: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 19. April 2014

Und alle werden sie reich

Also, es ist so: Ich bekomme durchaus Anfragen, etwas für Geld zu tun. Entweder klassisch, etwas für Geld zu schreiben. Ich liefere, sie zahlen. Das geht von perversen Ideen bis zu Vorschlägen, die letztlich auch nicht so gut wie die FAZ sind - und selbst wenn sie besser wären, so muss ich doch sagen: Ich bin ein Freund langfristiger, stabiler Beziehungen.

Oder unklassisch: Das hiesse, sich vorher zu verpflichten, etwas zu tun, das Geld zu nehmen und es dann tun. Oder auch nicht. Momentan hört man ja viel über Projekte, die so mit Anfragen bei den Nutzern finanziert werden, und oft mit überraschendem Erfolg. Auch da werde ich hin und wieder angestupst - aber nein. Wirklich nicht.



Denn organisatorisch bin ich eher eine Niete. Ich komme einigermassen mit meinem Leben klar, ich schaue noch in meine Post und meistens überweise ich noch am gleichen Tag. Meine Nebenkostenabrechnungen sind pünktlich und stimmen, und ich halte mich an Abmachungen. Ich habe den Eindruck, dass ich alles unter Kontrolle habe und nicht a la Lobo/Sobooks gezwungen bin, mein eigenes Versagen an den Zielen damit zu kaschieren, dass andere auch nicht wirklich toll sind. Was möglich ist, tue ich und zum Unmöglichen lasse ich gern noch einen grossen Sicherheitsabstand. Das ist gut für den Schlaf, und ich kann mit dem Besten rechnen, weil ich lebensfroh bin. Und nicht, weil alles ausser dem Besten alle Pläne ruinieren würde. Man wird so nicht reich, aber zufrieden.

Man's gotta know his limitations

sagt Dirty Harry einmal so treffend. Ich bin schon zufrieden, wenn ich auf dem Sofa liege und nicht aufstehen muss. Charmante Ideen, die man haben könnte - jemand finanziert Bilder und ich sage dann, was es damit auf sich hat - scheitern am Platz, an meiner mediokren Kenntnis von Kunst und dem Umstand, dass die Jagd, die Lust und die Verzweiflung beim Kauf dann weg wären. Nein, ich will da schon leiden und das Pochen des Blutes in den Zahnwurzeln fühlen - nie die Hand ohne Ibuprofen heben!

Vor allem aber will ich nicht müssen.



Mit Müssen kann ich ganz schlecht umgehen. Nicht, weil ich es dann nicht tue, sondern weil ich mich am Riemen reisse und am Ende mit den Resultaten unzufrieden bin. 2 Beiträge für die FAZ wandern jeden Monat in die Tonne, aus diesem Gefühl heraus. Ich kann mir das im Sinne eines Qualitätsmanagements leisten, aber der wahre Hintergrund ist einfach der Éindruck, dass es unter Zwang entstanden ist, und mir keine Freude macht. Das ist doof, denn ein paar Mal schon habe ich etwas aus der Mülltonne gezogen und doch gebracht - etwa, wenn ich krank, verliebt oder sonstwie unzurechnungsfähug bin, und das ging trotzdem immer gut.

Das sind so die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich all das Fundraising sehe. Erst die Ware, und dann das Geld - das finde ich gut. Aber erst die Bezahlung - unter dem Druck, unter dieser Last würde es bei mir nicht gut laufen. Und selbst wenn, ich würde es nicht gut finden. Es wäre eine Verpflichtung. Und davon gibt es in meinem Leben eh schon zu viele. Manche wollen ihren Besitz reduzieren, alles digital speichern und nur noch ein Gerät haben: ich will nur noch die Verpflichtungen, die mir zusagen.

Das klingt viel besser als Faulheit, Lethargie und fehlender Ehrgeiz, nicht wahr?

... link (10 Kommentare)   ... comment