: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 16. August 2010

Ein lang gehegter Wunsch.

Zwei Kleinigkeiten zuerst: Mit Google Streerview ist es so. Die einen widersprechen. Und die anderen. Deren Exkrement Extremisten sich von Einsprüchen oder gar Argumenten oder Recht auf Privatheit in ihrer Lust auf Schnüffeln und Arschkriecherei bei Google belästigt sehen (oder generell denken, dass sie im Internet alles dürfen, nur rausschmeissen darf man sie nicht, wenn sie wie die Raben klauen), und denen die Bedenken anderer Leute egal sind, weil die angeblich eh nicht begreifen, worum es dem digitalen Gesocks geht - die flennen rum und quäken faschistoide Sager, damit auch jeder versteht, wieso man diesem Umfeld jede Möglichkeit zur Schnüffelei nehmen muss. Darauf drei Hinweise.

Einmal bei nnier ein guter Beitrag und eine angenehme Debatte.

Dann dazu auch Mark793, Blogger.de scheint ohnehin ein Treffpunkt der Nerdgötzenverächter zu sein.

Und dann noch ein Beitrag von mir im Print.

Man darf Google und dem Berliner Neonerdzismus nicht das Feld überlassen.



Kommen wir zurück zu Meran und zur anderen Kleinigkeit. Dort ist es ja schon historisch so, dass man drei Dinge tun kann: Gut Essen, auf der Promenade wandeln, und unter den Lauben einkaufen. Man muss sich nicht dumm und konsumwillig fühlen, wenn man dort das ein oder andere mitnimmt, und ich gehe jedesmal zu Frasnelli und kaufe ein Speckmesser. Irgendwer braucht das dann immer. Und während ich mich durch das Angebot schiebe, was sehe ich da?



Ein echter, tatsächlicher, unbestreitbarer Nudelschneider, oben gezackt, unten glatt. Ich hatte ja nach meinem Einkauf eines ähnlichen Trumms in St. Gallen und angesichts der Debatte, ob das nun für gefüllte Nudeln oder Schnittmuster ist, meine Zweifel. Auch nachdem ich den alten Übertrager meiner Grossmutter sah, und der Spitzen und keine Zacken hatte. Wir können dank Frasnelli also festhalten: Selbst wenn das gezackte Rädchen für das Schnittmuster taugt, es ist für die Küche da.

Für meine Frustration ist in Brescia immer ein kleiner Laden da, der nur zur Mille Miglia aufmacht. Dort gibt es dann Replikas von Polohemden der 50er Jahre, von Rennfahreroveralls, Helmen und Handschuhen. Nicht das MM-Merchandising, sondern richtig gute Kopien, nach alten Mustern hergestellt, und - gut, vielleicht nicht absolut zu teuer, aber zu teuer, wenn ich es vergleiche. Ich sehe nicht ein, für Serienschuhe das doppelte im Vergleich zu dem zu zahlen, was ich für meine Wunschschuhe bei meinem Schuster bezahle. Allerdings hat der auch keine Kopien alter Rennfahrerschuhe. Und so leide ich jedesmal ein wenig, wenn ich die weichen Schuhe in Brescia anfasse, das perforierte Innenleder berühre, und mir denke, was für ein Elend, dass ich dann doch relativ sparsam bin. Das Material, die Verarbeitung, der Aufbau, diese Form, gleichzeitig ein wenig klassisch und dennoch sportlich...



Und besonders schlimm sind sie an den Füssen anderer Leute. Aber die Mille Miglia war im Mai, und jetzt ist August. In Meran gibt es keine Akzidenzgeschäfte, nur alte Schuhhäuser. Und in einem, gleich hinter dem Bozener Tor, was sehe ich da? Schuhe wie jene in Brescia. Reduziert. In meiner Grösse aber noch vorhanden. Als wären es die gleichen. Die Verkäuferin holt die Verpackung - es ist die gleiche Firma. Es sind die gleichen Schuhe. Und sie passen so, wie ich das erhofft hatte. Sehr dünne Sohlen, für perfektes Gefühl an den Pedalen. Weich gefüttertes Leder für den ganzen Weg nach Rom und wieder zurück. Und mit den britisch angehauchten Kniestrümpfen ein Haus weiter sind sie auch bergweg- und radltauglich.



