: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 6. April 2007

Kumma mitda Russn-Leica

So ist das mit den Gebrauchtgütern: Man weiss nie, ob sie wirklich funktionieren. Als ich letzten Sonntag eine gebrauchte Export-Zorki Ic kaufte, war ich begeistert: Sie war, wie nur wenige russische Kopien der berühmten deutschen Leice II, wirklich ausnehmend schön, solide verarbeitet, leichtgängig, fühlte sich nicht an wie ein russischer Traktor (wir kennen doch alle die Episode von Don Camillo und Peppone, als das kleine Dorf einen russischen Trakter geschenkt bekommt, der nicht läuft), und war erkennbar höherwertig. Sie machte sogar das berühmte, satte Leicaklicken beim Auslösen.

Leica hat damals, als die Kamera 1932 vorgestellt wurde, einen Geniestreich auf den Markt gebracht. Die Leica ist eine Revolution, denn endlich konnte man den Kleinbildfilm verwenden und 36 Aufnahmen ohne Wechsel der Spule - oder gar Platte - verwenden. Das hatte allerdings zur Folge, dass der Verschluss der Kamera, der das Licht auf den Film lässt, klein ausfallen muss. Leica - und ihre Kopisten in der UdSSR - griffen dabei zu einem Verschluss aus gummierten Stoff, der sich wie ein Vorhang auf- und zuzog. Auf der rechten Seite wird der Vorhang auf eine Rolle gezogen, die einen bauartbedingten, sehr kleinen Durchmesser hat. Und das rächt sich nach - zugegeben langen - 50 Jahren.



Nach dieser Zeit also, nach der keine aktuelle Plastikdigitalkamera, die wir heute kaufen, noch einen Muks von sich gibt, ist also der Gummi auf der Rückseite des Vorhanges gebrochen. Leica und später auch die berühmte Konkurrentin, die Zeiss Contax, haben das Problem erkannt und später einen anderen Verschluss mit Metallschienen verbaut, der die Kamera leider eitwas dicker werden liess. Die Leica II und ihre Kopien jedoch verdanken diesem Makel ihre reine, schlanke Form. Das ist wie mit dem Apple iPOD und dem Microsoft Zune: Wenn man vor der Leica II, einer Leica M und der Contax steht, greift man instinktiv zur Leica II, trotz all ihrer immensen Nachteile beim täglichen Betrieb. Kurz, die Leica II ist eine Kamera, nach der es im Design nur noch abwärts ging. Meine Traumkamera wäre ein Digitaleinsatz für die Leica II. 12 Megapixel auf 36 mal 24 Millimeter enstprechend 400 Iso, den Rest mache ich mit der Hand, dem Gefühl für Blende, Verschlusszeit und dem Hirn, das Auszuschalten uns die Digiknipsen lehren.

Wie auch immer, der Vorhang dieser wunderschönen Zorki ist kaputt. Das zeigte sich beim ersten Film, bei dem nicht weniger als 7 Löcher im Vorhang hässliche, weisse Geisterflecke auf den Bildern hinterliessen. Sobald man die Kamera vor dem Abdrücken nur etwas ins Licht hält, kann man die Bilder vergessen. Wäre das eine echte Leica, szände hier nun die Klage eines Besitzers, der sich durch Dutzende von Messen gequält hat, um das Original zu beschaffen. Aber das hier ist eine Zorki, die zwar nicht das Aussehen, aber die Robustheit eines russischen T-34 Panzers hat - auch, was das grobe Material des Vorhangs angeht.



Statt nun die Kamera zu zerlegen, wird der Vorhang mit möglichst dicker Textilfarbe dreimal eingestrichen. Keine Sorge, das Material ist so robust, dem tut das nicht weh. Und danach wird vorsichtig auch die auf der Rolle sichtbare Rückseite bestrichen, und dann aufgezogen. Und eine Nacht getrocknet, zwei Tropfen Öl in die Schienen, Objektiv drauf.

Das war´s für die nächsten 20 Jahre. Mindestens. Ansonsten kann an einer Zorki oder Leica kaum was kaputt gehen: Dicke, vergütete Linsen, Metallkörper, verzinkte Messingaufbauten, und alles mit ein paar Schrauben zusammengehalten, die jeder selbst justieren kann. Sie wird noch genauso trocken russisch clack machen, wenn die Cybershots längst japanisch ausgepiepst haben.

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