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Samstag, 28. Januar 2012

Die wiedergefundene Karte

Ich lade soeben 5 GB verloren geglaubte Bilddaten von der Mille Miglia 2010 herunter. Nicht nur, dass die SD-Karte defekt war - ich dachte auch, ich hätte sie obendrein in Mantua verloren. Habe ich also ganz umsonst den Abfalleimer durchwühlt. Die Daten hatte ich zwar damals schon gerettet, aber auf eine Festplatte, die bald darauf ihren Gesit aufgab. Das war sehr, sehr unerfreulich, schliesslich sind das mit die intensivsten Momente im Jahr eines Autofreundes. Um so grösser ist natürlich jetzt die Freude, dass die 1000 Bilder jetzt wieder da sind.

Und weil ich vermute, dass Bilder vom Schneeräumen im Januar oder vom Verfugen von Fliessen nicht so arg ansprechend wären, hier etwas weniger als ein Promille der Ladung von 2010:

















Ansonsten wird morgen hoffentlich alles fertig sein. Und dann, pünklich zum Einbruch der sibirischen Kälte, habe ich dann auch wieder mehr Zeit. Für was auch immer.

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Freitag, 20. Januar 2012

Plage Lalique

An der Grenze zwischen den Elementen gerinnt das Wasser des Sees in den bitterkalten Nächten zu einem schmalen Band aus Eis, so, wie es sich in Wellen ergiesst, und mitunter friert sogar der Schaum mit ein. Im Laufe des Tages löst die warme Luft vom See das Kunstwerk wieder auf, und in der Nacht erschafft die Natur das opake Glas am Ufer neu
















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Sonntag, 27. November 2011

Dichter, Denker, Kurzeitung, Kanonen

Sie hatten - und haben immer noch - hübsche Bücher dort.



Ich mag es ja, wenn ich aus dem Auto heraus- und in das Antiquariat hineinfalle. Und Wiesbaden hat durchaus jene Kurstadt-Aura, die mir gefällt. Vielleicht ein wenig zu gross, zu hohe Häuser, ein wenig kleiner und ländlicher wie Meran wäre auch toll, aber warum nicht auch etwas Grandezza. Wobei: Das Vorbild ist sicher nicht Ischl oder gar Arco, sondern eher Spa, Nancy oder Besancon. Frankreich ist gleich gegenüber von der Wacht am Rhein, und es hat sich trotz des Teutschthums breit gemacht.









1911 sah alles bestens aus. Damals hatten sie den Gründerkrach überstanden, es wurde alles sehr viel liberaler und das Leben wirklich erfreulich, die Folgen der Industrialisierung waren nicht mehr so schlimm und es hätte immer so weiter gehen können. Man wurde reich, man hätte zufrieden sein können, alles war eigentlich so, dass man zwingend von einem schönen 20. Jahrhundert ausgehen musste. Naja. Drei Jahre später war das alles vorbei. Und danach hatte man kriegsbedingt so viele Fortschritte in der Medizin gemacht, dass man keine teuren Kuren mehr brauchte, die man sich nicht mehr hätte leisten können. Überall. Das erste Opfer dieses Krieges war die Welt der Kurstädte.







Wobei, dieser Wunsch nach dem Platz an der Sonne, etwas Besonderes sein zu wollen, es zu Glanz und Gloria zu bringen, der äussert sich hier und da auch. Die Architektur sagt, dass wir wer sind, dass wir ganz vorne mitmarschieren, und all die Eisengitter aus Gussproduktion an den Villen erzählen eben auch etwas von Leistungsfähigkeit, Industrie und Härte. Aber besser so als Kanonen, sollte man meinen. Die Geschichte zeigt leider, dass beides geht.





Nach einer Stunde weicht die anfängliche Begeisterung einer leichten Melancholie. Sicher, es ist eindrucksvoll und obendrein auch sauber und vor allem historisch geschlossen. Trotzdem kann man sich dunkler Gedanken nicht erwehren. In Meran geht mir das nicht so. Vielleicht, weil es nicht so gross ist, aber dafür menschlich.

