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Montag, 14. April 2008

Warten auf den Kühlschrank

Einmal war er schon da, aber da war ich in Österreich.



Jetzt schraubt er in der Küche, ich dagegen esse die Reste, und dann geht es zum Auffüllen. Nach Österreich. Und abgesehen von einer immer noch fehlenden Küchenlampe an der Stelle, wo gerade noch ein "Berliner Lüster" aka nackte Glühbirne hängt, bin ich jetzt eigentlich komplett fertig mit meinem Sommersitz.

Heute, hörte ich, soll es noch schneien.

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Freitag, 11. April 2008

Dienstleister

Wie soll man sich bei einer Hotline beschweren, die per Computerstimme vor der Weiterschaltung Basisinformationen zur Dienstleistung verlangt, die man aufgrund deren Versagens nicht erhalten hat und jetzt anfordern möchte? Und die keine Emailadresse zur Anforderung der Information hat?

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Donnerstag, 10. April 2008

Es ist gerade mal 23 Uhr

und ich bin so müde, als wäre es bereits früher Morgen.

Das Spiel geht so: Es treffen sich ein Dutzend Leute mit vorher aufbereiteten Detailkenntnissen, und werfen das alles zusammen. In zehn Stunden entsteht so langsam ein ziemlich umfassendes Bild der Lage. Sowas kann spannend sein, wenn es um neue Erkenntnisse zur Formensprache pseudovenezianischer Gläser aus dem Böhmerwald im 18. Jahrhundert geht, da jucken dann auch die vergangenen Sozialbedingungen nicht mehr.

Aber diese Phase meines Lebens ist schon etwas länger vorbei, so vorbei, wie ich mir eigentlich das von der aktuellen Tätigkeit wünschen würde. Man ist mittlerweile so abgehärtet, dass Bankenpleiten mur mehr ein Schulterzucken auslösen, und wenn es um Billionen geht, sagt jeder - egal, sind ja nur Dollar. Das geht eine Weile gut, aber wenn man heimfährt und hört, dass auf der A9 16 Kilometer Stau sind, überrascht es doch, dass es ein LKW-Unfall ist, und kein Massenselbstmord der Mandantschaft. Die hat einen Teil des Vermögens riskiert - damit habe ich jetzt zu tun - und den grösseren Teil sicher angelegt - das erweist sich gerade als ähnlich beschissen wie das Risikogeschäft.

Ich kenne Leute, die inzwischen wöchentlich Rechnungen schreiben, und andere, die keine Rechnungen mehr schreiben in der Hoffnung, irgendwann noch irgendwas realisieren zu können. Das Ding hat verfluchte Ähnlichkeit mit einer Pestepedemie, keiner weiss, wer schon infiziert ist und wie lange die Inkubationszeit dauert. Man schüttelt nur noch spitze Finger, im Hinterkopf immer die Überlegung, was nun eigentlich die Wahrheit hinter der realistischen Einschätzung der Gesundheit des Anderen ist. Manche glauben, es sind spannende Zeiten, aber am Ende hänt man doch tiefer im Geschehen drin, als es einem lieb sein kann. In einer Situation, in der es jedem nur noch um das Kleinhalten der Verluste geht.

Man hört viel, was man nicht hören will. Das fängt mit der Ankündigung an, dass die Kündigung nicht angenommen wird, man hat sonst keinen, der das machen kann, und endet mit der Frage, ob man den Journalisten P. kenne, der sich offensichtlich von der anderen Seite hat kaufen lassen, als wäre er nicht beim investigativen Teil, sondern bei der Reiseseite angestellt.

Morgen muss ich ein bestelltes Schriftstück abgeben, und ich würde gern für die Leser etwas nettes reinschreiben, etwa, dass ich einen Laden entdeckt habe, der aus JAB-Anstötz-Stoffen genähte Hasen führt, und etwas für mich, dass ich ab jetzt ein Infoportal für südbayerische Seen betreibe. Leider fehlt es der Kundschaft an der nötigen fatalistischen Einstellung, solche Ablenkung als Win-Win-Situation zu begreifen. Ich bin sehr, sehr müde, und habe noch 12 Stunden, kein Infoportal und ziemlich viele Leute an der Backe, die so immens viel Geld verlieren werden, VerlustReiche, so heissen sie bei uns, zynisch, kann sein, aber selbst wenn man davon profitiert, geht man nicht als Sieger vom Platz. Es geht nur noch darum, wie übel man verliert.

