Supergeiles Jahr

Der Kleintransporter einer pakistanischen Familie, deren Haus vom Beben zerstört wurde, am Auffanglager Moglia.



Wildes Lager kurz vor Borgoforte. Die Illegalen, die in den ohnehin schon baufälligen Bauernhäusern der Region gewohnt haben, bleiben mit ihrem Hausrat lieber allein.



Die schön aufgeräumten Lager aus den deutschen Medien gibt es natürlich, aber die Normalität sieht eher aus wie das zweite Bild.

Montag, 4. Juni 2012, 16:09, von donalphons | |comment

 
Da kann man ja nur hoffen, dass das Wetter jetzt nicht auch noch Kapriolen schlägt ...

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Kalt und sehr viel Regen heute morgen.

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Warum wundert mich das nicht?

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Das ist alles noch nicht so schlimm. Schlimm sind die langfristigen Folgen.

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Schon wahr, doch als kurzfristig denkender Obdachloser kämpft man dann doch eher mit den wahrhaftigen, dräuenden Elementen ...

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Und mit der Spendenbereitschaft in den Nachbarländern scheint es eher mau auszusehen, jedenfalls wird das aus der Schweiz berichtet. Weil der Löwenanteil an Spenden für die Erdbebenopfer in den Abruzzen 2009 nicht bei den Betroffenen ankam ("Von den rund 7,7 Milliarden Euro für den Wiederaufbau wurden lediglich 570 Millionen Euro Hilfsprojekten zugeteilt") und die italienischen Behörden die Arbeit erschweren, ist bei der Caritas Schweiz seit dem ersten Beben erst eine Spende eingegangen. Die Caritas Italien soll bislang auch noch nicht um Hilfe gebeten haben.

Ich habe eben einmal bei einigen der großen deutschen Hilfsorganisationen nachgeschaut: Bislang haben nur das DRK dazu aufgerufen, die Arbeit des italienischen Roten Kreuzes durch Spenden zu unterstützen, sowie Humedica.

In Österreich bittet die Diakonie um Spenden für Italien und nennt auch einige der zerstörten Kirchen.

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Man weiss ja noch gar nicht, was wirklich alles passiert ist. Gestern war ich in einer Gonzagavilla, als vor meinen Augen ein Riss aufging, mitten durch ein Fresco. Und es ist noch nicht vorbei. Wir sind mittendrin.

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Traurig ist ja nicht, dass mal was kaputtgeht, sondern dass schon seit 300 Jahren kaum noch was Schönes entsteht.

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da werfe ich mich mal für die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts in die Bresche ...

und in Teilen auch für die Hinterlassenschaften des Art Deco

kulturpessimisten tun mir leid.

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mir ist klar, dass Genügsame glücklicher leben.

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ein vorwurf, den ich mir nur ungern von einem konsumenten 300 jahre alter Konserven machen lasse ;)

ab und an etwas frisches gemüse ...

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1920er Jahre ist auch nicht mehr ganz frisch.
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Aber auch die Universätskirche in Bochum wurde ja sicher von allen Kritikern gelobt.

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Mag sein, dass die Schäden noch nicht genau zu beziffern sind, aber das etliche Menschen auf der Straße sitzen, ist bereits klar. Wer kümmert sich jetzt eigentlich um die illegalen Arbeitskräfte? Dass zudem haufenweise Geld für die beschädigten Kulturdenkmäler benötigt wird, dürfte ebenfalls schon klar sein (die sind allerdings kein Fall für die humanitäre Hilfe).

Nachtrag: Gerade gesehen, dass der Verband der bayerischen Zahnärzte bereits gespendet hat und um weitere Spenden bittet. Außerdem gibt es einige deutsche Partnerstädte und -gemeinden, die ebenfalls Geld sammeln.

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"Wer kümmert sich jetzt eigentlich um die illegalen Arbeitskräfte?"

Niemand. Die Illegalen sassen und sitzen in irgendwelchen schadhaften Häusern auf dem Land und jetzt eben in Zelten bei Bekannten, deren gemetete Häuser noch stehen. Und tagsüber reinigen sie, machen Landarbeiten oder sind in der Küche und machen italienisches Essen für die Touristen an bekannten Plätzen.

Ich mache was darüber in der FAZ.

