Mitleid mit Spreeblickr

Muss man Mitleid mit Spreeblick haben? Mit den tapsigen Versuche der Adicalteilnehmer, sich irgendwie von ihrem Geldgeber Yahoo zu distanzieren, während sich sogar die deutsche Abteilung eine harte Sache nach der nächsten leistet, und sich jetzt gegenüber seinen Pro-Nutzern auch noch verhält, als wären wir in China?

Einerseits - Nein. Sie verdienen ihr Geld damit und dadurch, dass sie Yahoo eben nicht mal die Grenzen aufzeigen. Ich weiss nicht, ob das eine angemessene Vergütung für den Schleichkurs zwischen verhaltenster Kritik und Beschuldigen der Kritiker ist, ich weiss nicht, ob sich da einer überhaupt noch einen Gedanken darüber macht, wenn der Gatte der Schwester eines führenden Beteiligten die Drecksarbeit zur Unterstützung der eigenen Position leistet. Falls das zu kryptrisch ist - demnächst schreibe ich mal auf, wie die Adical-Familie "intern" so funktioniert und was sie von Jamba! gelernt haben.

Andererseits: Doch. Ich habe Mitleid. Nicht mit dem Mainstream-Medium, das von SternTV-Recherchen gegen Greenpeace hirnlos abschreibt, in den Kommentaren logischerweise von Greenpeace plattgemacht wird und sich dann nicht entblödet, jetzt, nachdem sich die Haltlosigkeit der Vorwürfe herausgestellt hat, Greenpeace als "reingewaschen" zu bezeichnen, während die eigene dreckige Recherche"arbeit" als Glotzenabschreiber zum Himmel stinkt.

Sondrn mit dem dem, was möglich wr, bevr der ganze Schmarrn mit Werbung als Kulturermöglichr losging. Denn ich wage zu behaupten, dass die ganze Geschichte ohne Adical anders verlaufen wäre. Keiner von denen ist doof, die wissen genau, dass man im Moment mit Blogs nicht viel gewinnt, mit Communities hingegen schon. Da sind viele, viele empörte Flickr-User, viele auch mit Blog. Da ist Spreeblick, die mit "Du bist Deutschland" viel zur Reputation von Flickr beigetragen haben. Da sind sehr viele Leute, die bereit wären, sich zu engagieren. Es ist Revolutionsstimmung im Land, die Fackeln brennen und die Mistgabeln liegen bereit, und jetzt bräuchte es nur noch einen, der sagt:
Freunde!

Yahoo unterdrückt die Meinungsfreiheit. Yahoo tritt uns mit Füssen, es verachtet seine Nutzer, egal ob in China oder in Deutschland! Aber wir lassen uns das nicht gefallen. Zeigen wir denen, dass sich freie Menschen nicht von derartig dreckigen AGB gängeln und unterdrücken lassen. Es ist unser Netz. Es ist unsere Gemeinschaft. Hier ist der Server, hier ist der Teckie, wer Zeit und Ahnung hat, soll uns helfen,

SPREEBLICKR

zu machen! Lasst es uns selbst tun! Unsere eigene, freie Bildcommunity für Inhalte jeder Art, und wenn jemand Ideen hat, wie wir damit auch den Unterdrückten dieser Welt, die von den Ciscos und Yahoos keine Informationsfreiheit bekommen, helfen kann - her damit! Verbreitet die Nachrichtr! Wir machen die gleichen Features wie Flickr, wir verlangen nicht mehr Geld als die, aber wir bieten: Die Freiheit.
So in der Art. Vermutlich hätte Johnny dann das Bildblog in jeder Hinsicht überholt, alle Medien hätten sich auf die Rebellen gestürzt, die dem Multi, der sie betrogen hat, die Stirn bietet und lieber in Freiheit leben, als in Knechtschaft darben. Für die Meinungsfreiheit. Für den Kampf um die Grenzen unseres Rechtssystems. Und ich hätte es auch toll gefunden. Dutzende Coder hätten Nachtschichten geschoben. Einfach, um es denen zu zeigen. Die Zeit war reif für eine Sternstunde der Blogosphäre.

