: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 5. April 2009

Effetti del buon governo

Von 1337 bis 1340 malt Ambrogio Lorenzetti den Sale dei Nove im Palazzo Publico in Siena mit den Folgen von guter und schlechter Regierung aus. Man findet die Abbildungen der diversen Berufe und Tätigkeiten in vielen Büchern über das Leben im Mittelalter - umgekehrt findet man in Siena aber auch heute noch genug Bilder, die nicht recht viel anders aussehen als im Trecento









Ich mag das. Ich kann mich darüber freuen.

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Männer auf Marmor

Es ist ein wenig seltsam, schon am zweiten Tag zu wissen "das" Bild der gesamten Fahrt schon gemacht zu haben, und es für den eigentlichen Auftrag nicht verwenden zu können.



Ich weiss noch nicht mal, warum ich es für "das" Bild halte, vielleicht ist es die Anspielung auf die Perspektivenmalerei der Renaissance, vielleicht auch der Surrealismus, aber in meinen Augen ist es das.

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Freitag, 3. April 2009

Letztlich, Mantua

Es fühlt sich seltsam an, in einen Süden zu fahren, der sich mit jedem Kilometer nördlicher und nördlicher anfühlt.



Normalerweise macht man das Verdeck in Italien auf und nicht wegen Rege zu, aber die normative Kraft des Faktischen hat uns eines besseren belehrt.



Immerhin sieht Mantua auch im Regen schön aus, und auch um 10 bekommt man noch zu Essen, und dazu gratis die Automobilsorgen südtiroler Jungbauern, die sich langsam mit Wein betrinken.



Ansonsten ist es leidlich warm hier, es gab keine Probleme, uneventfull, würden die Briten sagen. Ganz erstaunlich, wenn man bedenkt, dass bei beruflichen Fahrten eigentlich immer irgendetwas passiert.



Ds war zumindest der Stand beim Essen. Daheim zeigte sich dann leider, dass mein Rechner mit dem WLAN im Hause nicht kann. Deshalb bin ich gezwungen, das hier nicht auf einem Computer zu schreiben, sondern auf einem Kinderspielzeug.



Berliner Friedrichpalastdrinsitzer werden das Ding mit dem Apfel darauf vermutlich kennen, aber natürlich nicht den Spass, den, ahem, Profibloggen machen kann. Sagen wir mal so: Ich bin da durchaus lernfähig. Heute dann: Mantua, Siena, Rom.

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Freitag, 27. März 2009

Baiser auf dem Quirinal

Über dem kleinen Bücherregal am Schreibtisch, auf dem ich in der Regel den Kuchen abstelle, hängt eine Lithographie der Gärten des Quirinalspalastes in Rom. Ein wenig Idyll kann ja nicht schaden bei dem, was ich so an meinem Schreibtisch zu tun habe. Brunnen, Wärme, Rom, Italien, ein angenehmes Leben im Müssiggang.



Auf dem echten Quirinal gibt es keine Torte, denn Italiener können das nicht. Ausserdem ist das alles nicht mehr so einfach, dieses Spazieren im Garten, denn die bombenfreudigen Nihilisten und ihre Nachfolger haben dafür gesorgt, dass dort an jeder Ecke Polizei und Überwachung ist. Früher hat man solche Stiche gekauft, weil man nicht hinfahren konnte. Heute, oder besser, nächste Woche kann ich hinfahren, und es wird vielleicht ein wenig dauern, bis die Erinnerung an die Realität wieder verblasst, auf dass die Illusion des 19. Jahrhunderts wieder ihren Zauber verbreiten kann.

Vielleicht hilft es ja, dass ich unmittelbar davor in die andere Richtung muss: Nach Hamburg, zum Lead Award, wo ich etwas über mich erzähle. Es regnet immer in Hamburg, wenn ich dort bin. Es ist immer grau. So schlimm kann es auf dem Quirinal gar nicht sein, dass es danach nicht schön - oder zumindest schöner - als Hamburg wirkt. Nach Hamburg sind es übrigens vom Tegernsee aus 826 Kilometer nach Norden. Nach Rom sind es 852 Kilometer nach Süden.

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Montag, 12. Januar 2009

Drei Sonnenuntergänge

Eine der widerlichen Seiten des Winters sind die Sonnenuntergänge, die die ohnehin schon kurzen Tage knackig beschliessen: Die Sonne rauscht unter den Horizont, es wird Nacht und dunkel und kalt, und das alles in ein paar Minuten. Kein Spektakel, kein grosses Theater, nur der Hinweis, dass es Zeit wird für den offenen Kamin und das Eisbärenfell. Es sei denn, man hat einen einigermassen steilen Berg vor der Haustür.



Dann dauert der Wechsel vom Tag zur Nacht, diese obskure Zwischenzeit, ungefähr eine Stunde. Denn während die Sonne untergeht, geht der Betrachter vom Fusse des Berges im scheinbar letzten Tageslicht hinauf, es ist eine Art Paarlauf, immer an der Kante des Tages entlang.



Denn auf der ersten Alm schneidet die Sonne noch durch die Bäume durch, es bleibt auch etwas Zeit, sich zu erinnern: Ziemlich genau jetzt würde in Hamburg schon die Sonne untergehen, aber das hier ist Süden und ein paar hundert Kilometer näher am südlichen Wendekreis, das bringt am Abend 25 Minuten, nicht viel, aberauch nicht wenig, wenn die Tage kurz und kalt sind.



