapfen, die Vorstellung, wie das aus ein paar Kilometer Höhe wirken muss, ein langsamer, brauner Punkt inmitten eines entfärbten, weissgrauen Waldmeeres, einsam dem Takt des Schneeknirschens folgend, mag nicht behagen, wenn man nur den Arm ausstrecken müsste, um seinen Nächsten zu berühren. Aber genau das tun sie ja auch nicht, und mich umarmen dort oben das Nichts, die Einsamkeit und die Kälte. Die Wärme des Blutes und die Hitze der Anstrengung halten dagegen. Schritt für Schritt. Allein mit meinen Gedanken. Fast allein. Auf dem Weg nach oben flatterte ein Rotkehlchen neben mir von Ast zu Ast bis zum Steinsturz, und in den schnellen Kurven des Mittelstücks rannte mir ein Hase voraus.

Ich liege auf dem Sofa, schaue hinaus und komme langsam wieder in diese gefährliche, für mich ganz untypische Haltung des fehlenden Interesses an was auch immer. Zwei Wochen, sehe ich beim Blick in den Kühlschrank, könnte ich hier aushalten, ohne das Haus verlassen zun müssen, und bis dahin sind die Strassen nach Italien und zu den Feinkostgeschäften in Sterzing sicher wieder frei. Unten im Dorf haben wir einen Dorfladen, der vielleicht noch etwas besser werden muss, um da mithalten zu können, aber alles in allem lässt es sich hier bestens den Winter überleben. Ich nehme noch einen Tee, verfolge den Flug der Flocken von der Strassenlaterne zum Baum mit den Lichtern. In der Tiefgarage, sicher vor Sturm und Kälte, schläft das Auto, um mich morgen zurück zu den anderen Menschen da unten zu bringen. Oder auch wieder nur zum Berg. Ich weiss es nicht. Ich liege auf dem Sofa und denke darüber nach, was ich kochen soll. Käsknödel, in Butter und mit Parmesan golden glänzend. Farbe am Ende eines Tages in Weiss und Grau. Das wäre fein. Und dann früh ins Bett, wie meistens hier in den Bergen.
donalphons, 00:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 30. November 2010
Die Rodelsaison
ist eröffnet!

Nach einem Jahr, das nicht gerade als "optimal" in die Geschichte eingehen wird, liegt wieder Schnee.

Durchgehend von oben bis unten. Puder. Feinster, eiskalter Puder auf hartem Boden.

Die Fernsicht: Grandios. Fast Föhn, Wetterwechsel, alles ist ganz nah und weiss.

Für das Familienalbum oder einfach nur für später: Damals. Erstaunlicherweise waren wir dieses Jahr schneller oben, als letzten Jahr mitten in der Saison, radeln sei dank.

Und dann gibt es nur noch einen Weg: Den nach unten. Es geht noch nicht schnell, es ist noch zu viel Neuschnee auf dem Weg, aber man muss sich erst wieder an das Gerät gewöhnen. Man kann sich daran besser gewöhnen, als an vieles andere. Das Leben geht weiter, und der Berg bleibt.

Nach einem Jahr, das nicht gerade als "optimal" in die Geschichte eingehen wird, liegt wieder Schnee.

Durchgehend von oben bis unten. Puder. Feinster, eiskalter Puder auf hartem Boden.

Die Fernsicht: Grandios. Fast Föhn, Wetterwechsel, alles ist ganz nah und weiss.

Für das Familienalbum oder einfach nur für später: Damals. Erstaunlicherweise waren wir dieses Jahr schneller oben, als letzten Jahr mitten in der Saison, radeln sei dank.

Und dann gibt es nur noch einen Weg: Den nach unten. Es geht noch nicht schnell, es ist noch zu viel Neuschnee auf dem Weg, aber man muss sich erst wieder an das Gerät gewöhnen. Man kann sich daran besser gewöhnen, als an vieles andere. Das Leben geht weiter, und der Berg bleibt.
donalphons, 17:27h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 28. November 2010
Beste Nichtwünsche
Das wird jetzt nicht leicht, es höflich zu formulieren.
Wirklich nicht. Vielleicht lasse ich die Höflichkeit einfach weg.
Ich wünsche keinem der versifften Drecksschmierer, die gerade den Deutschen einzureden versuchen, dass mit 4 de facto insolventen EU-Staaten doch alles ganz supi ist und es keine Alternative zum supitollen Euro gibt, und dass sich die Leute gar nicht um den echten Scheissdreck kümmern müssen, der hinter dem anderen, von ihnen in Buchstaben gelogenen PR-Scheissdreck von Wachstum und Gewinnen herumgluckst - ich wünsche diesen Verharmlosern keine heftige Währungskrise an die Backe. Weil sich die nämlich nicht auf diesen schleimigen Bodensatz dieses sogenannten Berufes begrenzen liesse. Wäre es doch möglich - fände ich das prima. Und ich hoffe inständig, dass sie, wenn es denn kommt, an ihren eigenen Lügendreck so sehr glauben, dass sie die volle Ladung um die Ohrwaschl kriegen.
Wenn Spanien demnächst wackelt, liebe Leserinnen und Leser, habt ein Auge auf die Zeit zwischen dem 23 Dezember und 3 Januar. Würde man etwas Besonderes vorhaben, ohne wütende Massen oder kriminelle Märkte im Nacken zu haben, würde sich diese Zeit bestens anbieten.