Statt dessen dieses kleinlaute Rumgewese von wegen ja find wia oochnich so doll wia ham angerufen aber die sagn nix. Schweigen, auf den Boden schauen, während die Chance des Jahres vorbeizieht, ein wirklich grosses Ding zu sein. Da treibt sie weiter, die fette, spanische Galeere Santa Yahoo voller Schätze der Neuen Welt, und statt die Enterhaken zu werfen und die meuternde Mannschaft anzustacheln, sitzen die ehemaligen Piraten, die als Werbegaleerenruderer angeheuert haben, ganz unten im sumpfigen Bauch und folgen dem Takt, den ihnen der Tausenderkontaktpreis vorgibt.

Bommm Bommm Bommm Bommm - jeder Hit 2 Cent, und demnächst dann unter dem Kommando vom Spiegel und Aust.

Ich habe Mitleid. Mit dem, was nie mehr sein wird. Und auf zwei Fragen habe ich noch immer keine Antwort. Ab wieviel Menschenrechtsverletzung hört man auf, für jemanden zu werben. Und: Was kostet die Freiheit.

Donnerstag, 28. Juni 2007, 13:59, von donalphons | |comment

 
Danke für diese klaren Worte!
Besser hätte es niemand auf den Punkt bringen können.

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Doch. Johnny. Er hätte nur aufstehen müssen und die Ketten zerreissen.

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Naja -- da zieht dann aber das alte Open-Source-Argument: Wenn Du einen freien Bilderservice haben willst, warum machst Du es nicht?

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Ich brauche keinen. Ich will auch kein Geld verdienen, und einen Ruf wahren muss ich auch nicht. Ich will lediglich bloggen, Flickr halte ich schon länger bekanntermassen für die Pest.

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"Es ist Revolutionsstimmung im Land, die Fackeln brennen und die Mistgabeln liegen bereit, und jetzt bräuchte es nur noch einen, der sagt"

Ja, gebt uns endlich wieder einen Führer und ein Führerhauptquartier Führerblog. Ich hab gar kein Mitleid mit euch allen. Wann ermächtigt sich endlich jemand, die Blogosphäre abzuschaffen?

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Es gab auch noch andere Führungspersönlichkeiten in der Geschichte. Rosa Luxemburg zum Beispiel, Ferdinand Lasalle, Heine. Ich habe kein Problem damit, wenn einer das Ruder übernimmt. Irgendeiner muss es ja tun. Gerade, wenn Yahoo am Steuer ist. Gerade, wenn es darum geht, das Ding von Allen zu machen.

Totale Anarchie hat auch was, aber wer das nicht will, sollte wenigstens einen "guten Hirten" haben. Und keinen Helfer der chinesischen Mörder.

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Du hast prima Nerven, solche Namen in diesem Zusammenhang zu nennen. Wenn Glaubwürdigkeit nicht einmal im Kleinen gelingen mag, dann kann es weder mit der Mediale, noch mit den darin Versammelten sehr weit her sein. Auf dem Spreeblick-Johnny herumzuhampeln führt da zu gar nichts, deine tolle Phantasie mal ausgenommen, denn der hat es nicht Ernst gemeint und zu präziseren Feststellungen wird man da auch nicht gelangen. Zum Watschenmann taugt er auch nicht. Und das Ernst-Meinen meint und möchte auch keiner, denn damit gibt es keinen Pöbel, der dir viel Applaus spendet. Es gibt glaubwürdige Arbeiten, Projekte und Inititiativen, aber gewiss nicht in der Blogwelt. Und das hat System, denn Selbstdarstellung und Sache, das geht nicht sehr und nur selten zusammen.

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Ich glaube, etwas von diesen Namen steckt in jedem. Oder den meisten. Ich glaube nicht an Prädestination. Aber leider glaube ich schon dran, dass in jedem auch ein Kuscher und Wegschauer steckt.