(Müsste ich in Frankfurt arbeiten und wäre Aschaffenburg nicht auch nah, wäre Wiesbaden fraglos ein mehr als nur akzeptabler Wohnort)

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Montag, 21. November 2011

Zwei Räder

Was mitunter etwas unschön ist: Im Urlaub zu sein und kein Rad zu haben. Ich erinnere mich da an elende Strecken zu Fuss in Rom, und auch in Parma wäre es schon gewesen, hier und da etwas abzukürzen. Und dann das Elend der Parkplätze. Es gibt Regionen, da macht das Auto Spass. Aber nicht, wenn man im Stau steht und die Strecke anspruchslos ist. Es ist wirklich sehr befreiend, am See Räder zu haben. Manche für den Berg und manche für die Torte.







Und ausserdem ist heute ohnehin ein Tag vieler Kilometer. Ich muss nach Nürnberg mit dem Auto über die Autobahn. Ein wenig Ausgleich bitte. Ein wenig leises Knirschen auf Kieseln vor dem Dröhnen. Ein wenig Natur.







Bevor es diese Woche hektisch wird. Mainz, Frankfurt und andere Regionen ohne Berg und See.

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Donnerstag, 3. November 2011

10 Stück Ausreden , übers Autorennenfahren im Winter

1. Das Verdeck geht nicht zu, ich muss mal schnell zur Werkstatt.



2. Dieses Gleissen der niedrigen Sonne, das brennt einem ja die Augen raus. Ich muss in die Berge!



3. Verflucht, da hinten kommt eine Lawine runter! Vollgas!



4. Ach ne doch nur ein Traktor. Ja, diese Berge, da täuscht man sich schnell mal. Wo sind wir jetzt eigentlich? Berg links, See rechts, da kommen wir nicht aus. Ich finde, wir sollten schnell weiter fahren. Geht ja nicht anders.



5. Hörst Du das auch? Da klappert was. Wenn man wirklich den 3. auf 120 im Tunnel bringt, dann klappert bei 6500 Umdrehungen was. Doch. Hör mal.



6. Ich bin ganz sicher: Diese Strasse da oben mit den Serpentinen: Die geht zurück nach Köln. Absolut.



7. Wörgl soll da auf dem Schild gestanden haben? Unmöglich. So schnell wie ich fahre, kannst Du das gar nicht lesen.



8. Was heisst hier "Ras nicht so". Die Kuh da drüben hat mich provoziert, ich lasse mich doch nicht von einem Fleckvieh überholen!



9. Du, ich glaub, das ist doch nicht Köln. Lass uns schnell mal schaun, was da kommt.



10. Innsbruck? Na, da gehen wir zu Munding und fahren dann morgen zurück.



11. Ich habe auch auf die Karte geschaut, jetzt kenne ich den Weg und eine Abkürzung über die französischen Seealpen, wo wir keine Rennnkühe fürchten müssen.

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Freitag, 14. Oktober 2011

Tiefpunkte

Gewesene Ex-Hoffnungen mit Aussehens-ID, die auf den Gängen im Gedränge stehen, gleich bei den Büchern, die sie noch machen dürfen in der Hoffnung, man würde sie erkennen. Das Dschungelcamp der deutschen Frolleinliteratur.



Gaffende Mengen beim Schaukochen. Fachbesucher sind auch nur Glotzenkonsumenten.



Überhaupt, Nahrungsaufnahme. Die Kühe am Tegernsee haben bessere Manieren.



Die SW abgeslichtete Fresse eines bekannten Springerfunktionärs unter den Schmierern, die sein Wohnstallhaus als Rechtfertigung für Ansprüche hält, die es nicht erfüllt.



Dreck. Furchtbar viel Dreck. Die Messe ist sehr schmutzig. Auch die Test-iPads sind fingerfettverschmiert.



In Halle 8 wenigstens fein beschuhte Asiatinnen. Und eine Ecke mit antiquarischen Büchern. Da wird es besser.

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Dienstag, 11. Oktober 2011

GP Nachtrag

Warim machst Du eigentlich so viele Bilder, fragte mich mal jemand bei der Mille Miglia. Und beim Gran Premio Nuvolari hätte man das auch fragen können. Ich denke, ich habe auch diesmal wieder an die 600 Bilder geschossen. Warum?



Weil mich alte Bewegungstechnik fasziniert. Und weil ich eines immer schon weiss, wenn ich die Bilder mache.



