: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 20. März 2013

Vorhang auf

Das Leben setzt wieder ein, oder vielleicht werden auch einfach die Winterplätze zu teuer, und die Bauern brauchen ihre Scheunen wieder für den normalen Betrieb.



Jetzt kommt, unterbrpchen von Ostern, die letzte ruhige Zeit am See bis November. Für das Bergsteigen liegt noch zu viel Schnee, für Ski und Rodel zu wenig, alles drängt sich also auf dem schmalen Streifen am Wasser zusammen, so es überhaupt kommt. Immerhin, für mich bedeutet das diesjährige Klima, dass ich heute wieder an die Donau fahren kann. Vor einem Jahr war ich schon auf dem Weg von Frankfurt nach Mantua, mit viel Gejapse, das bislang weitgehend ausgeblieben ist.



Dafür kamen andre Unannehmlichkeiten. Früher waren die Stalker gewitzter, heute ist da jemand, der meint, ich könnte keine IP-Knoten identifizieren. So etwas ist immer zäh, man muss Daten sammeln und Zeiten zusammenrechnen - nur um zuu begreifen, wie sehr man für solche Leute zum Thema geworden ist. Es gibt ene Menge Blogs, deren Autoren ich nicht mag, die lese ich einfach nicht. Aber hier legt jemand Listen an und kopiert belastendes Material. Das ist ein Kampf im Dunklen, er erfährt mehr über mein Tun und Lassen und sein Arbeitgeber wird vermutlich auch bald wissen, was der so in der Arbeitszeit macht - man kann sich den Spass verderben lassen, oder den anderen verderben, und für mich ist die Lösung klar.



Zumal es hier thematisch sehr beschaulich werden wird. Es hat sich zwar immer weiter nach hinten verschoben, aber jetzt komme ich doch Mitte April nach Sizilien. Blaues Meer statt grauer See, Normannenfestung statt Spielplatz und Renault Clio statt Barchetta -wollen Sie vielleicht einen Opel Astra, wurde ich gefragt, habe aber abgelehnt. Eine Woche griechische Ruinen und arabische Festungen, und vor allem der Dom von Monreale und der von Cefalu, bislang eine üble Nichtgesehenhabenlücke, die ausgemerzt werden muss. Monreale ist weit weg von der Südküste, ein paar Berge sind dazwischen und viele Kurven; man wird sehen, was der Clio kann.



Vielleicht borge ich mir auch ein Surfbrett, wenn der Wind reicht, und mache dann etwas über den Modesport der 80er Jahre; ich hätte zwar nich alles, was man braucht, aber am Tegernsee reicht der Wind nie. Man muss weg, um bei sich anzukommen. Internet gibt es dort übrigens nur in der ausschweifend grossen Lobby; man wird mich also des Abends in einem Sessel sehen und auf das blaue Rechteck starren.

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Samstag, 9. März 2013

Aussenstelle Tegernsee

Die Wiesen, die vor ein paar Tagen noch voller Schnee waren, sind jetzt grün, und duften feucht und schwer. Viel Heu ist nicht mehr bei den Bauern, die Küh sind hungrig, und das Gras sollte sich jetzt beeilen.







Ich - nicht. Ja wo käm ich denn da hin, am Ende noch nach Rottach. Es ist zwar der letzte Tag am See, aber weil man nicht mehr rodeln kann, und noch nicht wirklich radeln, gehe ich halt etwas spazieren.







Vielleicht muss es Leute wie mich wirklich geben, vielleicht gehört das zum Heilsplan, dass manche nicht immer nur Ja und Amen sagen, somdern Nein und Kommt nicht in Frage. Dass man das heute wirklich tun kann, hat auch etwas mit dem Internet zu tun. Ich glaube sehr wohl, dass es Herrschaftsstrukturen allein durch seine Existenz ändert, und da hilft es auch nichts, wenn man die eigenen Bereiche so fährt, als gäbe es keine Alternativen. Das ganze Netz ist eine Alternative, es gibt nichts anderes, und wer Respekt will, muss sich ihn verdienen.







Keine Freundlichkeit, keine Torte. Ich finde auch nicht, dass das Internet schlechte Manieren fördert; wer etwas haben will, muss sich Mühe geben, oder er bekommt Probleme. Das weiss man hier am See übrigens, hier kann man nicht einfach über die Stränge schlagen. Im Internet geht das nur, wenn man sich im Zweifelsfall einen neuen See mit Anwohnern basteln kann. Das ist aber nicht so einfach.