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Wie ich schon mal schrieb. Yahoo hat sich durch den Werbedeal ein reines Gewissen erkauft. Die Damen und Herren von Adical sind der Leumund von Yahoo - und machen bereitwillig mit, weil [Editiert. Bitte. Wir sind hier nicht im Blog von Stefan Niggemeier. Sorry. Don] es Kohle bringt. Da ist es dann nicht weit her mit den Menschenrechten. Schließlich muss Nerdcore-Rene ja sein Festival bezahlt haben, Toni Mahoni sein Pilsken und Johnny den Adserver. Eine sehr feine Gesellschaft hat sich da zusammengetan, wo gerade in diesem Moment in China Dissidenten gefoltert werden.

Und flickr ist da nur ein Sturm im Wasserglas. Einfach nur willkommen, um seine gespielte Empörung Ausdruck zu verleihen. Wer glaubt denn schon der "flickr-ist-evil-Kampagne" der adical-Teilnehmer? Mir hat man bereits vor 30 Jahren gestanden, dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich gibt. Alles so durchschaubar, so vorhersehbar.

Die adical-Teilnehmer haben die Menschenrechtsverletzungen in die Blogs getragen, aber nicht als Thema, als Diskussionsgrundlage, das war schon vorher der Fall - sie haben sie legitimiert. Und wenn ich heute wieder den unsäglichen netten Herrn Jörges lese, dann frage ich mich, ob er nicht zum großen Teil recht hat.

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Wieso? Der Jörges hat sicher kein Problem damit, wenn Spreeblick SternTV nachplappert. Der meint sicher nicht Adical. Der meint schon "das da unten", Katzenbilder und so Zeug. Lustig, wie man sich jetzt wieder darüber aufregt. Erst weint man um die armen Journalistenschüler, denen einer ein paar Wahrheiten über den Beruf sagt, jetzt heult man, weil man von denen selbst mal die Wahrheit der anderen Seite gesagt bekommt.

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Ich habe seine Äusserungen zum großen Teil auf die Blogcharts bezogen. ;-)

Und zu der Doppelmoral bei den Journalisten(schülern): Mensch Don, das musst Du verstehen - da ging es nicht um die Sache ansich, da ging es darum, Dir eines einzuwürgen... ;-)

Grimme-Preis-verdächtig... :D

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Blöderweise werden sie nächstes Jahr aber eine andere Jury mit anderen Freunden und Geschäftspartnern haben.

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Du machst mich neugierig... :)

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Sachichdoch: Jetzt alle A Boy Named Kott anrufen!
Wir blöden Konsumenten haben nur diese Waffe.

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Ach Leudde ............
Alle Mistgabeln bereitgestellt und Fackeln entzündet für den Zwergenaufstand?
Und dabei gibt es Leute, die einfach und -völlig unaufgeregt- etwas tun: http://www.pictopedia.com/

Entspannend, so ganz ohne heiße Luft und Revolutionsgedöns.

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Danke für den Link.

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Der Schockwellenreiter arbeitet auch an etwas...
... siehe hier:
http://www.schockwellenreiter.de/2007/06/19.html#esGehtVoran

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mögliche Antworten:
"Ab wieviel Menschenrechtsverletzung hört man auf, für jemanden zu werben."

Ich denke, das Aufhören beginnt erst, wenn die Menschenrechtsverletzung den Werbenden selbst trifft, was wiederum bei Kritik schnell passieren kann. Vorher sind das alles nur Stories, die "medial aufgebauscht wurden", irgendwelche schrägen Filme, die mit der eigenen Realität wenig zu tun haben.


"Und: Was kostet die Freiheit."

Das Leben wie es bisher war, die Ruhe und den Frieden. Doch es zahlt sich aus, diese vermeintliche Ruhe mitsamt ihren Freunden über Bord zu werfen. Erst dann stellt sich nachhaltige Lebensqualität und Entspannung ein. Das ist zumindest die Freiheit, die ich meine. Wenn du jedoch das Magazin mit diesem Namen meinst: Da musst du andere Fragen.

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