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Eben. Es kümmert sich niemand, anscheinend auch nicht das Italienische Rote Kreuz. Ich las irgendwo, dass nach dem ersten Beben viele Illegale trotz Angst zur Arbeit gegangen seien, weil die Angst, diese Arbeit zu verlieren noch größer war, und dann ein Familienvater beim nächsten Beben umkam. Seine Frau und Kinder sitzen nun auf der Straße, denn die schäbige Behausung und das bisschen Hab und Gut wurden ebenfalls durch eines der Beben zerstört. Sicherlich kein Einzelfall.

Gut, dass Du etwas in der FAZ darüber machst.

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Man bräuchte hier einen Stab und nicht nur ein Mantschgerl, das habe ich heute wieder mehrmals gemerkt. Gerade bei solchen Themen, ich bin da auch nur durch Zufall draufgekommen, weil ich was über alte Villen machen wollte.

Da gibt es einen Zusammenhang.

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Vermutlich gab es einfach nicht genug Tote, damit sich deutsche Medien mehr dafür interessieren. Dabei sagt man den Deutschen im Allgemeinen doch solch eine Italiensehnsucht nach ...

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Nein, es ist wirklich so, dass es in Italien eine Agenda für internationale Presse gibt. Ich war auch in dem supersauberen Luxuscamp nahe bei Ferrara, das man für die internationale Presse mit - meines Erachtens handverlesenen - Leuten aufgebaut hat. Darüber gab es dann all die "Die Italiener rücken zusammen"-Geschichten. Das ist aber nicht wahr. Wer Geld hat, geht ins Hotel, wer Familie in der Region hat, kommt dort unter, und in den offiziellen Camps sind die Legalen. Die Illegalen sind die kleinen blauen Zelte an den Strassen und in den Feldern. Aber daqs Thema ist mit dem Vorzeigelager schon durch.

Hier in Italien gibt es dagegen den Vorschlag, jetzt auch Strafgefangene für die Arbeiten einzusetzen. Ich denke, das zeigt recht schön, wie es wirklich ist.

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Das ist das, was man international nicht zeigen soll.



Das ist an der Strasse, hinter den Hecken, an den Firmen, in den Parks und Grünanlagen. Und das ist die Normalität. Die Camps sind die Ausnahme.

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Ein potemkinsches Zeltlager also und die ausländische Presse kapiert oder kümmert es nicht. Hat denn keiner von denen die kleinen blauen Zelte am Straßenrand oder den Feldern gesehen? Geschweige denn, sich mal gefragt, was es damit auf sich hat? Kaum vorstellbar, so blind und blöd kann man doch gar nicht sein. War wahrscheinlich zu unbequem, zu viel Arbeit. Und in den heimischen Redaktionen sagen sie eh, dass die Agenturen das nicht melden, also könne es nicht relevant sein.

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Es ist keiner mehr da, die Geschichten sind gelaufen, wozu eine Korrektur? Da muss man einen hinschicken. Und wer geht schon gerne in ein Erdbebengebiet, und wer kennt sich dort aus? Die Zona Rossa ist Pampa, da ist so gut wie nichts los, nur Dörfer und Bauernhöfe und Mittelstand. Die Leute in den wilden Lagern wollen auch nicht reden. Die Asylproblematik zusammen mit den Zuständen in der Gastronomie ist keine Nachricht, das abgesetzte Testländerspiel schon. Im März gab es hier eine Art Aufstand der illegalen Arbeiter in Zitrusplantagen, nämlich jener, von denen Coke seine Früchte bezog. Der Deutsche will einfach nicht wissen, wer sein Geschirr wäscht und wer seine Orangen pflückt.

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Der letzte Satz beschreibt trefflich die Haltung der Themenplaner und Redaktionskonferenzen.

Ich schätze, die kleinen blauen Zelte standen schon an Straßenrändern herum, als die ausländische Presse in dieses potemkinsche Vorzeigelage gekarrt wurde. Deshalb meinte ich ja, dass denen das zu unbequem und zuviel Arbeit war - zumal in den Heimatredaktionen dann oft eh nur abgewunken wird.

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Man kann es offen sagen: Die Italiener sollen das Elend durchaus sehen, damit sie bereit sind, dafür höhere Steuern zu bezahlen, und der Rest soll es nicht sehen, damit die Urlauber kommen. Ganz einfaches Kalkül.

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Gewiss. Aber noch lange kein Grund für die internationale Presse, dabei mitzumachen. Es wäre deren Job gewesen, genau darüber zu berichten. Stattdessen sind sie der Regierung auf den Leim gegangen - und Du nun der einzige ausländische Journalist dort.

