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Donnerstag, 21. September 2006

Sehr zu empfehlen - Schwarz streichen

Es gab eine Zeit, da war man stolz, wenn man etwas hatte. Es gab auch Gründe, stolz zu sein, schliesslich war es eine Zeit vor Marketing und PR, und was viel kostete, war auch signifikant besser. Man kann zu diesen Zeiten stehen, wie man will, man kann - wie ich selbst - das sonstige Treiben dieser Menschen verdammen, es ist genug Böses in diesen Räumen geschehen und getan worden, aber sie hatten einen anderen, wahrscheinlich besseren Zugang zu Material und Gestaltung. Die Türbeschläge, um die es geht, sind an einer fast 300 Jahre alten Tür, die immer noch problemlos schliesst und nicht verzogen ist. Das ist Qualität, und weil man diese Qualität zeigen wollte, hat man besondere Türbeschläge und Angeln ausgewählt, mit breiter Aufnahme und Nägeln, die bis heute halten.



Leider vergass man irgendwann, warum diese Beschläge so aufwendig gestaltet sind. Irgendwann, so Mitte des 20. Jahrhunderts, wollte man glatt aussehende Türen. Diese Tür war fast nie in Gefahr, denn sie war trotz ihrer Höhe von 1,75 Meter pfenningguat, wie man hier sagt. Aber sie wurde komplett überstrichen, damit die Beschläge nicht mehr so auffallen. Meine Frau Mama dachte durchaus mal darüber nach, moderne Türen einbauen zu lassen, das seien doch Stalltüren und viel zu niedrig. Ich liess sie wissen, dass ich sie liebe, aber dann Massnahmen ergreifen würde - und so blieben sie drin. Allerdings wurden die Beschläge nur ganz leicht - und damit historisch falsch - abgesetzt. Bis gestern.



Jetzt stimmt es wieder. So ist es nach den Befunden der altesten Farbschicht richtig. Und der elegante Schwung des Barock ist wieder da. Sie lenken von den hässlichen Plastikeinsätzen ab, die laut Brandschutz in diesem Raum sein müssen. Aber da finden wir auch noch eine andere Lösung. Geschadet hat es der Tür jedoch nicht, in 300 Jahren wird sie sich noch immer in diesen Angeln drehen. Könnte mir eigentlich egal sein, ich habe mir bis dahin mindestens 5 neue Identitäten aufgebaut ich bin dann mutmasslich tot, aber es ist mir nicht egal.

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Samstag, 16. September 2006

Sehr zu empfehlen - Manchmal

wacht man auf und denkt sich so, all das Silber, die Kronleuchter und antiken Teppiche, das schimmernde Edelholz und der Stuck, die Farben, die Prunkspiegel und die asiatischen Bilder, der schwere Fall der handgewebten Seidenvorhänge, all das könnte irgendwann doch zu viel sein. Zu üppig, ein Leben im Museum, zu viel und vielleicht wäre es doch besser, sich einfach eine ruhige Bauhaus-Liege in ein weisses Zimmer zu stellen, damit es einfach nicht so viel ist. Doch, manchmal hat man solche Gedanken, es ist die Sehnsucht nach dem Schwarzbrot, wenn man sich am Kuchen überfressen hat.

Da gibt es nur eines zu tun: Ab in eines der hier häufig herumstehenden Schlösser und die Inneneinrichtung anschauen.











Danach begreift man wieder, wie schlicht, einfach, ja fast ärmlich die eigenen Gemächer sind, erinnernd an einfachste Dienstbotenräume, und beim Heimfahren denkt man sich, das Bad, das so wenig ansprechend ist, das ballert man einfach gnadenlos mit Prunk zu, denn morgen ist Flohmarkt in Pfaffenhofen, und dann werden Nägel mit Goldknöpfen gemacht, und der Badkronleuchter muss noch viel prunkvoller werden, oh ja.

