: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 5. Juni 2012

Die Bar ist offen

Das werde ich nicht in der FAZ schreiben, aber man brennt nach einiger Zeit in der roten Zone emotional aus. Weh getan hat mir gerade noch diese unrettbare Jugenstilvilla.



Die Bank dagegen und die Panzerknackerei des Erdbebens, das war Jagdtrieb, das wollte ich einfach haben. Erst danach fühl man sich schäbig.



Die Apsis, sagt der Kennerblick, ist zwar schlimm, aber schlimmer noch ist das Dach. Das flog hoch und zerschlug beim Auftreffen die Holzstruktur und die Decke. Wie eine Sprengbombe.



Vielleicht hat die Ehe sogar länger gehalten, als das Haus des Photographen. Solche Bildgeschichten denkt man sich aus.



Daneben ist noch ein ganzes Fussballfeld voller Obdachloser. Aber die hier kommen nicht aus einer der hier untergebrachten Gemeinden, und weil das Feld nach Orten aufgeteilt ist, bleiben sie draussen. Ihre Gemeinde hat nicht mal ein Auffanglager.



Das alles kann man hier innerhalb von 10 Minuten ablaufen. Ich habe eine Stunde gebraucht, aber auch 100 Bilder gemacht, und alle sind sie ähnlich. In einem einzigen Dorf namens Mirandolo, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, zumindest die RAI ist noch da. Man textet Bildunterschriften, und irgendwann merkt man: Es war zu viel. Man möchte irgendwo sitzen, wo alles heil und sauber ist. Man möchte eine geöffnete Bar, aber hier ist nur das Auffanglager geöffnet. Alles andere ist zerstört. So einfach ist das hier. Aber dann, etwas ausserhalb.



Gegeossene, gepflegte Blumen auf der Terasse. Und ein Schild, das dem Ausgelaugten verkündet: Bar Aperto. Na also.



Nur der Haupteingang ist geschlossen, aber dafür haben sie eine neue Zugangsmöglichkeit von der Seite.



Bar Aperto eben.



Man könnte sich einfach hinsetzen, einen Eistee nehmen, und durch die neue Tür auf die Welt dieses Ortes hinausschauen.



Drinnen und draussen, das macht in Mirandolo keinen Unterschied. Schöne Blumen haben sie auf den Balkonen, die noch nicht heruntergefallen sind.



Heute ist das Dorf tot, morgen vielleicht man selbst, oder die anderen, vielleicht fällt ein Haus auf einen, oder eine Kirchenfassade, wer weiss das schon, beim Warten auf den nächsten Schlag. Man brennt emotional aus.

Das Beste, was einem passieren kann.

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Montag, 4. Juni 2012

Supergeiles Jahr

Der Kleintransporter einer pakistanischen Familie, deren Haus vom Beben zerstört wurde, am Auffanglager Moglia.



Wildes Lager kurz vor Borgoforte. Die Illegalen, die in den ohnehin schon baufälligen Bauernhäusern der Region gewohnt haben, bleiben mit ihrem Hausrat lieber allein.



Die schön aufgeräumten Lager aus den deutschen Medien gibt es natürlich, aber die Normalität sieht eher aus wie das zweite Bild.

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2,4 auf der Richterskala im Espresso

Ich habe die Fenster offen. Nicht dass ich Angst vor Erdbeben hätte, aber die Fensterflügel schwingen leicht, wenn ein Stoss kommt. Ich wohne im Erdgeschoss, da merkt man es nicht so, weiter oben schwingen sich die Gebäude dann auf. Manchmal denke ich mir, bebt es jetzt wieder? Dann schaue ich die Fensterflügel an und weiss Bescheid. Seit gestern Nacht ist es wieder unruhig geworden. Die Leute hier sind in Sorge, weil die Erdbeben eine deutliche Tendenz nach Norden haben. Die Epizentren verlagern sich in die Provinz Mantua, und stehen jetzt knapp vor dem Po. Geologen meinen, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist, die ganzen Folgebeben passen nicht zu einem erhofften Abklingen der Ereignisse. Die Erde muss sich wieder setzen, aber niemand weiss, was daraus noch folgen wird.



