: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 4. Mai 2008

Der zu perfekte Mieter

Man kann es natürlich auf München schieben. Im ersten Moment dachte ich gar, der an die Marmorsäulen vor dem Hintereingang des Unihauptgebäudes geklebte Zettel sei vielleicht sowas wie eine Form des viralen Protestes gegen Wohnungsnot, Mietwucher und den Druck auf Studenten, sich gnadenlos zu verbiegen, wenn sie eine bezahlbare Wohnung suchen. Ist es offensichtlich nicht.



Ich komme aus einem Clan, der seit dem Beginn des dokumentierten Immobilienbesitzes im frühen 18. Jahrhundert vermietet hat. Wir haben immer vermietet, und mit fast allen Mietern der letzten 20 Jahre sehr viel Glück gehabt. Ich meine, in der Hinsicht die uns eigene Menschenkenntnis geerbt zu haben, und deshalb kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich diesen Herrn ablehnen würde.

Denn das ist ein Drängler. Einer, der für den persönlichen Vorteil viel, zu viel tut. Angefangen vom im Original nicht gebalkten Profilphoto Marke perfekter Schwiegersohn, über die Beschreibung, die Ansprache der Gier des Lesenden - 300! Bar auf die Kralle - bishin zur ungefragten Bereitschaft, einfach so über seine finanziellen Verhältnisse Auskunft zu geben. Das ist jemand, der ohne Notwendigkeit sofort alle noch so üblen Anforderungen zu erfüllen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen. Und das auch noch nicht gerade angemessen auf einem Baudenkmal, das keine Litfassäule ist, kundtut.

Er passt sich perfekt und freiwillig dem Markt an. Und ich weiss mit absuluter Sicherheit, dass er die angeboteten 550 Euro warm als Anlass nehmen wird, für jeden lumpigen Cent das Maximum herauszuholen. Ich wette, dass er die Wohnung teurer untervermietet, wenn er mal drei Monate im Ausland ist, er wird das als berechtigung wahrnehmen, zu jeder Tageszeit wegen was auch immer anrufen, die Aufstellung der Mietkosten nach monierbaren Details durchsuchen, und am Ende vorzeitig kündigen, einen Nachmieter anschleppen, den seinen ungewollten Krempel teuer ablösen lassen - so ist das im Markt, es gibt eben immer einen, der für knappen Wohnraum extra zahlt - und sich ausserdem um jede Renovierung drücken. Und davor wird er versuchen, alles, was möglich ist, den Vermietern draufzudrücken. Immer. Bei jeder Gelegenheit. Drängeln ist keine Massnahme, es ist ein Charakterfehler. Besonders bei Leuten, die glauben, sich Vorteile erkaufen zu können.

Das Bestreben von Vermietern jedoch ist es, einmal zu vermieten und dann über Jahre weitgehend Ruhe zu haben. Wenn man wie der Verfasser dieser Zeilen die Kosten der snstehenden Grunderwerbssteuer anders, stressiger erarbeiten muss, möchte man sich in diesem Geschäftsbereich zumindest keine zusätzlichen Schereien aufhalsen, wenn schon die Kundschaft wegen ihrem schönen, falsch investierten Geld jammert.

Mei Ruah mog I. Und keinesfalls solche Mieter.

... link (25 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 14. April 2008

Nur 56k

Endlich Internet am Tegernsee, wenn auch nur mit Gepiepse und wackliger Verbindung.

Wirklich gefehlt hat es mir nicht, aber es ist nett zu haben. Was hingegen unerträglich ist, ist TV. Seit 20 Jahren halte ich mich zum ersten Mal wieder in einem Raum auf, der über eine Gästeglotze verfügt.



Und ich wüsste jetzt gerne, ob sich diese versanmelte Scheisse irgendjemand mal bewusst anschaut, und es erträgt. Was für ein Müll. Glücklicherweise sind hier jetzt endlich die ersten dreissig Bücher eingetroffen.