Zum Glück gibt es auch noch Menschen wie meine Marmeladenherstellerin, die heute zum letzten Mal in diesem Jahr auf dem Wochenmarkt war. Das ist eine von denen, denen das Auf und Ab der Wirtschaft egal sein wird, schon ihre Grosseltern waren Selbstversorger, und sie wird es genauso halten, wenn es schlimm kommt. Solange macht sie Marmelade, die beste Marmelade, die ich kenne, und nun auch Weihnachtsgestecke. Schön sind sie, sage ich.
Alle Zutaten sind aus ihrem eigenen Garten, sagt sie. Bis auf die Christbaumkugel natürlich. Und die Glocke, aber vorhin hat jemand das Gesteck heruntergeworfen, da ging die Glocke kaputt. Tatsächlich liegen blutrote Glasscherben auf dem Boden.
Ich hätte ja noch welche daheim, sage ich, die ich nicht brauchen werde. In pink. Drei Stück. Schöne, alte Glocken, aber vollkommen sinnlos. Soll ich sie bringen?
Aber nein, meine Marmeladenmacherin lehnt ab und schenkt mir statt dessen das Gesteck, erklärt mir, wo die Kerze hinein kommt, und so ergiesst sich ein grotesk grosser Nadelwald auf meinem Sofatisch, Vorweihnachtsglückseligkeit vortäuschend, und die drei pinkfarbenen Glocken haben jetzt auch einen Platz gefunden, wo die andere zerbrochen ist.
Irgendwie renkt sich eben alles wieder ein. Nur manchen geschmierten Schreiberlingen und ihren Auftraggebern, denen wünsche ich, dass sie schiefe Krüppel bleiben.
Wirklich nicht. Vielleicht lasse ich die Höflichkeit einfach weg.
Ich wünsche keinem der versifften Drecksschmierer, die gerade den Deutschen einzureden versuchen, dass mit 4 de facto insolventen EU-Staaten doch alles ganz supi ist und es keine Alternative zum supitollen Euro gibt, und dass sich die Leute gar nicht um den echten Scheissdreck kümmern müssen, der hinter dem anderen, von ihnen in Buchstaben gelogenen PR-Scheissdreck von Wachstum und Gewinnen herumgluckst - ich wünsche diesen Verharmlosern keine heftige Währungskrise an die Backe. Weil sich die nämlich nicht auf diesen schleimigen Bodensatz dieses sogenannten Berufes begrenzen liesse. Wäre es doch möglich - fände ich das prima. Und ich hoffe inständig, dass sie, wenn es denn kommt, an ihren eigenen Lügendreck so sehr glauben, dass sie die volle Ladung um die Ohrwaschl kriegen.
Wenn Spanien demnächst wackelt, liebe Leserinnen und Leser, habt ein Auge auf die Zeit zwischen dem 23 Dezember und 3 Januar. Würde man etwas Besonderes vorhaben, ohne wütende Massen oder kriminelle Märkte im Nacken zu haben, würde sich diese Zeit bestens anbieten.

Zum Glück gibt es auch noch Menschen wie meine Marmeladenherstellerin, die heute zum letzten Mal in diesem Jahr auf dem Wochenmarkt war. Das ist eine von denen, denen das Auf und Ab der Wirtschaft egal sein wird, schon ihre Grosseltern waren Selbstversorger, und sie wird es genauso halten, wenn es schlimm kommt. Solange macht sie Marmelade, die beste Marmelade, die ich kenne, und nun auch Weihnachtsgestecke. Schön sind sie, sage ich.
Alle Zutaten sind aus ihrem eigenen Garten, sagt sie. Bis auf die Christbaumkugel natürlich. Und die Glocke, aber vorhin hat jemand das Gesteck heruntergeworfen, da ging die Glocke kaputt. Tatsächlich liegen blutrote Glasscherben auf dem Boden.
Ich hätte ja noch welche daheim, sage ich, die ich nicht brauchen werde. In pink. Drei Stück. Schöne, alte Glocken, aber vollkommen sinnlos. Soll ich sie bringen?
Aber nein, meine Marmeladenmacherin lehnt ab und schenkt mir statt dessen das Gesteck, erklärt mir, wo die Kerze hinein kommt, und so ergiesst sich ein grotesk grosser Nadelwald auf meinem Sofatisch, Vorweihnachtsglückseligkeit vortäuschend, und die drei pinkfarbenen Glocken haben jetzt auch einen Platz gefunden, wo die andere zerbrochen ist.
Irgendwie renkt sich eben alles wieder ein. Nur manchen geschmierten Schreiberlingen und ihren Auftraggebern, denen wünsche ich, dass sie schiefe Krüppel bleiben.
donalphons, 00:47h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 26. November 2010
Ein Tag in München
Husch husch, ein kleines, frugales Frühstück, es gibt besseres zu tun, im Süden ist es sonnig.
Eine kleine Reise steht an, zu fremden, fernen Gestaden, auf den Flügeln der Phantasie längst vergangener Epochen.
Wir treffen uns im angenehmsten Museum der Stadt, mit den nettesten Wärtern und Buchgeschäftmitarbeitern; ich gebe einen Tip für das Essen am See und bekomme einen Ledereinmerker für den Katalog, und dann geht es hinein.
Hinein zu den galanten Ideen und Erfindungen eines gewissen Herrn Bustelli, so klein und zierlich, so fein gearbeitet und ausdrucksstark, ein weisses, buntes, hartes Lachen durch die Jahrhunderte.
Da ist dieser unbändige Wille zur Freude und zum Genuss, da ist der Wunsch zu sehen, das Beste aus dem Leben zu machen, mal hier und mal dort, sind nicht auffressen zu lassen von Müh und Plag, sich hinzugeben und zu verlieren, da wird gefeiert, getanzt und jenes eingeleitet, das nicht dargestellt ist, und was auch kein Bild braucht, weil es alles schon im Beginn enthalten ist. Sie sind erstarrt in jenem angenehmen Moment, der den Anfang zeigt und das Ende verspricht, und weil alles so fein und zierlich ist, habe ich sie für mich allein: Moderne Menschen können damit wenig anfangen.
In Bestform zeigt sich das Rokoko, heiter und galant, eine Welt, die es so kaum mehr gibt und schon gar nicht unter unverbindlichen Friends im Netz, um die man sich nicht bemühen muss, die einfach so anfallen und irgendwann auch gelöscht werden können. Aufwandlos ist unsere Welt, und das macht sie vielleicht auch so wertlos. 168 Kontakte mag einem die Partnersuche laut Werbung vorschlagen, die Profile aller Kontakte sind durchsuchbar, und niemand muss mehr höflich sein, galant, eine Verbeugung auch nur andeuten - und so sind dann auch die Beziehungen, oft genug. Folgen, verfolgen, entfolgen, alles ohne Folgen. Leidenschaft, scheint es, gibt es nur noch in Porzellan. Sie sind so hart und glänzend, weil sie so heiss gebrannt sind.
Danach in ein Cafe der erträglicheren Sorte; Schwabing ist schon wieder ein wenig unerträglicher geworden, schon wieder geht ein Restaurant in den Räumen des La Boheme dem Ende entgegen, und der alte Blumenladen ist jetzt auch geschlossen - ich bin froh, hier nur noch ab und zu Gast zu sein, das reicht, eigentlich.
Nicht alles neue ist schlecht, man kann Veränderungen gestalten, und alles, wenn es nur alt genug ist, bekommt Patina, und wird vielleicht von Liebhabern erhalten. Der Rest zieht weiter, kann es nicht verstehen, und bestellt das neueste Mobiltelefon, um all die Hektik und Optionen besser wahrnehmen zu können, die dann in einem Brei der Aufmerksamkeit so grau, fad und schimmlig sind, wie ihre Existenz.

