Denn sie wissen nicht, für wen sie werben

Den Aktionären lag ein Antrag diverser New Yorker Pensionskassen vor, in denen sie forderten, dass sich Yahoo nicht aktiv an Zensur beteilige und Nutzerdaten nicht an Standorten speichere, an denen Behörden restriktiver Staaten darauf Zugriff haben. Wie schon bei früheren Gelegenheiten verwies der Konzern darauf, "tief besorgt" über die Unterdrückung in anderen Ländern zu sein. Allerdings sei unabdingbar, dass das Internet auch in diesen Ländern – unter anderem von Yahoo – verfügbar gehalten werde, um Offenheit und Reformen zu unterstützen. Wenn beispielsweise Behörden bei der Ausgabe von Suchergebnissen Einschränkungen verlangten, werde Yahoo dem nachkommen und versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Zudem sollen die Nutzer über die Zensurmaßnahmen informiert werden.
Toll. Man muss das wohl so verstehen: Der nächste chinesische Blogger, der von Yahoo an das chinesische Regime verraten wird, kann ich wenigstens darüber freuen, dass Yahoo mit seiner sonstigen Arbeit einen Beitrag zu den Reformen zu leisten meint. Und sie sagen den leuten netterweise sogar, dass etwas zensiert wird! Ist im übrigen ja auch voll korrekt, denn wenn sie es nicht täten, würde die Firma Cisco dem Regime helfen, die Seite auszusperren. Beweisen sie das beide momentan ja auch, indem sie mutige, kritische deutsche Blogger mit Werbeaufträgen finanziell unterstützen. So kann man vielleicht auch Holgis Dilemma schlüssig erklären. So wird aus einer Werbeschaltung für einen Beihelfer der Unterdrücker ein Licht der Freiheit, und die Fans, die Adicals Blogger zu haben gedenken, finden das auch wirklich supi.

Mutige, abständige Leute. Alle miteinander. Aber 9Live ist böse, sagt Herr Niggemeier, Bild ist böse, sagt das Bildblog, die G8 ist böse, sagt Johnny Häusler, der Schäuble ist böse, sagt Felix Schwenzel, Abmahnung wegen Bilderklau sind böse, sagt René Walter, Online-Durchsuchungen sind böse, findet Netzpolitik.org (in fact, dank Yahoo ist das in China wohl mitunter etwas überflüssig), und nur der Werber Sascha Lobo findet nichts böse, weil er ja die Werbung reinholt.

Mittwoch, 13. Juni 2007, 15:23, von donalphons | |comment

 
So richtig erbärmlich ...
... ist das erst, wenn man sich diese Kleckersümmchen vorstellt, die diese Herren für die Werbung bekommen. Dafür hätte sich nicht einmal ein Judas an die Römer gewandt.

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Nun, Judas hat sich der Legende zufolge dann ja auch aufgehängt. Bei Adical jedoch hängt sich niemand an der Taten von Yahoo auf.

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als ich vor ein paar wochen ein paar studis, die sponsoren gesucht haben für eine ihrer jobaktionen oder so etwas, erzählt habe, was coca cola in kolumbien veranstaltet oder was in china so in o.ä. sachen abgeht, die haben ungläubig den kopf geschüttelt und gesgat das gibt es doch nicht, so ein großer konzern würde sowas nicht machen und überhaupt internet ist frei. coca hat bezahlt und war auf einem riesengroßen plakat als sponsor.

ich meine, ist schon erschreckend, wie manche BWL und VWL Studenten in die welt losgelassen werden und in ihrer welt leben.

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Wieso auch? China ist weit und das Brechen des Genicks beim Hängen oder das Brechen der Knochen beim "Verhör" vernimmt man hier ebensowenig, wie man hier einen umfallenden Sack Reis hört.

Aus den Augen, aus dem Sinn! Wie schön lebt es sich doch, wenn man nichts von Dingen wissen will, die irgendwo jenseits des eigenen geistigen und/oder geographischen Horizontes stattfinden ...

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Nun bin ich ja ...
... praktisch ein Ex-BWLer und habe mich während der "unschönen Ereignisen auf dem Tiananmen-Platz" an der Uni aufgehalten.

Der halbe Asta mußte damals davon abgehalten werden, Grußbotschaften an das ZK nach Peking zu schreiben. ;))

... und das waren mit Sicherheit keine BW- oder VWL-er. :)

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Bei den Hinrichtungen in China bricht kein Genick. Je nach Nachfragesituation auf dem Organmarkt wird auf den Kopf oder auf das Herz geschossen.

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Wenn auf den Kopf geschossen wird...
... können die Leichen dann noch von G. von Hagens plastiniert werden ?

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nur mal - ohne wirkung
Geschätzter Sir,
ich lese Deinen Blog von Zeit zu Zeit und er ist gut. Dies vorab.
Was mich aber wirklich immer mehr aufregt sind blogs die sich damit beschäftigen politisches Gesülz von sich zu geben, das in den meißten fällen nichtmal fundiert ist. G8, Schäuble usw.
Give me a break.
Darüberhinaus finde ich soviele Initiativen lachhaft, die sich damit beschäftigen irgendetwas anzuprangern, aber von anfang an wirkungslos bleiben. Nehmen wir nur die Pocher Schmidt Sachen die viele Blogger starteten. Das ist soooo underground, dient als rechtfertigung. Ist es nicht!
Ich reg mich nicht weiter auf, mir tut nur leid, dass hier viel Zeit verschwendet wird. Jeder sollte seine eigene meinung haben, aber sie nicht immer gleich ohne nachzudenken äußern.
Das ist wie gesagt nur meine Meinung unjd bewusst nehme ich "Blutblogger" wertungsfrei hin.
Ich bin nicht politisch. Will dies im Internet auch nie sein, werde es nie.
gruss r.l

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Es ist ja nicht nur China - wenn auch die Folgen dort besonders tragisch sind. Grundsätzlich verfolgt yahoo den vorauseilenden Gehorsam. Nach dieser heise-Meldung2 zeigt flickr Benutzern aus Deutschland, Singapur, Hongkong oder Korea Fotos, die als "moderate" ("mittel") oder "restricted" ("eingeschränkt") markiert sind, nicht mehr über die Suchfunktion an. Wobei dies keine Kategorien im strafrechtlichen Sinn sind (Porno, Gewalt usw.). "Mittel" gelten Bilder, die "andere Personen als störend oder unangemessen empfinden" könnten. "Eingeschränkt" sind Fotos, "die Sie nicht Ihren Kindern, Ihrer Großmutter oder Arbeitskollegen zeigen würden. Wer seine Bilder nicht selber richtig klassifiziert, bekommt ein "Restricted" raufgeknallt. Selbstzensur. Könnte ein Vorbild für jegliche Meinungsäusserung im Internet sein.

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