Der Kontrakt der Restaurateure

Wenn ich von der bayerischen Provinz in Richtung Frankfurt fahre, plane ich eine halbe Stunde für einen Halt in Pommersfelden ein. Schloss Weissenstein liegt nur fünf Kilometer nördlich der Autobahn, und es ist jedesmal wieder ein Erlebnis, dort über die Hügel zu gleiten, bis dann am Randes eines kleinen Tals die grauen Dächer und Kamine des Schlosses erscheinen. Vom Vorplatz über den Innenhof und die Kastanienalle zum Cafe Burckardt führt dann mein Weg, wo es grandiose Torte für die kommenden Tage im Nordwesten gibt, und dann gehe ich zurück zum Wagen, froh über diesen kleinen Urlaub in einer Gegend, die ganz die meine ist. Könnte ich mir ein Schloss in Deutschland aussuchen, wäre Pommersfelden sicher einer der Favoriten, zumal mit dieser Konditorei gleich vor der Allee, und keinen nervigen Touristenhorden, die Schlösser in Städten ertragen müssen. Eher ausgesuchtes Publikum, das etwas von der Sache versteht. Pommersfelden also ist sehr angenehm, und an den weiblichen Figuren am Eingang kann ich mich nicht sattsehen. Wir sind, wenn man so will, alte Bekannte.



Und ich kenne auch die Herren, die im Marstall seit ein paar Monaten die Fresken restaurieren. Mit bewundernswerter Langsamkeit, Figur für Figur. Irgendwann werden sie fertig sein und zu einem anderen Bereich des Schlosses ziehen, die lange Galerie zum Beispiel braucht etwas Deckenfarbe, oder auch der grosse Saal, in den an den Fenstern Wasser eindringt. Sie werden immer Arbeit haben, und eine Aufgabe, die sie augenscheinlich zufriedenstellt. Ich schaue ihnen gern zu, denn es vermittelt einen anderen Begriff von Zeit und Qualität, als mein sonstiges Leben zu vermitteln mag. Es ist nur eine halbe Stunde, die ich in Pommersfelden bin, bevor ich über den Spessart in die grosse Stadt weiterfahre, aber ich würde nur sehr ungern darauf verzichten.

Freitag, 16. November 2007, 14:26, von donalphons | |comment

 
In Pommersfelden gibt es mehr als den Autobahnstau?

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Naja, da ist ja auch noch der Thomann ein paar Kilometer weiter... Gründe, der A3 auszuweichen, gibt's eigentlich massenhaft am Rand der Strecke.

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Pommerdfelden ist die versteckte Perle Mittelfrankens, man sollte sich das unbedingt anschauen, zumal es im Privatbesitz ist, und man vor denen, die es erhalten, Hochachtung haben sollte.


Veitshöchheim steht dann heute an.

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Momentan liegt die Perle Pommersfelden samt Schloß freilich noch im Schatzkästlein der Oberfranken, namentlich im Landkreis Bamberg...

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Gut Ding will Weile haben
Und Geld. Denn wenn man hinten fertig ist, kann man eben vorne wieder anfangen.

Ich kenne jemanden, der sich Ende der 80er eine urige Burg genehmigt hat. Da hat man zwar keine Fresken zu restaurieren, aber ein billiges Vergnügen ist es auch nicht gerade.

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Auch neue Häuser brauchen Zuwendung und Pflege. Wir machen das hier seit über 150 Jahren, mal schlechter, mal besser, man gewöhnt sich an solche Aufgaben. Unsonst ist bekanntlich nur der Tod.

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Der Forchheimer Meister P.T. ...
...hatte dieses sein Aluminium-Gerüst schon vor gut 10 Jahren im Muschelsaal des Pommersfeldener Schlosses aufgebaut, und anhand der dort zu verrichtenden Fitzelarbeit (z.B. abgefallene Glimmer-Stückchen ersetzen, mit makellosem Industrie-Material, weil niemand mehr die unregelmäßige Natur-Variante abbaut) konnte man erahnen, daß so ein Schloß im Grunde wie ein Dom eine eigene Bauhütte bräuchte, deren Mitarbeiter rund um's Jahr und zeit ihres Lebens Beschäftigung fänden. Wobei der Beruf des Restaurators durchaus auch seine schalen Seiten hat: Einsamkeit, stundenlanges Über-Kopf-Arbeiten, außerhalb des Hochsommers im Rücken den gasbetriebenen Heizstrahler, während vor Nase die Feuchtigkeit der eigenen Atemluft in der Kälte kondensiert. Das ist auch für Freaks keine reine Freude und auch nicht immer der Gesundheit förderlich...

Es stimmt natürlich, daß Schloß Weißenstein zu Pommersfelden ein Schönborn'sches Kleinod darstellt, auch wenn -insbesondere in den Nebengebäuden- manche neumodische Kompromisse eher irritieren und der Landschaftsgarten im englischen Stil von Jahr zu Jahr deutlichere Spuren der Vernachlässigung zeigt. Gleichwohl bleibt es verdienstvoll, wenn der Besitzer das Schloß nicht nur erhält, sondern auch regelmäßig niveauvoll bespielen läßt. Schon allein das hat Beispiel-Charakter.

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