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Tja.

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Mal ein sehr lesenswerter über 60 Jahre alter Bericht über die Po - Überschwemmung von 1951 und mit doch welcher Ruhe und Diszilplin die Italiener schon damals ihre extremen Naturereignisse verarbeiten, was viel mit dem Umgang mit solchen Ereignissen seit der Antike (Vulkanausbrüche, Erbeben) zu tun haben dürfte.

http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=20833273&aref=image028/E0203/sp-1951-50-026-T2P-20833273.pdf&thumb=false

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Ein ganz großes Kompliment
für Deine persönliche Anteilnahme und Mithilfe-Bereitschaft.

Manchmal habe ich den Eindruck, viele Leute hier, die ihre raiblaischen Kommentare abschlagen, leben in einem Film.
Das ist mir schon lang aufgefallen - diese niederträchtige, zynische und submissive katholische, permanetkommentierende pseudopraktische und telegene Anteilnahme...

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Zynismus?
Kein Film, sondern das echte Leben:
die Rettung des pseudopraktischen Kronleuchters von Italo Balbo (!),
die Helden der Feuerwehr setzen Prioritäten, das Volk applaudiert.

http://www.youtube.com/watch?v=pNTU_1mbwso&feature=relmfu

http://www.youtube.com/watch?v=fZ9OgaahQNs&feature=relmfu

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"klartextist", ich habe eine leichte Ahnung, wie der originale Nick ist, aber wie auch immer: Ich verliere langsam die Lust an dieser überlauten Egoshow mit Linkmüll. Der Krempel aus dem Netz ist mir sowas von egal, würde ich den haben wollen, suchte ich ihn mir selbst.

Ich möchte aber ganz eindeutig nicht.

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Oha! Heute neuer Mantua-Artikel in der Zeitung: "Der Riss geht durch die Herrscherfamilie", S. 30. Ich könnte mich ja freuen, daß es täglich was zu lesen gibt, wenn der Anlaß nicht so traurig wäre. Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, daß die Baumaßnahmen, die das Bild erst ermöglichten jetzt auch zu seiner Zerstörung beitragen. Aber Geschichte ist ja fast immer ironisch und manchmal zynisch.

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Die Geschichte wird mindestens 5, eventuell sogar 7 Teile haben. Morgen San Benedetto Po, dann ein kommunistischer Bürgermeister. dann ein Beitrag über die unrettbaren Kirchen, einer über Ferrara, einer über alte Bauernhäuser und Pakistanis.

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Es ist unglaublich, was hier passiert, und es geht einfach so unter: Für die Italiener ist es noch eine Katastrophe im Entstehen, die haben keine Zeit für PR, und deshalb ist es für den Rest der Welt schon wieder vergessen. Dabei sind wir mittendrin.

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Die wahrhaft schlimmen Katastrophen kommen schleichend und haben dauernde Folgen. Daß es niemanden interessiert erstaunt mich nicht. Was ist schon ein Mantegna gegen den nackigen Oberkörper von Cristiano Ronaldo, nicht wahr?
Ich hab hier noch eine ganz gute Seite gefunden:
http://www.thais.it/speciali/MANTEGNA/pagina_1.htm

Der Riß ist über dem Kamin?

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....das mit dem Riss im Fresco, vor den eigenen Augen, war evtl. ein sog. Gotteszeichen.....

mann o mann, jetzt wirds spannend....

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Sehen wir es nüchtern.
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Memento mori, Vanitas, Carpe diem -- das alles gilt nicht nur für das kurze Menschenleben, sondern auch für die ungleich längere Haltbarkeit von Kunstwerken.
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Nichts hält ewig, auch nicht das Kolosseum in Rom, vielleicht nichtmal die Pyramiden.
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Ein Jahrtausend vergeht und das nächste kommt.
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"Exegi monumentum aere perennius" - dieser Dichter da wusste schon, wovon er schrieb. Homer und Shakespeare werden bleiben.

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Aber es muß einem ja nicht gefallen.

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es muss auch nix neues entstehen.
wir wissen nicht, woher die kunst kommt, wie man sie macht und wofür man sie braucht.
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aber wenn das, was von früher übrig war, vor unsern augen zerbröselt, sind wir trotzdem traurig.
warum?

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Wenn Ihr's nicht fühlt, Ihr werdet's nicht erjagen.

Von einer documenta wird kein Mensch satt.

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