Das Leben der ganz anderen

Gestern war das Bild eines schlecht angezogenen deutschen Möchtegern-Hipsters zu sehen, der sich gerade in New Yorek durchschlägt. Naja, er kommt ja auch aus Berlin, da schaut man Google Streetview ja auch nicht als Belästigung an, sondern als Tool für die Suche nach dem nächsten passenden Aufenthaltsort, wenn sich kein Depp mehr findet, der einen zahlt: Hauseingang oder Brücke?



Eine gute Übung für die Ankunft des Kuckuckklebers ist es sicher schon mal, allen Besitz loszuwerden, bis auf die digitalen Reste, die dann als Tor zur Wunderwelt des Internets fungieren, solange es kostenloses WLAN gibt. Ich sage nicht, dass ich dazu diese Leute zwangsweise verdonnern würde, aber wie jede Droge reduziert natürlich auch das Internet das Interesse am realen Leben und seinen Dingen, und wenn man - hier wie dort, analog und digital - den Anschluss verliert, zieht man eben auf der ein oder anderen Seite vielleicht Konsequenzen und macht Schluss. Ich bin mir sicher, dass es irgendwann, wenn es denn soweit ist, das Internet ist, das ich aufgeben werde. Ich merke schliesslich jetzt schon, wie ich aus diversen Diskursebenen rasfalle, Twitter ist da nur ein Beispiel. Ich bin analogsüchtig. Bei anderen ist es eben das Digitale, und ein Beispiel kann man hier sehen. Nur noch Netz. Was natürlich auch eine Lösung ist.

Zwischenzeitlich.

Ich frage mich ja, ob der Nerd von heute über sich selbst in 30 Jahren nachdenkt, ob er überhaupt denkt, oder ob er nicht einfach beim Glotzen auf das Mobildisplay eine zu niedrige Lebenserwartung in der Echtwelt seiner Städte hat, als dass er darüber nachdenken müsste.



Ich dagegen wollte ja schon immer meinen Lebensabend in einer tollen Wohnung in einer langweiligen Heilklimaregion verbringen.

Donnerstag, 19. August 2010, 01:06, von donalphons | |comment

 
ein Refugium ohne ADSL und WLAN tut unbedingt gut.
Meines liegt obendreim fast im Funkloch ( so was gibt es tatsächlich noch)

Ich bin ja mal gespannt, ob Sie sich in naher Zukunft noch eine Wohnung zwischen Meran und Arco zulegen!

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Na, das sehen wir in 10 Jahren, davor wird das sicher nichts. Noch bin ich zu jung für Alto Adige.

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Ich hingegen fühle mich alles andere als zu jung für Alto Adige.

*winsel*

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Wann hast Du nochmal Urlaub?

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Demnächst. Aber da muss ich ans andere Ende der Welt zur Hochzeit eines alten Freundes, der es mal für richtig befunden hatte, seinen Wohnsitz in die Tropen zu verlegen.

Manchen reicht Oberitalien halt nicht...

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Cult of Less kann man noch weiterführen. Wenn es nach google's Schmidt geht, kann man sich auch bald seines Namens entledigen. Am Ende heissen dann alle Eric Schmidt oder Peter Müller. Der Schlusspunkt der Assimilation.

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Du bist nix. Alles ist bei Google.

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Buddhistische Mönche sehnen sich nach dem Nirwana.

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Aber mit Shorts und Sandalen kommen die da nie rein.

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Lieber Don. Was ist der Unterschied zwischen deinen tollen Bildern von Häusern und Google. Dass du die Adresse nicht nennst. und kein Werbegeld damit verdienst.

Ich würde gerne manchen Blogartikel mit dem entsprechenden Hausbild verzieren, kann das aber nicht weil die Bildrechte Geld kosten und hinreisen unmöglich ist, mal ganz abgesehen davon das ich nicht fotografieren kann.

Lass deine Häuser verpixeln und allen anderen ihren Spaß.