Ach, ich sass in der Sonne, ich habe gut und viel gegessen, und ich bin zuversichtlich. Ich weiss schon, was ich tue. Ich mache eine Aussenstelle. Genau hier. Niemand ist unersetzlich, ausser man selbst für sich selbst. Und daher werde ich mich hier nicht an Ersetzliches verlieren.

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Freitag, 8. März 2013

Das enge Fenster

Diesen Winter habe ich es, weil es so gewünscht wurde, mit zwei Arten Pilzen versucht, die angeblich gegen Heuschnupfen helfen. Vielleicht stimmt das auch es gibt eine Art der Allergie, gegen die das hilft - aber wenn, dann ist meine von einem anderen Kaliber. Ist ja nicht so schlimm, ich will sowieso monatelang nach Italien.





Bis zur entgültigen Abreise jedoch gibt es eine ganz kurze Phase, wo in den höheren Lagen noch keine Pollen schwirren, und in den Tälern auch noch nicht so viel ist, dass es mich gleich mit Nebenhöhlenentzündung und Asthma umlegen würde. Es ist nur eine böse Vorahnung, wie eine leichte Erkältung, aber das kann man noch mit Tabletten wegdrücken. Gleichzeitig ist es aber schon gefühlt warm genug, um auf die Berge radeln zu können. Und der Tag ist lang genig, um noch kleine Reserven zu haben. Danach bicht alles auseinander, aber für diese kurze Phase von 2, 3 Wochen geht vielleicht was. Am 24. März war ich letztes Jahr in Mantua, vielleicht geht es um die Zeit nach Meran. Mit dem Rad.





Dieses Jahr ist alles etwas anders, ich werde nämlich im April nach Sizilien fahren, aus Gründen, und um davor noch nach Mantua umzuziehen, ist die Zeit zu knapp. Aber für vier, fünf Tage ist Raum da, und weil ich diesmal im Winter sehr sportlich war und mit weniger Pfunden hinein ging, könnte es sein, dass es auch körperlich für den Jaufenpass reicht. Tegernsee - Hall wäre die erste Etappe, Hall - Sterzing die Zweite und dann sieht man ja, ob man in der Lage ist, den Jaufenpass zu nehmen. Ob der schon offen ist? Das ist ein Wagnis, aber ich habe die Zugfahrt nach Frankfurt überlebt, schlimmer kann es auch nicht sein.





Heute jedenfalls, im Auto, fühlt sich das alles machbar an, oben auf dem Pass schmilzt bei 10 Grad der Schnee, und unten in Schwaz sehe ich bei 19 Grad üppig ausgestattete Mitarbeiter des Teams Stronach beim neoliberalisieren, Die passende Renngurke stünde daheim, man müsste sich halt warm anziehen und vielleicht 2 Kilo mehr mitnehmen und wenn ich nochmal 20 Jahre warte, brauche ich nicht mehr anfangen - do wälze ich Gedanken und stelle mir vor, wie ich bei Pedevilla dann heldenmütig Proviant kaufe und auf die Frage, wohin es denn geht, sage: Meran! Das muss jetzt einfach sein.





Vielleicht macht mir der Winter aber einen Strich durch die Rechnung, Vielleicht gehe ich auch nur in Museen und erkläre vor verschneiten Almen, welche Beschallungsmassnahme nun am Tegernsee aufgebaut wird. Wie immer es ausgeht, es wird nicht schlecht sein, aber dennoch sage ich mir bei jedem Meter hier in Österreich; Es kann gehen. Es kann möglich sein. Es wird eine Plackerei und ich werde mich verfluchen, aber dann sage ich mir: Es könnte auch sehr viel schlimmer sein, Ein Strassenbahn in Frankfurt, und schon ist die nächste Rampe keine Qual mehr, sondern eine Erlösung.

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Mittwoch, 6. März 2013

J'ay un oyseau qui volle, volle, volle

Die Zeit nach den Hugenottenkriegen um 1600 war in Frankreich keine schlechte, es ging auch recht freizügig und leger bei Hofe zu. Dort entsanden tranceartige Liebeslieder, die das Kreisen der Zungen beim Kuss nacherzählen. Eine Ahnung der Liebe in der Musik. Ich denke bei der Fahrt nach Frankfurt an den See, den Berg und jenen Unbekannten, der das alles heute an meiner Stelle erleben wird.