Warum? Manche sind süchtig nach dem Spiel, andere haben nie etwas anders gelernt, ein paar verstehen nicht, was sie tun, und ich - ich habe einen Bescheid über die Grunderwerbssteuer bekommen. Ich war Seeimmobilienbesitzer und brauchte das Geld, kann ich später mal als Ausrede sagen.

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Dienstag, 1. April 2008

Rottach City Limits

Kurz vor dem Schurkenstaat Österreich liegt Rottach. In Rottach gibt es Osterhasen von JAB Anstötz, es gibt viele rosa Dirndl mit Anspielungen auf das 18. Jahrhundert, ein hässliches Nobelhotel, das auf Postkarten wegretuschiert wird, viele Juweliere und Häuser in Bestlage mit Preis auf Anfrage, es gibt Pralinen für 10Euro/100 Gramm und Ärztekongresse, es gibt saudische Prinzen und gewesene Devisenbeschaffer, es gibt eine totale Abwesenheit armer Leute und sozialer Probleme, auch einen Nightclub ohne Bordell und eine Bar, der auch am Montag nach 11 noch offen hat, mehr Juweliere als in einer mittelgrossen Bomtown, Niederlassungen von relevanten Geldhäusern und sogar noch - very 80ies - Konsule dubioser Staaten, mit entsprechend beschilderten Wägen, und obendrein einen Mc Donalds mit WLAN für die Jugend -



aber keinen Nagel und keine Schraube zu kaufen.

Rottach ist wie Davos einer der Orte, die selbst mir nach lebenslanger Gewöhnung an das, was man mal die besseren Kreise nannte, zuviel ist. Einer der wenigen Orte, wo ich in Versuchung gerate, auf den Boden zu spucken.

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Dienstag, 1. April 2008

Sittin' on the dock of the bay

Ganz am Ende werden sie natürlich heiraten und sich lange, sehr lange Zeit nehmen, um die Gästeliste zu streamlinen. Der alte Lover ist zumk Glück in Urlaub, B. ist eine Schlampe und bekommt das alles nicht mit, Tante G. ist leider unvermeidbar, aber die setzt man am besten neben L., da passt sie hin, und kann den zusabbeln, wenn er nicht doch so nett ist und absagt, unter Hinterlassung des Geschenks, das er sich in der Liste im Internet rausgesucht hat. Und dann das Kleid, das Kleid ist natürlich das Wichtigste, und keinen 7er BMW wie die Bauern.

Davor werden sie etwas studiert haben, das man in diesen Kreisen so studiert, und das in vollstger Gewissheit, dass sie immer zurückkönnen an den See, wo die Eltern das Haus haben, wo nichts droht und passiert, man kann immer zurück, schlimmstenfalls, wenn man etwas Blödes gemacht hat, es gibt da den richtigen Anwalt, und Vater kennt auch jemanden, der jemanden kennt. Es ist eine Gnade, so aufzuwachsen, weit entfernt von allen Drohungen des Lebens, sie sich irgendwann doch einstellen, Scheidungskrieg, Börsencrash, Alzheimer, Lungenkrebs, am Ende entgeht keiner seiner Bestimmung, aber so lange kann man ja unten am Wasser sitzen, die Tasche ablegen, die Mama aus München von den Maendlers mitgebracht hat, die Sonnenbrille in die Haare schieben und etwas ausserhalb der Sichtweite der Villa die Wasserpfeife anwerfen, in der Hoffnung, dass kein Bekannter vorbeikommt, und kichern, weil es so verboten aussieht.



Später wird es ein grandioser Sommer, wie immer, es wird immer so weiter gehen, sie werden nie wirklich weg sein und wiederkommen, bis sie, verwitwet und mit Goldreserve Simbabwes behängt, das Endstadium erreichen und gerne wissen wollen, wer da in ihre Region zieht, und in roten Abendmantel mit den weissen Punkten draussen vor der Hecke stehend, vorsichtig reinschauen, und zufrieden feststellen, dass sich der junge Mann offensichtlich anständige Lampen leisten kann. Und später erzählen, dass es den besten Bärlauch hinter dem Friedhof gibt, quasi aus der Asche von Ludwig Erhard und hoch über der Fabrik, in der sie dass Papier machen, auf dem die Inflation derer gedruckt wird, die es weniger gut haben, nicht am See sitzen und den ganzen Tag über der Wasserpfeife den vorbeipaddelnden Enten und Schwänen zusehen.