Eine kleine Reise steht an, zu fremden, fernen Gestaden, auf den Flügeln der Phantasie längst vergangener Epochen.

Wir treffen uns im angenehmsten Museum der Stadt, mit den nettesten Wärtern und Buchgeschäftmitarbeitern; ich gebe einen Tip für das Essen am See und bekomme einen Ledereinmerker für den Katalog, und dann geht es hinein.

Hinein zu den galanten Ideen und Erfindungen eines gewissen Herrn Bustelli, so klein und zierlich, so fein gearbeitet und ausdrucksstark, ein weisses, buntes, hartes Lachen durch die Jahrhunderte.

Da ist dieser unbändige Wille zur Freude und zum Genuss, da ist der Wunsch zu sehen, das Beste aus dem Leben zu machen, mal hier und mal dort, sind nicht auffressen zu lassen von Müh und Plag, sich hinzugeben und zu verlieren, da wird gefeiert, getanzt und jenes eingeleitet, das nicht dargestellt ist, und was auch kein Bild braucht, weil es alles schon im Beginn enthalten ist. Sie sind erstarrt in jenem angenehmen Moment, der den Anfang zeigt und das Ende verspricht, und weil alles so fein und zierlich ist, habe ich sie für mich allein: Moderne Menschen können damit wenig anfangen.

In Bestform zeigt sich das Rokoko, heiter und galant, eine Welt, die es so kaum mehr gibt und schon gar nicht unter unverbindlichen Friends im Netz, um die man sich nicht bemühen muss, die einfach so anfallen und irgendwann auch gelöscht werden können. Aufwandlos ist unsere Welt, und das macht sie vielleicht auch so wertlos. 168 Kontakte mag einem die Partnersuche laut Werbung vorschlagen, die Profile aller Kontakte sind durchsuchbar, und niemand muss mehr höflich sein, galant, eine Verbeugung auch nur andeuten - und so sind dann auch die Beziehungen, oft genug. Folgen, verfolgen, entfolgen, alles ohne Folgen. Leidenschaft, scheint es, gibt es nur noch in Porzellan. Sie sind so hart und glänzend, weil sie so heiss gebrannt sind.

Danach in ein Cafe der erträglicheren Sorte; Schwabing ist schon wieder ein wenig unerträglicher geworden, schon wieder geht ein Restaurant in den Räumen des La Boheme dem Ende entgegen, und der alte Blumenladen ist jetzt auch geschlossen - ich bin froh, hier nur noch ab und zu Gast zu sein, das reicht, eigentlich.

Nicht alles neue ist schlecht, man kann Veränderungen gestalten, und alles, wenn es nur alt genug ist, bekommt Patina, und wird vielleicht von Liebhabern erhalten. Der Rest zieht weiter, kann es nicht verstehen, und bestellt das neueste Mobiltelefon, um all die Hektik und Optionen besser wahrnehmen zu können, die dann in einem Brei der Aufmerksamkeit so grau, fad und schimmlig sind, wie ihre Existenz.
donalphons, 00:14h
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Mittwoch, 24. November 2010
Krisenklima, Konsumklima
Irgendwie fehlt mir ja diese komische Neigung, angesichts der Krise radikal zu sparen. Ich mein, das ist eine Währungskrise, gestern Irland, morgen Portugal, nächste Woche Spanien, dann England - es ist keine Güterkrise. Und es erscheint mir gar nicht logisch, angesichts einer drohenden Entwertung von Geld durch die Finanzmärkte mit einer Anhäufung von eben jenem Geld zu reagieren. In dieser Zeit bringt es gerade nichts zu sparen, denn bei dieser speziellen Not taugt das, was man hat, gar nichts. Aber das verstehen die Deutschen einfach nicht. Es ist ja in Ordnung, nicht noch mehr Müll anzuhäufen, aber wer sagt uns, dass Geld noch etwas anderes als eine Bewertungsillusion in einem Rechnernetzwerk ist?

Insofern, vielleicht bin ich da etwas leichtfüssig und begrenzt in meinem Verhalten, aber der Bank Run ist in meinen Augen nur die halbe Lösung: Man muss es den Banken nicht nur wegnehmen, sondern es auch loswerden, bevor die Banken es entwerten können - denn das wiederum ist die einzige Lösung, die sie bei einem Bank Run haben. Netterweise hat mir meine Grossmutter viel über die Inflation und die Zeit nach dem ersten Weltkrieg erzählt. Wir haben einmal schon gezahlt. Nochmal: Mit mir nicht.

