Die Bar ist offen

Das werde ich nicht in der FAZ schreiben, aber man brennt nach einiger Zeit in der roten Zone emotional aus. Weh getan hat mir gerade noch diese unrettbare Jugenstilvilla.



Die Bank dagegen und die Panzerknackerei des Erdbebens, das war Jagdtrieb, das wollte ich einfach haben. Erst danach fühl man sich schäbig.



Die Apsis, sagt der Kennerblick, ist zwar schlimm, aber schlimmer noch ist das Dach. Das flog hoch und zerschlug beim Auftreffen die Holzstruktur und die Decke. Wie eine Sprengbombe.



Vielleicht hat die Ehe sogar länger gehalten, als das Haus des Photographen. Solche Bildgeschichten denkt man sich aus.



Daneben ist noch ein ganzes Fussballfeld voller Obdachloser. Aber die hier kommen nicht aus einer der hier untergebrachten Gemeinden, und weil das Feld nach Orten aufgeteilt ist, bleiben sie draussen. Ihre Gemeinde hat nicht mal ein Auffanglager.



Das alles kann man hier innerhalb von 10 Minuten ablaufen. Ich habe eine Stunde gebraucht, aber auch 100 Bilder gemacht, und alle sind sie ähnlich. In einem einzigen Dorf namens Mirandolo, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, zumindest die RAI ist noch da. Man textet Bildunterschriften, und irgendwann merkt man: Es war zu viel. Man möchte irgendwo sitzen, wo alles heil und sauber ist. Man möchte eine geöffnete Bar, aber hier ist nur das Auffanglager geöffnet. Alles andere ist zerstört. So einfach ist das hier. Aber dann, etwas ausserhalb.



Gegeossene, gepflegte Blumen auf der Terasse. Und ein Schild, das dem Ausgelaugten verkündet: Bar Aperto. Na also.



Nur der Haupteingang ist geschlossen, aber dafür haben sie eine neue Zugangsmöglichkeit von der Seite.



Bar Aperto eben.



Man könnte sich einfach hinsetzen, einen Eistee nehmen, und durch die neue Tür auf die Welt dieses Ortes hinausschauen.



Drinnen und draussen, das macht in Mirandolo keinen Unterschied. Schöne Blumen haben sie auf den Balkonen, die noch nicht heruntergefallen sind.



Heute ist das Dorf tot, morgen vielleicht man selbst, oder die anderen, vielleicht fällt ein Haus auf einen, oder eine Kirchenfassade, wer weiss das schon, beim Warten auf den nächsten Schlag. Man brennt emotional aus.

Das Beste, was einem passieren kann.

Dienstag, 5. Juni 2012, 11:59, von donalphons | |comment

 
Iconic
Bild zwei könnte mal *das* Symbolbild werden. Trifft mittig.

Bis dahin, passen's gut auf sich auf!

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Wobei das Haus fast noch ein wenig zu solide wirkt.

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Mensch bleibn
"A MENSCH MECHT I BLEIB
MEI LEB´N MECHT I LEB´N
A MENSCH MECHT I BLEIB´N
UND I WERD´ ALLES DAFÜR GEB´N" singt der Ambros Wolfgang. Für Photographen, Journalisten, Soldaten, Polizisten, Notärzte, Sanitäter, Chirurgen, vielleicht auch Pfarrer, Kindergärtnerinnen, Floristen und Friseure gilt es, mit diesem Ausbrennen in der "roten Zone" fertig zu werden ohne zynisch zu werden.
Aussenstehende sollten sich nicht über interne Witze, duume Sprüche und seltsame Verhaltensweisen und Rituale erregen. Es ist schlicht nötig, mit der Situation irgendwie fertig zu werden. Besser irgendwie als traumatisiert. Der Drink hat wohl dem Wirt emotional gut getan und dem Don.
Herzlichen Dank für die Berichterstattung
und Dank an Greenbowlerhat für dem Link zu zamg

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Bild 1: Ist das ein Dollarzeichen?

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