Immerhin, es hat 24 Stunden gedauert, bis ich nach dem Grenzübertritt bei Müstair Schuhe in Italien gekauft habe. Die Schuhe, die ich wollte. Und wenn ich nächstes Jahr wieder Fahrer in Brescia sehe, lache ich sie aus - denn der Laden dort nahm doppelt so viel, wie der Originalpreis in Meran betragen hat.

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Donnerstag, 5. August 2010

Fett und Titan

Vor ein paar Tagen habe ich den ersten Fixiefahrer der Stadt gesehen, der auch gefahren ist. Gefahren ist heisst nicht, dass ich ihn fahrend geseehen habe, aber er muss gefahren sein, denn als er da vor meinem Haus lag, muss er zuvor gefahren sein. Die Sache mit der fehlenden Bremse am Hinterrad und mit dem Starrgang ist doch nicht so einfach, wie viele glauben. Aber was tut man nicht alles für einen guten Retrolook. Früher hatten die Leute nicht nur alte Räder, sondern oft auch weniger Zähne im Mund.

Trotzdem ist dieser Trend nicht aufzuhalten, und macht auch vor modernster Technik nicht Halt. Campagnolo hat sich am Hinterrad vor ein paar Jahren von den schweren Doppelgelenkbremsen verabschiedet, und baut jetzt wieder zerklüftete Bremsen, die zu den alten Entwürfen der 7oern mit ihren Ausfräsungen bestens passen könnten. Früher bohrte man Löcher, heute heisst es Skeleton Design. Die Entwicklung verläuft in Kreisen, mag mir scheinen, mal ganz abgesehen davon, dass auch, wie bei mir, Dura Ace Bremsen so gut wie alte Modolos ziehen, wenn der Gummi ein wenig verbraucht ist. Und nachdem ich ohnehin eigentlich Mavicbremsen an meinem Votec passend hzur Schaltung wollte, und die nicht zu bekommen sind, beschaffte ich mir Dia Compe Bremsen. Mit einem klassischen Gelenk in der Mitte. Nachdem auch Mavicbremsen bei Dia Compe hergestellt werden, passt die Optik. Die hier sind allerdings leichter:



Ganze 250 Gramm für vorne und hinten, dank Titan in allen Bolzen und Schrauben. Die alte Dura Ace wog 340 Gramm. So sieht es jetzt ein wenig klassischer aus, ist leichter und nicht mehr ganz so martialisch von der Anmutung her, auch wenn die Bremsen in der Realität runtergehungert und an die Grenzen der Zumutbarkeit entwickelt wurden. Harmlose Äusserlichkeit, aber ein Nichts in Sachen Schwerkraft. Ob sie bremsen? Das sehe ich, wenn besseres Wetter kommt. Schneller macht es das Rad natürlich kaum. Allerdings habe ich mir zur Abhängung anderer Radler noch einen Griff in die Mottenkiste der psychologischen Kriegsführung erlaubt:



Es ist nicht nur ein Retrotrikot, es hat auch viele ungesunde Sachen zum Essen aufgedruckt. Wer immer mich nachfährt, wird Shakes und Hamburger vor sich sehen, Hunger bekommen, an Essen denken, die übersäuerten Muskeln fühlen und demoralisiert, wenn wir an einem Gasthof vorbeikommen. Jetzt Pommes, fett und glänzend... eine ungesunde Brause... eine lappriges Brot mit Fleisch und Mayonaise... was dem Igel der Stachel, ist mir der Stachel im schwachen Fleisch der anderen. So wird Hinterradlutschen zur Qual, fast so, als wäre man als Journalist einem Hoax aufgesessen, was besonders blöd ist, wenn man vorher noch über andere hergezogen ist.