Ich fand das Verhalten des Herrn Guttenberg, ständig eine Rücktrittsdrohung in den Raum zu stellen, mit Verweis auf seine Unabhängigkeit, immer etwas peinlich. Bei mir ist es halt so, dass ich überhaupt keine Lust hätte, bei der FAZ alt zu werden, und trotzdem dort sehr gern jetzt schreibe. Das hat viele Gründe und mündet selbstredend in die Feststellung, dass ich dort nicht meinen Lebensmittelpunkt sehe. Ich arbeite gern dort, an der Stelle, wo ich arbeite, aber wie man im Moment auch sieht: Ich arbeite dort mit meinen Lesern, und weniger mit deb Entwicklern. Und diese Faht nach Frankfurt dient nun weniger dem Ausbau der Haltekräfte, sondern dem Kampf gegen jene, die das softwareseitig erschweren. Dass ich mit den neuen Blogs, die mit Wordpress so viel zu tun haben wie Toskanastil mit einem Palazzo in Siena, extrem unzufrieden bin, hat man vermutlich gemerkt.





So ein Mittagtermin in Frankfurt ist mit dem Auto ausserordentlich ungünstig, da sind alle Vertreter unterwegs, und realistisch sollte man schon 4 Stunden einplanen. Ausserdem muss ich mich noch vorbereiten, was mit einem Bruchteil der Aufmerksamkeit beim Überholen der Lastwagenkolonnen auch nicht gerade gut ist. Und dann kommt noch dazu, dass die Autobahn nach Frankfurt jeden Anspruch, eine europäische Traumstrasse zu sein, mit aller Kraft und vielen Tücken von sich weist. Und andere erzählen doch immer wieder von den interessanten Begegnungen im Zug.





Ich setze mich also zielgenau auf einen Behindertenplatz und merke das erst, als der Zug die Donau überquert hat. Also suche ich mir einen anderen Platz. Vieles ist reserviert, aber nicht besetzt, dafür sind die besetzten Plätze eher selten. Letztlich lande ich neben einem Auto-Bild-Leser und jemandem, der ein etwas rustikales Frühstück zum iPad-Konsum zu sich nimmt. Und dann auch noch nachbestellt. Nun ja. Unter dem Vordersitz ist ein Abfallabteil, das hier definitiv zu klein wird, im Laufe der Reise.





Schräg hinter mir ein zur zweiten Klasse verdonnertes Junior-Beraterinnenpaar der Sorte „wir sind nicht blond damit es irgendwie netter aussieht als wir sind“, die am Telefon viel über Investoren (wichtig) und Mitarbeiter (sollen später informiert werden, und auch nur teilweise) sprechen. Sol lucet omnibus, am See. auf dem Berg und hier der Abgasmaschine.





Sie telefoniert weiter und ich denke mir, wenn der Zug jetzt von der Brücke fallen würde, wäre es nicht gut für mich, aber woanders würden sich manche sicher freuen, denn wer sich so verhält, hat auch nur die Kollegen, die sie verdient. Vielleicht macht die Stadt die Menschen so, jedenfalls passt das alles formschön zusammen, sehr stimmig, nur ich bin hier fehl am Platze und hoffe, dass jener, der für mich nun oben sitzen sollte, begreift, welche Pflicht zum Guten er hat.





Wenn da nicht die Plakate wären. Das sind so kleine, manchmal gut gemachte und manchmal völlig absurde Fenster in der Realität. Andere spricht das vielleicht an, aber ich komme zudem aus einer recht werbefreien Welt, und die Kombination dieser Bilder und dieser Stadt - das ist eine Zumutung für den denkenden Menschen. Nichts, keine halbnackte Frau und kein Coffee2go kann auch nur irgendwie ansatzweise mit dem Glück auf dem Berg und der Schokolade mit Aussicht mithalten. Da sitzen so viele Leute zusammen und planen das, und auf dem Berg ist alles da, was unten immer fehlen wird.





In der S-Bahn eine weitere Lektion über den Niedergang der Sitten; die Neigung, gleich reinzudrängen, bevor andere ausgestiegen sind, kommt aus Berlin, macht die Sache auch nicht schneller und nur unhöflicher. Am Berg habe ich vielleicht mit 30 Leuten Kontakt und plaudere mit 5 oder 6, hier habe ich jede Menge Körperkontakt mit Leuten, die allenfalls grunzen. Ich verstehe die Menschen, die hier kaputt gehen. Ich dagegen denke an den See und weiss: Da oben ist jetzt jemand und ist für mich glücklich.