Es ist nur ein kurzer Rausch, eine kleine, hochverdichtete Zeitspanne. Ein Sirup, ein Konzentrat der Erinnerung.



Und dann wird es Herbst und drr gestank und der Lärm sind nur nich ferne Erinnerung.



Früher hätte man dann vielleicht Photoalben ausgepackt, aber ich lege eben Galerien für alle im Blog an.



Und deshalb mache ich dor so viele Bilder. ich bringe nicht alle, aber ab und zu, doch das eine oder andere.



Noch sieben verdammte Monate, sieben Monate bis zur nächsten Mille Miglia. Da sind 600 Bilder gerade genug.


















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Samstag, 8. Oktober 2011

Von den Feigen bis zu den Oliven

Und was danach kommt, mag kommen, aber es ist nicht mehr so wichtig. Ich mag diesen See und die Erinnerungen, und deshalb fahre ich hier entlang, für die Erinnerung und als Stellvertreter für alle, die es gerade nicht können.























Alles zusammengenommen ist das schon einer der Orte, an dem man bedenkenlos sein kann. Und davon gibt es nicht viele auf dieser Welt.

Es waren sehr schöne Tage hier.

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Donnerstag, 6. Oktober 2011

Leben

Leben heisst zuerst einmal: Gesund bleiben. Das geht ganz gut, wenn man das Richtige erkennt und befolgt. Natürlich ist so ein Rad nicht billig, aber selbst, wenn ich 1000 hätte: Kein Cent wäre so sinnlos und dumm verschwendet wie das, was immer noch als normale Sucht angesehen wird.



Italien ist, was Nichtrauchen angeht, grossartig. Italien hat sich da wirklich gewandelt, in all der Zeit gab es nur zwei Momente, da ich mich etwas unwohl wegen Rauchern fühlte. Italien ist schmutziger als Deutschland, aber relativ gesehen ist das Kippenproblem sehr viel kleiner. Ich wohne selbst in der Altstadt. Ich sehe den Unterschied. Ausserdem wird in Italien nicht so viel gesoffen. Und schönere Rennräder haben sie ohnehin. Eines habe ich reimportiert. Das bleibt hier.



Alle fahren hier mit dem Rad, wenige rauchen. Und am Abend, so gegen 18.30 Uhr, kommen dann immer Radlergruppen an der Rotunde der Mathilde zusammen, reden eine Stunde, und verlieren sich dann wieder. Man muss länger hier sein, um das zu sehen und zu verstehen. Lern endlich italienisch, sagt Sara zu mir, jedes Mal, und sie hat ja recht. Aber andererseits bin ich auch ganz froh gewesen, nur stiller, leiser, rauchfreier Beobachter zu sein und mich gesund zu fühlen. Meinem Knie geht es sehr viel besser. Mit geht es besser.



Ach, dieses Bild. Hinter meinem Standort ist die Bäckerei mit dem Zwiebelfocaccia, das duftet hier immer so unverschämt, und auch, wenn ich viel geradelt bin und nicht geraucht habe: Abgenommen habe ich nicht. Aber gelebt und gesundet und gesündet und ein De Rosa gekauft, das habe ich.

Allerdings kostete es weniger als das, was andere in drei Monaten wegrauchen. Man mag es also entschuldigen, das einzige, kleine De Rosa.

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Fabrizio bleibt

Frabrizio liebt. Aber wird er auch geliebt?



Ich mag den Namen, weil der Held der Karthause von Parma so heisst, und mit ihm ist es ein wenig wie mit Charles Ryder in Brideshead revisited: Es sind keine sehr schönen und guten Charaktere, aber erfundene Menschen, von denen ich sehr viel lernen konnte. In gewisser Weise ergänzen sich die Bücher sehr gut; und wenn mein Leben mitunter dem von Charles Ryder glich, gibt es auch Phasen, da mir Fabrizio sehr nah ist, talentiert, aber antriebslos, privilegiert, aber ein Aussenseiter, schwierig und eingesperrt in eine Welt, die sich in die falsche Richtung entwickelt hat.

Ich muss los.