Schau, sagte F. gestern und deutete auf seinen Espresso. Die Flüssigkeit zitterte. Neben uns ragten die Stahtträger ins Cafe, die den geborstenen Durchgang stützen. Man denkt zu viel an Terremoti. Und da erzählte ich ihm die Geschichte aus Verona, genannt

Das Dankeschön für die Braut von San Zeno

Diese hier:



Man fährt in ein Erdbebengebiet mit den gleichen Gefühlen, die einen vielleicht bei der Fahrt ins Krankenhaus zu einem verunglückten Freund überkommen: Unicherheit, was man sehen wird. Angst, dass es schlimm sein wird. Trauer, dass es so gekommen ist. Bei mir kam noch ein weiteres Gefühl dazu. Das der Befürchtung, keine guten Bilder zu haben. Wenn ich schreibe, liegt es an mir, wenn die Recherche sein muss, liegt es an mir, aber bei den Bildern kann es Probleme geben, und das liegt nicht an mir. Das Portal von San Zeno in Verona ist so ein Problem.



Das Portal ist einzigartig, weil es mit Platten aus zwei Phasen zusammengebaut wurde: Eine Phase war vor dem grossen Erdbeben von 1117, eine weitere Phase danach. Das Portal hat für den Wiederaufbau der Stadt in der Romanik Symbolgehalt, und hier, das hatte ich sofort im Kopf, sollte die Reise beginnen. Hier kann man erklären, wovor die Menschen seit jeher Angst haben. Allein, das Portal ist in aller Regel hinter einer weiteren Holztür, und die ist zu. Die Belichtung ist entsetzlich schlecht. Und der Raum ist so eng, das ohne Verzerrung kaum abgelichtet, oder besser abgedunkelt werden kann. Das Bild, mit dem alles beginnen sollte, war also schhon so unsicher wie der Erdboden, auf dem ich anreiste. Was, sagte ich mir, mache ich nur, wenn die Bilder nichts werden?



Ich hatte ein lichtstarkes Objektiv dabei, und jede Menge Sorgen. Ich war dort schon ein paar Mal, ich habe es mehrfach versucht, das Ergebnis war noch nie gut. Vielleicht eine Postkarte kaufen und die ablichten? Man kommt auf die seltsamsten Ideen. Und dann erreichte ich Verona, fand direkt vor der Kirche einen Parkplatz, und neues Entsetzen:



Eine italienische Hochzeit.

Die sind mir in der Regel egal, die Hochzeit der Italienerin ist ein unabänderliches Schicksal, da braucht man nicht wie in Deutschland lamentieren. Die sind so, die wollen das nicht anders, man kann es nicht ändern. Und wenn da drin eine Hochzeit ist, ist die Kirche natürlich für das Publikum gesperrt. Was für ein Debakel, dachte ich. Noch nicht mal die schlechten Bilder werde ich bekommen.

Bis mir dann klar wurde: Das grosse Tor ist gerade aufgegangen. Das Tor, hinter dem die Bronzeplatten ansonsten in der Dunkelheit schimmern. Ich trug eine schwarze Hose, schwarze Schuhe, und ein schwarzgestreiftes Hemd mit weissem Kragen. Da vorn war die Chance. Ich sehe italienisch aus, ich kann auch hier mitfeiern, und sowieso haben alle die Kameras gezückt, da fällt einer mehr oder weniger nicht auf. Also rannte ich los, und jubelte und klatschte und freute mich.



Machte grandiose Hochzeitsbilder. Ging ganz nah ran, erst von vorne, dann von der Seite, dann von hinten und dann, im Dauerfeuer, und weiter jubelnd, vom Tor. Klicklicklicklick. Der Küster kam heraus, und machte sich an den Flügeln der Holztür zu schaffen, Jubel, Konfetti. Reis. Klicklicklicklick. Viva! Viva! Viva! Klicklicklicklick. Der Küster scheuchte mich weg, aber da hatte ich schon alles. Bei bestem Licht, in bester Qualität. Was für ein schönes Brautpaar! Alles Gute auf dem Lebensweg.



Männern ist es ja meistens egal, wo sie heiraten, aber sie wollte dieses Kleid und eine wirklich grosse, bekannte Kirche und ein Portal, das seinesgleichen sucht. Am liebsten hätte ich sie dann im Kreuzgang abgebusselt. Dafür, dass sie mir das Tor hat öffnen lassen. Alles erdenklich Gute auf dem Weg, und mein Jubel, der war ehrlich. Das erste mal in meinem Leben auf einer Hochzeit ehrlich gejubelt.

Und sind sie zufrieden mit den Bildern, fragte mein Begleiter.

Ja, erscheint morgen in der Zeitung, sagte ich.



