Würzburg-Berlin-Simultan
Um 16.05 betrete ich nach einer entspannenden Roadsterfahrt von Frankfurt nach Würzburg mit meiner Begleiterin das grandiose Treppenhaus der Stadtresidenz, geschaffen von Balthasar Neumann und ausgemalt von Giovanni Tiepolo, einer der Höhepunkte der Barockarchitektur im süddeutschen Raum - vom norddeutschen Raum erst gar nicht zu reden, die haben sowas nicht, das passt da nicht rein.
Nach einer Runde nutze ich die Gelegenheit, in den gerade vollkommen japanerfreien grossen Saal zu schlüpfen. Ich erstehe im Museumsshop viel zu viele Bücher, gehe wieder raus und mache offensichtlich nicht wirklich erlaubterweise dieses und andere Bilder, die mich daran erinnern sollen, dass man sich besser nicht nach unten, sondern nach oben orientieren sollte. Nichts ist leichter als die Niveaulosigkeit.
So gegen halb fünf bin ich dann am Ende der Barockzimmerflucht angekommen. Das grüne Zimmer mit seinen Lackarbeiten im japanischen Stil ist der vielleicht intimste Raum im ganzen Schloss, hier steht bezeichnenderweise auch der Tisch für Kartenspiele, hier wollte einer einfach seine Ruhe haben, keinen Stress, kein Gezeter, keine nervigen Fressen und nicht den Alltag voller mieser Charaktere, die so eine Ideologie gepaart mit Hoffnung auf Bereicherung so mit sich bringt. Dieser Raum sagt Nein zur Welt und Ja zum Selbst.
In der Bildergalerie, um 16.45, just zu dem Zeitpunkt, als in Berlin auf der Re-Publica, auf dem Podium, das ich abgesagt habe, die Rede auf mich kommt, stehe ich vor Corruptio Bestechanellis Gemälde "Die deutsche Adabei-Blogosphäre keilt sich unter dem höflichen Applaus der schwarzen Kackbratzen aus PR-ostitution, Koksnasentum und sonstiger Schergen der Meinungsmonopole um weniger als 30 hingeworfene Silberlinge sowie eine kostenlose Playstation, bevor sie Promointerviews mit dem Kaufbloggern Oli G. und Mario S. macht und danach vom Butterfahrtsentertainmentrapper "MC Da wild Vertriebler" bespasst wird".
powerpointgeeignetes grossbild 800x600 hier
Mir fällt wieder ein, dass heute ja die Re-Publica wäre, ein leichtes Zucken erreicht meine Mundwinkel beim Gedanken an all das Pack, das sich dort leider unter den Anwesenden auch findet, aber auf dem nächsten Gemälde reckt mir Jezabel die nackte Brust entgegen, durch ein Fenster fällt das Sonnenlicht über dem in voller Blüte stehenden Hofgarten, und alles ist prima.
Nach einer Runde nutze ich die Gelegenheit, in den gerade vollkommen japanerfreien grossen Saal zu schlüpfen. Ich erstehe im Museumsshop viel zu viele Bücher, gehe wieder raus und mache offensichtlich nicht wirklich erlaubterweise dieses und andere Bilder, die mich daran erinnern sollen, dass man sich besser nicht nach unten, sondern nach oben orientieren sollte. Nichts ist leichter als die Niveaulosigkeit.
So gegen halb fünf bin ich dann am Ende der Barockzimmerflucht angekommen. Das grüne Zimmer mit seinen Lackarbeiten im japanischen Stil ist der vielleicht intimste Raum im ganzen Schloss, hier steht bezeichnenderweise auch der Tisch für Kartenspiele, hier wollte einer einfach seine Ruhe haben, keinen Stress, kein Gezeter, keine nervigen Fressen und nicht den Alltag voller mieser Charaktere, die so eine Ideologie gepaart mit Hoffnung auf Bereicherung so mit sich bringt. Dieser Raum sagt Nein zur Welt und Ja zum Selbst.
In der Bildergalerie, um 16.45, just zu dem Zeitpunkt, als in Berlin auf der Re-Publica, auf dem Podium, das ich abgesagt habe, die Rede auf mich kommt, stehe ich vor Corruptio Bestechanellis Gemälde "Die deutsche Adabei-Blogosphäre keilt sich unter dem höflichen Applaus der schwarzen Kackbratzen aus PR-ostitution, Koksnasentum und sonstiger Schergen der Meinungsmonopole um weniger als 30 hingeworfene Silberlinge sowie eine kostenlose Playstation, bevor sie Promointerviews mit dem Kaufbloggern Oli G. und Mario S. macht und danach vom Butterfahrtsentertainmentrapper "MC Da wild Vertriebler" bespasst wird".