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Donnerstag, 7. September 2006

Sehr zu empfehlen - Schwarzbuch Datenschutz

Seit dem Ende der Münchner und Berliner Tage, also etwa anderthalb Jahre, mache ich eine Phase der massiven Entdigitalisierung durch. Es kann schon mal sein, dass ich Mails erst nach 24 Stunden beantworte. Das Handy liegt meistens daheim und hat oft einen leeren Akku. Wenn ich mich mit jemandem unterthalte, ignoriere ich das Telefon. Es sind Verhaltensweisen, die die Provinz erzwingt, das Dauerdigital mit IPOD bis Chatten würde mich hier vom realen Leben ausschliessen. Allein das Blog bleibt übrig, und es spielt keine Rolle, denn hier liest es keiner, und die Kunstfigur Don Alphonso erzählt viel Missverständliches, dessen falsche Interpretation automatisch die Rezipienten vom realen Menschen weghält.

Ich hinterlasse kaum mehr Spuren im Netz. Das war vor vier jahren noch ganz anders, und ich kann nicht sagen, dass ich es vermisse. Ich hebe Geld bei der immer gleichen Sparkasse ab, und gebe es in Geschäften aus, deren Besitzer mich meist kennen und allein deshalb keine Daten eruieren müssen. In Berlin war das noch ganz anders, da hätte man als Bank locker ein Bewegungsprofil erstellen und, hätte ich die dort weit verbreiteten "Kundenkarten" zur Verarsche besagter Kunden gehabt, abgleichen können. tatsächlich bin ich Riten, Gewohnheiten und bestimmten Wegen verhaftet, und es gefällt mir nicht, was man damit hätte tun können. Sitze ich jetzt aber in der Nacht auf meinem Sofa, so ist da draussen kaum jemand, der viel über mich weiss. Meine Daten gehören weitestgehend mir.

Gestern Abend war es aber eine andere Sache. Rena Tangens und padeluun, zwei geschätzte Freunde meiner Wenigkeit, die den Big Brother Award hierzulande ausrichten, haben mir ihr Schwarzbuch Datenschutz geschickt. Mein lieber Scholli.



Die Sicherheit, dass da draussen keiner viel weiss, geht nach der Lektüre verdammt schnell flöten. Ich verstehe jetzt erheblich besser, wie es zu Verschwörungstheorien kommt. Aber hallo. Das, was dank des Buches nachzulesen ist, ist schon übel genug. Dürfen die das denn? ist die Frage, die mir Seite für Seite durch den Kopf ging. Ich kenne ja die Autoren, ich kenne die Geschichten, ich habe Firmen für den Award eingereicht, aber es ist nochmal eine andere Dimension, diesen kranken Dreck aus Politik und Wirtschaft geballt zu lesen, als ihn erzählt zu bekommen.

Nico Lumma ist einer der Blogger, die auf diese "Probleme" und Gestörten, die hierzulande frei rumlaufen und auf höheren Posten sitzen, hinweisen. Ich bin nicht so der Freund von Bürgerblogjournalismus im politischen Sinne, dazu kenne ich Bürgerradios zu gut, aber ich denke, er hat Recht, wenn er mehr Texte dazu lesen will. Es bedeutet aber auch, dass man sich mit dem Phänomen auseinandersetzen will, was angesichts der Taktik unserer Verfassungsfeinde und Terroristen gegen unsere Selbstbestimmung nicht ganz einfach ist. Die wollen nicht, dass wir darüber reden, die geben keine Informationen raus, also kann ich nur jedem hier empfehlen - wirklich dringend empfehlen, sich dieses Buch mit den trockenen Fakten zu verschaffen. Damit man wenigsten einen Eindruck davon bekommt, was im Staate der Metros, Schilys und Schwarzgeldannehmer heute schon passiert. Es ist für 13,90 Euro keine spassige Lektüre, aber notwendig, fürchte ich.

Der sichere Bestellungslink ist hier, Amazon sollte man bekanntlich meiden, der Buchhandel um die Ecke will wahrscheinlich keine Daten von Euch.

