: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 14. Juli 2006

Stackenblochen

oder: Orte, an denen der Deutsche seinen Spass hatte.



Und wenn der Deutsche den Platz verwüstet hat, kommt der Nichtdeutsche, räumt auf und stellt es alles wieder so hin, dass der Deutsche wieder seinen Spass haben kann.

... link (18 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 13. Juli 2006

Nichtmediterran

Im Viertel der besseren Leute wird jetzt umgestrichen. Keine 10 Jahre nach dem Bau gefällt das Weiss nicht mehr, es war ohnehin schon etwas schmutzig, jetzt muss es Ocker sein und grau abgesetzte Kanten, man will ja nicht modisch hinter den Hundehütten an den Strassen zu Käffern sein, die man höchstens mal auf dem Weg zum Ausflug befährt. Es stimmt schon, irgendwas südliches wäre nett, und mancher lässt sogar das Dach neu machen, weil das alte dunkelbraun nicht mehr passen will. In uns Italien, der verlängerte Rückenmarksfortsatz der Toskana , nur die Tür in weiss, grau und Magenta, die lässt man, weil das dann doch zu schade wäre, und man hat sich ja bald an den dreieckigen Farbklecks gewöhnt, den man schon Mitte de90er toll fand. Miamistil nannte man das damals.



Pech bei diesen Anpassungsarbeiten an die aktuelle Ultramoderne haben nur die, die es damals übertrieben haben. Runde Fenster, wie hat man die damals beneidet, gehen heute gar nicht mehr. Runde Wände und diese Decosäulchen sind jetzt auch eher, uh, gewöhnungsbedürftig. Die sollten das wenigstens begrünen, wenn sie schon keine putzige Toskanagemütlichkeit hinbekommen, diese Leute da. Vielleicht kann man zumindest innendrin was machen, Fliessenboden und ein paar Olivenholzbalken, und auf alle Fälle diese mintfarbenen Kleckse da wegmachen, bitte. Noch schlimmer als der Pinkklecks an der eigenen, stilechten Landhauskopie. Da kann man wenigstens einen Kranz davorhängen, nicht wahr.

... link (18 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 12. Juli 2006

Erlösung

Diese Nacht wurde es nicht kalt, die Hitze verflüchtigte sicn nicht aus den Zimmern, und am Morgen war die Luft schon fast flüssiges Gas, bisweilen krachte es in der Ferne wie von explodierenden Tankzügen, bis es endlich begann.



Zwischendrin haben die verdammten Haifische angerufen. Heute noch muss es sein, in der Munich Area. Die Mandantschaft muss aktiv werden, sonst werden ihre Kunden aktiv, und dann hat man weitere Haifische im Spiel. So viele Räuber bei so wenigen Opfern, das ist unlukrativ. Man muss über die Gegner kommen wie ein Hagelsturm und nicht wie ein Nieselregen. Man darf ihnen keine Chance geben. Eigentlich Selbstverständlichkeiten. Denn auch dieser Fall klebt schon, es muss endlich krachen. Meinen sie. Und auch in München, so hört es sich über das Telefon an, kracht es. Vielleicht hat jemand aber auch nur was an die Wand geworfen. Sowas passiert. Ein Haifisch hat mal bei einer erregten Besprechung eine Bronzeskulptur, einen eigentlich Ruhe und Kraft darstellenden, schlafenden Löwen, durch eine Glaswand gepfeffert. Überraschenderweise war die Mandantschaft dann zügig bereit, den Vorschlägen zu folgen.

... link (4 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 10. Juli 2006

Transparency International: Old Scandals never die

Man erinnert sich vielleicht noch an diesen Fall, das sogenannte Monigate: Eine kleine Welle der Empörung über die NGO Transparency International German Chapter, die versucht haben Moni zu diskreditieren und ihr mit Drohungen einen Bericht über den Umgang von TI mit seinen Mitarbeitern zu untersagen. Wir haben damals ja ein wenig mitgespielt und bei der Gelegenheit auch noch andernorts ein wenig Erde verbrannt, nach alter Väter Herkommen, sprich, es war eine gute Zeit, wir haben viel gelacht, und irgendwo ist es ganz gut, dass man heute Konflikte mit den Blogs austrägt und nicht mehr mit blankem Stahl. Die ganze Geschichte findet sich hier.