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Ich nehme auch nur das, was meiner Wege kommt. Und ich lasse anderen auch gerne ihren Spass. Solange es nicht den Spass anderer beeinträchtigt. Die erwarten erstaunlicherweise ja auch, dass ich sie nicht mit der gleichen Argumentation der Rechteverschiebung im öffentlichen Raum über den Haufen fahre oder von meinen Handwerkern verprügeln lasse, wenn sie als Googleschnüffler hier versuchen, meine Rechte zu beschneiden. Oder auch nur findbare Dossiers über sie anlege.

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Palmen sind immer gut!

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"Ich dagegen wollte ja schon immer meinen Lebensabend in einer tollen Wohnung in einer langweiligen Heilklimaregion verbringen." - oh ja, ich auch! Bitte sagen Sie Bescheid, wenn Sie am Ende eine zu viel haben!

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Enter the Matrix
Mehr als ein MacBook, nackte Wände, leere Regale und immerhin ein Bett (wie breit eigentlich?) braucht der Netizin heutzutage wohl nicht, wenn man Boing Boing glauben darf. Der „Digital Naive“ nimmt wahrscheinlich sein iPhone mit auf eine einsame Insel …

Wenn das Netz so toll ist gegenüber dem echten Leben, dann lässt wohl wirklich bald die Matrix grüßen? Das würde immerhin einiges ersparen, wie Essen, Trinken, das Ausscheiden selbigen, soziale Kontakte, Ausfechten zugehöriger Konflikte, Zwischenmenschlichkeit. Da macht es doch wohl kaum etwas aus, dass dieses Steak auf dem Teller nicht real ist.

Wer einen Sinn für eine ordentliche Wohnung und ein ordentliches Leben hat, kann damit zu Recht nicht viel anfangen.

P.S.: Nach diesem Artikel habe ich noch zwei weitere nette Artikel bei Boing Boing gefunden, vielen Dank für diesen Tipp.

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Ich muss gestehen,
dass ich in einer bestimmten Lebensphase einen ziemlichen Reduktionismus in Sachen gegenständlicher persönlicher Besitztümer zelebriert habe, auch wenn der Begriff cult of less damals noch nicht geprägt war und "always on" noch eine sehr ferne Vision. Von daher kann ichs sogar noch einigermaßen nachvollziehen. Aber man ist halt nicht ewig Anfang 30, ungebunden und total flexibel. Oder sagen wir es so, wenn man mit Ende 40 oder Anfang 50 noch so pseudo-existanzialistisch unterwegs ist, ist es vielleicht nicht mehr ganz so hip, cool und ganz vorne.

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Ich bin mir sicher, dass es irgendwann, wenn es denn soweit ist, das Internet ist, das ich aufgeben werde
Ich muss mich an dieser Stelle einfach mal dranhängen. Bei mir: Ende der 90er/Anfang 2000 Daueraufenthalt in Diskussionsforen. Betrieb einer website, die für mich Vorläuferfunktion eines Blogs hatte. Betrieb der website für einen Dritten, da habe ich bei einer Million Zugriffe aufgehört, die Zahl noch hin und wieder zu überprüfen. Später bloggendes Selbstexperiment mit durchaus Resonanz - nebst entsprechenden Begleiterscheinungen.

Dann: Rückzug aus Foren, eigene website offline, Blog eingestellt. Keine Werbung für mich in meinem Beruf. Tätigkeit nur auf Empfehlung, Mundpropaganda. Keine 24/7 Erreichbarkeit. Von allem so ziemlich das Gegenteil dessen, was heute angeblich unverzichtbares Muss ist. Sehr wohl jedoch persönliches Engagement bei der Arbeit und der Wunsch, es bestmöglich zu machen.

Nun radele ich durch die Schweiz, auf der Passhöhe schlägt mir der Puls gegen den Helm und ich genieße es, wie real das Leben sein kann.

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