... link (15 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 21. Februar 2008

Wahl der Waffe

Paene insularum, Sirmio, insularumque
ocelle, quascumque in liquentibus stagnis
marique vasto fert uterque Neptunus,
quam te libenter quamque laetus inviso.
[catull, xxxi]




Wenn meine Verwandten sowas gemacht haben, konnten sie die Nacht davor nicht schlafen - verstanden habe ich das nie, so banal ist diese Entscheidung eigentlich. Man überlegt es sich, kommt zu einer Entscheidung, prüft die Fakten, und wenn man kann, tut man es einfach. Genau genommen ist es nur eine Unterschrift.

Nachdem die Blogosphäre im Moment erheblich von einer Klapperstorchinvasion heimgesucht wird, und zudem die Standesbeamten Typen hassen gelernt haben, die noch als Trauzeugen das Ereignis twittern und qiken, möchte ich hier betonen, dass ich morgen ganz sicher keinen Ehevertrag unterschreiben oder eine Vaterschaft anerkennen werde. Ich habe nicht im Mindesten vor, mich ewig zu binden, und dennoch, es wird einiges verändern. In meinem Leben, und auch auf diesem Blog hier.

Vermutlich werde ich gnadenlos übernächtigt sein, vor Aufregung einen Unfall bauen und beim Unterschreiben tatsächlich mit Don Alphonso signieren. Aber die Tinte ist im Füller, und jetzt gibt es kein zurück mehr.

... link (22 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 24. Januar 2008

Blau geritten

Man darf sich keine Illusionen machen: Wenn man erst mal an den Gardasee kommt, versteht man sofort wieder, was für ein jämmerlicher Tümpel der Tegernsee, angeblich der Gardasee Bayerns, oder auch Lago die Bonzo ist. Der Tegernsee ist sehr viel kleiner, dazu auch kälter und völlig frei von jeder oberitalienischen Flora; hier wiegen keine Palmen im Wind, hier wächst nicht im Winter der Rosmarin, und zu allem Überfluss versteht man, was die Leute sagen. Rechts neben dem folgenden Bild beispielsweise sassen ein paar junge Münchner Filmemacher und sprachen ziemlich laut über die Strategie, die DVD, die die Schwester des Lautesten gemacht hat, über Youtube zu pushen.



Diese Typen sind wie Ratten in den Grossstädten, sie sind nie weiter als 10 Meter entfernt und unausrottbar; in Berlin waren sie auch am Nachbartisch und sprachen darüber, ihr Startup mit einer StudiVZ-Gruppe zu pushen. Trotzdem, wenn man nicht hinhört, sieht das ein wenig so aus wie der Nachmittagsblick von Malcesine nach Limone, da drüben liegt dann auch Bad Wiessee, das Malle der besseren Gesellschaft, und entspricht somit der Funktion von Limone am Gardasee. In Salo sassen die Faschisten und in Rottach wohnte die Nazielite, in Italien ist die Lega Nord stark, und in Kreuth rottet sich die CSU zusammen. Point ist ähnlich wie Sirmione gelegen, der Wallberg mimt den Monte Baldo, 50 Kilometer sind es nach Verona oder München, es gibt ein ausgeprägtes Alpenrandklima mit irrwitzig vielen schönen Tagen, und wenn man in die Ebenen schaut, erblickt man die Wolkenbänke, in denen die unhappy Many verbleiben. Es ist etwas teurer, sagt Frau S. immer, aber eine gute Geldanlage, und ausserhalb der Saison ist das Leben prächtig, wie auch am Lago. Mach es wie die Italiener, vermiete dein Heim während der schlimmen sechs Wochen für 120 Euro pro Tag an saubere Rentner, wenn sich die Blechlawine von Gmund nach Rottach und von Navene bis Brenzone ergiesst, das macht genug für die Nebenkosten und für einen Urlaub in der Zeit, nochmal woanders hin.