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Freitag, 28. März 2008

Ist die Katze krank

sorgt sich der Mensch. Vorletzte Woche war ich einen bitterkalten Abend auf der Suche nach Katz2, die am Morgen kerngesund, und weniger durchfroren als ich wieder auftauchte, diesmal hat Katz1 Katzenschnupfen.



Aber sie trinkt, sie frisst, und wenn ich sie heute Mittag zum Tierarzt bringe, kratzt sie mich auf dem Weg zum Korb in feine Streifen.

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Montag, 17. März 2008

Für zwei lumpige Dollar

Ich habe keine Ahnung, warum manche denken, es könnte die Märkte beruhigen, wenn J.P. Morgan Chase die angeschlagene Bank Bear Stearns für 2 Dollar pro Aktie übernimmt. Theoretisch, denn praktisch läuft es über einen Aktientausch. Jahreshoch für Bear Stearns war 170 Dollar, letzten Freitag Morgen waren es noch 54 Dollar. Das ist zwischen 96 und 98,8% Verlust für alle, die drin waren. Und wenn die damit angesetzten 236 Millionen Dollar der faktische Restwert von Bear Stearns sind, würde mich mal interessieren

- was die anderen Banken eigentlich noch wert sein wollen und
- was der am Freitag noch recht bullishe Kollege Statler dazu von der Puppenempore aus zu sagen hat.

Denn sagen wir es deutlich: J.P. Morgan erklärt den Laden faktisch für pleite, und die New Yorker Notenbank garantiert mit 30 Milliarden Dollar für deren Verbindlichkeiten. Selbst nach meinen von Tätigkeiten in der New Economy und gegen den grauen Kapitalmarkt geprägten Massstäben, die eigentlich durch krassestes Versagen des Marktes geeicht schienen, ist das nur eines:

Kompletter Irrsinn. Auf dem halben Weg zu Maos grossem Sprung nach vorne und Stalins Fünfjahresplan.

[Edit: Und die Fed senkt die Zinsen für Banken um 25 Basispunkte. Übersetzt sagen sie den Banken: Ihr seit mausetot, aber solange wir noch leben, 5 Tage oder länger, lassen Euch nicht sterben.]

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Samstag, 15. März 2008

Vom Antikmarkt korrumpiert

300 Euro.

Kostet bei einem normalen Möbelgeschäft ein halbwegs normaler Bettrahmen. Das sind 600 Mark! hätte meine Oma gerufen, und damit natürlich wie immer recht gehabt. Obendrein brauche ich zwei davon. Für ein paar Holzlatten in Bröckerloptik. Zum Vergleich: Die nach Gmund umziehenden Barockstühle - zwei 18. Jahrhundert, zwei im 19. Jahrhundert nachgefertigt, und vor ein paar Jahren frisch gepolstert - haben auf einer nicht billigen Auktion ebenfalls 600 Euro gekostet. Für 600 Euro könnte ich über E*ay couk ein massives Silberteeservice kaufen, und könnte in Pfaffenhofen nochmal Besteck für 24 Personen und 7 Gänge besorgen.



Dass halbwegs hochwertige Exemplare gleich mal 1000 Euro kosten, wollte ich dann gar nicht mehr hören. Do schlof I liaba auf da Lufdmadradzn, hätte meine Grossmutter gesagt, und auch ich brummle das beim Abwärtsfahren über Rolltreppen in meinen 3-Tage-Bart.

Und bestelle zum Frustabbau bei der bekannten Quelle ein melonenförmiges Rokoko-Service. Für 24,90 Pfund Sterling, dieser angenehm weichen Währung.

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Übersetzung für Bankerdenglisch

Bear Stearns - Bärenmarkt mit Auszeichnung, der.

Irgendwie wachte ich heute auf und wusste, es würde ein schöner Tag werden. Habe ich schon mal erzählt, dass ich Anfang der Woche fast mein komplettes Geld known as "das nutzlose Zeug das in Bankenkollaps und Inflation draufgeht" in eine Wohnung gesteckt habe? Am Tegernsee? Und dass ich dort das Kommende locker auf einer Hinterbacke absitzen kann?