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Dienstag, 3. August 2010

Nostalgie

Ich persönlich finde es ja nett, wenn Fahrräder nicht nur schnell sind, sondern auch Blechschilder haben. Ein Blechschild steht für lange Zeit der benutzung, unterlackierte Aufkleber dagegen können schnell verschwinden. Aufkleber zerkratzen, Blechschilder bekommen Patina. Kein Wunder, dass meine neueste Erwerbung, dürr gehungert und angespannt, wie sie ist, nur zwei Namenszüge trägt. Und kein Blechschild. Aber es gibt zum Glück Flohmärkte, dort wiederum Kruschkisten, und darin ab und zu alte Blechschilder. Mit einem V. V wie Votec, V wie Victoria.



Ich schreibe es diesen 5 Gramm und weniger meinem Gewicht zu, dass die wenigen Speichen der Auerolaufräder massiv knacken, deshalb habe ich sie auch gegen einen Satz robuste Räder mit 32 Speichen ausgetauscht. Es ist tatsächlich ein kleiner Unterschied, aber ich denke mir, wenn ich erst mal zwei bis vier Kilo abtrainiert habe, kann ich wieder auf die besseren Räder umsteigen. Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wenn ich weiterhin jeden Tag im Schnitt 30 Kilometer fahre, sollte es möglich sein.



Ansonsten dachte ich, es ist an der Zeit, mal wieder neue Rennradbekleidung zu kaufen - was ich habe, ist fast schon "retro" und, so scheint mir, eingelaufen. Das wollte ich schon bei der vorletzten Reise am Brenner tun, weil dort ein entsprechendes und legendäres Geschäft ist, das alle Teamtrikots führt. Aber seit damals vor 10 Jahren sind die Preise enorm in die Höhe gegangen, und es war gar nicht mehr billig - da kann ich genauso im Fachhandel einkaufen, dachte ich. Das habe ich dann auch versucht. Erst in Italien, dann in Deutschland. In meiner Jugend waren die Teamtrikots noch subventioniert, Hose und Trikot kosteten 50 Mark, heute sind sie einfach nur teuer, mit Fanzuschlag. Am Brenner, Ehre wem Ehre gebührt, immer noch billiger als andernorts. Nur: Ich bin nun wirklich nicht arm, aber für einen werbeversauten, inzwischen längst in Rumänien oder China zusammengenähten Plastikfetzen 70 Euro ausgeben? Ohne Hose?



Da ist Abnehmen in die alte Gewichtsklasse immer noch billiger und besser.

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Freitag, 30. Juli 2010

Zukunft

Der technische Fortschritt ist im unten stehenden Bild zu betrachten. Wir sehen drei Systempedale für Fahrräder. Zwei sind zerklüftet und vor allem aus billigem, lackierten Eisen, eines ist aud hochglänzendem Aluminium. Zwei sehen aus wie kaputte Maschinen, eines ist elegant. Zwei wiegen 100 Gramm mehr als die schlanken, gerade Formen des anderen. Zwei können noch nicht mal an der Längsachse mit der Kurbel verschraubt werden, sondern nur über einen Inbus, den man über den Achsenkopf einführt. Sprich, man wurschtelt zwischen Rahmen und Kurbel rum. Sollte man den Inbuskopf beschädigen, kann man die Kurbel wegwerfen - die Pedale werden nie mehr herausgehen.



Das Pedal oben links braucht zudem einen 8er-Inbus, den so gut wie niemand auf einer Tour dabei hat, bei 6 ist normalerweise Schluss. Man sollte glauben, dass die systempedale links mit ihren kleinen Mechanismen auch weniger aushalten, als das grosse Pedal, und es stimmt. Zudem hat das grosse Pedal Rillenkugellager, während die anderen recht bescheidene und sehr kleine Konuslager besitzen. Es gibt keinen Aspekt, der für die kleinen, schweren, scheusslichen und anfälligen Pedale spricht. Aber die sind die Zukunft. Und das Pedal rechts entspricht einem System, das kaum mehr verwendet und produziert wird. Auslaufsmodell.



Zum Glück fahre ich ein altes Colnago und schraube dran, was mir gefällt. Gerne auch den technischen Rückschritt.



Lustigerweise gibt es aber schon wieder ein neueres System, bei dem die Platten grösser und die Formen glatter werden. Angeblich soll das besser halten. Soso.