Obwohl es, wenn man in der Sonne sitzt bei 14 Grad, und es ist Januar und auf den Bergen liegt noch Schnee, wenn man das Licht fühlt und die Kraft der Sonne, obwohl es also wirklich nicht schlecht ist, hier am See. Es gibt Zilliarden Orte, wo es unangenehmer ist, und die gar nicht so vielen besseren Orte sind wie die besseren Immobilien: Man könnte schon, aber wozu, wenn man doch nicht dauerhaft hier ist. Noch eine Heimat, noch ein Haus, das ist viel Arbeit, Stress und Aufwand; besser eine kleine Fluchtmöglichkeit, die Sicherheit, dass man jederzeit weg könnte, aber ohne Verpflichtung und Probleme. See und Berge, das gehört dazu, dann wäre Gmund das Riva und der Osterberg der Monte Brione, fette bepelzte Weiber steigen auch in Verona in Mercedes Geländewagen, den perfekten Ort gibt es nicht, am Tegernsee jedoch sind die Torten besser, und wenn es wirklich nicht reicht - ist man in anderthalb Stunden über den Brenner, und noch eine Stunde später schon in Meran. Vom Tegernsee an wird es nicht mehr schlechter, man kann hier nichts falsch machen. Denke ich.

... link (36 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Danke 2007

Danke dafür, dass mit Sascha Lobo und Johnny Haeusler zwei Figuren das Blogmarketing beherrscht und vergeigt haben, die weder die nötige Puste noch die richtigen Ideen hatten, das Thema grösser als ein paar peinliche Erwähnungen beim Spiegel zu machen. Ein Adical, das nicht mal in der Weihnachtszeit die Werbeplätz füllen kann, ist tot - und damit ein gutes Adical.

Danke dafür, dass Paid Blogging eine obskure Randerscheinung für fragwürdige Unternehmer, drittklassige Schreiber und eher komische Firmen geblieben ist - und noch ein evidentes Problem mit der Steuer bekommen wird.

Danke dafür, dass die meisten PRler und Marketeers weitergezogen sind zu den neuen Brennpunkten des Hypes, angefangen von Second Life bis zu den Koch- und Kötercommunities.

Danke für ein paar nach langer Zeit nötig gewordene Klarstellungen. Das alte Dotcomtod-Team hatte leider recht: Mit dem, was "Lanu" ohne nervende Dauerunterstützung ist, braucht man nicht mehr anfangen. Lanu steht für Lern- und Beratungsrestistenz auf Basis einiger auch von mir geschickt lancierter Legenden. Aber das ist nicht mehr mein Problem.

Danke für das nachlassende generell Bohei um Blogs, ohne dass sie deshalb im Mainstream angekommen oder von Verlagen und Firmen beherrscht wären.

Aber das eigentliche Danke gilt für alle Kommentare, die Aufmerksamkeit, das Lesen, das Diskutieren, den Spass, und alle Besuche, die hier vorbeigekommen sind, für die wunderbaren Texte und Geschichten, die es ohne Blogs nie geben würde.

Und Danke an Dirk Olbertz, der das hier mit Blogger.de ermöglicht.

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 22. November 2007

Kann sein,

dass ich mitten im Dezember kurzfristig nach Berlin muss, wegen einer Podiumsdiskussion mit Journalisten. Kann auch sein, dass ich aufgrund der Umstände mehr als nur einen Tag dort bin. Kann sein, dass es eine kleine Bloglesung gibt, damit auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Hat jemand Interesse?

ich lese auch keine berlinhasstexte, versprochen. auf das sog. neue testament

ooops - soeben sehe ich, dass man das thema besser nicht dem abschaum und pöbel der schleichwerber und spammer überlassen sollte

... link (23 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 16. November 2007