Im Zentrum stand neben Moni auch der Justiziar und die Geschäftsführerin von TI. Damals wurde hier schon gemutmasst, führendes Personal könnte demnächst in Weissrussland arbeiten. Ich weiss nicht, wo die damalige Geschäftsführerin, in deren unglücklicher Hand damals die Geschichte lag, heute ist - Fakt ist aber, man sucht jetzt für sie einen Nachfolger. Jaja. Vielleicht ändert sich ja auch was im Umgang mit den Mitarbeitern bei denen. Wann gehen eigentlich die Chefs von Johannsen und Kretschmer?

... link (15 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 8. Juli 2006

Hochzeit, Wurst und Fahne

Ich lebe momentan in der Provinz, und werde noch eine Weile - ein Jahr vielleicht oder zwei, mindestens aber bis Herbst - bleiben. Sommer ist hier viel zu schön, als dass ich in einer grossen Stadt sein wollte, wegen Ozon, Staub, Hitze, Lärm, das ist kein Sommer. Gerade jetzt sind die Amseln und das Sirren der Schwalben lauter als der Verkehr. Vorhin hat in der Kirche jemand geheiratet, und der Wind hat ein wenig den Chorgesang herübergetragen. Ich habe geratscht, man hat mich nach den Fortschritten meiner Wohnung gefragt, und eine Bekannte hat von einem Freund erzählt, der hierher versetzt wird und 120 m² braucht, ob ich da nicht was hätte. Am See ist man von hier aus in 15 Minuten mit dem Fahrrad. Es ist eine reiche, satte Provinz. Wenn ich weg will, setze ich mich an den Rechner und gehe ins Netz, da ist dann Münchenberlintokioalles. Mit dem Auto bin ich schneller in München, als andere in München mit der MVV unterweg sind. In München sind die Haifische, die Antworten für ihre Fragen kaufen, aber selbst das mache ich am liebsten über das Internet von der Dachterasse aus. Man kann es hier schon aushalten, wenn man weiss, dass man weg kann. Und dass man eigentlich nicht dazu gehört.

Denn die, die hier dazu gehören, hängen die deutsche Flagge in ihren Stand auf dem Wochenmarkt, der von totem Tier nur so überquillt. Silber glänzen die Kassler Ripperl, wie geronnenes Blut mit Eiter liegt der Speck in der Vitrine, hier und da sind Knochen, und darüber die selbst gemachten Würste, obszön saftig und verknorpelt. Und obendrauf sind die Bilder der Hochzeit, damit es auch jeder weiss, dass die rotwangige, unfassbar blonde Verkörperung der perfekten Rusticoschönheit, mit ihren riesigen blauen, vergifteten Belladonna-Augen und der weissen Haut, als hätte man sie gerade zur Ader gelassen, bevor sie die das Fleisch armer Schweine zum Markte trägt, damit also jeder begreift, dass dieses Geschöpf ab jetzt vergeben ist.



Sie hat einen Hof, sie hat einen Mann und ein Kind und Viecher und ein Bolzenschussgerät und wenn die Tiere tot sind, knetet sie mit ihren kräftigen Armen den Teig und backt ein phantastisches Olivenbrot im eigenen Holzbackofen, weshalb ich hier anstehe. Ich bin nett und höflich und gratuliere ihr, aber in mir brüllt alles: HAU AB DAS HIER IST DIE HÖLLE UND DER TEUFEL LEGT DAS HOLZ IN DEN OFEN.

Diesen Sommer bin ich noch da. Den nächsten auch noch. Sie wissen nicht, wer und was ich bin, ich könnte es ihnen auch gar nicht erklären, was für eine Welt der Haifische das eigentlich in München ist, denn hier wäre das Haifischfressen lediglich ein traditioneller Freundschaftsdienst und keine Wirtshaftskriminalität. Sie mit dem Fleisch, dem Bild und dem Plan, das Leben mit einem einigen Geschlechtspartner zuzubringen, und ich, wir haben einen Modus Vivendi gefunden, wir einigen uns auf gewisse Themen und verdrängen manchmal die Kluft zwischen uns. Ich bin hier nur körperlich, ich will das alles hier gar nicht so mitbekommen, ich mag die Fassaden sehen und die Farben und das Licht, aber ich will nichts mit dem zu tun haben, was hier ist, was hier lebt und sich vermehrt mit dieser abartigen Nettigkeit und dem freudestrahlenden Lachen, das sicher keine Sekunde aufhört, wenn im Stall daneben die Sau abgeknallt wird oder der Nachbar die Katzen ersäuft. Geschockt sind sie hier erst, wenn mal wieder einer mit 180 auf der Landstrasse mit drei anderen in einen Laster knallt, oder sich einer so umbringt, dass man es schlecht als Unfall hinstellen kann. So ist das, bei den Wüsten nach der Hochzeit unter der Fahne. Die sind Bayern, Provinz und Deutschland. Für einen Moment wird mir der international operierende Starnberger Kieferbrecher fast wieder sympathisch, der in seinem Marmorpalast dem im Spackenfond 13 versenkten Gegenwert von 3 weiteren Bentleys hinterherheult, und seine mufflige Tochter, die jetzt kein neues Auto für das nächste Semester an der Privatuni kriegt, an dessen Stossstange sie den Aufkleber vom Zouz Zuoz-Club pappen könnte.

