: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 20. August 2010

Das essentielle Meran

Die Aktion “Verschollene Häuser” wird durchgeführt, wenn der Politik folgende Punkte nicht glaubhaft gelingen:

- Anerkennung der digitalen Realität und Anwendung bürgerrechtlicher Grundlagen bei der Umsetzung von Öffentlichkeit im Digitalen.

- umgehender und umfassender Beginn der Förderung von zivilgesellschaftlicher opensource basierter Informationssammlungen und -dienste. Inspirationen gibt es genug aus der Open Data Szene. Man könnte z.B. “Code for America” in einer eingedeutschen Version als Sofortmassnahme beschliessen.

- sofortige Einberufung einer wirkungsmächtig ausgestatteten Aktionsplattform, auf der in einem kurzen Zeitraum Massnahmen zur pro-aktiven Mediennutzungs-Befähigung der breiten Bevölkerung abgestimmt und umgesetzt werden. Alle gesellschaftlich bildungsrelevanten Bereiche sind einzubeziehen (Schulen, peer groups, Familien, Weiterbildungseinrichtungen, etc.).

Sollten diese Massnahmen nicht erfolgen, werden die aktuell auf verteilten Plattformen koordinierten Mitglieder der Aktion “Verschollene Häuser” zum Start von Streetview mit dem Fotografieren beginnen und so den öffentlichen Raum digital zurückerobern.
Vorgezogene Aktionen bleiben aufgrund möglicher aktueller Entwicklungen vorbehalten.

Unsere mittlerweile mehrere hundert Personen große Gruppe ist bereit zu handeln.

Jens Best
Sprecher der Digitalen Armee Fraktion

“Des einen Terrorist ist des anderen Freiheitskämpfer” ;)




So steht das unter einem Beitrag mit dem hirnrissigen Titel "Streetview: Es gibt kein analoges Leben im Digitalen" von Michael Seemann , dem glücklicherweise gefeuerten Ex-FAZ-Blogger, bei Carta.info, betrieben von anderen nicht gerade erfolgsverwöhnten Journalisten, geschrieben von einem gewissen "Jens Best", angeblich IT-Berater in Berlin und davor irgendwas mit Yachten, aber mit Referenzen sieht es mau aus.

Ich zitiere das hier, damit sich jeder wirklich überlegen kann, ob er von sowas irgendwie repräsentiert werden möchte. Ein paar hundert Leute sind bislang dem nicht abgeneigt; das sind dann auch jene, die alle andersdenkenden schnell als Spiessbürger diffamieren, weil Twitter, da darf man das, da bekommt auch keiner Sachen mit, für die man im Blog eine Anzeige bekäme. Es zeigt meines Erachtens recht schön das Niveau der Verkommenheit, auf dem Carta, Seemann, Best, seine Knipshelfer und das erweiterte Umfeld wie Mario Sixtus und Sascha Lobo mittlerweile angerutscht kommen, nachdem alle anderen Projekte und Hoffnungen (was macht eigentlich Adnation?) nicht so arg toll gelaufen sind. Da wird von einer Bringschuld der Analogen gefaselt und von ihrer Angst, die man ihnen nicht nehmen sollte. Darunter wollen einige, die längst die Kontrolle über alles - ihre Daten, Ihren Bullshit im Web, ihre berufliche Zukunft und ihre miesen Lebensumstände - verloren haben, dass andere das jetzt auch verlieren. Es geht ihnen um ein Rennen hinab zu dem Dreck, in dem sie vegetieren, und es ist sehr schlimm, dass sie sich dafür nicht die Brückenpfeiler, sondern das Internet ausgesucht haben. Denn das Internet ist eine tolle Sache, wenn nicht gerade solche Leute ihre totalitären Ideen ausleben. PI hetzt gegen Islamanhänger, die sich dem Westen unterordnen müssen, die hetzen gegen Internetnichtsowichtigfinder, die zwangsweise Daten abgeben sollen, damit sich deren Gesellschaft ändert.



Deshalb brauche ich - unter anderem - Meran. In Meran gibt es ein Internetcafe im zweiten Stock versteckt, niemand läuft mit einem iPad rum, oder stellt seinen Rechner in einem Cafe auf. Niemand stellt sich auf die Kurpromenade und sagt, dass jetzt alles anders wird und man ihm und seinen verhauten Gestalten mit Mundgeruch nach Chickendöner gefälligst zu folgen habe. Meran ist einfach schön und perfekt, so wie es ist.Es gibt natürlich ein paar Verbrechen, die mir im Herz weh tun: Anstelle von Poetzelsberger, der Buchhandlung schlechthin, ist jetzt "Esprit", und das wunderbare, braun-rosa 70er-Jahre-Ambiente des Cafe Imperial hat man zugunsten einer Bar ermordet, die weiss und öde ist. Natürlich ist kaum jemand drin, weil es enorm ungemütlich ist. Dafür haben sie die Hotelpreise angehoben. Aber Meran ist immer noch Meran, Frasnelli ist so vollgestopft wie immer, und der Apfelstrudel ist immer noch sagenhaft. Es ist eine Welt für sich, dieses meran, und jedesmal weiss ich: So hätte ich das gerne. So ist es angenehm. Meran hat eine menschliche Geschwindigkeit und Intelligenz und Schönheit, und genau das, was ich auch gern ins Netz tragen würde. In mein Netz.

Was ich in Meran verstehen lerne, wieder verstehen lerne ist, dass es nicht "das Netz" gibt, wie es auch nicht mehr "die Blogger" gibt. Es gibt mich und das, was ich tue. Wenn andere etwas anders tun, gerne, wenn andere mich belästigen und in meine Sphäre eindringen wollen - dann muss man was tun. Ich kann nicht immer in Meran bleiben, ich muss auch wieder mal weg. Aber in Meran habe ich Zeit, wieder zu dem zu finden, der ich bin, und zu überlegen, was mir wichtig ist.



Ich nehme ein paar Ideen mit, und ich denke auch: Man wird sehen. Gewisse Teile der Blogosphäre sind wie die Palästinenser: Sie lassen nie eine Gelegenheit aus, eine Gelegenheit auszulassen. es fehlt ihnen an der Konsequenz, Dinge durchzuziehen, am Mut, sich aus dem Netz rauszutrauen, sie niggemeiern rum, aber noch nicht mal eine Plauderei bekommen sie hin, sondern nur Turibrei. Was für armseelige Gestalten. Das Internet braucht mehr Meran und weniger von denen, dann ist es auch ein netterer Ort für alle.

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Lebenslanges Berufsverbot

für alle Gossenschmierer des Journalismus, die das Schwachsinnsbegriff "die Internet-Community" verwenden, um "Alle" vorzutäuschen, selbst wenn die "Community" nur "ein paar stinkende Dönerfresser und Schleichwerber" ist. Eine Schande für den Beruf.

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