Auf dem Heimweg sitzen mir gegenüber zwei Vertriebler, sie kommt aus der Uckermark und sieht auch so aus und ihr Lieblingswort ist "Arsch", und sie will Beziehungsprobleme mit einem der Ärsche lösen, indem er sich mehr von ihren Horrorfilmen anschauen und ihre Neigung verstehen soll. Daneben noch drei übersaubere Damen aus der HR eines Grosskonzerns auf dem Weg nach München, die ab und zu herüberschauen und sich fragen: Wieso hat die einen Freund und ich bin Single? Dann reden sie wieder über Schuhe.





Und ich? Ich bin nicht voll zufrieden, aber ich kann immer daran denken, wie es da oben ist, wo ich sein werde, wenn die Züge wieder rattern, aber ganz ohne mich und mein Leben, das ein anderes ist. Da macht auch eine Stunde Verspätung nichts aus. Danach ist alles golden.

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Sonntag, 2. Dezember 2012

Reste aufkochen

Nichts gebrochen. Und das Schöne an den Bergen ist, dass ich gar keine Eiswürfel für das Daumengelenk brauche, das ich mir gestern etwas überdehnt habe. Es reicht, auf die Terrasse zu gehen und den Finger in den Schnee zu stecken, bis die Kälte schmerzt, und dann zuzuschauen, wie die pudrigen Eiskristalle schmelzen.Es ist dies der vorletzte Tag in den Bergen, denn daheim steht viel Arbeit an.



Ein paar letzte Hausabrechnungen, eine Besichtigung im Hinterhaus mit dem Statiker, Entscheidungsprozesse und Papierkram. Es ist nicht so, dass ich die Welt vergessen habe, ich bin ihr nur entflohen und dann, in der Ferne, ist auch noch ein Termin in Frankfurt. Kann sein, dass ich davor nochmal komme, und danach werde ich sicher wieder hier sein: Aber bald beginnt wieder das Wackeln zwischen Orten. Ausserdem, denke ich mir, wäre Ägypten im Moment sicher interessant, wo sich gerade eine Debatte abspielt, die dem Leistungsschutzrecht in der dogmatischen Behandlung nicht unähnlich ist.



Allerdings bin ich immer noch sehr verschlafen, der neue Pjyama ist definitiv zu warm und zu weich, und nach diesem Jahr könnte ich auch eine Weile nur noch schlafen. Aber es hilft nichts, abreisen bedeutet auch aufräumen, und idealerweise macht man das so, dass man so wenig wie möglich hinterlässt, oder mitnehmen muss. Alo kocht man die Reste zusammen; auch so eine Qualifikation, die ich in den Bergen erlernt habe. Das verdanke ich dem Nussbaumer Louis, der als Bergbauer natürlich nie Essen weggeworfen hat: Was die Gäste an einem Tag nicht gegessen haben, wurde am nächsten Tag in neuer Variation neu serviert. Linsen zum Beispiel. Ich hasse Linsen. Aber meistens fand Louis dann einen Weg, das alte Essen irgendwie verdaulich zu machen.



Ob ihm bewusst war, dass die Katzen nicht ganz grundlos nach den wenigen missglückten Aufkochexzessen dicker wurden, weiss ich nicht. Die Katzen kamen immer an die HIntertür, die direkt in die Kuchel führte, und bekamen dort Milch. Für das Essen mussten sie meist selbst sorgen, und wenn ich eine tote Maus oder Linsen... wie gesagt, die Katzen waren unsere Freunde, wenn es ganz schlimm kam. Hier kaufe ich selbst ein, ich muss allenfalls etwas improvisieren, und generell glaube ich, dass man mi guten Zutaten vieles machen kann, was bei grausligen Zutaten furchtbar daneben ginge. St. Ceols hat nun mal einen ganz anderen Geschmack als Frischkäse, man ahnt vor lauter Mentholgefühl im Mund gar nicht das Fett. Hat man also noch süssen Gorgonzola und St. Ceols, kann man mit Tomaten und Zwiebeln viel machen. Und bei der Pasta muss man halt haz die Uhr schauen: Die Casarecci au Apulien brauchen länger als die Vollkornrigatoni aus Meran.



Die Aufkocherei wäre nicht so tragisch, hätte ich nur mehr mitgebracht, als ich in Italien war. Und mehr Tee hätte ich auch einpacken sollen: Selbst ohne Verpflichtungen würde ich es hier bald nicht mehr aushalten, ohne meinen Tee. Man denkt, man kann einfach fahren, es ist ohnehin alles da, nur um festzustellen, dass das wichtigste rapide zur Neige geht. Auch hier ist es ein Aufkochen der Reste und die Frage, wie lang ein Mench ohne Teein überleben kann. Mir macht so ein Bild schon vom Anschauen kopfschmerzen.