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 3. Juli 2006

Papier, Pappe, Druckerschwärze

Die Frage nach dem Standort der digitalen Revolution lässt sich leicht beantworten, wenn man geschätzte Zahlen (abzüglich "Autoren" bei Zuschussverlagen) vergleicht: Wieviele Blogger haben einen halbfertigen Roman oder Sachbuch in der Schublade liegen, den sie gerne veröffentlichen würden - und wie viele Autoren haben ein halbfertiges Blog in der Schublade liegen, das sie gern online stellen würden.

Kam mir gerade beim Redigieren eines - man ahnt es - Textes für ein Buch über digitales Publizieren.

... link (24 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 30. Juni 2006

Servicewüste Deutschland

Gerade halb Schwabing nach einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Deutschland verrecke" abgesucht - vergeblich. Immerhin, bei der Mentalität muss man das nicht mehr mit einem T-Shirt beschwören.

... link (34 Kommentare)   ... comment


Haifischdialoge

(Infernalischer Lärm auf der Strasse, dazu Handyklingeln)

Ich: Ja?
Haifisch 1: Ihr könnt runterkommen, ich komm grade die Strasse runter.
Haifisch 2: Gib sie mir mal. Hi. DU BRAUCHST NICHT ANRUFEN, WIR HÖREN DEN MOTOR SCHON HIER OBEN!
Haifisch 1: (grummelt Unverständliches)
Haifisch 2 (legt auf): Seitdem wir wieder ein paar Rechnungen zahlen können, brennt sie jeden Tag einen halben Tank durch....

... link (29 Kommentare)   ... comment


Munich Area Lethargie

Ich bin froh, dass ich mit der Uni und dem Betrieb nicht mehr viel zu tun habe. Ich glaube, ich würde durchdrehen. Weil es "so ist". Da sitzen welche, zwischen 20 und 25, lle Chancen, die man haben kann, haben ihren korrekten Lebenslauf im Auge, finden die Lage natürlich schon scheisse und das mit dem Bachelor auch nicht so toll, aber es "ist so". Und weil es "so ist", sitze ich, der ich keine Ahnung von gar nichts ausser Kulturgeschichte habe, vorne - und sie nicht. Das sollte ihnen zu denken geben.



Die Herrschaften in den Türmen, die davon profitieren, dass es "so ist" und auch keiner wirklich was dagegen macht, können stolz sein. Hier geht es schliesslich nicht um das Gejammer irgendwelche kindischer Bratzen, sondern um die, die in ein paar Jahren gern die öffentliche Meinung des Landes bestimmen wollen. Und wenn es "so ist" und sie nicht mal was für ihre eigene beschissene Situation tun ausser anpassen, dann kann das ein lustiges neues Medienzeitalter werden.

Morgen mehr, ich muss da erst mal drüber schlafen, dass es einfach "so ist", als wäre das, was ist, von irgendeiner Bedeutung und unveränderbar. Aber das könnt ihr schon mal sucken, Ihr Web2.0er: Keiner von einem Dutzend KWlern kannte Flickr. Das finde sogar ich hart.

... link (55 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 26. Juni 2006

Brecht zitieren angesichts des Sturms

Schlimm ist der Hurrikan
Schlimmer ist der Taifun
Doch am schlimmsten ist der Mensch.

Brecht, Mahagonny



Andrea schreibt
über das Wettlesen neuerer Literatur,
Blitze erscheinen
plötzlich so niedlich und zart hingehaucht
in den Himmel.

... link (7 Kommentare)   ... comment