Insofern, vielleicht bin ich da etwas leichtfüssig und begrenzt in meinem Verhalten, aber der Bank Run ist in meinen Augen nur die halbe Lösung: Man muss es den Banken nicht nur wegnehmen, sondern es auch loswerden, bevor die Banken es entwerten können - denn das wiederum ist die einzige Lösung, die sie bei einem Bank Run haben. Netterweise hat mir meine Grossmutter viel über die Inflation und die Zeit nach dem ersten Weltkrieg erzählt. Wir haben einmal schon gezahlt. Nochmal: Mit mir nicht.
donalphons, 17:24h
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Dienstag, 23. November 2010
Wo die Reichen wohnen
Wo die Reichen wohnen, sagen sie mir ab und zu: "Ich muss das mal lesen, was Sie da schreiben, aber meine Tochter, die das mit dem Internet kann, kommt erst an Weihnachten." - und wird dann vermutlich auch etwas anderes zu tun haben, als obskure Webprojekte rauszukramen. Streiten vielleicht und am zweiten Tag wieder fahren. Soll alles schon vorgekommen sein.
Wo die Reichen wohnen, nimmt man dieses Netz nicht so ernst, und würde es auch nicht ernst nehmen, selbst wenn man in den Tiefen der Debatte endlich mal jemanden fände, der nicht mehr nur taktisch Pseudoargumente bringt, um damit bei den Medien aufzufallen - gell, der Blau von der Zeit hat noch immer nicht angerufen, so ein Pech aber auch - wenn man also endlich mal dem Kern der Wut armer Schweine in Berlin gegenüber stünde:
Jetzt weiß man zumindest wo man die größten Bonzenschweine findet. Verpixelung ein guter Indikator
sagt dieser Twitternutzer über den Vorfall, dass es wie immer ist: Auf die Hetze des Mobs kommen dann immer welche, die es etwas übertreiben und die "Bewegung in der Hauptstadt" diskreditieren. Und so ist die Linie perfekt: Spiesser, Idioten, Nixchecker, Störer, Verschmutzer, Bonzenschweine. Man wartet eigentlich nur auf den ersten, der das Recht für sich in Anspruch nimmt, anderen das Haus anzuzünden, weil es ja im Internet auch nicht ist, wozu braucht man es dann in der Realität. Und am besten natürlich bei den Reichen anfangen, immer bei den Reichen.
Was hinlänglich erklärt, was diese Leute trotz jährlichem iphone-Update und dem teuersten Mac sind: Arm. Vielleicht sogar gerade deshalb, mein T20 ist jetzt 9 Jahre alt und reicht mir. Wer nichts oder alles ausgegeben hat, hat wenigstens die kostenlosen Segnungen des Internets. Die umgekehrt eigentlich nicht durchwegs gut genug sind, als dass man sie als Reicher bräuchte. Das Leben hat einfach die besseren Alternativen zu bieten. Was, wie, Musik klauen, wozu, wenn man beim Händler in aller Ruhe probehören kann. Wozu digitale Layers für den billigsten Kaffee mit Internetzugang, wenn man den besten Kaffee wünscht, den sich diese Crowd weder leisten kann noch will.

Und während es hier Berge und Täler langsam einschneit, habe ich den Eindruck, dass es wohl immer der Fluch der Armen - oder hier in Digitaldeutschland, der Wohlstandsasozialen - sein wird, sich nach denen umzuschauen, die nicht so sind und sein müssen, die Optionen haben und sie sehr oft nutzen, die Armen nicht sehen zu müssen. Wozu auch, warum soll man sich das antun, eine Verständigung kann es nicht geben, aber schön ist es hier und das soll auch so bleiben - und auf Besuch dieser Art legt man auch keinen Wert. Warum? Weil die "da unten", siehe oben, tatsächlich so sind, man muss ihnen znur zuhören. Es geht dabei gar nicht um kommunistischen Klassenkampf oder politische Ziele oder Rechte, es geht einfach darum, dass der Blick in den subalternen Codierstuben und prekären Lebensverhältnissen immer auf jene gerichtet ist, die anders können. Was ihre Aussichten angeht, ist das ganze Leben wie ein gigantisches, komplett verpixeltes Streetview. Ihr kommt da nicht rein, ihr habt hier nichts verloren, leistet erst mal was und kommt dann wieder - das reicht, mehr muss man denen gar nicht ins Gesicht sagen, um ihnen mindestens einen miesen Tag zu bereiten.
Und nun eben auch noch in ihrem Internet. Worauf die Reichen verzichten können, aber wenn man sie hinein zwingt, dann tun sie das schon, das Aussperren der Anderen, ihr kommt hier nicht rein. Nicht absichtlich, den meisten geht es vermutlich nur um ihre Ruhe, aber es kommt anders an. Und so vermengt sich das alles zu einem Hassbild, für das minütlich Daten beim Pranger von findedaspixel gesammelt werden. Ab und zu gehe ich hin und drehe einen gefundenen Ort um 180 Grad, um sie zu frustrieren, aber darum geht es gar nicht.
Es geht, wenn ich die Signale aus Berlin richtig deute, um die Vorherrschaft. Sie prangern an, sie definieren Ziele und Gegner, sie bereiten Aktionen vor und kämpfen gegen Abweichler, die mitunter doch etwas erstaunt sind von der Aktion, bei der sie die Fusssoldaten sein sollen, auf dass die Führer dann bei Kongressen Case Studies vortragen können. Der Raum soll für jene, die es anders sehen, gerade recht eng sein, bei den Blogs geht es noch, bei Twitter, wo sich das Aso-Element schneller austobt, wird es schon schwieriger. Man hält dort gerade besser den Mund, denn die anderen sind die Mehreren, oder zumindest versucht jeder, genau das vorzugeben, statt zu sagen: Michi, Jens, haltet doch mal das Maul, ihr armen Trottel. Statt dessen: Ihr kommt hier nur rein, wenn ihr euch anpasst, ihr habt hier nur was mit der richtigen Gesinnung verloren, geht erst mal los und leistet ein paar Bilder.
Hier zu mir kommen sie aus Gründen natürlich nie her, und wenn sie klug wären, wäre ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, dass sie sich jede Menge Arbeit doppelt und dreifach machen. Tatsächlich ist der einzige Effekt ihres Treibens, dass ich etwas misstrauischer bin, und still ein paar Entscheidungen treffe: Der und der kommt mir nicht rein, der und der hat hier nichts verloren, so Sachen halt. Jetzt ist sowieso erst mal Winter. Wer will da schon Hausfassaden sehen.
Bald gibt es wieder Rodelbilder, und die Kommentatoren sind am letzten Wochenende vor Weihnachten und am 2. Januar 2011 (nach meiner aktuellen Planung) gern eingeladen.
Wo die Reichen wohnen, nimmt man dieses Netz nicht so ernst, und würde es auch nicht ernst nehmen, selbst wenn man in den Tiefen der Debatte endlich mal jemanden fände, der nicht mehr nur taktisch Pseudoargumente bringt, um damit bei den Medien aufzufallen - gell, der Blau von der Zeit hat noch immer nicht angerufen, so ein Pech aber auch - wenn man also endlich mal dem Kern der Wut armer Schweine in Berlin gegenüber stünde:
Jetzt weiß man zumindest wo man die größten Bonzenschweine findet. Verpixelung ein guter Indikator
sagt dieser Twitternutzer über den Vorfall, dass es wie immer ist: Auf die Hetze des Mobs kommen dann immer welche, die es etwas übertreiben und die "Bewegung in der Hauptstadt" diskreditieren. Und so ist die Linie perfekt: Spiesser, Idioten, Nixchecker, Störer, Verschmutzer, Bonzenschweine. Man wartet eigentlich nur auf den ersten, der das Recht für sich in Anspruch nimmt, anderen das Haus anzuzünden, weil es ja im Internet auch nicht ist, wozu braucht man es dann in der Realität. Und am besten natürlich bei den Reichen anfangen, immer bei den Reichen.
Was hinlänglich erklärt, was diese Leute trotz jährlichem iphone-Update und dem teuersten Mac sind: Arm. Vielleicht sogar gerade deshalb, mein T20 ist jetzt 9 Jahre alt und reicht mir. Wer nichts oder alles ausgegeben hat, hat wenigstens die kostenlosen Segnungen des Internets. Die umgekehrt eigentlich nicht durchwegs gut genug sind, als dass man sie als Reicher bräuchte. Das Leben hat einfach die besseren Alternativen zu bieten. Was, wie, Musik klauen, wozu, wenn man beim Händler in aller Ruhe probehören kann. Wozu digitale Layers für den billigsten Kaffee mit Internetzugang, wenn man den besten Kaffee wünscht, den sich diese Crowd weder leisten kann noch will.