Die Reste des Jahres werden auch draussen aufgekocht, denn wie immer hat die Hausverwaltung einen auf weisse Weihnacht gemacht. Ich sage mir: Wenn so einer wie der Ponader bei den Piraten im Sattel bleiben kann, kann ich auch noch dieses Jahr überleben. Zwei Tage, sagt ein polnisches Sprichwort, hält man es auch mit dem Teufel aus, und ich habe exakt Null Termine mit einem Verlag für dieses Jahr, und schon gar nicht mit dem Verlag, dem ich entgangen bin. Es hätte besser, es hätte schlechter sein können, dieses Jahr.



Am Abend schneit es dann wieder, und die Strassen werden glatt. Ich finde in der Küche doch noch eine kleine Menge Tee, genug jedenfalls, um bleiben zu können. Morgen dann endgültig heim. Zumal es hier auch nicht schöner wird, nur noch weisser.

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Samstag, 1. Dezember 2012

1 von 1 Million dummen Arten zu sterben

Ihr kennt das: Einer Eurer Bergkameraden ist abgestürzt, und nun steht Ihr an seinem Grab und denkt Euch: Wer wird der nächste sein? Wird man uns überhaupt in den Gletscherspalten finden? Werden wir vorher wenigstens auf dem Gipfel Spinatknödel bekommen? Und warum ist er nicht unten bei seinen Marzipanschnecken und dem warmen Tee geblieben?







Nun, der Nächste wird fraglos derjenige sein, der der nächste ist, keinesfalls, das weiss ich sicher, der Übernächste, der kommt erst danach. Bei den Gletscherspalten müsst Ihr Euch beeilen, und was den Tegernsee angeht, kommt Ihr eine ganze Eiszeit zu spät. Oben an der Neureuth war zu, also selbst etwas bringen. Und warum ich da hoch bin - nun, ich wollte den grünen Hüpfer ausprobieren.







Um den grünen Hüpfer muss man sich mehr Sorgen als um mich machen; der wurde 1999 geboren, nach Sendling geliefert, und hat seitdem allenfalls Waldautobahnen an der Isar gesehen. Meistens jedoch nur seinen warmen Keller im Westend. So etwas wie Regen nur selten und Schnee gar nie nicht. Das könnte nun so weitergehen, bis das Aluminium fault und die Federelemente zerbröseln. Tut es aber nicht. Und gleich als dritte Ausfahrt unter dem neuen Besitzer auf einen verschneiten Berg - nun, da gibt es keine Garantie für gar nichts.







Der grüne Hüpfer hüpft eigentlich nicht, dazu ist er viel zu schwer, aber für ein vollgefedertes Rad aus dem letzten Jahrtausend (wie das klingt! Gefährlich und wagemutig.) zieht es ordentlich seine Spur durch den Schnee. Weiter oben wird dann das Eis unter den Reifen bersten. Nach der dritten Kurve bin ich eingefahren, bleibe sitzen, zerre nicht am Lenker, und so trete ich den Berg hoch, und nicht in die Federung. Doch man kann mit so einem Rad auf den Berg. Egal was die Magazine behaupten.







Unten könnte man noch nicht rodeln, weil kein Schnee auf dem Weg liegt. In der Mitte kann man noch nicht rodeln, weil sich Eisplatten - man sollte sie sich merken - mit Geröll mischen. Und oben kann man nicht rodeln, weil der Schnee noch nicht eingewalzt ist. Man kann nicht rodeln. Einige schauen mich auch seltsam an, als könnte man hier auch nicht radeln. Wer zum Teufel ist so bescheuert, an einem bitterkalten, wolkenverhangenen Tag über Stein, Eis und Schnee... nun, Ihr kennt die Antwort. Aber wie immer lohnt es sich. Für die Blätter im Schnee, für die überdachten Wege, und die eisigen Stacheln, die der Raureif an den Ästen hinterlassen hat.







Oben ist alles dicht. Keine Aussicht auf die Alpen oder den See. Für einen Moment ahnt man die Sonne, die über den Wolken scheinen muss, dann wird alles wieder grau. Man bleibt nicht lange, wo es doch auch keine Spinatknödel gibt. Man fährt hinunter und singt dabei "dumb ways to die, there are million dumb ways to die". Und steigt vom grünen Hüpfer, wenn die Eisplatten kommen. Dass es mich ausgerechnet beim Absteigen gelegt hat - mei. "Stieg aus Sicherheitsbedenken vom Rad, das dann wegrutschte." Dumb, very dumb indeed. Bleibe ich halt noch einen Tag und schaue, wie sich das mit dem Daumen entwickelt. Aber der grüne Hüpfer hat es gut mitgemacht.