In zehn Jahren schaue ich mir das vielleicht auch mal an, aber solange sollten die alten Pedale halten.

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Dienstag, 27. Juli 2010

Nur ein Stück

Es ist nicht geradee ein gutes Zeichen, wenn der einzige als solcher erkennbare Käufer einen aus Eisen zusammengeschweissten Flamingo vom Flohmarkt in Pfaffenhofen trägt. Ein Markt nach einem regnerischen Samstag mit Schlamm und tiefen Pfützen, der ohnehin nur vielleicht die Hälfte der sonst vertretenen Händler angezogen hat



Der Mann, der mir normalerweise italienische Capriccios verkauft, hatte diesmal nichts. Die Frau mit den Silbervorlegebestecken hatte überambitionierte Preisvorstellungen mit dem Hinweis auf den Weltmarktpreis des Materials. Mein amerikanischer Freund hatte keine neue Lieferung, die schönen Kerzenständer waren nur zusammen mit einer scheusslichen Uhr zu haben, das schöne, kleine Gemälde sollte 5000 kosten, vielleicht noch 4000, und die kleine, schwarz lackierte Chinavitrine brauche ich nicht mehr. Eine Büste ist zu schlecht und zu teuer. Daheim wäre die Matinee im Rokokojuwel, hier hat eine Frau einen nachgemachten Rokokospiegel für 400 Euro. Ich brauche keinen Spiegel, und die Art Spiegel, die ich brauche, habe ich seit drei Jahren nicht mehr gefunden. Vor drei Jahren hatte ich auf einer Auktion Glück, und konnte einen Fürther Venezianer kaufen. Seitdem sind diese Spiegel in allen besseren Einrichtungszeitschriften zu sehen. Und entweder extrem teuer oder extrem gefälscht. Jedenfalls für mich unerschwinglich.



Dieses Exemplar jedoch ist stark beschädigt, unten hat sich die Versilberung aufgelöst, und oben ist, so der Händler, eine Biedermeierkommode beim Transport hineingeknallt Ein paar mal ist eine Randleiste gebrochen, aber sie hält. In 30 Jahren geht das als Patina durch. In 30 Jahren kann ich Geschichten erzählen, wie ich damals in Pfaffenhofen doch noch einen Venezianer bekam. Das Elend mit diesen Stücken ist, dass sie so selten überlebt haben, weil die blind und fleckig wurden, sensibel waren, und irgendwann als vollkommen kitschig galten. Zusammen mit den früher recht hohen Preisen ist das keine gute Kombination. Drei Jahre habe ich gesucht und gewartet. Vielleicht wird es jetzt 5 Jahre dauern, oder noch länger, bis ich den nächsten finde. Ich brauche noch mindestens zwei davon.



Aber immerhin, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es ernährt sich. Ein Stück habe ich gefunden, auf dem grossen Markt. Nur eines. Aber es war das richtige Stück.

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Sonntag, 25. Juli 2010

Das beste Oparad

Zum Ausprobieren des seltenen Vogels gibt es eine kleine Seitenstrasse, die für Autos gesperrt ist. Sollte beim Antritt eine Speiche reissen oder der Gabelschaft brechen, fällt man nur hin, und nicht unter ein Auto. Und zuerst muss man Vertrauen zu einem neuen Stück aufbauen.



Besonders, weil es in einem nicht gerade guten Zustand war. Die Inspektionen hatten vernehmlich geschludert, die Kettenblätter waren eher lose verschraubt, die Schaltung war nicht richtig justiert und das Rad zum Justieren war verklemmt, der Umwerfer war in seiner Bewegung nicht begrent, überall war etwas zu schrauben, und nur, weil es daheim läuft, muss es noch lang nicht unter Volllast gut gehen.



Allerdings: Die Schaltung ist die Beste, die ich je hatte. Ich bin bei Mavic skeptisch, denn an meinem Rocky Mountain Vertex sind die extrem hochwertig wirkenden und teuren Offroad-Komponenten aus diesem Hause: ich habe es nie geschafft, sie problemlos zum Laufen zu bringen. Egal welche Ritzel, egal welche Schaltungsrädchen und Züge: Meines Erachtens sind die Schalthebel eine Fehlkonstuktion. Bei der Mektronic geht alles wie von selbst, der Unterschied könnte nicht grosser sein. Egal wo man hingreiftt, überall ist ein kleiner, gelber Hebel, den man nur antippen muss, und wie von selbst liegt der Gang drin. Will man schnell hochschalten, bleibt man einfach drauf.