Und während es hier Berge und Täler langsam einschneit, habe ich den Eindruck, dass es wohl immer der Fluch der Armen - oder hier in Digitaldeutschland, der Wohlstandsasozialen - sein wird, sich nach denen umzuschauen, die nicht so sind und sein müssen, die Optionen haben und sie sehr oft nutzen, die Armen nicht sehen zu müssen. Wozu auch, warum soll man sich das antun, eine Verständigung kann es nicht geben, aber schön ist es hier und das soll auch so bleiben - und auf Besuch dieser Art legt man auch keinen Wert. Warum? Weil die "da unten", siehe oben, tatsächlich so sind, man muss ihnen znur zuhören. Es geht dabei gar nicht um kommunistischen Klassenkampf oder politische Ziele oder Rechte, es geht einfach darum, dass der Blick in den subalternen Codierstuben und prekären Lebensverhältnissen immer auf jene gerichtet ist, die anders können. Was ihre Aussichten angeht, ist das ganze Leben wie ein gigantisches, komplett verpixeltes Streetview. Ihr kommt da nicht rein, ihr habt hier nichts verloren, leistet erst mal was und kommt dann wieder - das reicht, mehr muss man denen gar nicht ins Gesicht sagen, um ihnen mindestens einen miesen Tag zu bereiten.
Und nun eben auch noch in ihrem Internet. Worauf die Reichen verzichten können, aber wenn man sie hinein zwingt, dann tun sie das schon, das Aussperren der Anderen, ihr kommt hier nicht rein. Nicht absichtlich, den meisten geht es vermutlich nur um ihre Ruhe, aber es kommt anders an. Und so vermengt sich das alles zu einem Hassbild, für das minütlich Daten beim Pranger von findedaspixel gesammelt werden. Ab und zu gehe ich hin und drehe einen gefundenen Ort um 180 Grad, um sie zu frustrieren, aber darum geht es gar nicht.
Es geht, wenn ich die Signale aus Berlin richtig deute, um die Vorherrschaft. Sie prangern an, sie definieren Ziele und Gegner, sie bereiten Aktionen vor und kämpfen gegen Abweichler, die mitunter doch etwas erstaunt sind von der Aktion, bei der sie die Fusssoldaten sein sollen, auf dass die Führer dann bei Kongressen Case Studies vortragen können. Der Raum soll für jene, die es anders sehen, gerade recht eng sein, bei den Blogs geht es noch, bei Twitter, wo sich das Aso-Element schneller austobt, wird es schon schwieriger. Man hält dort gerade besser den Mund, denn die anderen sind die Mehreren, oder zumindest versucht jeder, genau das vorzugeben, statt zu sagen: Michi, Jens, haltet doch mal das Maul, ihr armen Trottel. Statt dessen: Ihr kommt hier nur rein, wenn ihr euch anpasst, ihr habt hier nur was mit der richtigen Gesinnung verloren, geht erst mal los und leistet ein paar Bilder.
Hier zu mir kommen sie aus Gründen natürlich nie her, und wenn sie klug wären, wäre ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, dass sie sich jede Menge Arbeit doppelt und dreifach machen. Tatsächlich ist der einzige Effekt ihres Treibens, dass ich etwas misstrauischer bin, und still ein paar Entscheidungen treffe: Der und der kommt mir nicht rein, der und der hat hier nichts verloren, so Sachen halt. Jetzt ist sowieso erst mal Winter. Wer will da schon Hausfassaden sehen.
Bald gibt es wieder Rodelbilder, und die Kommentatoren sind am letzten Wochenende vor Weihnachten und am 2. Januar 2011 (nach meiner aktuellen Planung) gern eingeladen.
donalphons, 00:36h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 19. November 2010
Ihr dürft wissen
dass ich Hobbies habe, die andere vielleicht nicht verstehen; so einen Tick mit alter Technik zum Beispiel.