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Freitag, 23. November 2012

Die Jungen des Sommers bleiben noch,

solange der Herbst auf keinen Fall sterben will. Tag um Tag drängt er den Nebel ab in die Ebenen, Tag um Tag macht er dann doch der Sonne den Weg frei, und an den guten Lagen blühen schon wieder die ersten Bäume. So, wie ich in Italien gelernt habe, den Frühling ui lieben, lerne ich am Tegernsee den November zu schätzen.
























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Freitag, 9. November 2012

Mehr Charme und Geschenke

Ich habe übrigens meine ganz eigene Theorie zum Medienwandel. Ich glaube, dass der Absturz der Zeitungen weniger etwas damit zu tun hat, dass die Informationen im Netz auch so zu haben sind. Der wirklich bedeutsame Faktor könnten auch die Onlineauftritte der Zeitungen selbst sein. Die Leser sagen sich dann nicht "Ah, ich habe das doch schon online gelesen, warum soll ich es kaufen", sondern "Also für das, was die da abliefern, zahle ich nicht". Ich glaube wirklich, dass Spiegel Online dem Spiegel massiv schadet. Und bei der Zeit stehen immer wieder sagenhaft bornierte Stücke im Netz, ganz gross aufgemacht, dass ich mir sage: Das braucht es einfach nicht. Und auch in der gedruckten FAZ gehen manche Beiträge einfach unter, die im Internet voll durchschlagen. Dabei geht es noch nicht mal um die Meinung, die darin transportiert wird, sondern einfach um Rechthaberei, Ignoranz und das völlige Fehlen von Charme. Und das kann in einem Land, die nun mal in den letzten 20 Jahren doch sehr charmant geworden ist, und, was zumindest das Zielpublikum solcher Produkte angeht, auch charmant unterhalten werden möchte, nicht gut gehen. Seit fast vier Jahren zeige ich, wie man reich, verwöhnt, ein wenig dumm und borniert sein kann, auch ein wenig rassistisch und obendrein mitunter sagenhaft ungebildet - aber es funktioniert. Weil es charmant ist, und die Leser das merken. Genauso merken sie es, wenn sie es mit uncharmanten, falschen und bigotten Leuten zu tun haben. Die welt wurde charmanter. Der Journalismus nicht. Damit kann man, wie die Welt, zum Sammelbecken der rechten Spinner werden. Aber das ist keine Garantie für das Überleben.







Uncharmant auch, aber unvermeidlich, dass ich auch mal wieder zurück muss. Ich war jetzt lange genug unterwegs, ich habe die Heimreise oft genug verzögert, aber so ein Haus hat die neigung, zickig zu werden, wenn man sich nicht darum kümmert. Ausserdem müssen Hausabrechnungen geschrieben werden, ich muss mit den Mieter plaudern, ob alles passt, und ganz ehrlich: Für wenig schöne Novembertage ist die eigene, grosse Wohnung mit vielen Möglichkeiten ideal. Nirgendwo ist regen trübsinniger als in Bergen, die man im Sonnenschein kennt.





Daheim ist alles wie immer, man ist so satt und zufrieden, wie man in Griechenland arm und kratzig ist. Im Hausgang ist alles voller Kartons, und eigentlich wäre das ein Anlass, mal mit den Mieterrn über Sauberkeit zu sprechen; leider sind es all die Dinge, die in den letzten Wochen von mir selbst bestellt wurden, und in meiner Abwesenheit ankamen. Die übliche Mischung aus Gemälden, Rennrädern, Stoffen, Glühbirnen (400 Stück, es ist ein grosses Haus, und wir produzieren zu viel Ökostrom, habe ich gehört). Kein Tablet, kein Rechner, keine Elektronik; man kommt sich im Internet ja irgendwie komisch vor, wenn man gar nicht weiss, wie gross diese Dinger sind, und wozu man sie brauchen könnte. Dafür kann ich Nägel in die Wand hauen, Glühbirnen wechseln und Räder herrichten.