Das Wasser im Eistee vibrierte, und der Barmann zeigte auf seinem IPhone Bilder von den Rissen im ersten Stock, aber man darf nicht hinauf. Einsturzgefahr.

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Montag, 4. Juni 2012

Komm und sehe

Auffanglager Moglia. Hier sind die Fremden, die Armen, die Einsamen, die Alten, die Kranken, deren Verwandte kein Geld haben, und die Vergessenen.


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Landpartie

Normalerweise ist es nicht erlaubt, die Kirche während des Gottesdienstes zu betreten. Aber an diesem Sonntag bleiben die Kirchen für alle geschlossen, und es ist unklar, ob sie wieder eröffnen werden. Sie sind so instabil. dass man nicht mal die Trümmer wegräumen kann.



Besucht werden die Kirchen trotzdem. Man will es gesehen haben. Der Schock ist vielleicht gar nicht so gross, auf dem Weg dorthin hat man schon so viel anderes gesehen, und es ist klar: Auch wenn die Häuser noch stehen, wird man sie abreissen müssen. Sie haben Sandgeysire gesehen. In den Häusern. So gross ist der Druck aus dem Boden. Das härtet ab.



Das sind nur die barocken Fassaden; die trifft es als erstes, da könnte man schon etwas machen, aber auch die Dächer hängen durch, und im Chor sind tiefe Risse. Die grösseren Kirchen wird man vielleicht retten; die kleineren Kirchen, zu denen es ihnehin keinen Priester mehr gibt, wird man vermutlich auflösen. Und abreissen.



Mitunter sieht es von aussen gar nicht so arg schlimm aus, nur ein paar Zierelemente sind umgefallen, und der Turm hat sich verdreht. Jetzt reisst er das Kirchenschiff auf. Wenn es regnet, sagten sie gestern, wird es schwer. Dann kommt das Wasser. Und man kann nichts tun, denn das Schiff ist einsturzgefährdet, wo der Kampanile steht.

Heute regnet es.

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Sonntag, 3. Juni 2012

Mantua

Auf den ersten Blick etwas weniger schlimm als erwartet, aber vom Gefühl her ein Schlag in die Magengrube. Immer den rotweissen Bändern nach. Und die sind überall in der Altatadt. Woanders müssten sie sein, aber das ist Italien.



Das ist der Turm von Santa Barbara, der Hokapelle der Gonzaga. Die Laterne ist abgebrochen, darunter ist die Kuppel stark einsturzgefährdet. Normalerweise ist es hier nicht so schlimm, wenn ein wenig Gras im Gemäuer spriesst. Aber jetzt ist es halt anders, jetzt fehlt dort der Halt, jetzt kann in den Rissen die Kraft des Bebens ansetzen. Da lobt man sich die pingelige deutsche Denkmalpflege.

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Es war ein kalter Winter

Heute ist der zweite Juni, auf dem wallberg, auf dem Hirschberg und den ganzen Weg nach Italien liegt noch Schnee, an den Nordhängen klar bis unter die Baumgrenze, bis zum Alpenhauptkamm.



Das letzte Mal, dass ich in Italien war, dachte ich mir, machen wir einen Schwerpunkt zur Natur, zu natürlichem Leben, seien wir nett mit der guten, alten Mutter. Mitunter können einem an der Charakterisierung schon auch Zweifel kommen: Sicher, die Natur gibt das Leben, aber sie nimmt es auch wieder.



Der Mensch ist mit seinem miesen Verhalten nicht allein auf dieser Welt, mag mir scheinen. Letzthin kam ja in Sachen Gentechnik die Frage auf, was denn der Natur so alles gegen den Menschen einfallen könnte. Mehr als uns lieb sein kann, ist die Antwort, die ich mir an Tagen wie diesem gebe.



Das bekommen die Menschen im Tal, in den Städten gar nicht so mit, da lebt man viel drinnen und das Klima machen die Abgase, aber das Grosse, Ganze, das kann auch ganz anders, und dann werden alle staunen, wie anders das sein kann. Nicht so Kinderkram wie Wasser in Asse, das dort nie dorthin kommen sollte, wo verstrahlter Dreck ist, der dort nicht sein sollte.