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Mir fällt wieder ein, dass heute ja die Re-Publica wäre, ein leichtes Zucken erreicht meine Mundwinkel beim Gedanken an all das Pack, das sich dort leider unter den Anwesenden auch findet, aber auf dem nächsten Gemälde reckt mir Jezabel die nackte Brust entgegen, durch ein Fenster fällt das Sonnenlicht über dem in voller Blüte stehenden Hofgarten, und alles ist prima.
donalphons, 01:50h
Donnerstag, 12. April 2007, 01:50, von donalphons |
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realmadscientist,
Donnerstag, 12. April 2007, 03:38
Das Brustbild gibt's natürlich wieder nicht zu sehen.
Sehr schöner Ausflug! Kommt auf meine Liste.
Sehr schöner Ausflug! Kommt auf meine Liste.
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el_loco,
Donnerstag, 12. April 2007, 04:09
Sehr räumlich gemalt, kommt schon fast zu Bild raus. ;-)
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c17h19no3,
Donnerstag, 12. April 2007, 04:07
an diesen ort habe ich auch so ungefähr fünftausend kontemplative erinnerungen. der schwulst erdrückt ein bisschen, aber das muss wohl so sein. und respekt sowieso.
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el_loco,
Donnerstag, 12. April 2007, 04:14
Die Bischöfe von Würzburg haben Ihre Untertanen schon immer knapp gehalten, deshalb war diese gigantische Mauer um die Residenz auch bitter nötig.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:22
Es wäre lustig, mal die Mauern des Schweigens unter Probloggern mit der Mauer des Verschweigens der Fürstbischöfe zu vergleichen. Ich denke ja, dass sich viele Problogger inhaltlich noch kürzer halten, als sie ein Bischof je halten könnte. Unterdrückung fängt im eigenen Kopf ein, und Leute mit Sklavenmentalität oder dem festen Willen, sich zu verkaufen, hilft alle Freiheit der Welt nichts.
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strappato,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:40
Dann wäre die re:publika sowas wie "Hof halten". Wobei das auch ernüchternd sein kann. Wenn man von 2000 visits am Tag ausgeht und davon, dass diese blogs von fast allen, die auf der Konferenz sind, gelesen werden, dann versammelt sich da zum Teil 1/3 der "eigenen" Leserschaft. Um es mal krass auszudrücken: Leute, die nichts besseres zu tun haben, als mitten in der Woche auf einer Konfernenz neckische SMS auf eine Wand zu schmeissen "Wahnsinn, ich bin im Internet! Hallo Mutti!" oder sich gegenseitig zu Tode zu twittern.
Impact stelle ich mir anders vor.
Impact stelle ich mir anders vor.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:57
Dass meine Blogs von ein paar Feindbeobachtern gelesen werden, wusste ich schon länger. Aber man sollte nicht übersehen, dass dort dann ein gewisser Teil konzentriert vertreten ist - und auch da sind nicht alle so. Sondern auch wieder nur eine laute Minderheit im Leninschen Sinne. Es wird vorerst sicher keine 300 Problogger in Deutschland geben.
Und dass manche von denen an Textauslauf leiden, ist jetzt auch nicht neu.
Und dass manche von denen an Textauslauf leiden, ist jetzt auch nicht neu.
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avantgarde,
Donnerstag, 12. April 2007, 04:33
Ja zu Tiepolos Zeiten herrschte Europa noch über die Welt und in Amerika die Kannibalen...
Und Neumann konstruierte seine Decke so gut, dass ihr nicht mal die englischen Bomben den Garaus machten.
Und Neumann konstruierte seine Decke so gut, dass ihr nicht mal die englischen Bomben den Garaus machten.
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karan,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:12
Schade, daß der Kaisersaal gerade renoviert wird! Aber der weiße Saal ist schon eine Pracht; dieser überbordende Stuckwahnsinn von Antonio Bossi hat mich schon als Kind endlos fasziniert.
Das nächste Mal solltet Ihr auch einen Abstecher nach Veitshöchheim einplanen. Das dortige Sommerschloß ist seit zwei Jahren wieder geöffnet und die Besichtigung lohnt sich. Vor allem aber der Garten ist erlebenswert. Gerade jetzt in seiner frühlingshaften Pracht. Picknick mitbringen und in einem der Pavillions zelebrieren, oder al fresco auf dem Rasen unter einer der riesigen Buchen.
Und abends dann ein Stück mainaufwärts nach Sommerhausen fahren, zur Einkehr im Weinhaus Düll, das hat nämlich ein Herz für Vegetarier.
Das nächste Mal solltet Ihr auch einen Abstecher nach Veitshöchheim einplanen. Das dortige Sommerschloß ist seit zwei Jahren wieder geöffnet und die Besichtigung lohnt sich. Vor allem aber der Garten ist erlebenswert. Gerade jetzt in seiner frühlingshaften Pracht. Picknick mitbringen und in einem der Pavillions zelebrieren, oder al fresco auf dem Rasen unter einer der riesigen Buchen.