Ich brauche das. Ich merke, ich gehe schon wieder ein wenig in Richtung drall, und es reicht, wenn es bei mir die Damen in Öl sind. Und so nehme ich, weil die Mieter ausgeflogen sind und ich nicht an die Daten komme, noch schnell ein paar Kilometer Landstrasse unter die Reifen echt deutscher Wertarbeit, wie man das früher nannte. Das war so ein typischer fall mit schlechten Bildern und untauglicher Beschreibung, und deshalb blieb es günstig: So günstig, dass es beim nächsten Besitzerwechsel sicher wieder sehr viel teurer sein wird. Und es ist auch eine kleine Belohnung. Wofür? Nun... das behalte ich für mich.







Und da stehe ich dann an der Grenze zwischen Tag und Nacht. Um 17 Uhr. Es ist nicht warm, es ist nicht schön, aber es ist das, was gerade möglich ist. Anderes wird sich vermutlich auch noch finden. Das Jahr wird noch etwas kürzer, aber es geht bei mir langsam, in kleinen, charmanten Schritten voran. Am Abend feile ich an einer halben Sexszene mit Blick über Meran. Man sollte immer so schreiben, als blickte man über das sonnige Südtirol, und nicht in die nächste Unwetterfront. Die Leser haben ein Recht darauf.

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Donnerstag, 8. November 2012

Bildnis des Autors als zufriedener Tortenfreund

Wohl dem, der das Ende nicht kennt.

Das macht so einen Tag sonnig und gleichzeitig auch sahnig leicht. Wenn man allenfalls nur dunkel ahnt, was vielleicht bald kommt. Nach einem sehr guten Tag, das kann man allersings annehmen, wenig, was besser sein könnte. Aber daran denkt man nicht. Warum auch. Das Umfeld hier ist so charmant, da fällt das Misstrauen schwer. Profitieren tun davon andere, die nicht hier sind, und es somit leichter haben.







Immerhin, ich habe vorgesorgt. Das ist jetzt fast ein Jahr her, und weil ich generell ungern jemand etwas schuldig bleibe, habe ich bezahlt. Wenn dann etwas passiert, wenn man erkennen muss, dass die Vorsicht gerechtfertigt war, muss man sich zumindest in diesem Punkt nicht grämen: man war schliesslich kein Gast, man muss sich nicht an Gastpflichten halten.





Das mag so kleinlich klingen, wie all das drumherum an diesem Ort in den Bergen irgendwie kitschig und vergangenheitsverhaftet wirkt. Und weil die Menschen hier nicht arm sind, erwartet man doch geradezu eine Falle dieser Menschen, das ist im Krimi auch immer so. Leider muss ich nach meinen Erfahrungen sagen, dass es so einfach nicht ist; gerechtigkeitsliebende Vertreter der Linken werden schnell egomane Scheusale, wenn sie zu befehlen haben. Und sie tun es oft genug mit dem Gefühl, gerechtigkeitsliebend zu sein, um so miserabler darf dann auch ihr Vorgehen aussehen. Vatürlich werden solche Leute dann auch später die besten Renegaten, und verpesten auch noch die andere Seite, aber irgendwie ist hiier davon nichts zu sehen. Nur der übliche grünkonservative Mainstream. Nicht klug, aber auch nicht wirklich giftig.





Auch sehe angenehm ist die Haltung dieser Region und ihrer Menschen, dass sie gar nicht erwarten, man würde irgendwie Karriere machen. Wenn ich erzähle, was ich so tue, sagt keiner, ich sollte mich doch lang machen und um Einlass in die Redaktion nachsuchen. Man findet es recht anerkennenswert, dass ich einfach hier bleibe und das tue, was ich kann. Sie denken, dass es ansonsten vielleicht gar nicht gut ausgegehen muss, und das Schicksal einer Beziehung drohen könnte: Vier Jahre lebt man in getrennten Wohnungen, dann zieht man zusammen und rumms, geht es schief. Hier sagen sie, es ist richtig zu bleiben, zu sitzen, in die Sonne zu blinzeln und den Kuchen zu essen. Niemand erwartet hier mehr von mir. Das wäre nicht überall so. Ich bin Historiker; ich weiss, dass jeder Gewinn insgesamt, alles zusammengenommen, auch viel Verlust bedeuten kann. Ypern, Verdun, Marne, Isonzo, die moderne Arbeitswelt hat viel zu bieten, wenn jeder nur auf seinen eigenen Vorteil schaut. Und dann ist da noch das Gefühl, dass man am Kessel im Bauch so eines Schiffes nicht wirklich gut dran ist, wenn auf der Brücke unbeirrt auf die Untiefe zugesteuert wird.Ich denke, ich bin hier ganz gut aufgehoben.







