: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 7. August 2010

Das Abnehmen der Anderen

Mit dem Regen fällt auch der Streckenschnitt auf dem Rad, von schnellen 35 Kilometer am Abend zu lausigen 10 Kilometer in der Stadt zwischen Ersatzteillager und Werkstatt - allerdings mit Aussicht auf mehr, denn das Teil, das da bestellt wurde, war nicht das, was ich brauchte. Morgen also erneut eine Radltour über die Donau, wohin kein vernünftiger Mensch zieht, und neue Scherereien, weil so ein Auto aus mehr Teilen als ein Rad besteht. Mehr, aber nicht billiger: Ein simpler Gummistopfen kostet 90 Euro. Und ist weder hochpoliert noch aus Alu. So jedoch nimmt nur mein Vermögen ab, ich selbst nicht.

Ein wenig Sport ist neben dem Mitzittern mit den neuen KollegInnen bei der FAZ-Bloggerei auch die Diät meines Colnagos und die damit verbundene Schrauberei. Lenkertausch war schon früher eine eher unschöne Arbeit, aber mit den neuen Leichtprodukten und ihren Vorschriften - nie mehr als 5 Newtonmeter an der Titanschraube, auch wenn der Vorbau dann gerade so hält - fragt man sich, wie ein normaler Mensch den schmalen Grad zwischen lockerer Verbindung und Materialbeschädigung erkennen soll. So einen Drehmomentschlüssel hat doch keiner dabei, der unterwegs mal den Lenker verstellen will.



Das alles geht auch mir zu sehr in Richtung Raketenforschung. Auf der einen Seite sind wirklich wichtige Bauteile in enorm heruntergehungerten Versionen frei zu haben, auf der anderen Seite ist die Zahl derer, die damit umgehen können, winzig klein, oder gar nicht existent, wenn man das normale Radlmegageschäft betrachtet. Iris kauft sich vor ein paar Wochen aus einem Impuls heraus ein neues Fahrrad. Und ich brachte dann drei Stunden damit zu, es wirklich verkehrssicher zu machen, aber Hauptsache, der Korb hat schöne Stoffspitzen aussenrum. Eiegentlich wurden die neumodischen Aheadsets entwickewlt, damit das schwierige Einstellen der wichtigen Lenklagermit grossen Schlüsseln entfällt, und jeder mit einem Inbus selbst nachziehen kann. Aber nicht mal dazu reicht es in jenem Laden. Und keine Schraube, die ich öffnete, war gefettet. Am Ende zerlegte ich alles, was irgendwie relevant schien, und baute es neu zusammen. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie man für 1500 Euro Material verkaufen und so montieren kann, dass es die Leistung eines Produktes für 300 Euro bringt. Heute Nachmittag rief Iris dann an und erzählte, dass die Räder jetzt schon einen Achter haben. Sollte es frühwinterlich weiter regnen und der Ersatzteilmensch das Gewünschte nicht bis Montag beschaffen können, werde ich mich auch un dieses Problem kümmern.



Ansonsten jedoch gilt es, und da kann Iris dann auch mir helfen, die letzten Vorräte loszuwerden und den Kühlschrank zu leeren, denn, so es mit dem Auto klappt, habe ich nächste Woche beruflich weiter im Süden zu tun, beispielsweise wegen dieser Mosaiken hier, und anderen Dingen. Wären die Strassen in der Poebene nicht so langweilig und hässlich, und gäbe es dort, wo ich mich einquartiere, nicht Leihräder, ich würde vielleicht ein Rad mitnehmen. Aber für das Verweilen bleibt weniug Raum, bald darauf muss ich in die andere Richtung und sogar noch nördlicher als Frankfurt, aber man kann es sich nicht immer aussuchen. Das ist wie beim Kühlschrankleeren. Wenn Gorgonzola und Pfifferlinge da sind, nimmt man eben die.



Und was dann noch da ist, wird in die Tarte als Reiseproviant geworden. Ich vermisse die Berge. Ich vermisse den Tegernsee. Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren, und was ich sonst tue, habe ich mir selbst rausgesucht. Vermutlich liegt es auch nur am Zusammenfliessen einiger weniger erfreulicher Dinge, dass es sich eine Weile anfühlte, als wäre der falsche Gang in meinem Leben. Aber am Ende sitzt der Lenker, das Korkband liegt sauber auf, das Essen ist vorzüglich, und morgen ist dann hoffentlich auch der gewünschte Sattel in der Post. Der neue Spiegel ist erstanden, und es findet sich zufällig ein Transport. Und vielleicht gehen morgen Abend auch schon wieder 30 Kilometer.

... link (7 Kommentare)   ... comment