Der Kontrakt der Restaurateure

Wenn ich von der bayerischen Provinz in Richtung Frankfurt fahre, plane ich eine halbe Stunde für einen Halt in Pommersfelden ein. Schloss Weissenstein liegt nur fünf Kilometer nördlich der Autobahn, und es ist jedesmal wieder ein Erlebnis, dort über die Hügel zu gleiten, bis dann am Randes eines kleinen Tals die grauen Dächer und Kamine des Schlosses erscheinen. Vom Vorplatz über den Innenhof und die Kastanienalle zum Cafe Burckardt führt dann mein Weg, wo es grandiose Torte für die kommenden Tage im Nordwesten gibt, und dann gehe ich zurück zum Wagen, froh über diesen kleinen Urlaub in einer Gegend, die ganz die meine ist. Könnte ich mir ein Schloss in Deutschland aussuchen, wäre Pommersfelden sicher einer der Favoriten, zumal mit dieser Konditorei gleich vor der Allee, und keinen nervigen Touristenhorden, die Schlösser in Städten ertragen müssen. Eher ausgesuchtes Publikum, das etwas von der Sache versteht. Pommersfelden also ist sehr angenehm, und an den weiblichen Figuren am Eingang kann ich mich nicht sattsehen. Wir sind, wenn man so will, alte Bekannte.



Und ich kenne auch die Herren, die im Marstall seit ein paar Monaten die Fresken restaurieren. Mit bewundernswerter Langsamkeit, Figur für Figur. Irgendwann werden sie fertig sein und zu einem anderen Bereich des Schlosses ziehen, die lange Galerie zum Beispiel braucht etwas Deckenfarbe, oder auch der grosse Saal, in den an den Fenstern Wasser eindringt. Sie werden immer Arbeit haben, und eine Aufgabe, die sie augenscheinlich zufriedenstellt. Ich schaue ihnen gern zu, denn es vermittelt einen anderen Begriff von Zeit und Qualität, als mein sonstiges Leben zu vermitteln mag. Es ist nur eine halbe Stunde, die ich in Pommersfelden bin, bevor ich über den Spessart in die grosse Stadt weiterfahre, aber ich würde nur sehr ungern darauf verzichten.

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 3. November 2007

Mangelintelligente & Spamsauen

Aus der Sexwebsite Abt. Studentinnen, die heute eine Spammer bei der Blogbar verlinkt hat:

Hier gibt es die Crem de la Crem der Bildung!

Michael Schinzel von ip-projects aus Waldbrunn, der für die beworbene Website verantwortlich ist, sollte seine Studentinnen vielleicht etwas besser aussuchen, wie auch die Websiten, auf der dieser Dreck werblich gespamt wird.

... link (20 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Es ist vorbei,

und um es ungeschönt und direkt zu sagen: Es war die letzten paar Tage schon sehr zäh, dieses teigige Gefühl, es wollte einfach nicht aufgehen, es passte nicht mehr so richtig, überhaupt, es ist jetzt schon so lang. Und ganz ehrlich, liebe Freunde:

Inzwischen bleibt auch fast schon ein bitterer Nachgeschmack. Ich muss mich schon zwingen, jedes Mal wieder so viel Süsses auf die gefühlte Unreife der Substanzen meiner Werke zu schütten. Es gibt eben eine Zeit, in der es Lust und Freude macht, und eine Zeit, damit aufzuhören.

Schlucken wir es runter, es ist einfach nicht mehr das gleiche wie am Anfang. Zumindest für dieses Jahr ist hier Schluss.



Mit den Zwetschgendatschi, die Früchte gegen es einfach nicht mehr her, und beim Teig habe ich mich diesmal auch vertan.

Kommen wir also zur Apfelstrudelzeit! Übrigens, habe ich schon erwähnt, dass die Idee, damit ein typisches französisches Herbstpicnic zu machen, eine der Grundüberlegungen für den Kauf eines alten französischen Autos ist?

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Da qualmt die Hölle!

"damnosissimus"

so bezeichnete allen Ernstes Pons Augustin Alletz 1760 in seinem Portatifdictionar (Für die nach 1800 geborenen Leser: so ne Art Wikipedia auf Subnotebookpapier) den armen Spinoza, und besonders sein Hauptwerk, den Tractatus Theologico-Politicus von 1670.

Damnosissimus. Hübsch. Fanatiker halt.

... link (4 Kommentare)   ... comment