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Freitag, 18. August 2006

Du rauchst.

Deine Bekannten meinen, Du riechst, als hättest Du einen Aschenbecher leergefressen. Deine Kleider stinken. Und es geht verdammt ins Geld. 5 Jahre wirst Du früher verrecken, und wenn ich sage verrecken, meine ich das auch - Lungenkrebs ist so richtig scheisse.

Oder - Du gehst zu Holgi und lässt es Dir austreiben. Du Suchtgurke.

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Donnerstag, 17. August 2006

Sehr zu empfehlen - Tarantella

Mein erstes und gleichzeitig vorletztes Motivationsseminar erhielt ich eher unfreiwillig auf dem Höhepunkt der New Economy. Zum einem brauche ich keine Motivation, zum anderen war ich damals längst der Meinung, dass dem Internet-Irrsinn, der gerade wieder durch die social Hintertür hereingeschlichen kommt, keine Motivation der Welt mehr helfen konnte. Da trat dann also auf einem Kongress voller angeblicher zukünftiger Wirtschaftsgenies so ein - in Bayern sagt man - Sparifankerl auf, der mit Tschacka light die Leute zu offeneren, offensiveren, überzeugenderen Charakteren formen wollte. Danach, bei den Cocktails, versuchten sich manche gleich an der Umsetzung des Gelernten, in der Hoffnung, das Gift der Dummheit und Gier in ihren Körpern irgendwie nach draussen zu promoten.

Wer sowas in unserer Ultramoderne, deren Kennzeichen angeblich erfolgreiche Blogs wie dieses hier sein sollen, mal mitgemacht hat, steht den voraufklärerischen Versionen dieser Veitstänze auf digitalem St.-Petri-Schnee eher gelassen gegenüber.



Die Tarantella ist in der Region Neapel und Apulien zu Hause. Ein wilder Tanz, der seinen Namen seiner Verursacherin verdankt, der giftigen Tarantel, die in dieser Gegend in grossen Mengen vorkam und auch Menschen anfiel. Ihr Gift hatte eine betäubende, schwächende Wirkung, und wer gebissen wurde, musste tanzen, schnell und wild, und singen, um dem Gift entgegen zu wirken. Musik als Gegengift, ungebändigt, laut, direkt, mitreissend, heiss und immer schneller werdend, sollte das Gift in Schach halten und die Krankheit bezwingen.

Die Tarantella fand Eingang in die klassische Musik, aber unverstellt, ursprünglich mit Lauten und Castagnetten, so wie sie die ersten Forscher im frühen 17. Jahrhundert erlebt haben, die auf der Suche nach einer göttlichen Harmonie waren und den Tanz als eine extreme Ausformung verstanden, so mitreissend und energiegeladen, hört man sie selten. Fernab vom hektischen Leben in der grossen Stadt gibt es einen Herrn, der sich auf High End Audio spezialisiert hat und neben Boxen aus Vogelahorn und Röhrenverstärkern auch Musik vertreibt, die man andernorts nicht bekommt oder langwierig bestellen muss. So eben auch die Tarantellaeinspielungen, die unter der Musikhistorikerin Christina Pluhar beim französischen Label Alpha erschienen sind, im Jahr 2001, dem Jahr der Schrecknisse, das bewies, dass alle meine Bekannten dieser Tage und dieser Peer Group nicht die Tarantella, sondern den Totentanz aufführten.

Für die 20 Euro, die ich bezahlt habe, bekommt man heute auch eine Menge verbliebener Penny Stocks dieser Zeit, aber ich verspreche, dass man mit der CD in jedem Fall mehr Spass haben wird, wenn man Alte Musik und hervorragende, engagierte Aufnahmen jenseits der ausgetretenen Pfade der Klassik schätzt.