Oder einen Hang zum Kochen, oder zu selbst gemachten Bildern, und generell: Zum Selbermachen.
Anderes lässt sich vielleicht nur ahnen: Eine gewisse Wurschtigkeit beim Erreichen von Zielen, mitunter auch eine gewisse Planlosigkeit und ein grosses Desinteresse am Nutzen von Chancen, die nicht wirklich zu meinen Neigungen passen.Manchmal ist mir erschreckend viel egal. Auch, dass es im Internet steht. Es macht nichts. Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und wenn doch, kann es nicht schlimm sein. Ich habe rasend nette Leute hier draussen kennengelernt, und ich bereue nichts.
Ich möchte mir das durch all die Irren nicht kaputt machen lassen. Da gibt es zum Beispiel bei der FAZ eine Stalkerin, die schon mal androhte, dass sie sich gleich in den Zug setzt und kommt, um auf eine eingebildete Einladung von mir zu reagieren. Nicht ganz so wie der Michael Seemann, der meinte, sich mal eben per Handy einladen zu müssen, aber auch so, dass ich sage: Brauche ich nicht. Ich definiere meine Grenzen der Zugänglichkeit selbst, und ich brauche davor auch eine Art Freiraum, damit nicht jeder sofort bis zum letzten Millimeter an mich rankommt.
Nur so kann das alles hier stattfinden. Diese Sicherheit brauche ich, deshalb bin ich offener und "echter" als all die Irren, Obersalzbergstaufener und Netztotalitaristen, die jetzt nach Streetview schreien - vielleicht auch, weil ich ein Leben habe und nicht nur die Bedienoberfläche einer mich determinierenden Software. Das ist keine Technikfeindlichkeit - woher auch - sondern nur eine gewisse Erfahrung im Umgang mit einem System, das nicht gut genug ist, als dass man zu sehr daran hängen sollte. Ich mag das Netz. Aber ich liebe sehr viele andere Dinge.
Andere brauchen halt etwas mehr Freiraum. Das ist in Ordnung. Erfahrungsgemäss bekommt man Freiraum, der genommen wurde, nur mit Mühe zurück - das sollte auch berücksichtigt werden. Nur weil ich Dinge im Netz austragen kann, haben viele andere noch lang nicht die Möglichkeit dazu. Im Übrigen ist es vollkommen undenkbar, hier draussen wirklich das zu schreiben, was mich bewegt - es gibt genug Dreckschweine da draussen, die es sofort für sich nützen würden. Es ist alles sehr fragil, und es kann von mir aus auch so bleiben -
aber wenn mir einer zu nahe kommt, ziehe ich mich eben zurück. Oder, falls ich nicht so feinfühlig wie heute bin, etwas Schweres über seinen Schädel. Und um ehrlich zu sein: ich bin selbst überrascht, dass ich gerade so feinfühlig bin und den anderen Text gelöscht habe.
Trotzdem behalte ich es mir natürlich vor, für freche Cretins und die Häuser, in denen sie hausen, Verpixelungsanträge zu stellen. Einfach, weil ich kann.

Oder einen Hang zum Kochen, oder zu selbst gemachten Bildern, und generell: Zum Selbermachen.
Anderes lässt sich vielleicht nur ahnen: Eine gewisse Wurschtigkeit beim Erreichen von Zielen, mitunter auch eine gewisse Planlosigkeit und ein grosses Desinteresse am Nutzen von Chancen, die nicht wirklich zu meinen Neigungen passen.Manchmal ist mir erschreckend viel egal. Auch, dass es im Internet steht. Es macht nichts. Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und wenn doch, kann es nicht schlimm sein. Ich habe rasend nette Leute hier draussen kennengelernt, und ich bereue nichts.
Ich möchte mir das durch all die Irren nicht kaputt machen lassen. Da gibt es zum Beispiel bei der FAZ eine Stalkerin, die schon mal androhte, dass sie sich gleich in den Zug setzt und kommt, um auf eine eingebildete Einladung von mir zu reagieren. Nicht ganz so wie der Michael Seemann, der meinte, sich mal eben per Handy einladen zu müssen, aber auch so, dass ich sage: Brauche ich nicht. Ich definiere meine Grenzen der Zugänglichkeit selbst, und ich brauche davor auch eine Art Freiraum, damit nicht jeder sofort bis zum letzten Millimeter an mich rankommt.
Nur so kann das alles hier stattfinden. Diese Sicherheit brauche ich, deshalb bin ich offener und "echter" als all die Irren, Obersalzbergstaufener und Netztotalitaristen, die jetzt nach Streetview schreien - vielleicht auch, weil ich ein Leben habe und nicht nur die Bedienoberfläche einer mich determinierenden Software. Das ist keine Technikfeindlichkeit - woher auch - sondern nur eine gewisse Erfahrung im Umgang mit einem System, das nicht gut genug ist, als dass man zu sehr daran hängen sollte. Ich mag das Netz. Aber ich liebe sehr viele andere Dinge.

Andere brauchen halt etwas mehr Freiraum. Das ist in Ordnung. Erfahrungsgemäss bekommt man Freiraum, der genommen wurde, nur mit Mühe zurück - das sollte auch berücksichtigt werden. Nur weil ich Dinge im Netz austragen kann, haben viele andere noch lang nicht die Möglichkeit dazu. Im Übrigen ist es vollkommen undenkbar, hier draussen wirklich das zu schreiben, was mich bewegt - es gibt genug Dreckschweine da draussen, die es sofort für sich nützen würden. Es ist alles sehr fragil, und es kann von mir aus auch so bleiben -
aber wenn mir einer zu nahe kommt, ziehe ich mich eben zurück. Oder, falls ich nicht so feinfühlig wie heute bin, etwas Schweres über seinen Schädel. Und um ehrlich zu sein: ich bin selbst überrascht, dass ich gerade so feinfühlig bin und den anderen Text gelöscht habe.
Trotzdem behalte ich es mir natürlich vor, für freche Cretins und die Häuser, in denen sie hausen, Verpixelungsanträge zu stellen. Einfach, weil ich kann.
donalphons, 00:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 16. November 2010
Recherche
Ich spreche zumeist ja ziemlich abfällig über den Beruf der Journalismus, und tendiere dazu, seinen Vertretern jede Gewissenlosigkeit zuzuschreiben. Es ist kein Beruf, auf den man stolz sein kann, und kein Umfeld, das jene Achtung verdient, das es dreist einfordert. Es mag in anderen Ländern mutige Journalisten geben - einen kenne ich, der musste aus der Türkei fliehen und betreibt jetzt ein Lebensmittelgeschäft, wo er seine Töchter schimpft, weil die verschleiert rumlaufen. Ansonsten ist es nichts, von dem ich glaube, dass ich es ewig tun wollte. Ausser, es wäre eine Recherche- und Bildertour wie jene, die ich heute unternommen habe.