Man könnte nun denken, dass alles bestens ist unter bayerischem Himmel und über brüchigem Asphalt, denn der Rest sollte keine Probleme bereiten. Der Rahmen ist enorm steif. Der Lenker fühlt sich gut an. Die Position ist fast perfekt. Was an Dura Ace verbaut ist, funktioniert gewohnt unauffällig. Nie mehr am Lenker rumziehen, um Gänge einzulegen. Schnell antreten, denn alles ist so leicht. Rauf bis 45 km/h ohne ein Zeichen von Schwäche. Und dennoch, es hat den Fluch der besten Ausstattung.



Wer immer den Vorbesitzer beraten hat, musste nicht auf das Geld schauen. Es gibt nichts, kein Teil an diesem Rad, das nicht 2000 ein Spitzenprodukt gewesen wäre. Auch die Vollcarbongabel von Time. Diese Gabeln waren Mitte der 90er an den Rahmen der Tourgewinner, aber sie hatten keinen ungetrübten Ruf: Sie waren wie viele andere Gabeln aus Nichtitalien zu wenig gebogen, und verfügten deshalb am Rad über zu viel Nachlauf. Das verwässert die eher nervösen Lenkeigenschaften von Rennrädern. Aus italienischen Sensibelchen werden deutsche Hausfrauen. Das Votec hat schon einen recht langen Radstand und eher flache Winkel, es ist von Natur aus keine italienische Rennradzicke. Aus dem Votec macht die Timegabel ein Schienenfahrzeug. Und obwohl am Vorderrad ein Kilo weniger Gewicht als bei meinen anderen Rädern ist, habe ich keines, das so träge auf Lenkbewegungen reagiert, wie das Votec. Manchmal reicht es nicht, das Beste zu nehmen: Man muss nehmen, was am besten passt.



Es ist trotzdem ein tolles Rad. Enorm schnell, auch beim Antritt am Berg. Es hat tolle Laufräder, die jede Klingel ersetzen; man hört einfach zu treten auf, und vom Freilauf kommt ein Geräusch, als würde ein böses Tier einen grossen Knochen zernagen. Und meistens geht es ohnehin geradeaus. Während mein Colnago und Battaglin stets wissen lassen, dass sie einen jederzeit umbringen, wenn man an der Lenkung rumschlampert, dass sie in jede aberwitzige Kurve gehen, auch wenn sie damit den Fahrer töten, wenn er nicht aufpasst, sagt das Votec: Alles bestens. Zieh ruhig am Lenker, es passiert nicht viel. Ganz locker bleiben. Blöderweise kommt dann aber der Moment, da man schnell in eine Kurve hetzen muss. Und genau das tut das Votec nicht, es tut nur überrascht und will darüber reden, dass es nicht im Kleingedruckten steht, es müsse mit dieser Gabel jetzt sofort in die Kurve. Von wegen, Es geht allenfalls in einen langen Bogen, zu lang vielleicht. Tödlich ist nicht das dauernde Gezicke der Italienerinnen, tödlich ist das deutsche Einlullen über der französischen Gabel in jenem Moment, da es schnell und nicht mehr gerade gehen muss. Es ist allein wegen der irrwitzig schnellen und effektiven Schaltung und des Gewichts formal besser als mein schon sehr feines Colnago. Aber Technik ist nicht alles, es fehlt einfach ein wenig der Charakter und sehr das heisse Blut.



Das Votec sieht böse, avantgardistisch, schnell und wieselflink aus. Ist es nicht. Es ist brav, bieder, technisch ausgereift und ein prima Rad, wenn man mit relativ niedriger Leistung relativ schnell von A nach B radeln will. Es ist das vielleicht schnellste Oparad, das man sich vorstellen kann.