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Dienstag, 8. August 2006

Sehr zu empfehlen - Einrichtungs- und andere Bücher

Müde wie eine alte Kröte schleppt sich das gelbe Himmelsgestirn über den Nachbarspalast und wirft ihren fahlen Schein in die neuen Räume, und das Geahnte wird zur Gewissheit: Was kräftig durchmischt noch rötlichbraunem Ocker ähnlich war, kommt in der chinesischen Bibliothek, getrocknet an der Wand, dunkel altrosa bis hellviolett, je nach Art des Lichts. Wer schwachen Geistes ist verzweifelt, wer klug ist, besitzt Bücher über historische Innenarchitektur, vor allem mit Beispielen aus Frankreich, gerne 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Da ging sowas.



Franzosen sind ganz wunderbare Einrichter. "Aber es ist doch schön" ist die immer gleich lautende Antwort auf die Frage, ob noch ein exzentrisches Stück vom Trödel oder noch eine bunte Wand unbedingt sein muss. Und gerade ein Buch über exzentrische Wohnungen in Paris, das sich glücklicherweise schnell findet, macht mit genau dieser Farbe auf. Es war so nicht erwartet und erwünscht, aber ich habe die ganze Nacht gestrichen, das bleibt jetzt so, und wenn einer fragt, weil es vielleicht doch etwas zu bunt ist, verweise ich eben auf meinen bekannten Spleen. Ausserdem, wer hat schon so einen Gang? Wer sonst würde so etwas wagen? Schon beim Eintreten soll klar sein, dass dahinter jetzt nicht die übliche Billy-Billig-fickt-Knut-Derbe-Wohnung kommt. Und nachdem der Raum eher dunkel ist, verträgt er auch was Intensiveres.

Zudem werden nachher überall Bilder aufgehängt und Bücher eingestellt. Bücher sind sowieso die Schönste aller Wandfarben, zumal, wenn sie demnächst von Freunden kommen und deshalb perfekt in den sozialistischen Salon passen.

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Sonntag, 6. August 2006

Sehr zu empfehlen - Die chinesische Bibliothek

Draussen regnet es seit Tagen, und ich fühle die Bücher draussen im Holzschuppen bereits schimmeln und faulen, 2200 Bände, eng gedrängt und gestapelt, und dazu Feuchtigkeit, das ist nicht gut. Eine Lösung muss her. Schnell. Und deshalb entsteht im Eingangsbereich der Wohnung gerade die chinesische Bibliothek, die so heisst, weil sie voller ererbter und erworbener Andenken an Fernasien sein wird, Kästchen, Bilder, Schnitzereien, Broncen.



An der rechten Wand, unter und neben dem Gaszähler, sind summa summarum 15,6 Meter Buchregal. Platz genug für rund 700 kleine Bände, dicht an dicht. Die Wände und die Decke müssen nur noch gestrichen werden, dann kann morgen die Rettung der Bücher beginnen. Die anderen 2300, die noch unten und im Abstellraum lagern, erhalten nächste Woche ihr neues Domizil. Und zur gewöhnung an die kommende Farblichkeit - dunkelrot, malvenfarben und altrose - gehe ich jetzt erst mal in eine Rokokokirche, das nimmt die Angst vor Bunt.

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Donnerstag, 6. Juli 2006

Sehr zu empfehlen - Spiegel Symmetrie

Manchmal ist es ein Fluch mit alten Häusern: Nachträglich wurden Mauern neu gesetzt und Kamine an anderer Stelle gemauert. Und 123 hastenichtgesehen ist ein spätbarocker Türstock nicht mehr in der Mitte, sondern irgendwie verkehrt in der Wand, nicht an der Seite, aber auch nicht, wie es eigentlich gedacht war, im Zentrum. Und natürlich stimmt es dann auch mit dem Stuck und der Kronleuchterachse und dem mittig eingebauten Fenster nicht mehr, denn das alles orientiert sich natürlich an der neuen Aufteilung Anno 1820, oder so. Und dann hat man, ebenfalls so um den Dreh, auch noch ein Durchreichefenster in die Tür gemacht, das den Raumeindruck nochmal etwas seltsam macht, weil die Wand auch bei geschlossener Tür quasi ein Loch hat. Dabei ist die Lösung relativ einfach:



Man nimmt einfach einen Louis-Philippe-Spiegel mit Rocaille oben drauf, dessen Glasfläche bereits etwas trübe ist, und hängt in an der Wand symmetrisch zur Tür. Und plötzlich stimmen die optischen Achsen wieder, der Stuck, der Kronleuchter, selbst die Wand sieht passabel aus - und der Spiegel macht den Raum durch eine optische Täuschung etwas grösser. Später kann man darunter noch eine kleine Kommode platzieren, und in den Zwischenräumen jeweils einen Stuhl an die Wand stellen. da gehören Stühle übrigens auch hin. Stühle bei Nichtgebrauch in den Raum zu stellen, ist eine Unsitte des späten 19. Jahrhunderts.

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Dienstag, 4. Juli 2006

Sehr zu empfehlen - A Tribute to Laura

In den endlosen Sommertagen der frühen 90er Jahre zogen sich feine Distinktionslinien durch die bessere Gesellschaft der kleinen Provinzstadt, die sich in der Kleidung als äusseres Merkmal für Lebensentwürfe niederschlugen. Da gab es die, die bei Robot und Annas in München einkauften und eigentlich schon weg waren. Es gab welche, die weiterhin den drei, vier Geschäften in der Stadt treu blieben, die nicht billiger, aber weniger ausgefallen waren. Und es gab die, die in die Sendlinger Strasse nach München gefahren sind, die Herren zu Konen, und die Frauen zu - Laura Ashley.

Das waren die, bei denen man wusste, dass sie Kinder wollten und einen wenig störenden Ehemann und davor noch etwas Spass, aber bitte nichts Ernstes, wenn überhaupt. Es gab welche, die vor den Bällen von Mama zwangsweise hingeschleift wurden, auch wenn sie lieber zu Theresa gegangen wären. Die Mehrheit aber kleidete sich freiwillig in spätviktorianischen Zitaten mit vielen Rüschen, Schleifen und Puffärmelchen. Das waren die, um die man besser einen Bogen machte, auch wenn sie damit ins Parkcafe kamen - an der Tür wussten sie, wer das Geld mitbrachte. Laura Ashley war Ausdruck einer geistigen Seuche, die sich in den Villen und Zweifamilienhäusern zwischen dem Oberland und dem Donautal breit machte; Landhausstil, nicht genutzte Mitgliedschaft im Golfclub und Strohkränze an den Türen waren weitere Sympthome, und bald kam die Ehe, die, als wäre es noch nicht genug, auch gehalten hat. Meistens. Ich glaube, wer Laura Ashley getragen hat, lässt sich auch nicht scheiden. Das ist einfach so. Passt nicht in derer festgefügter Lebensplanung, die mit einem Freund in der 10 Klasse beginnt und dabei bleibt.

Kurz, wer wirklich Spass haben wollte, hielt sich an anything but Laura Ashley. Hätte man mir gesagt, dass ich mal freiwillig und allein diesen Laden betrete - mit anderen habe ich es natürlich getan, so weit war der obige Typ vertereten, man konnte nicht anders - hätte ich schief gegrinst. Letzte Woche aber war es so weit, und überzeugt hat mich meine kleine Schwester, die damals Laura Ashley noch mehr verachtet hat als ich. Denn von dort hat sie etwas angeschleppt, was ausserordentlich sinnvoll ist: Englische Wandfarben in kleinen Probierdosen.



Da gab es mal ein kleines Problem, wir erinnern uns vielleicht: Eine mühsam verputzte Wand, eine angerührte Farbe, die im Topf grandios aussah und an der Wand, nach langem Streichen und Trocknen, leider erbärmliches Mint wurde. Die Farbe kostete 30 Euro, das Streichen einen Tag, die Enttäuschung - unbezahlbar, nochmal streichen - zum Kotzen. Man muss sowas immer an der Wand ausprobieren, bevor man streicht. Aber wenn dann erst mal das Pigment in der Farbe ist, kann man nichts mehr ändern. Kurz, Farben sind eine Art Russisch Roulette des Dekorierens. Und bevor ich mir die nächste Kugel gebe, gehe ich lieber zu Laura Ashley und besorge mir die Farben, die passen könnten.