Das war wirklich schön. Und jetzt weiss ich auch, was ich über das Schmuggeln schreiben werde.








Das war wirklich schön. Und jetzt weiss ich auch, was ich über das Schmuggeln schreiben werde.
donalphons, 00:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 15. November 2010
Knickohr kennt mich noch.
Wenn Du einen Freund brauchst, kauf Dir einen Hund, heisst es in den Regierungsvierteln der Welt, und irgendetwas muss dran sein, denn ich bin noch mitten im Schlussanstieg, als Knickohr herunterläuft und mit dem Schwanz wedelt. Ich war den ganzen Sommer nicht hier oben, das hat sich einfach nicht ergeben, zu viele andere Dinge waren zu tun. Aber Knickohr hat mich, scheint's, nicht vergessen. Im Sommer als Wanderer, im Winter als Rodler - die meisten kommen hier höchstens ein paar Mal im Jahr hoch, aber ich war Stammbesetzung. Im Winter oft auch zweimal, einmal am Morgen und dann, ganz zuletzt, zum Sonnenuntergang. So wie heute.

Seit Wochen sagt man in München, dies sel das letzte schöne Wochenende des Jahres, und jedes Wochenende schickt sich das Wetter an, die Münchner Lügen zu strafen. Es ist warm in den Bergen, ich trage nur ein Hemd und eine Kniebundhose: Das reicht selbst für die hereinbrechende Nacht. Es ist fraglos schon Winter, genauso gut könnte jetzt schon hier unten auf 1200 Metern Schnee liegen, wie in der Ferne auf der Benediktenwand, aber es fühlt sich nach Frühling an. Es ist der Föhn, der macht die Menschen irr. Man macht ganz erstaunliche Pläne, wie: Morgen radle ich nach Österreicht. Oder: Dienstag in Meran? Oder doch nochmal den Hirschberg, den unteren Teil mit dem Rad und den Rest zu Fuss. Dabei ist man, wie so oft im Leben, nur eine Art Wintertoter auf Urlaub, an der kurzen Leine des noch fern bleibenden Wetterumschwungs. Es kann so und so ausgehen, man weiss es nicht.
Also hurtig los, die nächsten Tage, so hurtig wie der Abstieg und der Aufstieg: 1h 20 Min hoch, 1h runter, das sind die Zielzeiten der neuen Wandertafeln, die sie hier aufgestellt haben. Exakt 2 Stunden nach dem Aufstiegsbeginn, mit 10 Minuten Pause auf dem Gipfel, bin ich wieder beim Auto. Selten war mir das Wissen, dass es noch geht, so wichtig wie nach der letzten Woche. Die Lunge tut nicht mehr weh, die Rippen scheinen heil zu sein, ich lebe: Ich war geknickt, aber nicht gebrochen.