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Mittwoch, 14. Juli 2010

Dumm und vergesslich auf der Autobahn

Manche Dinge muss man empirisch herausfinden.

Andere Dinge hat man empirisch schon herausgefunden, das Ergebnis nicht gemocht, vergessen, und sieht sich somit erneut vor der Option, sein Wissen zu erweitern.

Im Sommer vor dem Erwerb der Wohnung am Tegernsee stolperte ich in Pfaffenhofen über Tapisserien zu einem Preis, bei dem ich nicht Nein sagen konnte. 70 Zentimeter breit, 150 Zentimeter hoch, und dass ich mit dem Kleinwagen unterwegs war, merkte ich erst, als ich davor stand. Sie passten nicht auf den Beifahrersitz, sie passten auch nicht auf den Gepäckträger, und als ich sie dort doch irgendwie notdürftig befestigt hatte, lernte ich auf der Heimfahrt mehr über Aerodynamik als in der Schule. To cut a long story, ich kann durchaus mit einer Hand lenken und mit der anderen unter Schmerzen wüst flatternde Tapisserien festhalten, und das auch über 40 Kilometer, aber Schalten wird dann eine komplexe Sache.

Aber das neue Bild ist ja nur 60 mal 80 Zentimeter und passt auf den Beifahrersitz. Mit Verpackung 70 mal 90. Und passt nicht mehr. Es sind 90 Kilometer von Fürth nach Hause. Und mir ist durchaus bekannt, dass es für Leinwände unschön ist, wenn sie heftig gewackelt und geschüttelt werden, wenn sich darauf alte Ölfarben befinden. Wackeln und schütteln war genau das, was dem Bildauf dem Gepäckträger geschah, wenn ich auf mehr als 60 km/h beschleunigte. Aber das merkt man erst, wenn man auf der Autobahnauffahrt ist.



Also wartet man besser, bis der erste LKW überholt, und hängt sich dann in den Windschatten. Das geht erstaunlich gut, denn man ist eher langsam, und der Fahrtwind nimmt rapide ab. Solange der LKW auf der Spur bleibt und nicht abfährt.

Was ich dabei zusätzlich zum Kunsttransport mit untauglichen Gefährten gelernt habe, ist die Häufigkeit, mit der LKWs von der Autobahn abfahren und einen allein im Fahrtwind zurück lassen. Man kann auf der Autobahn schlecht mit 50 kriechen und warten, bis der nächste passende LKW kommt. Man muss Gas geben und den nächsten erwischen, und das Bild festhalten. Zum Glück muss man nicht schalten. Aber wenn der nächste gute Hirte drei Kilometer weg ist, und man allenfalls 30 km/h schneller fahren kann, weil sonst das Bild zu sehr flattert, dann können es sehr, sehr lange 6 Minuten werden, und man kann sich viele Gedanken über abbröckelnde Farben und Gelenkschmerzen im Sonnenuntergang machen. Der Gepäckträger ist nicht nah beim Sitz.



Aber letztlich: es hat geklappt. Kein Schaden, aus dem ich klug werden müsste. Ich kann es also wieder getrost vergessen.

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Donnerstag, 8. Juli 2010

Gestern, im versprochen Rosengarten

Man sagt ja, dass sich in Situationen gesellschaftlicher Konflikte die Kontrahenten dazu neigen, jene Extremformen anzunehmen, die ihnen die jeweils andere Seite zuschreibt. Nehmen wir mal die Fussballrandalierer: Elendes Pack, das mitbekommt, wie scharf die Medien auf Exzesse sind, und gerade deshalb Scheiben einwerfen. Oder die Sprayer: In Reinickendorf leben wenig reiche Menschen, aber es wird kaum gesprüht. Gesprüht und geschmiert wird in Mitte und Prenzlhain. Weil die Typen dorthin gehen, wo es auffällt, selbst wenn diese Bezirken längst nicht mehr autonom zugeht - aber sie haben den Ruf der Sprayerhochburg.