Es ist ja nicht nur die Wand. Es sind auch die Möbel, und das Licht. Es ist leichter, die Farbe anzupassen, als den Bezug der Möbel. Die Hölzer von Stühlen und Parkett sind unveränderbar wie auch die verschiedenen Beleuchtungen von Sonne, Kronleuchter, Stehlampen und Kerzen. Das muss man alles erst mal auspobieren. Man spart sich für ein paar Euro enorm viel Arbeit und Nerven, selbst wenn die Töpfchen unverschämt teuer sind. Dann eben doch da rein und nicht an die Vergangenheit denken und warum Patricia ihren Körper ausgerechnet in - egal, vorbei, lange vorbei. Hauptsache, es ist nachher die richtige Farbe.



Es wird das zarte Grün oben ganz links, "Silver Birch", und dazu ein wenig Dekorarion im "faded Gold" daneben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das nehme, schon im Geschäft habe ich gezögert, und ausprobiert habe ich es erst, als der etwas schwache Ton "Eau de Nil" nicht ganz den Erwartungen entsprochen hat. Es kommen eben sehr viele Faktoren zusammen, in diesen alten Räumen, man weiss nie, wie es ausgeht. Das Blau rechts unten kommt in die Bibliothek, aber nicht allein, weil es zu kalt ist. Aber um so etwas zu wissen, muss man es erst mal ausprobieren. Es ist ja nur Farbe. Und nicht die Ehe mit einer fremden Frau in Laura Ashley.

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Mittwoch, 28. Juni 2006

Sehr zu empfehlen - Perserteppiche im Vergleich

Franz hat da eine Frage aufgeworfen, die ich gerne beantworte - wer legt sich eigentlich Perserteppiche in die Wohnung? Ganz einfach: Ich. Es gibt dafür viele Gründe. Der wichtigste neben dem Prestige jedoch betrifft die schönsten Stunden des Lebens: Wenn man eine Frau zu Boden zieht. Ich denke, ich habe alles ausprobiert in meinem Leben, und das ist das Ergebnis:

Fliessen & Naturstein: Das Schlimmste. Kalt, knallhart, Grippe ist vorprogrammiert, in den Ritzen Staub. Einziger Vorteil: Leicht zu reinigen.

Parkett & Dielen: Immer noch übel. Luxuriös mitunter, keine Frage, aber brettlhart, und nach kurzer Zeit wird die Haut feucht und dann wird es quietschig. Achtung Schiefer!

PVC: Billig, geschmacklos, hässlich. Frau kann gar nicht so schön aussehen, dass sie auf PVC nicht billig wirken würde, Gummifetischismus für Arme. Und auch nicht gerade komfortabel, sowie schweisstreibend.

Normaler Teppichboden: Wärmer, weicher, aber synthetisch und deshalb oft pieksend, bei längerer Benutzung kann das alle Lust abtöten. Reinigung sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, spontane Hardcorespiele sind also nicht ratsam. Ausserdem langweilig & fad anzuschauen.

Perserteppich: Warm. Weich. Angenehme Naturprodukte, belastbar, strapazierfähig, keinesfalls rutschig oder glitschig, kein Problem mit unnatürlichem Schwitzen. Das Blumendekor in satten Farben ist für nackte Frauen sehr kleidsam, Gebetsteppiche haben beim Ficken etwas rührend Gotteslästerliches. Geräuschdämmend nach unten. Man kann darin auch die Leiche des zu früh heimgekommenen Gemahls nach draussen tragen.

Deshalb also Perserteppiche. Allenfalls das Eisbärenfell kann da noch mithalten.

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