Die Umstände erlauben es nicht, dass ich nach Bergamo fahre und weiter nach Bellagio, dann über die Küstenstrasse nach Bellagio, Como und Dongo, woher Fabrizio stammt und von wo aus er flieht, um den Fehler und die grosse Tat seines Lebens zu begehen. Ich wäre gern über die Schweiz zurückgefahren, aber dazu hätte ich früh starten müssen, und die Pflichten - durchaus angenehm - haben es nicht erlaubt. Es gab noch viel zu tun in Mantua.



Mantua hat Glück gehabt, von Stendhal nicht anstelle von Parma aufgespiesst zu werden, obwohl man statt der vertrottelten Farnese auch ein paar degenerierte Gonzagas als Vorbilder der verkommenen Fürstenhöfe hätte nehmen können. Überhaupt taucht Mantua nur einmal in der grossen Literatur auf: Romeo muss hierher fliehen, und hätte sie Sache mit Julia ein gutes Ende genommen, wären sie vielleicht hierher durchgebrannt. Das Stück hätte ein gutes Ende genommen und wäre eher erfolglos geblieben, wie etwa der Sturm, der so ein seltsames Zwischenende hat, schön, bezaubernd und abgeklärt zugleich.



Ich dagegen werde immer wieder zurückkehren. Nächstes Jahr, vielleicht auch schon etwas eher, wenn Berlusconi fällt - da will ich dabei sein. Die Wohnung ist schon gemietet, und ich müsste mich mal erkundigen, was ich eigentlich bin, wenn ich drei Monate im Jahr richtig in Italien lebe. Muss ich mich dort melden, bei einem verschlafenen Beamten, und Formulare ausfüllen, die keiner liest? Geht das einfach so? Reicht es, wenn ich ab und zu kurz heimfahre, was ja nicht so tragisch ist, nur 400 der schönsten Strassenkilometer, die Europa zu bieten hat?



Man fährt da nicht nur von A nach B, man ist. Das lässt sich verschmerzen. Es sind einige Pässe im Weg, und man kann Tortendefizite bis Bozen ausgleichen. Ein paar Monate bleiben, das wäre zu klären, aber Fabrizio würde es vermutlich vergessen und ich auch, schliesslich ist es nicht so wichtig, und ich störe da unten keinen. Ich will mich nicht dem Blödsinn der dortigen Internetgesetze aussetzen, ich will Tourist sein und jederzeit gemächlich aus dem Geschehen fallen können, wie die Villen in Desenzano, die mit Seeblick langsam verrotten.



Ich will hier unten etwas mehr leben, sehen und mitnehmen als daheim. Das ist auch nicht schlecht, aber meine Heimat ist im November grau, und im Frühjahr bringen mich die Pollen um. Mantua me genuit, sagt Vergil, und im Gedenken an Nebel- und Pollentage kann ich das auch sagem wenn ich im richtigen Restaurant sitzen werde.



Man hat von hier übrigens einen ganz famosen und weitgehend unbekannten Blick auf Sant'Andrea von Alberti, wie so oft in Italien fügt sich alles zusammen, diese seltsame Harmonie der Dinge, die hier völlkommen beiläufig ist und nördlich der Alpen mit all der Kunst im Raum und der Platzgestaltung nie gut aussehen wird. Manches ist hier erleuchtet. Und anderes eine durchgebrannte Funzel. Siehe alles, was mit Politik zu tun hat.



Deshalb: Mieten. Für ein paar Wochen und Monate. Länger als ein Urlaub, kürzer als ein Leben. Die Reiseteekanne bleibt diesmal hier, das De Rosa nehme ich mit als Andenken an diese Wochen im Sommer. Sicher, in Deutschland war es auch schön, aber hier begann ich, mich wieder für Menschen zu interessieren. Genau hinzuschauen. Und ein wenig zu verschmelzen, wenn ich mit dem De Rosa, Polohemd und zweifarbigen Mocassins durch die Stadt radelte. Würde ich daheim nie machen. Hier ist es anders.



Mantua ist nicht das Parma von Fabrizio; es war gut zu mir. Und man sieht ja: Der Fabrizio im Buch stirbt an gebrochenem Herzen, aber ein neuer Fabrizio ist da und malt es heil an die Wand. In Mantua, nicht in Parma. Aloysius jedenfalls wartet schon im Wagen. Wir müssen los.

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