Ich bin bei den Vorarbeiten für den Auftrag hier auf eine wahnsinnig, naja, lustig kann man nicht sagen, aber spassige Sache mit der Erwartungshaltung gegenüber der Natur gestossen. 1117 war das grosse Erdbeben von Verona. 1570 war das grosse Erdbeben von Ferrara. 2008 errechneten Wissenschaftler, dass in dieser Grossregion in den nächsten 450 Jahren - so lange wie zwischen Verona und Ferrara und heute - nochmal so ein heftiger Rums mit ca. 6 auf der Richterskala kommen könnte, und zwar mit 10% Wahrscheinlichkeit.



Man mache sich einen Reim drauf, wenn der nächste Forscher sagt, dass wir dieses und jenes schon in den Griff bekommen werden. Für die einen ist es eine Formel für das Versicherungswesen, für mich ist es ein schlimmer Grund, nach Italien zu fahren.



Und das reicht mir dann auch. Ich möchte ungern in 20 Jahren lesen, das die geschmierte Johurnaille beim Genfood und der Harmlosigkeit nur so mittelrecht hatte, ich möchte - oh, ein Erdbeben, moment - stundenlang war hier nichts, und jetzt geht es wieder los, vielleicht sollte ich die Teetasse wegstellen, das macht doch etwas nervös, wenn das dauernd schwappt - jedenfalls: Geschäfte, in denen statistisch irrelevante Anomalien zum Geschäft hören, möchte ich eher nicht abschliessen.



Denn die Natur macht keinen Unterschied zwischen Schuldigen und Unschuldigen, die nimmt alles, wie es gerade so kommt, hier wackelt ja auch gerade der Korrupti der Lega Nord wie ich. Und das, obwohl die menschliche Rasse nun wirklich eine saubere Sache sein könnte. Das ist vielleicht das wirkliche Elend: Man könnte so viel tun. Gemacht wird dann aber das andere.



Ich bin übrigens so frei, diesmal wieder die Ellbögenstrecke zum Brenner zu fahren, wenig Verkehr und Mensch, und das ist an Tagen wie diesen doch sehr angenehm. Da ist man schön allein mit den Gedanken, und weil ich die Strecke mittlerweile auswendig kenne, ist das eine schöne Mischung aus Kurven, Kontrolle, schönem Wetter und langsamer Annäherung.



Ich habe es gar nicht so furchtbar eilig, und letztlich komme ich auf die Minute punktlich an. Ich störe eine Hochzeitsgesellschaft, aber ich bekomme das, was ich will, und das, von dem ich die ganze Strecke dachte, das wird sehr schwierig, wie mache ich es nur. Und dann war es ganz leicht. Erzähle ich morgen.



Morgen geht es mit einem Hilfstrupp in die rote Zone, "wohin kein Journalist kommt". Ich glaube, danach will ich etwas Nettes schreiben. So wie das mit dem Brautpaar heute.

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Freitag, 1. Juni 2012

Was noch zu tun bleibt

Ein paar Bemerkungen.

Am Samstag erscheint dann mein Mille Miglia Bericht in der FAZ unter Bilder und Zeiten mit drei Bildern - wer davon Grossbilder haben will, möge Bescheid sagen.

Er kommt natürlich zu einer ganz bescheidenen Zeit. Die Sache ist die: 1170 gab es ein grosses, unerwartetes Erdbeben in Verona, mit schweren Stössen bis ins folgende Jahr. Ungefähr 450 Jahre später gab es ein grosses, unerwartetes Erdbeben in Ferrara, mit schweren Stössen bis ins folgende Jahr. Jetzt, wieder 450 Jahre später, kommt die Erde auch nach zwei Wochen nicht zur Ruhe. Naturkatastrophen haben keine Uhren, aber gewisse Ähnlichkeiten sind schon auffällig.

Trotzdem, die Bilder müssen endlich raus, es sind so viele, und den Beitrag, den ich über den Schweizer Franken schreiben wollte, hat FT Alphaville schon geschrieben. Na denn.































Was man wohl getan hätte, hätte die Erde drei Tage früher gebebt?

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Dienstag, 29. Mai 2012

Man gewöhnt sich an alles 3

Ein direkter Vergleich der Märkte in Valeggio und Pfaffenhofen ist nicht möglich; man müsste sie kurz hintereinander besuchen, ab er sie sind am gleichen Tag. Früher jedoch, glaube ich, konnte man sie durchaus gleichsetzen; inzwischen hat Valeggio verloren und Pfaffenhofen durch Ausländer - auch Italiener, vor allem aber Franzosen - gewonnen.