Seit Wochen sagt man in München, dies sel das letzte schöne Wochenende des Jahres, und jedes Wochenende schickt sich das Wetter an, die Münchner Lügen zu strafen. Es ist warm in den Bergen, ich trage nur ein Hemd und eine Kniebundhose: Das reicht selbst für die hereinbrechende Nacht. Es ist fraglos schon Winter, genauso gut könnte jetzt schon hier unten auf 1200 Metern Schnee liegen, wie in der Ferne auf der Benediktenwand, aber es fühlt sich nach Frühling an. Es ist der Föhn, der macht die Menschen irr. Man macht ganz erstaunliche Pläne, wie: Morgen radle ich nach Österreicht. Oder: Dienstag in Meran? Oder doch nochmal den Hirschberg, den unteren Teil mit dem Rad und den Rest zu Fuss. Dabei ist man, wie so oft im Leben, nur eine Art Wintertoter auf Urlaub, an der kurzen Leine des noch fern bleibenden Wetterumschwungs. Es kann so und so ausgehen, man weiss es nicht.
Also hurtig los, die nächsten Tage, so hurtig wie der Abstieg und der Aufstieg: 1h 20 Min hoch, 1h runter, das sind die Zielzeiten der neuen Wandertafeln, die sie hier aufgestellt haben. Exakt 2 Stunden nach dem Aufstiegsbeginn, mit 10 Minuten Pause auf dem Gipfel, bin ich wieder beim Auto. Selten war mir das Wissen, dass es noch geht, so wichtig wie nach der letzten Woche. Die Lunge tut nicht mehr weh, die Rippen scheinen heil zu sein, ich lebe: Ich war geknickt, aber nicht gebrochen.
donalphons, 00:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 10. November 2010
FFM, schon wieder
Als ich bei der FAZ angefangen habe, gab es einiges an Entsetzen. Einerseits, weil ausgerechnet ich dort schreiben durfte, andererseits, weil manche dachten, das könne für mich nur böse enden. Ich wurde mit bösen, alten Geschichten eingedeckt. Und ich dachte mir: Die mögen hart sein, aber ich bin auch hart. Verbiegen werde ich mich nicht.
Keine Ahnung, wo die Gerüchte herkommen. Es ist anders. Als man die FAZ erdachte, hatte man vermutlich normale, feinsinnige Schreiber als Vorstellung, und nicht jemanden, der durch die Hölle der New Economy gegangen war und Ideen wie "Alle feuern und neu bewerben lassen, aber nur die 50% Besten nehmen" für gute Weisheiten des Geschäftsbetriebs hält. Im Kern beruht meine ganze Führungsweisheit auf dem Spruch von Patton: Lead me, follow me or get out of my way. Übersetzung auf Deutsch: Marschier oder stirb. Ich glaube, man sollte dort eher zartfühlender und verständnisvoller sein.
Ich bin aber nur der Don Alphonso. Ich finde, dass der Schäuble wegen Parteispenden verknackt gehört, oder wegen seiner arschigen Haltung zum Grundgesetz, der Mann verdient Schonung wegen gar nichts - aber dass jetzt wegen eines kleinen Ausrasters sein Kopf gefordert wird, zeigt halt, wo dieses Land steht: Man darf bescheissen und betrügen und Geld annehmen und schwarze Kassen haben und Wahlen schmieren und vor Gericht die Wahrheit biegen und irgendwie mit Protektion überleben und auf die Grundwerte der Gesellschaft pissen - aber den Grant hat man hinter einer Fassade zu verstecken. Dann ist alles gut. Der Mann hat wegen seiner Pläne zur steuerlichen Ungleichbehandlung aus dem Amt zu verschwinden, nicht wegen seiner PR. Da kenne ich noch ganz andere Geschichten. Der Sauter hat da noch ganz andere Nummern abgezogen, da hat sich auch keiner was dabei gedacht. Deutschland, das Land, in dem jede Schweinerei erlaubt ist, wenn man nur vor der Tür die Schuhe abstreift und andere so vernichtet, dass es keiner mitkriegt. Aber vielleicht ist es ja auch nur eine Ironie der Geschichte, dass es diesen Mauschler erwischt, weil er ein einziges Mal so war, wie er sich sichtlich wohlfühlt.
Also, Ehrlichkeit: Ich werde Frankfurt bei allen guten Argumenten nie wie Holgi sehen. Nicht wegen Bayern oder weil da so viele Hessen sind - ich komme aus einer gewachsenen Kleinstadt, deren Zirkel sich gegen die Veränderungen abgeschlossen haben. Das gefällt mir, selbst wenn ich nicht so bin. Es ist sehr angenehm, mit Menschen zu tun zu haben, die mit all dem, was ich tue, nichts anfangen können.
Im Kern gibt es vier Verhaltensweisen, mit Veränderungen umzugehen: Man kann sie gestalten, man kann sich daran verkaufen, man kann sie blockieren oder sich soweit damit arrangieren, dass man das Gute nimmt und das Schlechte bleiben lässt. Die Letzteren sind mir die Liebsten, die machen den Dorfladen in Gmund - die anderen machen Banken in Frankfurt oder Schlimmeres, und das drückt mir auf das Gemüt. Ich könnte dort überleben, koste es die anderen, was es wolle.
Aber zufrieden bin ich immer erst, wenn ich wieder daheim bin.
Keine Ahnung, wo die Gerüchte herkommen. Es ist anders. Als man die FAZ erdachte, hatte man vermutlich normale, feinsinnige Schreiber als Vorstellung, und nicht jemanden, der durch die Hölle der New Economy gegangen war und Ideen wie "Alle feuern und neu bewerben lassen, aber nur die 50% Besten nehmen" für gute Weisheiten des Geschäftsbetriebs hält. Im Kern beruht meine ganze Führungsweisheit auf dem Spruch von Patton: Lead me, follow me or get out of my way. Übersetzung auf Deutsch: Marschier oder stirb. Ich glaube, man sollte dort eher zartfühlender und verständnisvoller sein.
Ich bin aber nur der Don Alphonso. Ich finde, dass der Schäuble wegen Parteispenden verknackt gehört, oder wegen seiner arschigen Haltung zum Grundgesetz, der Mann verdient Schonung wegen gar nichts - aber dass jetzt wegen eines kleinen Ausrasters sein Kopf gefordert wird, zeigt halt, wo dieses Land steht: Man darf bescheissen und betrügen und Geld annehmen und schwarze Kassen haben und Wahlen schmieren und vor Gericht die Wahrheit biegen und irgendwie mit Protektion überleben und auf die Grundwerte der Gesellschaft pissen - aber den Grant hat man hinter einer Fassade zu verstecken. Dann ist alles gut. Der Mann hat wegen seiner Pläne zur steuerlichen Ungleichbehandlung aus dem Amt zu verschwinden, nicht wegen seiner PR. Da kenne ich noch ganz andere Geschichten. Der Sauter hat da noch ganz andere Nummern abgezogen, da hat sich auch keiner was dabei gedacht. Deutschland, das Land, in dem jede Schweinerei erlaubt ist, wenn man nur vor der Tür die Schuhe abstreift und andere so vernichtet, dass es keiner mitkriegt. Aber vielleicht ist es ja auch nur eine Ironie der Geschichte, dass es diesen Mauschler erwischt, weil er ein einziges Mal so war, wie er sich sichtlich wohlfühlt.
Also, Ehrlichkeit: Ich werde Frankfurt bei allen guten Argumenten nie wie Holgi sehen. Nicht wegen Bayern oder weil da so viele Hessen sind - ich komme aus einer gewachsenen Kleinstadt, deren Zirkel sich gegen die Veränderungen abgeschlossen haben. Das gefällt mir, selbst wenn ich nicht so bin. Es ist sehr angenehm, mit Menschen zu tun zu haben, die mit all dem, was ich tue, nichts anfangen können.
Im Kern gibt es vier Verhaltensweisen, mit Veränderungen umzugehen: Man kann sie gestalten, man kann sich daran verkaufen, man kann sie blockieren oder sich soweit damit arrangieren, dass man das Gute nimmt und das Schlechte bleiben lässt. Die Letzteren sind mir die Liebsten, die machen den Dorfladen in Gmund - die anderen machen Banken in Frankfurt oder Schlimmeres, und das drückt mir auf das Gemüt. Ich könnte dort überleben, koste es die anderen, was es wolle.
Aber zufrieden bin ich immer erst, wenn ich wieder daheim bin.
donalphons, 13:47h
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