Hier noch ein kleiner Ratschlag für die amerikanische Notenbank zum Umgang mit dem Wallstreet-Pack. If you can´t bill them, kill them. Für Blackwater sollte noch etwas Geld da sein, und die Wand zum Dagegenstellen wird bei der Wallstreet mitgeliefert. Zur Klärung der Ansprüche ist es vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn die USA Waterboardung weiterhin zulassen. Mein ja nur.

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Mittwoch, 12. März 2008

Wo man bleiben kann - Platz 4: München Maxvorstadt

Es war kein Grund zum feiern. Wir fuhren heim, und ich war meinen Eltern einfach nur sehr, sehr dankbar, dass sie es getan hatten. Damals erschien es mir als unfassbar grosse Summe, die meine Eltern auf den Tisch gelegt hatten. Der Verkäufer, ein Zahnarzt aus Augsburg, dem die Unsicherheit aufgrund der üblichen Kontakte bei der Anbahnung nicht verborgen geblieben waren, sagte damals, wir würden sehen, es sei genau das richtige. Denn als seine Eltern die Wohnung vor 15 Jahren gekauft hätten, wäre sie ihnen auch sehr teuer vorgekommen, und jetzt erschiene der Preis lachhaft günstig.

Er hatte recht. Die Wohnung wäre heute in Euro teurer, als sie damals in Mark gekostet hat. Gemessen daran, dass ich 15 Jahre keine Miete zahlen musste - die sich in der Zeit ebenfalls verdoppelt hätte - war es ein Bombengeschäft. Und eine Bestätigung, dass bei Immobilien nur drei Dinge zählen: Lage, Lage und Lage. Denn die Lage im schmalen Bereich zwischen Uni, Ludwigsstrasse und Pinakotheken ist nicht mehr zu reproduzieren. Es ist der Ort, wo man in München sein möchte. Ich glaube nicht, das viele sagen würden: Och nö, Maxvorstadt, gefällt mir nicht. Es gibt dort definitiv schon immer zu wenig Wohnraum. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, und ich habe es in all den Jahren noch nie erlebt, dass in diesem Bereich der Stadt die Preise nach unten gingen.

Warum das so ist? Weil es immer Eltern geben wird, die ihre Kinder nahe an der Uni wissen wollen, und Kinder, die das breite Angebot in Sachen Nachtleben zu schätzen wissen. Es ist ein Gebiet, in dem man nicht nach 10 Jahren raus muss, weil man zu alt wird, und in einer viertel bis halben Stunde erreicht man Deutschlands beste Kultureinrichtungen, Uni, Museen, Sammlungen, Oper, Aiktionshäuser, Theater. Zum englischen Garten und Isar kann man laufen, alle Bedürfnisse des täglichen Bedarfs sind gedeckt. Das ist wohl der Grund, warum es in dem haus meiner Wohnung so selten Wechsel gibt, wer hier erst mal ist, geht nicht gerne weg. Weil die Gegend auf eine unaufdringliche Art liebenswert ist, weil sich die Ansprüche an das Leben ändern, aber die Möglichkeiten bleiben.

Nachdem gestern die amerikanische Notenbank mit einer kriminellen Inflationspumpe und damit einem Anschlag auf unser aller Vermögen Ossama bin Laden zum kleinen Rabauken des internationalen Terrorismus degradiert hat, und mit 200 Milliarden nicht nur unverkäuflichen Hypothekendreck, sondern auch gleich eine Entschuldung via Geldentwertung (ausser für die davon profitierenden Bankverbrecher) einkauft, ist so eine dauerhauft wertstabile Immobilie wirklich angenehmer als banales Geld, das realiter im nächsten Jahr 8 bis 10 Prozent an Wert verlieren dürfte. Und auch sicherer als manche private Rentenvorsorge, die ebenfalls darunter leiden wird. Wenn es wirklich mal finanziell eng wird: Der Markt der Maxvorstadt wird für immer einen Nachfrageüberhang haben.

Das ist alles, was man jetzt als Privatmensch noch tun kann. Den Rest im Kampf gegen den internationalen Finanzterrorismus sollten die Staaten selbst mit ein paar Drohnen in den Wallstreet-Zentren der US-Talibans übernehmen, und wer sich freiwillig stellt: In Guantanamo sind noch ein paar Plätze frei.

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