Weil Deutschland auf der Sonnenseite liegt, bemerkt man vermutlich kaum, dass auch das mit der Krise zu tun hat; woanderrs lassen die Käufe nach, und in Deutschland treibt viele die Sorge um, wo sie ihr Geld hintun sollen. Die FAZ Wirtschaft, die durchaus gut ist, wenn sie rechnet und nicht Ideologie betreibt, hat einmal ausgeschrieben, wie niedige Zinsen und günstige Schulden die Sparer ruinieren. Da sucht das Geld Alternativen. Und findet sie mitunter auch hier, wo das Ausland hereinströmt, dem die Kundschaft weggebrochen ist.



Beide Orte haben ihr Flair, aber Valeggio hat im Zentrum das Bue d'Oro und am Rand Bars, während in Deutschland auf dem Staub des Patkplatzes Würste gebraten werden. Die Idee, solche Märkte auf Brachflächen abzuhalten, ist nicht besonders gut. Italien zeigt seine Schätze in der guten Stube, Deutschland verschiebt den Krusch in die Randlagen: Auch eine Art, mit der Geschichte umzugehen.



Das liegt auch am Geschichtsbewusstsein. Für die Italiener sind das Artefakte, die zur Steigerung der öffentlichen Präsentation herhalten können, in Deutschland dagegen dominiert, wie so oft, die Frage nach dem besten Preis. Ersteres kauft man gern in erhebender Umgebung, zweiteres im Industriegebiet. Der Reiz des Ortes ist egal. Deutschland ist ganz wei vorne beim Internethandel. In Italien plündert man, wenn es sonst nichts gibt, die Delikatessengeschäfte.



Nicht tot, aber auch nicht richtig lebendig, würde ich in Deutschland die Märkte nennen. Fahrende Lager, die anhalten und keine Innenstadt beleben. Früher war der Markt etwas, was jeder in seinen Mauern haben wollte, da wurden Privilegien erteilt und Urkunden gefälscht, um das Ziel zu erreichen. Heute schiebt man das weg. Auch wenn es jene mögen, die in dne Orten das Sagen haben.



Das ist ein wenig schade, denn die Marktflächen in den Orten wiederum sind meist zu Parkplätzen verkommen. Keine Sorge, diese bittere Ironie sehe ich auch nur, wenn ich aus Italien komme, und noch etwas fremdle. Dafür ist das Angebot hier wirklich interessant.











Gekauft habe ich wenig, ich habe ja schon alles. Bei meinen Franzosen aus dem Elsass habe ich einen Kerzenhalter mitgenommen, wie man ihn hierzulande kaum findet; aha, Angst vor dem Blackout, sagte eine ältere Frau, die vermutlich zu viel Springerpresse liest, oder sich von den Lobbyisten der FDP beschwatzen lässt. Es ist Sommer, man braucht gar nicht so lange Licht, selbst wenn es ausfallen würde. Allerdings erwarb ich nicht die beiden Mohren, sondern einen klassisch stumpfen Gegenstand mit giftiger Ersatzschlange, falls mal keine Geschiedene im Hause ist.



Und einen ganzen Packen neuerer Auktionskataloge mit Haushaltsauflösungen. Man will ja ein wenig Einblick in anderer Leute Wohnungen und die Preisentwicklung haben. Wenn ich jetzt, sagen wir mal, 100.000 Euro investieren müsste, würde ich barockes Silber kaufen. Das ist im Moment lachhaft billig, das war lange sehr schick und ist es gerade überhaupt nicht. Aber ich brauche es auch nicht, und so blättere ich einfach ein wenig.



Und denke dann wieder ein wenig an Italien. Wo ich, leider, leider, auch dieses Jahr keine Bananenständer aus Capodimonte gefunden habe.

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Montag, 28. Mai 2012

In die Nacht

Langsam verliere ich etwas die Übersicht, was ich wo schon gebracht habe; eventuelle Doubletten bitte ich zu entschuldigen.

Wir nähern uns dem Ende der Bildergalerien, zwei, drei, vier kommen vielleicht noch, aber dann würde ich das Thema gern langsam versickern lassen. Es gab sehr viele Autos hier, und mit etwas Glück kann ich bald wieder Bergsteigen, was ja auch nette Bilder liefert. Selbst wenn oben auf dem Hirschberg wohl immer noch etwas Schnee liegt. Es war ein harter Winter, und eine phantastische Zeit in Italien.





























Danke für die Geduld und die Aufmerksamkeit.

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