Nichtmediterran

Im Viertel der besseren Leute wird jetzt umgestrichen. Keine 10 Jahre nach dem Bau gefällt das Weiss nicht mehr, es war ohnehin schon etwas schmutzig, jetzt muss es Ocker sein und grau abgesetzte Kanten, man will ja nicht modisch hinter den Hundehütten an den Strassen zu Käffern sein, die man höchstens mal auf dem Weg zum Ausflug befährt. Es stimmt schon, irgendwas südliches wäre nett, und mancher lässt sogar das Dach neu machen, weil das alte dunkelbraun nicht mehr passen will. In uns Italien, der verlängerte Rückenmarksfortsatz der Toskana , nur die Tür in weiss, grau und Magenta, die lässt man, weil das dann doch zu schade wäre, und man hat sich ja bald an den dreieckigen Farbklecks gewöhnt, den man schon Mitte de90er toll fand. Miamistil nannte man das damals.



Pech bei diesen Anpassungsarbeiten an die aktuelle Ultramoderne haben nur die, die es damals übertrieben haben. Runde Fenster, wie hat man die damals beneidet, gehen heute gar nicht mehr. Runde Wände und diese Decosäulchen sind jetzt auch eher, uh, gewöhnungsbedürftig. Die sollten das wenigstens begrünen, wenn sie schon keine putzige Toskanagemütlichkeit hinbekommen, diese Leute da. Vielleicht kann man zumindest innendrin was machen, Fliessenboden und ein paar Olivenholzbalken, und auf alle Fälle diese mintfarbenen Kleckse da wegmachen, bitte. Noch schlimmer als der Pinkklecks an der eigenen, stilechten Landhauskopie. Da kann man wenigstens einen Kranz davorhängen, nicht wahr.

Donnerstag, 13. Juli 2006, 22:05, von donalphons | |comment

 
Auch so ein Haus, was in 10 Jahren geschmacksmässig abgerissen gehört, weil es niemanden mehr gefällt:



Holzständerbauweise mit aufgklebten Steinen. Mittlerweile Toscana-Ocker und mit Trockensteinmauer als Grundstücksbegrenzung. Die Ziegel sind natürlich Mönch/Nonne-Optik.

Was man nicht sieht. Auf der rechten Seite sind die Fenster mit Rundbögen und Steinrand versetzt angeordnet.

Alles auf einem Dorf am Ende der Welt 80 km vor Hamburg.

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Jemand muss diesen Leuten beibringen, wie man ordentlich mit (zu)viel Geld umgeht.

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Das ist der neureiche Dorfadel. Denen kann man nichts beibringen, da sie keinen Sinn für Historie und Kultur haben. Das sind dieselben, deren Kinder sich mit 18 mit dem BMW Z3 (neu natürlich) um den Baum wickeln. Eigentlich denkt man, dass diese "Neureichen" ausgestorben sind - ein Relikt der Wirtschaftswunderzeit. Hier in der Provinz haben sie sich gehalten.

Der 20-jährigen Tochter des Geldadels hier ein paar Dörfer weiter ist gerade ein Häuschen mit 450 qm Wohnfläche gekauft worden. Sie bewohnt nun eine Wohnung, eine andere ihre Freundin und 2 kleinere sind vermietet. Zur Zeit weilt sie im Ausland. Die Terasse wird natürlich vom Gärner gepflegt und die Eltern kümmern sich auch wenn sie da ist, dass sie nicht die schweren Wasserkisten hochschleppen muss. Aber keinen Plan was ausser Tochter sein, noch im Leben denkbar wäre - und keine Motivation aus dem Dorf endlich rauszukommen. Eigentlich ein Trauerspiel.

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Noch schlimmer ist aber der "Neureiche" auf dem absteigenden Ast - der wohnt dann noch schlechter, fährt aber einen BMW x5 oder das Äquivalent von VW. Geländewagen zum Shoppen und so.

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Vor Hamburg? Ach, mit einer Totalrenovierung / Nutzungsänderung kann man aus dem Ding noch was machen. Der rechte Teil geht als Lokschuppen durch. Der linke Teil eignet sich als Eingang für ein Beerdigungsinstitut oder Krematorium. Ganz links ist noch eine Garage? Kann man eine SM-Studio raus machen.

Wo ist das Problem?

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Ja, und vorne, das blaue Schmuckstück, da könnte eigentlich die Vorgängergeneration rein - die ganze Familie unter einem Dach. Opa schaut dann ab und an im SM-Studio vorbei und Oma kümmert sich um die Asche.

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Ich muss unbedingt mal ein Photo von der neuen Neverlandranch mitbringen, die dem Sohn des Mitbesitzers zweier grosser Elektroketten, bei denen ich aus Prinzip nicht einkaufe, sein Dasein fristet. Säulen mit Aluminiumkapitellen, Palladio für geschmacklich ganz ganz Arme.

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Gemütlichkeit?
Diverser Toskanakram ist diese Woche bei Tschibo im Angebot.

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gesunkenes kulturgut eben.

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Bei Plus dafür Griechenland.

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Und beim Verramscher China galore im Animestil.

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ja, plus ist vom marketing-aspekt her sehr interessant:

zum gekicke war grillen angesagt.

dann kam erst die spanien-woche, dann die griechenland-woche.

und das motto für nächste woche ist: urlaub auf balkonien

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Bei meinen seltenen Abstecher in Supermärkte scheint sich der Deutsche gerade auf Ballermann einzusaufen.

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Klarer Fall für Sprengstoff-Sanierung.

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Anregung für die Besitzer: Mit wenigen Pinselstrichen könnte man aus den Bullaugen lustig dreinblickende Gesichter machen.

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die bullaugen bieten gute möglichkeiten, sich mit dem gewehr den horden der hartz-iv empfänger zu erwehren.

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Gewehr? Durch so ein Rundfenster passt auch ein veritables Geschütz.

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Die kleine rote Laterne am Haus zeigt, dass der Staatsapparat hier heute schon bereit steht.

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