Und nächste Woche bin ich auch wieder hier. Das ist wirklich entzückend. Und eine schöne Erwartung. Alles andere wird sich schon finden, und Leute wie mich braucht man ohnehin immer: Die Zufriedenen machen die Welt angenehm und lebenswert. Ich bin zufrieden, und wenn es sich ändern wird, werde ich es dennoch wieder sein, so oder so. Es gibt nur Richtiges im Richtigen, ich tue, was ich tun muss, und auch, wenn die Mangfall nur ein kleiner Fluss ist: Auuch dort wird vieles treiben.

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Mittwoch, 7. November 2012

Alternativprogramm

Man muss den Realitäten ins Auge sehen, und die heissen "Wintereinbruch" und "Schnee bis auf 700 Meter". Der tegernsee liegt auf 756 Meter, und man kann sich ausrechnen, was das bedeutet.



An solchen Tagen finde ich, dass meine Wohnung keinen Quadratzentimeter zu klein ist. Zuerst dachte ich ja, dass es schon ein erheblicher Luxus ist; der durchschnittliche Deutsche hat gerade mal 2/3 des Platzes, den ich in meiner kleinen Wohnung am See für mch allein habe. Allerdings stimmt die Relation so halbwegs wieder, wenn man den statistischen Durchschnitt nimmt: 52 Quadratmeter hat der deutsche Eigentümerhaushalt mehr als der Mieterhaushalt, und wenn der Mieter in München am Tegernsee 0 Quadratmeter hat, bin ich mit meiner Wohnung nur leicht drüber, Wie immer kommt es also auf die richtige Bezugsgrösse an. (Und ich muss unbedingt mal in der FAZ schreiben, wie man sich wissenschaftlich arm rechnet)

Wie auch immer, es ist Platz da, und an solchen Tagen kann man viel tun. Da ist zum Beispiel ein Paket angekommen:



Klicken macht grösser.

Und dessen Inhalt muss augehängt werden. An der Stelle hingen bislang Trümmer eines Rokokoaltars, aber man kann diese Elemente auch benutzen, um Höhenunterschiede zu anderen Gemälden auszugleichen.



Einfach über die Rokokoportraits nageln, und schon sind sie wieder auf einer Linie mit der Biedermeierdame. Oder doch als Supraporten? ich finde ja, so eine Tür ohne Supraporte auch etwas langweilig. Mal schauen.



Ausserdem kann man im Nebenraum auch noch das nicht weggeräumte Wintergesteck vom letzten Jahr entdecken. Note2myself: Beitrag über das Kranzbinden für die FAZ schreiben! Die Zeiten werden hart. man kann nicht mehr einfach so 300 Euro für einen Kranz ausgeben, selbst wenn man das von der Steuer absetzt.



Oder die Posamenten, die im letzten Jahr nach der Heimreise im Tütchen verblieben, endlich aufhängen. Die hier hängen schon etwas länger und sind so hübsch, dass man sich sagt: Unbedingt nächstes Jahr wieder nach Rom in dieses Geschäft im Priesterviertel.



Danach bringt man der Katze bei, dass sie in Zukunft nur noch auf die Tagesdecke gehen darf. Idealerweise macht man das mit einer superflauschigen Tagesdecke, auf die sie eigentlich auch nicht darf, aber das gefällt ist, und besser so als zerkratzte Sofas.



Und dann ist da ja auch noch ein neues Buch, das gelesen werden will. Über Sommer, Sonne und Leidenschaften und was sonst noch hier so fehlt. Immerhin hängt das Beuteschema jetzt an der Wand, ich kann nicht über Frauenmangel klagen, und die Einmalkosten sind auf lange Sicht gar nicht so teuer, verglichen mit Heiraten und Kinderkriegen. Und dafür wäre hier erst recht kein Platz.



Natürlich wäre noch ein weiters Zimmer nett, und das würde ich dann wirklich komplett im alpinen Stil machen, nur mit Bauernmöbeln und einem Herrteufelswinkel und einem Kachelofen, auf dem der Tee lange warm bleibt.



Nach Tegernsee habe ich mich, siehe erstes Bild, trotzdem bewegt, denn so gerne ich jetzt mit eigenen Händen eine Wohnung machen würde: Den Kuchen überlasse ich doch den Könnern. Man kommt schon irgendwie durch diese Tage. Ächzend (Bilder sind schwer), jammernd (so viele Beiträge) und stöhnend (diese Punschtorte muss auch noch weg). Ich bräuchte vielleicht etwas mehr Platz. Und einen Auslagerungsmagen.

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