Oben auf der zweiten Alm wäre dann tatächlich Sonnenuntergang, hinter dem Mangfallgebirge muss sie sein, denn die Kondensstreifen der Flieger schimmern noch rosarot. Es wird hier oben nicht so schnell kalt wie im Tal, die Wiese ist schon wieder weitgehend schneefrei, man kann warten und zuschauen, wie sich das Blau im Schwarz der Nacht auflöst.



Und trotzdem ist dann im Westen immer noch genug goldener Schimmer am Horizont, um für die Abfahrt genug zu sehen. So zieht sich der Tag dann bis nach fünf, bis man unten ist und den Rodel verstaut, ist es halb sechs, und ein paar Kinder bequengeln ihre genervten Eltern am Hügel neben dem Parkplatz, dass sie nochmal da hoch und runterrutschen wollen. Da Guiecke, dort Verärgerung, und das alles bricht plötzlich herein, nach einem einsamen Aufstieg in Stille und Gelassenheit.

Das finde ich dann wirklich finster.

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An einem diesigen, bitterkalten Wintertag

kann man dennoch normalerweise nicht einfach so mal eben in Urlaub fahren.



Das kostet nur viel Geld, die Bucherei nervt, man ist ständig in Eile, und überhaupt.



Deshalb ist es ja auch gar nicht so dumm, nicht in den Urlaub zu fahren, sondern nach zweitzuhause.



Wo man bei drei Grad draussen - in der Sonne sicher sehr viel mehr - überhaupt nicht versteht, was die mit dem Gewäsch von der Rekordkälte haben.



Hier ist es fast schon wieder Vorfrühling.

(Aus der Serie: Tage, an denen man weiss, warum man kein Aktiendepot besitzt)

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Transfer

Es ist nur ein Gefühl, aber es sagt mir, dass nächste Woche etwas sehr Dickes passieren wird; eines dieser Ereignisse, von dem man nicht zwingend in einer hektischen Stadt hören möchte, die voll ist von Geschnatter und käuflicher Meinung. Der Knall möchte bittschön gedämpft ankommen und sich ausgetobt haben, bevor er als Grummeln dort aufläuft, auf der ersten Anhöhe der Alpen über dem See und vor dem Berg, den es dann vielleicht zu überwinden gilt, sei es nur nach Österreich, oder doch gleich wieder in die Schweiz.



Der Aufbruch kommt eher als gedacht, und dennoch später als beansichtigt, Familiengeschichten, Termine, Arbeit, ausserdem Einpacken, denn manches geht, versteckt im Convoi wintersportfreudiger Münchner, an den See und macht Platz für Neues. Ich warte noch auf ein Jugendstilservice aus Limoges, das vielleicht ganz fein wäre, mit seinen das Kommende nicht ahnen lassenden, verspielten Formen, weiss und unschuldig und den Goldmalereien, die kaum unpassender sein könnten als in diesen bleiernen Tagen des Wartens.

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Samstag, 8. November 2008

Erster Schnee

Ich komme von ganz oben. So hoch man gerade noch kommt. Umbrail und Stilfser Joch sind seit ein paar Tagen zu, Lawinengefahr, der Jaufenpass liegt schon verwaist im Schnee.



Nie war die Auffahrt so frei, nie war es da oben so einsam, allein mit den Wolken, dem Wind und den eisgepanzerten Bergen. Ich war in der Zukunft, und was von dort ins Tal kommt, ist kalt, lebensfeindlich und bitter.



Und es war eine Fahrt zum Tod; der lange Zug der Frauen aus Reschen durch das Dorf in die kleine, braungraue Kirche hinter dem Sarg, danach die Kapelle ohne Musik, und eine, die umkehrte, den Hut in der Hand und die Kirche nicht betrat, wer weiss, was sie mit dem Toten an Hass oder Liebe hatte. Da oben stirbt man nicht einfach, man bleibt unter den anderen, so oder so. 1000, 2000 Kurven später ist es nur kalt im offenen Wagen, nur kalt, aber schön, lebendig und voller Erinnerungen.



Ich war in vier Ländern, ich habe Tuorta da Nusch aus Müstair geholt. Bergkäse und Coppa aus Naturns, wo nebenan in St. Prokulus die Heiligen geröstet werden, Öl, Grana und Vinschgauer aus Meran und dort noch einmal unter den Lauben gegessen, Kaffee und Salz aus Österreich mitgebracht und Torte aus Gmund. Das meiste wird halten, manches wurde schon gekocht, und wer weiss, wann ich wieder wie der Wind über die Pässe fege, die im Tal dunkel und an den Spitzen vereist sind. Der Winter kann kommen, für mich und die Gäste.

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Mittwoch, 5. November 2008

Föhnsturm

Seien wir ehrlich: Ohne den strammen Wind aus dem Süden wäre es heute einfach viel zu heiss.



Grosses Bild hier

Man sagt, es sei die längste Föhnphase seit Menschengedenken.

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Sonntag, 2. November 2008

1. Juni 2008

Fast.



Es ist, mit einem Wort, heiss.



Man könte fast baden gehen, wäre das Wasser nicht schon kalt. In den Trachtenjankern schwitzen die Einheimischen auf dem Friedhof bei den Gräbern.



Die Cafes am See sind voll, die Parkbänke überbelegt, und träge schieben sich Segelboote durch die flirrende Luft, in der die Mücken tanzen.



Punkt vier gibt es den Tee und Kuchen auf der Terasse. Draussen Wanderer im T-Shirt, drinnen die Frage, ob jetzt die Markise nicht eine gute Sache wäre.



Am Abend dauert es lang, bis die letzten Boote wieder am Steg angekommen sind. Es ist Sommer. Am 1. November.

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