Und abends dann ein Stück mainaufwärts nach Sommerhausen fahren, zur Einkehr im Weinhaus Düll, das hat nämlich ein Herz für Vegetarier.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:19
In Veitshöchheim waren wir beide schon, was meiner Begleitung indes noch fehlt, ist Pommersfelden. Aber natürlich kann man auch öfters nach Veitshöchheim, nur blieben gestern gerade mal 2 schmale Stunden.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 11:58
Nun, wir sind in die andere Richtung unterwegs. Schleissheim, zum Beispiel. Ausserdem ist meine Begleitung vorerst mit der Dachterasse zufrieden.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 14:32
Ne, ich meine die periodisch aufschlagenden PR-Beobachter und Möchtegern-PR-Nutten und gekaufte Blogjohurnaille, die das hier immer mitliest.
Hey, Eure Mütter haben Schweine gefickt!
Das musste mal wieder in Erinnerung gerufen werden. Etikette iszt auch, den Abschaum vom Hof zu peitschen.
Hey, Eure Mütter haben Schweine gefickt!
Das musste mal wieder in Erinnerung gerufen werden. Etikette iszt auch, den Abschaum vom Hof zu peitschen.
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funzen,
Donnerstag, 12. April 2007, 14:46
kein Barock
in Dresden und der gesamten Umgebung.... ?
Mönsch Don, das glaubt doch kein Mensch.
Das schönste sind aber die sommerlichen Konzerte des Mozartfestes im Garten der Residenz. Aber sonst waren 5 Jahre "Underfrangen" allein schon durch die Weinfeste (nicht nur am Stein) recht hübsch. Nur kann ich dadurch Müller-Thurgau und Silvaner einfach nicht mehr trinken.
Mönsch Don, das glaubt doch kein Mensch.
Das schönste sind aber die sommerlichen Konzerte des Mozartfestes im Garten der Residenz. Aber sonst waren 5 Jahre "Underfrangen" allein schon durch die Weinfeste (nicht nur am Stein) recht hübsch. Nur kann ich dadurch Müller-Thurgau und Silvaner einfach nicht mehr trinken.
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avantgarde,
Donnerstag, 12. April 2007, 14:56
Sachsen ist nun nicht gerade Norden...
Einschließen müsste man aber auch die Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust bei Kön, aber da waren natürlich die Wittelsbacher zugange.
Einschließen müsste man aber auch die Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust bei Kön, aber da waren natürlich die Wittelsbacher zugange.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 15:02
Unter Norden verstehe ich die Achse Köln-Berlin nordwärts.
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mark793,
Donnerstag, 12. April 2007, 15:12
Nicht zu vergessen
Schloss Benrath bei Dü-Dorf. Aber da hat ja auch der pfälzische Kurfürst Karl Theodor dran rumgeschraubt. Hach ja, wenn der nicht nach München gemusst hätte...
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che2001,
Donnerstag, 12. April 2007, 15:28
Da hat Funzen ganz recht, und das schlösserreiche Sachsenland reicht ja noch mindestens bis zur Feste Torgau rauf. Nun ja, wir haben kein Barock, aber dafür die Weserrenaissance, die Backsteingotik und wuchtige Romanik. Und der Domshof braucht sich nicht zu verstecken. Schon mal was von einem bajuwarischen Roland gehört?
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avantgarde,
Donnerstag, 12. April 2007, 15:30
Interessanter Mann, ja. Sieht man am Schlossgarten in Schwetzingen.
Barock im Norden, da fällt mir höchstens noch das Jagdschloß Clemenswerth im Emsland ein. Aber das ist schon um einiges nüchterner.
Barock im Norden, da fällt mir höchstens noch das Jagdschloß Clemenswerth im Emsland ein. Aber das ist schon um einiges nüchterner.
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avantgarde,
Donnerstag, 12. April 2007, 15:40
Na klar, aber das kann man noch als südlich der Achse Berlin-Köln durchgehen lassen.
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donalphons,
Donnerstag, 12. April 2007, 17:15
Sanssouci würde locker in dieses Treppenhaus passen. Und Potsdam ist südwestlich von Berlin.
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che2001,
Donnerstag, 12. April 2007, 17:27
Und Hamburg ist auch südlich davon, ja?
Die Sand- und Kalksteinfassaden barocker und klassizistischer Bauten sind auch nur vor Ziegelwände vorgeblendet. Backsteingotik ist zumindest ehrlich. Vom Standpunkt der alten Griechen (Travertin oder Marmor massiv) ist alle nachhellenistische Baukunst Plunder.
Die Sand- und Kalksteinfassaden barocker und klassizistischer Bauten sind auch nur vor Ziegelwände vorgeblendet. Backsteingotik ist zumindest ehrlich. Vom Standpunkt der alten Griechen (Travertin oder Marmor massiv) ist alle nachhellenistische Baukunst Plunder.
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