Bei mir ist das auch nicht anders. Draussen randaliert die nur in diesen Tagen fussballbegeisterte Unterschicht, macht Dreck und Exkremente auf der Strasse, und ich schaue oben einen Auktionskatalog durch und sage mir, eine kleine, wirklich kleine Summe kann ich ja mal auf etwas setzen, was zwar nicht wirklich meinen Wünschen entspricht. Aber eine amouröse Szene im Rosengarten wirkt lieblich und ansprechend, wenn die Welt da unten im Gegröle unterzugehen scheint, und man recht allein mit seiner Verachtung für das Treiben ist. Es ist zwar nicht wirklich so, aber es fühlt sich so an, und man sucht Schutz bei Persönlichkeiten, die ganz anders dargestellt werden.



Reich mir die Hands, mein Leben, wird er flöten, an sie gerichtet, die durch den Rosengarten tappst, ihn von unten anschaut und vorsichtig, wirklich, zu seiner Freude, die Hand hebt. Im vorletzten Jahrhundert liebte man diese Szenen, obwohl sie damals schon lange verschwunden waren, und in Plaue gab es eine Firma, die diese kleinen Meisterwerke, die heute so unsäglich kitschig anmuten, für den bürgerlichen Geschmack produzierte. Hier, an den Kerzenhaltern, konnte man Dinge ansprechen und ausleben, die ansonsten als fragwürdig galten, eine Reminsizenz eines Zeitalters, dessen Süsse man nach Talleyrand nur kennen konnte, wenn man sie erlebt hatte.



Natürlich finde ich sie auch, nun, sagen wir mal, heftig. Wenig dezent. Ich habe Kerzenhalter, die weniger auftragen. Aber als ich sie, unglaublich für mich, dann doch für geringes Geld bekam, weil, so der Auktionator, alle anwesenden Sammler ansonsten schon eingedeckt waren, und im Trubel der Grölerei nach Hause brachte und auspackte, und draussen gerade wieder gebrüllt wurde - da erschienen sie mir gar nicht mehr so schlimm. Eigentlich sogar wirklich ansprechend.

Dann verloren die Deutschen, und ich musste Besoffene anschreien, die auf die Strasse pinkeln wollten. Da weiss man schnell wieder, was einem besser gefällt.

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Sonntag, 4. Juli 2010

Abschlusssteine

diverser berühmter Häuser, manche wichtig, andere lustig.



Und das alles im Gewölbe über einer Begräbnisstätte.

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Sonntag, 27. Juni 2010

Aufräumarbeiten

Im Gang standen zur Begrüssung ein paar Kisten, abgeschickt in fernen Autktionshäusern und Kunsthandlungen. Man hört immer wieder vom Käuferstreik, und obwohl ich nicht viel biete, nimmt die Zahl der Zuschläge stetig zu. Die alte Taktik, für 10 Dinge wenig zu bieten und eines zu bekommen, geht jedenfalls nicht mehr auf; es bleibt zwar eine Art Wundertüte, weil man nie weiss, was man bekommt, und es ist praktisch nicht planbar, wenn man gezielt einkaufen muss - aber diesmal passte das Damenportrait in Pastell wirklich ganz gut zum Bestand.



Einen Vorteil hat es natürlich, wenn man schon alles hat: Man geht Antikmärkte entspannter an, man kauft nur noch nach Lust und nicht nach Not, und lässt anderen Dinge, nach denen man vor drei Jahren gegiert hätte. Es gibt so eine Art natürliche Sättigung, die nur beiu Auslandsaufenthalten nicht zieht: Im Ausland will man schliesslich etwas kaufen, das einen daran erinnert, und auch eine eher mässige Auswahl zeitigt doch immer wieder nette Funde. Ich greife da meistens zu Küchengerät, und in St. Gallen fand ich - gut, neben der Biedermeierkommode - auch ein altes Buntschneidemesser, einen hübschen Schleifstahl, einen Schlutzkrapfenheber und ein wirklich entuückendes Nudelrad. Und zwei viktorianische Kerzenhalten.



Es sollte nun also an Erinnerung an die Schweiz nicht mehr mangeln, gerade beim Kochen - und ich koche doch so gern! Und wenn ich wirklich keinen Platz mehr habe, spare ich eben. Für die nächste Wohnung, dann ist wieder genug Bedarf für neue Dinge.

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